4. Garde-Regiment zu Fuß

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4. Garde-Regiment zu Fuß

Aktiv 5. Mai 1860 bis 6. Juni 1919
Staat Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterieregiment
Unterstellung Gardekorps
Ehemalige Standorte Spandau, ab 1893 Berlin, Ortsteil Moabit
Leitung
Kommandeure Siehe Kommandeure

Das 4. Garde-Regiment zu Fuß war ein Garderegiment der Preußischen Armee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband wurde am 5. Mai 1860 aus den Garde-Landwehr-Stammbataillonen „Berlin“, „Magdeburg“ und „Cottbus“ des 2. Garde-Landwehr-Stammregiments sowie Abgaben des 2. Garde-Regiments zu Fuß errichtet. Es trug kurze Zeit den Namen 2. Kombiniertes Garde-Infanterie-Regiment, wurde jedoch schon zwei Monate nach seiner Aufstellung in 4. Garde-Regiment zu Fuß umbenannt. Zunächst garnisonierte es in Spandau und war ab 14. August 1893 in Berlin-Moabit untergebracht.

Es trug den Spitznamen „Die Moabiter Veilchen“.

Am 11. August 1893 wurde ein IV. Bataillon aufgestellt, aber bereits durch A.K.O. vom 31. März 1897 wieder aufgelöst.[1] Am 1. Oktober 1911 wurde das Regiment um eine MG-Kompanie erweitert.[2]

Deutsch-Dänischer Krieg 1864[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Deutsch-Dänischen Krieges nahm das Regiment an der Einschließung von Fredericia und am Sturm auf die Düppeler Schanzen teil. Es hatte dabei 171 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Verstorbenen zu verzeichnen.

Deutscher Krieg 1866[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Regiment sollte im Deutschen Krieg eigentlich als Besatzungstruppe eingesetzt werden, wurde dann jedoch dem II. Reserve-Armee-Korps unterstellt.

Deutsch-Französischer Krieg 1870/71[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Frankreich war das Regiment der 2. und der Maas-Armee unterstellt. Es nahm am 18. August 1870 an der Schlacht bei St. Privat sowie am 1. September 1870 an der Schlacht bei Sedan teil. Anschließend kam es bei der Belagerung von Paris zum Einsatz.

Insgesamt hatte der Verband während dieses Krieges 620 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Verstorbenen zu beklagen.

Boxeraufstand 1900[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich der Niederschlagung des Boxeraufstandes meldeten sich vier Offiziere, sechs Unteroffiziere und 43 Mann des Regiments freiwillig zum Dienst nach China.

Aufstand der Herero und Nama 1904/08[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch an der Niederschlagung des Aufstandes der Herero und Nama nahmen Freiwillige des Regiments teil.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Mobilmachung im Ersten Weltkrieg am 2. August 1914 nahm das Regiment zunächst am Einmarsch in das neutrale Belgien am 12. August 1914 teil. Daran schloss sich am 26. August 1914 der weitere Marsch nach Frankreich an. Dort kämpfte es in den Schlachten an der Marne, bei St. Quentin sowie in der Champagne. Nach Stellungskämpfen verlegte der Verband am 19. April 1915 an die Ostfront und kam in der Schlacht von Gorlice-Tarnów zum Einsatz. Mitte September 1915 verlegte es nach Frankreich zurück, lag in Stellungskämpfen und nahm an der Schlacht an der Somme teil.

Die Gefechtsstärke des Regiments betrug am 1. Oktober 1918 nur noch ca. 150 Mann.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende begann am 17. November 1918 der Abzug aus Frankreich. Die Reste des Regiments kehrten daraufhin nach Berlin zurück, wo vom 14. bis 21. Dezember 1918 die Demobilisierung erfolgte und der Verband schließlich am 6. Juni 1919 aufgelöst wurde.[3]

