2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88

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2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88

Aktiv 13. August 1808 bis 30. April 1919
Staat Herzogtum Nassau/
Königreich Preußen
Streitkräfte Nassauische Armee, ab 1866: Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung XVIII. Armee-Korps
Ehemalige Standorte Mainz, Hanau
Nassauisches 2. Infanterie-Regiment. 1810 in Spanien

Das 2. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 88 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nassauische Armee (bis 1866)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nassauischen Armee führte der Verband die Bezeichnung 2. Infanterie-Regiment. Der Wunsch Napoleons nach mehr Soldaten hatte am 13. August 1808 zur Bildung des Regimentes aus dem 2. nassauischen Bataillon (Jägerbataillon) und dem 3. nassauischen Bataillon (leichtes Jägerbataillon) geführt. Jedes Bataillon bestand danach aus je einer Grenadier-, vier Füsilier- und einer Voltigeurkompanie. Grundlage der Dienstgradabzeichen und Ausbildung war das österreichische Reglement. 1809 führte man französische Vorschriften und Dienstgradabzeichen ein.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1808 Oberst August von Kruse[1]
1814 Wilhelm von Goedecke
1817 Ferdinand von Hagen
1830 Adolf von Nauendorff
1840 Nikolaus Alefeld

1848 Georg Gerau
1848 Friedrich von Reichenau
1855 Friedrich Weiz
1861 bis 1864 Bruno Neidhardt von Gneisenau
1865 Friedrich von Arnoldi

Einsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preußische Armee (ab 1866)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Annexion Nassaus durch Preußen wurde die Nassauische Armee aufgelöst und das verbliebene Personal am 30. Oktober 1866 als Infanterie-Regiment Nr. 88 in die Preußische Armee übernommen.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reduit in Mainz-Kastel, in der das Regiment lag.
  • 1866 Luxemburg
  • 1867 Fulda, Hersfeld
  • 1871 Festung Mainz
  • 1894–97 Diez
  • 1914 Mainz-Oberstadt in der Elisabethen-Kaserne „An der Goldgrube“, Hanau (II. Bataillon) in der Infanterie-Kaserne am Paradeplatz

Verbandszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1915–1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch-Französischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nahm das Regiment an den Kämpfen bei Weißenburg (4. August), Wörth - Eroberung der ersten Mitrailleuse (6. August), Sedan (1. September), Mont Valerien (19. Januar 1871), sowie an der Belagerung von Paris (22. September 1870 bis 28. Januar 1871) teil.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ersten Weltkrieg wurde das Regiment 1914 bei der Marneschlacht eingesetzt. 1915 verlegte es die galizischen Ostfront, kehrte 1916 wieder an die Westfront zurück und nahm hier bis Kriegsende u. a. an den Schlachten um Verdun und an der Somme teil.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Regiment marschierte nach dem Waffenstillstand von Compiègne in die Heimat zurück, wo es vom 26. bis 31. Dezember 1918 in Bad Orb demobilisiert und schließlich am 30. April 1919 aufgelöst wurde.[4]

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 15. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments in Kassel.

Regimentschef[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konstantin I. von Griechenland in der Uniform eines preußischen Generalfeldmarschalls (1913)

Erster und einziger Regimentschef war seit 6. September 1913 der griechische König Konstantin I.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[5]
Oberstleutnant/Oberst Oskar Beyer von Karger 30. Oktober 1866 bis 9. März 1870
Oberst Richard Köhn von Jaski 10. März bis 6. August 1870
Oberstleutnant Leopold Preuß 10. August 1870 bis 11. Juli 1873
Oberstleutnant/Oberst Hugo von Below 12. Juli 1873 bis 13. Februar 1874 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Hugo von Below 14. Februar 1874 bis 30. September 1876
Oberst Karl von Bötticher 01. Oktober 1876 bis 1. November 1882
Oberst Alexander von Hornhardt 02. November 1882 bis 3. Februar 1888
Oberst Albert von Zingler 04. Februar 1887 bis 12. November 1888
Oberstleutnant Georg von Bosse 13. November bis 12. Dezember 1888 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Georg von Bosse 13. Dezember 1888 bis 23. März 1890
Oberst Jacob Meckel 24. März 1890 bis 16. Mai 1892
Oberst Anton Volk 17. Mai 1892 bis 17. Juni 1895
Oberst Hans von Bonin 18. Juni 1895 bis 26. Januar 1899
Oberst Alfred von François 27. Januar 1899 bis 21. April 1902
Oberst August Mathy 22. April 1902 bis 9. April 1906
Oberst Roderich von Dewitz 10. April 1906 bis 21. März 1910
Oberst Karl Brosius 22. März 1910 bis 4. März 1913
Oberst Hermann von Bassewitz 05. März 1913 bis 1. August 1914
Oberstleutnant Harry Puder 02. August bis 19. Oktober 1914
Oberstleutnant Karl Brentano 20. Oktober 1914 bis 17. Februar 1915
Oberst Walter Rogge 18. Februar 1915 bis 7. Oktober 1918
Oberstleutnant Guischard 08. Oktober 1918 bis 1919

Abtretungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Gesetz zur Heeresvermehrung vom 28. Januar 1896 wurden 33 neue Infanterie-Regimenter aufgestellt. Diese sollten aus den IV. Bataillonen der alten Regimenter gebildet werden. Die neuen Regimenter wurden zunächst zu zwei Bataillonen aufgestellt. Ein Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 166 wurde u. a. aus dem IV. Bataillon des 1. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 zusammengestellt.

