Albert Hoffmann (Gauleiter)

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Albert Hoffmann (* 24. Oktober 1907 in Bremen; † 26. August 1972 in Heiligenrode bei Bremen) war ein deutscher Unternehmer und NSDAP-Parteifunktionär. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er Reichsamtsleiter in der Parteikanzlei, stellvertretender Gauleiter im Gau Oberschlesien und ab 1943 Gauleiter Westfalen-Süd.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Hoffmann besuchte die Real- und die Handelsschule in seiner Heimatstadt und absolvierte danach eine kaufmännische Ausbildung und ein Volontariat in Amsterdam. Danach arbeitete er als Rohtabakkaufmann in den Niederlanden.[1]

Im Jahre 1925 trat Hoffmann – nach seinen Angaben – der Nationalsozialistischen Arbeiterjugend bei und zählte – nach seinen Angaben – zu den Gründungsmitgliedern der SA und NSDAP (Mitgliedsnummer 41.165) in Bremen.

Kurz nach Adolf HitlersMachtergreifung“ gab er seinen Beruf auf und bekleidete zunächst Funktionen in der NSDAP-Kreisleitung Bremen, bis er 1934 von Rudolf Heß zum Politischen Leiter für Parteiangelegenheiten im Stab des Stellvertreters des Führers (Abt. II A) ernannt wurde und im Braunen Haus in München tätig wurde.

1936 trat Hoffmann der SS (SS-Nr. 278.225) bei. Er wurde 1938 zum „Stillhaltekommissar“ für den Anschluss Österreichs, später auch im Reichsgau Sudetenland und dem Protektorat Böhmen und Mähren ernannt, wobei ihm vor allem vermögensrechtliche Abwicklungen oblagen. Gleichzeitig war er für den Aufbau der NSDAP und die Gleichschaltung der Verbände[2] in den genannten Gebieten zuständig. Nach der Annexion der sogenannten Rest-Tschechei wurde Hoffmann „beratend“ in Prag tätig, gleichzeitig trat er in den Sicherheitsdienst des Reichsführers SS über, dem er für vier Jahre angehörte.

Hoffmann nahm nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges von September bis November 1939 als Feldwebel und Offiziers-Anwärter am Überfall auf Polen teil. Anschließend war er wieder in der Partei-Kanzlei als Amtsleiter tätig. Im Februar 1941 wurde er unter Beibehaltung seiner anderen Funktionen zum stellvertretenden Gauleiter Oberschlesien und Amtsvertreter von Fritz Bracht ernannt und erlangte als Nachrücker im Juni 1941 einen Sitz im Reichstag. Von Mai bis September 1942 nahm er als Beauftragter Martin Bormanns im OKW Stab Unruh personelle Überprüfungen in den Dienststellen der Zivilverwaltung im Generalgouvernement, Ostland und der Ukraine vor. Dabei gewann er auch Einblicke in die Mordaktionen der Einsatzgruppen und in den Vernichtungslagern der Aktion Reinhardt, über die er mit „Verbesserungsvorschlägen“ der Parteikanzlei sowie Hitler und Joseph Goebbels berichtete.

