6-Stunden-Rennen von Brands Hatch 1969

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Der Mirage M2, gefahren von Jacky Ickx und Jackie Oliver, gab in Brands Hatch sein Debüt in der Weltmeisterschaft
Ferrari 312P mit Spider-Karosserie, wie er in Brands Hatch von Chris Amon und Pedro Rodríguez gefahren wurde

Das 6-Stunden-Rennen von Brands Hatch 1969, auch BOAC International 500 World Championship Sportscar Race, Brands Hatch, fand am 13. April in Brands Hatch statt und war der dritte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.

Vor dem Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teamverantwortlichen von Porsche wurden beim ersten Renneinsatz der Porsche 908 beim Saisoneröffnungsrennen, dem 24-Stunden-Rennen von Daytona, Zeugen eines Debakels. Alle fünf gestarteten Werkswagen fielen wegen unterschiedlicher technischer Probleme aus. Auch beim 12-Stunden-Rennen von Sebring blieb das Porsche Team ohne Gesamtsieg. Für das Rennen in Brands Hatch meldete Porsche-Rennleiter Rico Steinemann vier neue Porsche 908/02 mit Spyder-Karosserie für die Fahrerpaarungen Jo Siffert/Brian Redman, Vic Elford/Richard Attwood, Gerhard Mitter/Udo Schütz und Hans Herrmann/Rolf Stommelen.

In Daytona gewann überraschend der von Roger Penske gemeldete Lola T70 Mk.3B GT von Mark Donohue und Chuck Parsons. In Brands Hatch standen sieben T70 MK.3 GT in der Meldeliste, die allesamt in der Sportwagenklasse bis 5 Liter Hubraum an den Start gingen, darunter der Scuderia Filipinetti-T70 von Jo Bonnier und Herbert Müller, der Wagen von David Piper mit dem Teamkollegen Roy Pierpoint und Paul Hawkins mit Partner Jonathan Williams.

In Sebring blieb der John Wyer-Ford GT40 von Jacky Ickx und Jackie Oliver siegreich. Wyer meldete einen GT40 für David Hobbs und Mike Hailwood und den neuen Mirage M2/300 für Jacky Ickx und Jackie Oliver. Der M2 war die erste komplette Neukonstruktion des Wyer-Teams, da der M1 ein umgebauter GT40 war. Die Entwurfsarbeit stammte von Len Terry und der 3-Liter-V12-Motor von B.R.M.[1] Ein erfolgreiches Debüt hatte der Ferrari 312P bereits hinter sich. Der neue Prototyp der Scuderia kam beim 12-Stunden-Rennen in Sebring erstmals zum Einsatz. Chris Amon und Mario Andretti steuerten den 312P an die zweite Stelle der Gesamtwertung. Auch in Brands Hatch war nur ein 312P am Start, gefahren von Chris Amon und Pedro Rodríguez. Erstmals seit dem 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps 1968 setzte Alan Mann Racing zwei nunmehr detailverbesserte Ford F3L P68 ein. Neben Frank Gardner zählten die beiden ehemaligen Formel-1-Weltmeister Jack Brabham und Denny Hulme zum Rennteam.

Das Rennen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die schnellste Trainingszeit erzielte Jo Siffert im Porsche 908/02 mit der Startnummer 53. Die Pole-Position-Zeit betrug 1:28,800 Minuten. Neben in der ersten Reihe standen der Ferrari von Chris Amon, der im letzten Training nur 2/10 Sekunden langsamer war als Siffert im Porsche, und der Lola von Jo Bonnier. Nach Trainingsende verhinderte nur eine Absperrung aus Eisen ein weiteres Porsche-Debakel. Der Ford GT40 von Helmut Kelleners und Reinhold Joest rollte im Fahrerlager unbesetzt auf die vier abgestellten und abgedeckten Porsche zu, ehe er von der Absperrung gestoppt wurde.

