ÖBB 1144

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ÖBB 1144
1144 097 mit REX in St. Pölten Hbf
1144 097 mit REX in St. Pölten Hbf
1144 097 mit REX in St. Pölten Hbf
Nummerierung: 1144 003-021;
023-037;
039-046;
048-050;
052-075;
077-126

1144 200–290
Anzahl: 210, 01/2024 noch 165 in Betrieb
Hersteller: Umbau zur Reihe 1144:
ÖBB-Technische Services

Mechanischer Teil:
Simmering-Graz-Pauker

Elektrische Ausrüstung:
ARGE BES
BBC
ELIN
Siemens

Baujahr(e): 1144 003-126
2009–2013

1144 200–290
2002–2006

(Umbau aus Reihe 1044)
Ausmusterung: seit 2018
Achsformel: Bo’Bo’
Länge über Puffer: 16.100 mm
Höhe: 4.505 mm
Breite: 2.950
Drehzapfenabstand: 8.000 mm
Drehgestellachsstand: 2.900 mm
Gesamtradstand: 10.900 mm
Dienstmasse: 84 t
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Stundenleistung: 5.280 kW
Dauerleistung: 5.000 kW
Anfahrzugkraft: 341,5 kN
1144.2: 311,5 kN
Stundenzugkraft: 223 kN
Dauerzugkraft: 208,9 kN
Leistungskennziffer: 62,8 kW/t
Treibraddurchmesser: 1.300 mm
Stromsystem: 15 kV, 16 23 Hz
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: BBC-Federantrieb
Bremse: Direkte und indirekte Druckluftbremse Bauart Oerlikon;
Gleichstromwiderstandsbremse
Zugbeeinflussung: PZB90, LZB (1144 255—1144 290)

Die Lokomotiven der Reihe 1144 der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sind vierachsige elektrische Universallokomotiven die ursprünglich von Simmering-Graz-Pauker als Reihe 1044 gebaut und von ÖBB-Technische Services zur Reihe 1144 umgebaut wurden. Hintergrund des Umbaus war das Ausstatten der Lokomotiven mit Wendezug- und kompatibler Vielfachsteuerung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reihe 1144 mit REX in Tirol

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 2002 und 2005 wurden 1044 200 bis 290 mit kompatibler Vielfach- und Wendezugsteuerung ausgestattet. Wobei 1044 216-290 bereits ab Werk mit Vielfachsteuerung ausgestattet waren. Jedoch waren mit dieser nur die Lokomotiven 1044 216-290 miteinander kompatibel. bei den Lokomotiven 1044 200 bis 1044 254 wurde die Indusi I-60 auf die Punktförmige Zugbeeinflussung PZB 90 umgebaut. Im Zuge dieser Adaptierungen wurden die Maschinen, unter Beibehaltung der Ordnungsnummern, zur Reihe 1144 umbezeichnet. Per August 2006 befanden sich 119 Loks der Reihen 1044.0 sowie 91 Loks der Reihe 1144 im Stand der ÖBB.

2009 wurden auch die Nummern 003 bis 126 zur Reihe 1144 umgebaut. Neben dem Einbau der Fernsteuerung erhielten die umgebauten Lokomotiven eine GSM-R-Funkanlage, PZB 90 und neue LED-Scheinwerfer. Der Umbau war 2013 abgeschlossen.[1] Die im Zuge einer Unfallausbesserung zur 1144 umgebaute 1144 061 wurde als solche nicht mehr in Betrieb genommen.

Die 1144.40 wird als „moderne Nostalgielok“ (aber weiterhin im Plandienst) weitgehend im Ursprungszustand in blutorange und mit altem ÖBB-Logo („Pflatsch“) beibehalten. Sie wurde im Februar 2010 zur 1144.40 umgebaut und umgezeichnet.

Die Loks sind in ganz Österreich, selten auch in Teilen Süddeutschlands anzutreffen.

1144 033 in Kufstein

Ausmusterung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausmusterung Beginn 2018[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2018 werden die ältesten Loks der Reihe 1144.0 (Inbetriebnahme ab 1978 als 1044.0) bei Erreichen der Kilometergrenze, bei der eine Teilausbesserung fällig wäre, abgestellt und als Ersatzteilspender verwendet. Im Herbst 2018 wurden 1144 004 und 005 ausgemustert, sämtlicher als Ersatzteile verwertbarer Komponenten beraubt und im Winter 2020/2021 verschrottet. Mitte 2020 waren bereits rund 20 Maschinen aufgrund einer fälligen Teilausbesserung oder großer Schäden (039 und 107 nach Unfallschaden, 031 und 096 nach Trafoschaden) abgestellt.

