Alfred Sisley

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Alfred Sisley, 1882
Signatur von Alfred Sisley
Signatur von Alfred Sisley

Alfred Arthur Sisley (* 30. Oktober 1839 in Paris; † 29. Januar 1899 in Moret-sur-Loing) war ein englischer Maler des Impressionismus, der in Frankreich lebte und wirkte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alfred Sisley kam in Paris als Sohn des englischen Ehepaars William Sisley und Felicia Sell zur Welt. Er behielt die britische Staatsbürgerschaft sein Leben lang.[1] Sein Vater war Kaufmann und machte ein Vermögen im Handel mit Südamerika.

Nach der Schule wurde Alfred Sisley 1857 nach London geschickt, um dort den Kaufmannsberuf zu erlernen. Er wollte aber lieber Künstler werden, kehrte zu diesem Zweck 1862 nach Paris zurück und trat in das Atelier des Malers Charles Gleyre ein, wo er Pierre-Auguste Renoir und Claude Monet kennenlernte. Sein ganzes Leben lang blieb er mit beiden befreundet.

Auguste Renoir: Ein Paar im Grünen (Les Fiancés),[2] um 1868, Öl auf Leinwand

Im Juni 1866 begann er eine Beziehung mit Marie Lescouezec,[2] auch unter dem Namen Eugénie[3] Lescouezec bekannt. Aus der Beziehung gingen zwei Kinder hervor. 1897 heiratete das Paar schließlich. Eine innige Darstellung eines Paares, das Renoir um 1868 malte, wird oft als Porträt der beiden Ehegefährten interpretiert; dieser Zusammenhang ist jedoch nicht gesichert. Das Gemälde befindet sich im Kölner Wallraf-Richartz-Museum.[2]

Sisleys erste künstlerische Vorbilder waren die englischen Landschaftsmaler des frühen 19. Jahrhunderts, wie William Turner, John Constable und Richard Parkes Bonington, deren Bilder er in London kennenlernte, und später die französischen Maler Jean-Baptiste Camille Corot und Gustave Courbet. Im Pariser Salon von 1867 stellte er erstmals ein eigenes Gemälde aus, wandte sich aber etwa ab 1870 zunehmend den Impressionisten und ihrem Malstil zu.

Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 verlor die Familie Sisley ihr Vermögen, das bis dahin auch zur Unterstützung Alfreds gedient hatte. Sisley blieb von da an bis zu seinem Tod mittellos, auch wenn er einige Bilder verkaufen konnte, u. a. an Édouard Manet und an den Sänger Jean-Baptiste Faure. Diesem Umstand und der Unterstützung durch den Kunsthändler Paul Durand-Ruel und den Kritiker Théodore Duret verdankte es Sisley, dass er seine Familie und sich finanziell 'über Wasser halten' und sich zumindest Malutensilien und Farben kaufen konnte.

1874 beteiligte er sich mit fünf Landschaftsbildern an der Ersten Impressionisten-Ausstellung in Paris und reiste danach für vier Monate nach London, wo er unter anderem das Gemälde Brücke von Hampton Court schuf. 1879, von finanzieller Not getrieben, versuchte er es nochmals mit dem Salon, aber sein eingereichtes Bild wurde von der Jury abgewiesen. 1882 beteiligte er sich zum letzten Mal, mit 27 Gemälden, an einer Gruppenausstellung der Impressionisten.

Sisley galt – im Gegensatz zu anderen Impressionisten – als schüchtern, Vincent van Gogh nannte ihn in einem Brief an seinen Bruder „den schüchternsten und sanftesten der Impressionisten“. Er erlangte zu Lebzeiten niemals die künstlerische Beachtung, die er verdiente.