Am 24. Dezember begann man aus ehemalige Angehörige das Freiwilligen-Regiment Reinhard zu bilden, das sich dann gegen den Spartakusaufstand stellte und bei den Berliner Märzkämpfen[4] eingesetzt wurde. Das Freikorps wurde am 6. Juni 1919 als Stab und I. Bataillon in das Reichswehr-Infanterie-Regiment 29 übernommen.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 10. Kompanie des 9. (Preußisches) Infanterie-Regiments fort.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[5]
Oberstleutnant/Oberst Ludwig von Korth 01. Juli 1860 bis 20. November 1864
Oberstleutnant/Oberst Leo von der Osten-Sacken 21. November 1864 bis 6. Juli 1868
Oberst Gustav von Neumann 07. Juli 1868 bis 2. Juni 1871
Oberstleutnant Wilhelm von Grolman 20. Juni bis 3. November 1871 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm von Grolman 04. November 1871 bis 17. Mai 1876
Oberst Albrecht von Sanitz 18. Mai 1876 bis 14. Mai 1881
Oberst Waldemar von Roon 15. Mai 1881 bis 7. Juli 1883
Oberst Hermann von Lettow-Vorbeck 07. Juli 1883 bis 25. März 1885
Oberst Robert von Unger 26. März 1885 bis 3. Dezember 1886
Oberst Hermann von Wilczeck 04. Dezember 1886 bis 5. April 1889
Oberstleutnant/Oberst Ludwig Böcklin von Böcklinsau 06. April bis 21. Mai 1889 bis 29. März 1892
Oberst Julius Heinrich von Gemmingen-Steinegg 29. März 1892 bis 26. Januar 1894
Oberst Karl von Bülow 27. Januar 1894 bis 5. Februar 1897
Oberstleutnant/Oberst Konrad Ernst von Goßler 06. Februar 1897 bis 17. April 1900
Oberst Alfred von Haugwitz 18. April 1900 bis 17. Dezember 1901
Oberst Albert von Lüdinghausen gen. Wolff 18. Dezember 1901 bis 23. Oktober 1903
Oberst Ewald von Lochow 24. Oktober 1903 bis 12. Dezember 1906
Oberst Alfred von Larisch 13. Dezember 1906 bis 30. Juli 1908
Oberst Konstantin Schmidt von Knobelsdorf 31. Juli 1908 bis 26. Januar 1911
Oberst Erich von Falkenhayn 27. Januar 1911 bis 19. Februar 1912
Oberst Walter von Hülsen 20. Februar 1912 bis 3. Juli 1914
Oberst Engelbert von dem Busch 04. Juli 1914 bis 30. Mai 1915
Oberst Wilhelm Reinhard 01. Juni 1915 bis 6. Februar 1919

Fahnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Fahnen des Regiments bestanden aus weißem quadratischen Seidentuch mit der Seitenlänge vier Fuß und sechs Zoll. In der Mitte befand sich der Schriftzug „Pro Gloria et Patria“ in Gold sowie ein schwarzer preußischer Adler umgeben von Lorbeer und mit einer goldenen Krone gekrönt. An den vier Seiten befanden sich je eine goldene, flammende Granate und in den Ecken jeweils der königliche Namenszug „FWR“, umgeben von grün-silbernem Lorbeer. Jedem Bataillon wurde gemäß A.K.O vom. 15. Oktober 1860 eine solche Fahne verliehen, dieselben wurden am 18. Januar 1861 in Berlin geweiht.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den 1906 von Wilhelm Voigt, dem „Hauptmann von Köpenick“, getäuschten Soldaten gehörten sechs dem 4. Garde-Regiment zu Fuß an, vier weitere dem Garde-Füsilier-Regiment.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Curtius: Offizier-Stammliste des Königlich Preußischen 4. Garde-Regiments zu Fuß 1860–1905. Verlag R. Eisenschmidt, Berlin 1905.
  • Wilhelm Reinhard: Das 4. Garde-Regiment zu Fuß. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg 1924.
  • Günther Voigt.: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 1. Biblio-Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 4. Garde-Regiment zu Fuß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. Band 4. Biblio Verlag. Osnabrück 1967. S. 300f.
  2. Curt Jany: Geschichte der Preußischen Armee vom 15. Jahrhundert bis 1914. Band 4, Biblio Verlag, Osnabrück 1967, S. 305.
  3. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 21.
  4. https://gedenkmal-berlin.de/fritz-schloss/regiment/03-geschichte
  5. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 12f.