9. Infanterie-Division (Wehrmacht)

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

9. Infanterie-Division

Aktiv Oktober 1934 bis Ende April 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Division
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Gießen
Zweiter Weltkrieg Überfall auf Polen, Kuban-Brückenkopf, Operation Jassy-Kischinew
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 9. Infanterie-Division war ein vor dem Zweiten Weltkrieg aufgestellter Großverband der deutschen Wehrmacht. Der Verband gehörte zur 1. Aufstellungswelle und wurde mit Truppenteilen der Reichswehr gebildet.

Divisionsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 9. Infanterie-Division wurde im Oktober 1934 unter dem Decknamen „Infanterieführer V“ in Gießen aufgestellt. Den Tarnnamen behielt die Division bis zum 15. Oktober 1935. Ihre Infanterie-Regimenter wurden aus dem IR 15 der 5. Division der Reichswehr, aus Landespolizeieinheiten und aus Freiwilligen gebildet.

Garnisonsstandorte waren:

  • Infanterie-Regiment 15 in Kassel
  • Infanterie-Regiment 36 in Gießen
  • Artillerie-Regiment 9 in Hanau
  • I./ Artillerie-Regiment 45 in Fulda
  • Beobachtungs-Abteilung 9 in Marburg
  • Division Einheiten im Raum Hannover und Wetzlar

Mit der Remilitarisierung des Rheinland 1936 wurde das IR 36 als IR 105 an die 34. ID abgegeben und das IR 36 in Fritzlar neu aufgestellt.

Das IR 36 hatte in Friedberg 1937 eine neue Garnison bezogen und in Gießen wurde das IR 116 aufgestellt. Zusätzlich erfolgte die Aufstellung des IR 57 in den Standorten Siegen, Marburg und Weilburg. Der Infanteriekommandeur 9 hatte zu dieser Zeit sein Quartier in Siegen.

Im August 1939 wurde die Division in Vorbereitung auf den Angriffskrieg gegen Polen mobilisiert. Hierzu werden die 4. Kompanie des MG-Bataillon 59 (Kassel) und der Schallmeßtrupp 10 der Division unterstellt. Die Division wird zur Grenzsicherung in die Saarpfalz verlegt und der 1. Armee unterstellt. Die II. Abteilung AR 45 verlässt den Divisionsverband und wird Heerestruppe.

Westwall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grenzsicherung nach Westen in den Stellungen des Westwall und dahinter verläuft für die Division ohne größere Kriegsereignisse. Für das IR 36 wird ein III. Bataillon aufgestellt. Im Oktober, nach Abschluss der Kämpfe in Polen verlegt die Division in die Eifel und sichert dort weiterhin nach Westen.

Im Januar 1940 wird mit dem Feld-Ersatz-Bataillon 9 ein Verband für die Aufstellung der 169. ID abgegeben. Im Februar wird das II./ IR 36 für die Aufstellung der 299. ID abgegeben und neu gebildet.

Westfeldzug[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Mai 1940 greift die Division aus ihrem Bereitstellungsraum in der Eifel in Richtung Belgien an. Der Verband stößt über Bastogne und St. Quentin bis in einen Raum südlich von Arras vor. Danach sicherte die Division den Brückenklopf über die Somme.

Beim IX. AK unterstellt beginnt die Division die zweite Phase des Angriffs, zieht mit allen Teilen über die Somme und rückte weiter in Richtung Paris vor. Knapp östlich von Paris gingen Truppenteile am 12. und 13. Juni über die Seine und einzelne Truppenteile waren an der Besetzung der französischen Hauptstadt beteiligt.

Bis März 1941 folgte schließlich ein Einsatz als Besatzungstruppe in Nordfrankreich, der bis März 1941 dauerte. In dieser Zeit gibt die Division ca. 1/3 ihrer Mannschaften für die Aufstellung der 129. ID ab, dazu gehörten Stab IR 36, mit den jeweils III. Bataillonen der Infanterie Regimenter.