Am 26. Januar 1943 erfolgte seine Ernennung zum Gauleiter-Stellvertreter im Gau Westfalen-Süd; im Juni 1943 wurde er in den Parteirang eines Gauleiters und im November 1943 zum SS-Gruppenführer befördert. Im Dezember desselben Jahres wurde Hoffmann von Goebbels für die Geschäftsführung seiner Reichsinspektion für zivile Luftkriegsmaßnahmen berufen. Nach Übernahme des Gauleiter-Amts im Gau München durch Paul Giesler wurde Hoffmann im Mai 1944 als Gauleiter in Westfalen-Süd offiziell eingeführt und bekleidete dort gleichzeitig das Amt des Reichsverteidigungskommissars West. Am 26. März 1945 erteilte Hoffmann – nach Aussage von belasteten NS-Funktionären und Polizeibeamten in ihrem Entnazifizierungsverfahren – angeblich telefonisch den mündlichen Befehl an den Dortmunder Kommandanten der Schutzpolizei, Wilhelm Stöwe, dass die sich in Dortmund aufhaltenden ca. 30.000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, Russen, Ukrainer und Polen, auf den untersten Grubensohlen in über 1000 Meter Tiefe der Zechen Gottessegen und Hansemann unterzubringen und dort zu vernichten seien. Nach späteren Zeugenaussagen sollten die Fremdarbeiter dort vermutlich eingemauert werden. Verhindert wurde der nur durch die Aussage von belasteten NS-Funktionären in ihrem Entnazifizierungsverfahren belegbare vermeintliche Plan für einen Massenmord durch die Bergwerksleiter Heinrich Heimann und Werner Haack, die angeblich erklärt haben, dass der Transport der Fremdarbeiter auf die untersten Sohlen wirtschaftlich und technisch nicht durchführbar sei.[3] Kurz vor Kriegsende im April 1945 löste Hoffmann in Westfalen-Süd die NSDAP und den Volkssturm auf und tauchte unter.

Hoffmann, der sich wegen seiner Arroganz und rechthaberischen Art auch innerhalb der NSDAP-Spitzen nicht allgemeiner Beliebtheit erfreute, galt bis zum Kriegsende als überzeugter Nationalsozialist. Er war ein Protegé von Goebbels.

Nach seiner Verhaftung durch britische Truppen im Mai 1945 wurde er zunächst als Zeuge in den Nürnberger Prozessen vernommen und später selbst mehrfach angeklagt. Jedoch konnte ihm keine direkte Verantwortung in den Anklagepunkten wegen der Misshandlung/Ermordung alliierter Flieger und Zwangsarbeiter nachgewiesen werden, so dass er schließlich von einem in dem Internierungslager in Recklinghausen tagenden britischen Militärgericht mangels Beweisen im September 1946 sowie auch 1948 in einem britischen Militärstrafprozess im Curio-Haus in Hamburg freigesprochen wurde. Er verblieb jedoch weiterhin in britischer Internierung.[1]

Eine vom Spruchgericht im April 1949 verhängte Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verbüßte er aufgrund seiner Internierungszeit nur teilweise und erfuhr eine Begnadigung. Nach seiner Entlassung im Jahre 1950 erwarb Hoffmann als Unternehmer in Bochum und Bremen ein beträchtliches Vermögen.

Hoffmann war verheiratet. Sein Sohn Bolko war Unternehmer und der Gründer der Partei Pro DM.

Die Historikerin Sybille Steinbacher charakterisiert Albert Hoffmann als ein „mächtiges Mitglied der nationalsozialistischen Funktionselite“ und der Historiker Ralf Blank sieht in ihm einen „einflussreichen Funktionär an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Politik“.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ralf Blank: Albert Hoffmann. In: Westfälische Lebensbilder [Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen XXVII A, Band 17], Münster 2005, S. 255–290.
  • Ralf Blank: Albert Hoffmann als Reichsverteidigungskommissar im Gau Westfalen-Süd, 1943–1945. Eine biografische Skizze. In: Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 17 (2001), S. 189–210.
  • Ralf Blank: „... der Volksempörung nicht zu entziehen“. Gauleiter Albert Hoffmann und der „Fliegerbefehl“. In: Märkisches Jahrbuch 98 (1998), S. 255–296.
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4., S. 230.
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 264.
  3. Zeche Gottessegen in Dortmund: Als die Nazis 30.000 Menschen in der Tiefe ermorden wollten, Dietmar Seher über die sieben Jahrzehnte nach Kriegsende rekonstruierte Geschichte durch den Historiker Stefan Klemp, t-online.de, Panorama, 20. Dezember 2018, Abruf 21. Dezember 2018