Seit 2018 wird diese Reihe ausgemustert, und es sind bereits einige Lokomotiven abgestellt oder wurden verschrottet. Einige Exemplare werden jedoch zum Verkauf angeboten und wurden zum Teil auch schon verkauft, um in Museen gezeigt oder bei Privatbahnen zum Einsatz zu kommen. 1044 501 und 1144 017 sind im Eisenbahnmuseum Strasshof zu finden.[2] 1144 096 und 1144 006 wurden von ProLok gekauft. 1144 096 steht nun in Wien Heiligenstadt abgestellt. Mehrere Lokomotiven wurden nach Schweden an Grenland Rail verkauft. In Schweden werden diese Lokomotiven mit ETCS und STM ausgestattet. Es handelt sich um die Lokomotiven 1144 003, 010, 019, 023, 020, 018, 045, 024.[3]

Planung zum Verkauf in die Türkei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2020 wurden zahlreiche weitere Loks außer Betrieb genommen. Gemeinsam mit den meisten der bereits zuvor abgestellten Loks sollten diese (insgesamt etwa 50 Stück) auf eine Fahrleitungsspannung von 25 kV 50 Hertz für den Einsatz in Afrika umgebaut und anschließend in die Türkei überstellt werden, wo sie einem Bauunternehmen dienen sollten. Nicht zuletzt ist die große Abstellungswelle darauf zurückzuführen, dass die Reihe 1144 im Betrieb wesentlich mehr Strom verbraucht als etwa eine Taurus oder eine 1142. Bis Anfang 2021 sind insgesamt 55 Loks abgestellt worden.

Wiederinbetriebnahme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im März 2021 scheiterte das Verkaufsprojekt in die Türkei. 1144 008, 015, 025, 027, 034, 035, 049, 057, 060, 064, 085 und 087 wurden wieder in Betrieb genommen.[4][5]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Doppeltraktion mit einem Güterzug bei Trattenbach
Führerpult einer 1144

Die Technik blieb mit Ausnahme des Einbaus des Fernsteuerrechners und der PZB 90 beim Umbau weitgehend unverändert. Anders als bei der Reihe 1142 blieb das Zusatzbremsventil FDS2 am Führerstand erhalten.

Funkfernsteuerung (Versuche)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lokomotiven 1144 200 bis 219 wurden mit Funkfernsteuerung ausgerüstet. Dies sollte einen Nachschiebebetrieb am Brenner ohne Verbindung mit einem UIC-Kabel zwischen den Loks am Zuganfang und am Zugende ermöglichen. Da diese Technik aber nie die Zulassung erlangte, sind die dafür vorgesehenen Antennen wieder entfernt worden.

Drehgestelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Drehgestelle sind drehzapfenlos mit Flexicoilfedern abgestützt und verfügen über einen elektropneumatischen Achsausgleich. Der Antrieb erfolgt über einen BBC-Federantrieb mit Doppelkonus-Gummielementen.

Lackveränderungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Umbau auf 1144 erhielten mit Ausnahme der Ordnungsnummer 040 alle zum damaligen Zeitpunkt noch blutorangen Loks Neulack im Valousek-Design.

Nach einer Ausbesserung im TS Werk Linz erhielt die 1144 283 eine Lackierung (Pflatsch, große Loknummer an der Front) in Form ihres Fabrikszustandes sowie ein aufgeklebtes Fabriksschild. Einzig auf den LZB-Streifen, den die neu lackierten 1144 nicht mehr besitzen, wurde verzichtet. 1144 092 und 1144 117 sind im Schachbrett-Design unterwegs. 1144 092 trägt hierbei den ÖBB-Schriftzug und die 1144 117 den Pflatsch. 1144 040 ist als moderne Nostalgielok im originalen Lackdesign in Blutorange mit elfenbeinfarbenem Dach und drei gleichfarbigen Zierlinien und tiefschwarzem Rahmen und Drehgestellen unterwegs.

Unfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brenner, Tirol – Entrollte Lokomotiven am Brenner
Am 10. Februar 2014 entrollten im RoLa-Terminal Brennersee zwei unbesetzte Lokomotiven Baureihe 189 von Lokomotion und Rail Traction Company und prallten in den Begleitwagen und die Schiebelokomotive 1144 eines RoLa-Zugs. Die 1144 281 stürzte eine Böschung hinunter und schrammte dem Bahnhofsgebäude entlang. Glücklicherweise war die Fahrstraße für die Schiebelokomotive in ein Stumpfgleis und nicht auf das Streckengleis mit 23 ‰ Gefälle eingestellt. Die Lok wurde wieder hergerichtet und hat seither auf einer Seite keine Konsole für das dritte Schlusslicht mehr.[6]
Allentsteig, Niederösterreich – REX mit Sattelzug kollidiert
Am 25. September 2015 kollidierte der REX 2150 WienGmünd auf einer Eisenbahnkreuzung kurz vor dem Bahnhof Allentsteig der Franz-Josefs-Bahn mit einem Sattelauflieger, der eine 18 t schwere Holzerntemaschine geladen hatte und an der überhöhten Eisenbahnkreuzung aufgesessen war. Der Triebfahrzeugführer verstarb noch an der Unfallstelle, während der Fahrer des Sattelschleppers noch vor dem Unfall aus dem Führerhaus flüchten konnte.[7] Die Unfalllok 1144 286 wurde in der Hauptwerkstätte Linz repariert.
Beschädigte Hilfslokomotive 1144 282 im Polleroswandtunnel
Auf der Semmeringbahn ver­unfallter Tragwagen mit Container im Polleroswandtunnel
Breitenstein, Niederösterreich – Zurückrollender Güterzug kollidiert mit Hilfslok
Am 1. Dezember 2015 kam es auf der Semmeringbahn vor dem Bahnhof Semmering zu einer Zugtrennung eines bergauf fahrenden Holzzugs, der 205 Tonnen schwerer als erlaubt war. Ein nachfolgender, ebenfalls Richtung Semmering fahrender Containerzug wurde am vorherigen Selbstblocksignal angehalten. Die 1144 282, die auf dem Weg von Mürzzuschlag nach Gloggnitz war, wurde vom Bahnhof Breitenstein als Nebenfahrt in den besetzten Gleisabschnitt eingelassen, um den Containerzug zurück nach Breitenstein zu ziehen. Obwohl die Lokomotive noch gar nicht am Zugschluss angelangt war, löste der Triebfahrzeugführer des Containerzuges im Halbschlaf die Bremse, worauf sich der Zug in Bewegung setzte und im Polleroswandtunnel mit der Nebenfahrt kollidierte. 14 Containertragwagen entgleisten, die Lok sowie die Gleis-, Oberleitungs- und Signalanlagen im Tunnel erlitten schwere Beschädigungen. Der Sachschaden betrug um die drei Millionen Euro. Der Lokführer der Nebenfahrt wurde schwer verletzt. Die Semmeringbahn musste für rund zwei Wochen gesperrt werden.[8][9]
Wien Meidling – Verschubfahrt kollidiert mit Railjet
Am 15. April 2017 fuhr eine Verschubfahrt, bestehend aus der 1144 106 und einem Doppelstock-Wendezug, in die Flanke eines Railjet von Wien nach Lienz. Zuvor hatte der Triebfahrzeugführer der Verschubfahrt ein Verschubsignal missachtet. Die letzten 4 Wagen entgleisten und kippten fast komplett um. Dabei wurden 16 Personen verletzt.[10]
Triebfahrzeuge der Reihen 5022 und 1144 nach der Kollision in Haiding
Haiding, Oberösterreich – Entrollter Personenzug mit geräumtem Zug gestoppt
Am 30. Oktober 2017 entrollte im Bahnhof Neumarkt-Kallham an der Bahnstrecke Wels–Passau eine leere Regionalzugsgarnitur in Richtung Wels. Der Fahrdienstleiter bemerkte den Vorfall, worauf Feuerwehren die Bahnübergänge sicherten. Mit einem Triebwagen der Reihe 5022, der zuvor im Bahnhof Haiding geräumt worden war, konnte nach 20 Kilometern „Geisterfahrt “der entlaufene Zug gestoppt werden. Den entstandenen Sachschaden schätzten die ÖBB auf mehrere hunderttausend Euro. Die beteiligte 1144 259 ist wieder repariert worden.[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: ÖBB 1144 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Petrovitsch: ÖBB-Allrounder wird 40. In: eisenbahn-magazin. Nr. 6, 2015, ISSN 0342-1902, S. 15.
  2. 1044 501 - Museum Strasshof. Abgerufen am 1. November 2023.
  3. LOK Report - Norwegen/Schweden: Lokomotivnachwuchs für Grenland Rail. Abgerufen am 9. Januar 2024 (deutsch).
  4. ÖBB verkaufen Reihe 1144 in die Türkei. In: Eurailpress Archiv. Abgerufen am 11. März 2021.
  5. ÖBB: Verkauf der E-Loks Reihe 1144 geplatzt. In: Eurailpress Archiv. Abgerufen am 11. März 2021.
  6. Helmut Petrovitsch: Unfall mit entrollten Lokomotiven am Brenner. In: Eisenbahn Österreich. Nr. 3. Minirex, 2014, ISSN 1421-2900, S. 130.
  7. LKW gegen Zug auf der Franz-Josef-Bahn in der KG Thaua. Website der Freiwilligen Feuerwehr Göpfritz/Wild, abgerufen am 13. Februar 2016.
  8. Kuriose Zugkollision am Semmering. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 1. Minirex, 2016, ISSN 1022-7113, S. 28–29.
  9. Güterzugunfall am Semmering: Prozess endet mit Diversion. In: Kurier (Online-Ausgabe) vom 26. Juli 2017
  10. Zwischenuntersuchungsbericht@1@2Vorlage:Toter Link/www.bmvit.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: bmvit.gv.at 19. November 2018
  11. Hoher Schaden durch Geisterzug. Auf: ooe.orf.at, 1. November 2017.