Im Rennen waren die Porsche diesmal nicht zu schlagen. Neben den Vorteilen auf der Bahn hatte das Team auch die bessere Boxenstrategie. Um das Betanken mit Kannen zu verkürzen, benutzten die Mechaniker einen großen Trichter zum Einfüllen. War der Tank voll, rann der überschüssige Sprit über eine Leitung in einen Kanister. Porsche feierte einen Dreifachsieg vor dem Werks-312P. Bei Ferrari musste man einige unplanmäßige Boxenstopps einlegen, einmal wegen eines Reifenschadens. Der erste Einsatz des Mirage M2 endete nach 88 gefahrenen Runden durch einen Defekt der Antriebswelle. Von den beiden Ford F3L P69 konnte nur einer das Rennen aufnehmen. Der Wagen von Jack Brabham hatte vor dem Rennen einen Motorschaden, das zweite Fahrzeug musste nach kurzer Renndauer mangels Öldruck abgestellt werden. Einen schweren Unfall hatte Jo Bonnier im letzten Renndrittel, bei dem er unverletzt blieb[2]. Da die Unfallursache nicht klar war, wurden die T70 von David Piper und Trevor Taylor aus dem Rennen genommen.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlussklassement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Fahrzeug Runden
1 P 3.0 53 Deutschland Porsche System Engineering Ltd. Schweiz Jo Siffert
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Redman
Porsche 908/02 227
2 P 3.0 55 Deutschland Porsche System Engineering Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vic Elford
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Richard Attwood
Porsche 908/02 225
3 P 3.0 54 Deutschland Porsche System Engineering Ltd. Deutschland Gerhard Mitter
Deutschland Udo Schütz
Porsche 908/02 223
4 P 3.0 60 ItalienItalien Ferrari S.p.A. Sefac Neuseeland Chris Amon
Mexiko Pedro Rodríguez
Ferrari 312P 223
5 S 5.0 10 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. W. Automotive Engineering Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Hobbs
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Hailwood
Ford GT40 207
6 P 3.0 56 Deutschland Porsche System Engineering Ltd. Deutschland Hans Herrmann
Deutschland Rolf Stommelen
Porsche 908/02 205
7 S 2.0 25 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chevron Cars SchwedenSchweden Reine Wisell
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Hine
Chevron B8 205
8 S 5.0 7 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tech-Speed Racing Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chris Craft
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Eric Liddell
Lola T70 Mk.3 GT 205
9 S 2.0 21 Belgien Racing Team V.D.S. NiederlandeNiederlande Rob Slotemaker
Belgien Teddy Pilette
Alfa Romeo T33/2 203
10 P 3.0 62 Deutschland German B.G. Racing Team Deutschland Gerhard Koch
Deutschland Hans-Dieter Dechent
Porsche 907 2.2 201
11 S 5.0 8 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Sadler Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Sadler
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Paul Vestey
Ford GT40 199
12 S 2.0 24 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich P. S. McNally Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Digby Martland
SchwedenSchweden Richard Broström
Porsche 910 199
13 P 2.0 71 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gold Leaf Team Lotus Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Miles
AustralienAustralien Brian Muir
Lotus 62 190
14 S 2.0 27 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Clive Baker Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Brown
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roger Enever
Chevron B8 187
15 P 2.0 82 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Scodec de Cadenet Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tony Beeson
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alain de Cadenet
Ferrari Dino 206S 187
16 S 5.0 9 Deutschland IGFA German Racing Team Deutschland Helmut Kelleners
Deutschland Reinhold Joest
Ford GT40 186
17 S 5.0 2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Piper Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Piper
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roy Pierpoint
Lola T70 Mk.3B GT 182
18 P 2.0 79 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ben Shermann Originals Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Blades
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jim Morley
Chevron B8 181
19 S 5.0 5 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Team Elite Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Trevor Taylor
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Hugh Dibley
Lola T70 Mk.3B GT 178
20 S 5.0 3 Schweiz Scuderia Filipinetti Ecurie Bonnier SchwedenSchweden Jo Bonnier
Schweiz Herbert Müller
Lola T70 Mk.3B GT 173
21 S 5.0 6 Schweiz Sportscars Switzerland Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Robin Widdows
SchwedenSchweden Ulf Norinder
Lola T70 Mk.3B GT 170
22 P 2.0 81 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Julian Hasler Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Crabtree
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Jackson
Nomad Mk.1 157
23 P 2.0 83 NiederlandeNiederlande S.R.T. Holland NiederlandeNiederlande Gijs van Lennep
NiederlandeNiederlande Toine Hezemans
Abarth 2000S 148
Ausgefallen
24 S 5.0 1 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Paul Hawkins Racing Ltd. AustralienAustralien Paul Hawkins
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jonathan Williams
Lola T70 Mk.3B GT 133
25 S 5.0 4 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Sidney Taylor Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Peter Revson
SchwedenSchweden Sten Axelsson
Neuseeland Denny Hulme
Lola T70 Mk.3B GT 120
26 S 2.0 22 Belgien Racing Team V.D.S. Belgien Gustave Gosselin
Belgien Claude Bourgoignie
Alfa Romeo T33/2 100
27 S 5.0 11 SpanienSpanien Escuderia Montjuich SpanienSpanien José Juncadella
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gordon Spice
Ford GT40 95
28 P 3.0 51 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. W. Automotive Engineering Ltd. Belgien Jacky Ickx
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jackie Oliver
Mirage M2/300 88
29 P 2.0 78 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Chevron Cars Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Lepp
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Bridges
Chevron B8 50
30 P 3.0 63 Deutschland German Racing Team OsterreichÖsterreich Rudi Lins
Deutschland Willi Kauhsen
Porsche 907 2.2 44
31 S 2.0 23 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Nick Gold Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Nick Gold
SpanienSpanien Juan Fernández
Porsche 906 40
32 P 3.0 58 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alan Mann Racing Ltd. Neuseeland Denny Hulme
AustralienAustralien Frank Gardner
Ford F3L P68 14
33 P 2.0 75 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich W. J. Tee Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Ian Tee
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Willie Green
Ginetta G16A 9
34 S 5.0 12 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Prophet Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Prophet
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Edward Nelson
Lola T70 Mk.3 GT 4
Nicht gestartet
35 S 2.0 26 AustralienAustralien Road & Racing Accessories Holborn Ltd. AustralienAustralien Tim Schenken
AustralienAustralien John Fenning
Chevron B8 1
36 P 3.0 57 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Alan Mann Racing Ltd. AustralienAustralien Jack Brabham
AustralienAustralien Frank Gardner
Ford F3L P69 2
37 P 2.0 73 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roger Nathan Racing Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roger Nathan
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Clive Baker
Astra RNR1 3