Im Mai verlegt die aufgefüllte Division nach Südpolen um Bereitstellungen zu beziehen.

Unternehmen Barbarossa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 10. Juni 1941 begann der Angriff auf die Sowjetunion. Die Division folgte als Reserve der 6. Armee mit dem Übergang über den Bug und dem Marsch nach Schitomir den Angriffsdivision. Ende Juli 1941 kommt es bei der Kesselschlacht von Uman zum ersten Einsatz. Im August steht die Division südlich von Kiew am Dnjepr und geht im Oktober nach der Schlacht bei Kiew über den Fluss angreifend weiter ostwärts vor. Der Verband erreicht Poltawa mit dem in dieser Gegend verlaufenden Donez. Im Winter 1941/42 richtet sich die Division in dieser Gegend zur Verteidigung ein und wir vielfach angegriffen.

1942[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als die Wehrmacht 1942 wieder in die Offensive ging, begann das Jahr mit Kämpfen um Isjum, Rostow am Don und Bataisk. Nach Südosten eindrehend, ging es in den Raum Krasnodar am Kuban. Im Rahmen des V. Armee-Korps sicherte die Division die rechte Flanke der deutschen Kräfte, die auf den Kaukasus vorstießen.

1943[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Katastrophe von Stalingrad war die Wehrmacht zum Rückzug aus dem Kaukasus gezwungen und begann ab Januar 1943 Kräfte zurückzuführen. Über Noworossisk marschierte die 9. Infanterie-Division im März in eine Haltepositionen im Kuban-Brückenkopf. Die Division stand im Zentrum der Abwehrfront des Brückenkopfs im Großraum Krymskaja. Im September 1943 wurde der Brückenkopf geräumt. Die 9. ID musste sie sich über die Krim in die Ukraine zurückziehen.

1944[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rückzugskämpfe des Jahres 1944 führten die Division über Melitopol in den Raum Nikopol. Dort sicherte die abgekämpfte Division südlich von Saporoschje einen Abschnitt entlang des Dnjepr. Ab Februar folgten Rückzugskämpfe über Uman in die Gegend des Ingulez und dann bis hinter den Dnjestr. Die Division hielt Ende des Monats eine Frontlinie bis zur Mündung des Flusses ins Schwarze Meer. Im April/Mai ging es für die Division in den Raum Kischinew. Zwischen Rascaeti und Ciubirciu erfolgte ein letzter "erfolgreicher" Abwehrkampf, der jedoch die letzten Divisionskräfte aufbrauchte und den Verband in Kampfgruppen aufsplitterte. Mit den 20. August 1944 galt die 9. Infanterie-Division deshalb, zu dieser Zeit der Heeresgruppe Südukraine zugeteilt, als bei Kischinew vernichtet.

9. Volksgrenadier-Division[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit den geringen Resten der 9. Infanterie Division wurde am 13. Oktober 1944 in Esbjerg in Dänemark die 9. Volksgrenadier-Division aufgestellt. Die Truppengestellung und Ausrüstung wurde vom Wehrkreis X (Hamburg) übernommen, wobei die in Dennewitz bereits als Schatten-Division in Aufstellung befindliche 584. Infanterie Division der 32. Aufstellungswelle den Rahmen bildete und deren Organisation wurde umbenannt.

  • Infanterie-Regiment 1 "Dennewitz" wurde neues Infanterie-Regiment 36
  • Infanterie-Regiment 2 "Dennewitz" wurde neues Infanterie-Regiment 57
  • Infanterie-Regiment 3 "Dennewitz" wurde neues Infanterie-Regiment 116
  • Artillerie Regiment "Dennewitz" wurde neues Artillerie Regiment 9
  • Divisionseinheiten erhielten die Nummern der alten Divisionseinheiten der 9. ID

Ardennenoffensive[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Jahresende 1944 verlegte die 9. VGD in den Bereitstellungsraum für die Ardennenoffensive in der Eifel. Als nicht vollmotorisierte Einheit diente der Vorstoß der Division der Entlastung der über Bastogne angreifenden Verbände. Nachdem klar war, dass die Angriffsoperation gescheitert war, musste sich auch die 9. VGD zurückziehen. Im Großraum Winseler bezogen die Divisionsteile im März eine Abwehrstellung in der südlichen Flanke der 7. Armee der bis nach Trier reichte. Nach dem amerikanischen Rheinübergang bei Remagen bildeten sich Kampfgruppen, die sich vom Rhein langsam nach Franken zurückzogen.