Zur Aufstellung anderer Verbände mussten abgegeben werden: [6]

  • am 1. April 1881 - die 3. Kompanie an das Infanterie-Regiment Nr. 97
  • am 1. Oktober 1887 - die 10. Kompanie an das Infanterie-Regiment Nr. 145
  • am 1. Oktober 1912 - die 9. Kompanie an das Infanterie-Regiment Nr. 172

Denkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kriegerdenkmal Nerotalanlagen Wiesbaden

In der Mainzer Denkmalzone „Grüngürtel-Promenade Römerwall/Drususwall“ wurde für die „88er“ ein Denkmal in Form eines einfachen Blocks aus Buntsandstein errichtet.[7] Über der Inschrift verweist ein „K“ mit Krone zwischen den Jahreszahlen 1808 und 1919 auf die Regimentsgeschichte und den Regimentschef König Konstantin I. von Griechenland.[8]

In den Wiesbadener Nerotalanlagen erinnert ein Kriegerdenkmal an die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Soldaten der Infanterie-Regimenter Nr. 87 und Nr. 88 und mahnt zum Frieden. Es starben während dieses Krieges 24 Offiziere, 35 Unteroffiziere und 364 Soldaten aus Hessen-Nassau. Das nach den Entwürfen des Berliner Architekten Karl Krause und des Bildhauers Franz Prietel erbaute Denkmal wurde im Mai 1909 eingeweiht.[9][10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm von Isenbart: Geschichte des Herzoglich Nassauischen 2. Regiments. Stamm des Königlich Preussischen 2. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 (1808–1866). E.S. Mittler & Sohn, Berlin, 1891, DNB 574155295.
  • Guntram Müller-Schellenberg: Das nassauische Militär in napoleonischer Zeit. Schellenberg’sche Verlagsbuchhandlung, Taunusstein, 2007, ISBN 978-3-922027-79-9.
  • Walter Rogge: Das Königl. Preuß. 2. Nassauische Infanterie-Regiment Nr. 88. Deutsche Tat im Weltkrieg, Band 7, Verlag Bernard & Graefe, Berlin 1936.
  • Walter Rosenwald: Die Herzoglich-Nassauische Brigade im Feldzug 1866. Unter Berücksichtigung von Feldtruppen aus Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Baden, Württemberg und Österreich (= Guntram Müller-Schellenberg, Peter Wacker (Hrsg.): Das herzoglich-nassauische Militär 1806–1866. Band 3). Schellenberg, Taunusstein 1983, ISBN 978-3-922027-98-0.
  • Walther Schmidt: 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88. bearbeitet nach den amtlichen Kriegstagebüchern, 194 Seiten mit 7 Karten und 26 Skizzen. In: Deutsche Nationalbibliothek (Hrsg.): Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Gerh. Stalling, Oldenburg i. O., Berlin, Frankfurt am Main 2012, DNB 1026503124 (Online bei der Deutschen Nationalbibliothek – Originaltitel: (Cover) 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88. 1921.).
  • Digby George Smith (unter dem Pseudonym Otto von Pivka): Armeen und Waffen. Band 2: Napoleons Verbündete in Deutschland. Bonn 1979, ISBN 3-8033-0285-4.
  • Peter Wacker: Das herzoglich-nassauische Militär 1813–1866. Schellenberg’sche Verlagsbuchhandlung, Taunusstein, 1998, ISBN 3-922027-85-7.
  • 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88. 33 Bilder nach Original-Aufnahmen anläßlich des hundertjährigen Jubiläums 1808–1908. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1908.
  • Günther Voigt: Die Infanterie-, Füsilier- bzw. Grenadier-Regimenter 61–99 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 3. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus v. Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88. 33 Bilder nach Original-Aufnahmen anläßlich des hundertjährigen Jubiläums 1808–1908. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1908, S. 1.
  2. Peter Wacker: Das herzoglich-nassauische Militär 1813–1866. Schellenberg’sche Verlagsbuchhandlung, S. 32ff.
  3. Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913, S. 302.
  4. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 158.
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 225–226.
  6. G. Voigt: Deutschlands Heere bis 1918. Band 3, Biblio Verlag, Osnabrück 1982, S. 347.
  7. Rechtsverordnung (PDF; 711 kB) zur Unterschutzstellung der Denkmalzone „Grüngürtel-Promenade Römerwall/Drususwall“ in Mainz
  8. Wolfgang Balzer: Königlich Preußisches 2. Nassauisches Infanterie-Regiment Nr. 88. auf: festung-mainz.de.
  9. Schautafel vor dem Kriegerdenkmal der Wiesbadener Nerotalanlagen
  10. „Wiesbadener Tagblatt vom 8. Mai 1909“, abgerufen am 13. April 2021