1 Unfall im Training 2 Motorschaden vor dem Rennstart 3 nicht gestartet

Nur in der Meldeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.

Pos. Klasse Nr. Team Fahrer Chassis
38 S 2.0 23 Schweiz Sportscar Switzerland SchwedenSchweden Richard Broström
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Masten Gregory
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gordon Spice
Porsche 910
39 S 2.0 29 Schweiz Wicky Racing Team Schweiz André Wicky
FrankreichFrankreich Jean-Pierre Hanrioud
Porsche 910
40 P 3.0 52 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich J. W. Automotive Engineering Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Hobbs
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Hailwood
Mirage M2/300
41 P 3.0 61 ItalienItalien Ferrari S.p.A. Sefac Ferrari 312P
42 P 2.0 72 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gold Leaf Team Lotus Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Beckwith
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mo Nunn
Lotus 62
43 P 2.0 74 SpanienSpanien Escuderia Nacional C.S. SpanienSpanien Àlex Soler-Roig
OsterreichÖsterreich Rudi Lins
Porsche 907
44 P 2.0 76 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Piper Cars Ltd. Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Peter Creasey
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Bamford
Piper GTR
45 P 2.0 77 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mark Konig Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Roy Pierpoint
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mark Konig
Nomad Mk.2
46 P 2.0 80 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich William Bradley Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich William Bradley Porsche 907

Klassensieger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klasse Fahrer Fahrer Fahrzeug Platzierung im Gesamtklassement
P 3.0 Schweiz Jo Siffert Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Redman Porsche 908/02 Gesamtsieg
P 2.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Miles AustralienAustralien Brian Muir Lotus 62 Rang 13
S 5.0 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Hobbs Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Mike Hailwood Ford GT40 Rang 5
S 2.0 SchwedenSchweden Reine Wisell Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Hine Chevron B8 Rang 7

Renndaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeldet: 46
  • Gestartet: 34
  • Gewertet: 23
  • Rennklassen: 4
  • Zuschauer: unbekannt
  • Wetter am Renntag: erst warm und trocken, Regen am Ende des Rennens
  • Streckenlänge: 4,265 km
  • Fahrzeit des Siegerteams: 6:00:08,400 Stunden
  • Gesamtrunden des Siegerteams: 227
  • Gesamtdistanz des Siegerteams: 968,101 km
  • Siegerschnitt: 161,287 km/h
  • Pole-Position: Jo Siffert – Porsche 908/02 (#53) – 1:28,800
  • Schnellste Rennrunde: unbekannt
  • Rennserie: 3. Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft 1969

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Über den Mirage M2
  2. Der Unfall von Jo Bonnier
Vorgängerrennen
12-Stunden-Rennen von Sebring 1969
Sportwagen-Weltmeisterschaft Nachfolgerennen
1000-km-Rennen von Monza 1969