Kapitulation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Überreste der 9. VGD stellten im April 1945 im sogenannten Taubernabschnitt die Kämpfe ein und kapitulierten vor den vorrückenden US-amerikanischen Streitkräften.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Divisionskommandeure der 9. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
1. April 1934 bis 1. Oktober 1934 Generalmajor Erwin Oßwald
1. Oktober 1934 bis 7. März 1936 Generalmajor/Generalleutnant Erich Lüdke
7. März 1936 bis 4. November 1938 Generalleutnant Erwin Oßwald
4. November 1938 bis 1. August 1940 Generalleutnant Georg von Apell
1. August 1940 bis 6. Januar 1941 Generalmajor/Generalleutnant Erwin Vierow
6. Januar 1941 bis 20. August 1943 Generalmajor/Generalleutnant Siegmund Freiherr von Schleinitz
20. August 1943 bis 1. Mai 1944 Generalmajor/Generalleutnant Friedrich Hofmann
1. Mai 1944 bis 16. Juni 1944 Oberst Otto-Hermann Brücker
16. Juni bis 29. August 1944[A 1] Oberst/Generalmajor Werner Gebb
1. November 1944 bis April 1945 Oberst/Generalmajor Werner Kolb
Generalstabsoffiziere (Ia) der 9. ID
Dienstzeit Dienstgrad Name
1. August 1936 bis 1. April 1938 Major Max Hermann Bork
1939 bis Juli 1940 Oberstleutnant Julius Lynker
10. Juli 1940 bis 5. Juli 1942 Major Hans-Georg von Tempelhoff
5. Juli 1942 bis 1. Mai 1943 Oberstleutnant Leo Hepp
1. Mai 1943 bis 1. März 1944 Major Arnold Tamm
1. März bis August 1944 Major Helmut Schwenninger

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt wurde 18 Angehörigen der 9. ID das Ritterkreuz verliehen und 81 das Deutsche Kreuz in Gold.

Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veränderungen in der Gliederung der 9. ID von 1939 bis 1944
1939 1942 1943–1944
Infanterie-Regiment 36[A 2] Grenadier-Regiment 36
Infanterie-Regiment 57 Grenadier-Regiment 57
Infanterie-Regiment 116 Grenadier-Regiment 116
Artillerie-Regiment 9
Pionier-Bataillon 9
Panzerabwehr-Abteilung 9 Panzerjäger-Abteilung 9
Aufklärungs-Abteilung 9 Radfahr-Abteilung 9 Füsilier-Bataillon 9
Beobachtungs-Abteilung 9[A 3] --
Nachrichten-Abteilung 9
Feldersatz-Bataillon 9
Versorgungseinheiten 9

Das Artillerie-Regiment 9 bestand aus der I.–III. Abteilung und der I./Artillerie-Regiment 45. Am 19. Mai 1942 wurde das I./Artillerie-Regiment 45 gebildet, umgruppiert aus der IV./Artillerie-Regiment 9.

Bekannte Divisionsangehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen 1-50. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg 1991, ISBN 3-7909-0413-9.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. 2. Auflage. Band 3: Die Landstreitkräfte 6–14. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974, ISBN 3-7648-0942-6.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. geriet in Kriegsgefangenschaft
  2. bis 1935 Infanterie-Regiment Gießen
  3. im Dezember 1939 von der Heerestruppe freigesetzt