Seit 1895 litt er, wie später festgestellt wurde, an Kehlkopfkrebs, an dem er 1899 starb. Sowohl Renoir als auch Monet kamen zu seinem Begräbnis. Camille Pissarro schrieb kurz vor seinem Tod über ihn: „Er ist ein großer und herrlicher Künstler. Meiner Meinung nach kommt er den bedeutendsten Meistern gleich.“[4]

Zum Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Berühmt sind vor allem Sisleys Schilderungen der Seine und ihrer Brücken in den damaligen Pariser Vorstädten, wie z. B. die Brücke von Moret. 1890 malte er Die Brücke von Moret im Winter, das Bild befindet sich im Museum Folkwang, Essen. Im Gegensatz zu Renoir und Monet, die oft die gleichen Motive gemalt haben wie Sisley, sind Landschaften und Orte bei ihm in Momenten der Ruhe dargestellt. „Die Landschaft scheint ob ihrer eigenen Schönheit völlig in Trance verfallen zu sein, nur der Himmel und das Wasser sind in Bewegung.“[5] Seine Bilder sind „... bemerkenswert wegen der herrlichen Farbtöne von Grün, Rosa, Violett, Taubenblau und Creme“.[5] Im Laufe der Jahre verstärkten sich Kraft, Ausdruck und Farbintensität bei Sisleys Bildern. Bis zu seinem Tode blieb Sisley dem impressionistischen Stil in seiner ihm eigenen, kraftvollen Malweise treu.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bild Titel Entstanden Größe, Material Ausstellung / Sammlung / Besitzer
Kastanienallee in der Celle-Saint-Claude 1865 125 × 205 cm, Öl auf Leinwand Musée du Petit Palais in Paris
Straße von Marlotte 1866 65 × 92 cm, Öl auf Leinwand Artizon Museum in Tokio
Erster Schnee in Louveciennes 1870 54 × 73 cm, Öl auf Leinwand Museum of Fine Arts in Boston
Brücke bei Villeneuve-la-Garenne 1872 ??, Öl auf Leinwand Metropolitan Museum of Art in New York
Dorf am Ufer der Seine 1872 59,2 × 80 cm, Öl auf Leinwand Eremitage in Sankt Petersburg
Maschinenhaus der Pumpe in Marly 1873 46 × 65 cm, Öl auf Leinwand Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen
Der Weg nach Hampton Court 1874 Öl auf Leinwand Neue Pinakothek in München
Regatta in Hampton Court 1874 45,5 × 61, Öl auf Leinwand Stiftung Sammlung E. G. Bührle in Zürich
Regatta in Molesey bei Hampton Court 1874 66 × 91,5 cm, Öl auf Leinwand Musée d’Orsay in Paris
Brücke von Hampton Court 1874 46 × 61 cm, Öl auf Leinwand Wallraf-Richartz-Museum in Köln
Unter der Brücke von Hampton Court 1874 50 × 76 cm, Öl auf Leinwand Kunstmuseum in Winterthur
Überschwemmung in Port-Maly 1876 60 × 80 cm, Öl auf Leinwand Musée des Beaux-Arts in Rouen
Ufer der Seine im Herbst 1879 46 × 65 cm, Öl auf Leinwand Städelsches Kunstinstitut in Frankfurt am Main
Stillleben, Trauben und Nüsse um 1880 38 × 55,5 cm, Öl auf Leinwand Museum of Fine Arts in Boston
Häuser am Ufer der Loing 1889 33 × 41 cm, Öl auf Leinwand Privatsammlung
Ufer der Loing bei Moret 1892 73 × 92 cm, Öl auf Leinwand Privatsammlung
Loing-Kanal 1892 60 × 74 cm, Öl auf Leinwand Musée d’Orsay in Paris
Kirche von Moret 1893 65 × 81 cm, Öl auf Leinwand Musée des Beaux-Arts in Rouen
Die Strohmieten 1895 60 × 73 cm, Öl auf Leinwand Privatsammlung

Zwei weitere Bilder von ihm (La Baie de Langland und Environs de Louveciennes) befinden sich in der Sammlung Fondation Corboud. Das Bild „The Tugboat“ („Der Schlepper“), gemalt 1883, befindet sich im Petit Palais, Paris. Er malte fast 500 Bilder.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Erinnerung an Sisley benannte man die 1968 gegründete Modemarke (Benetton Group / Sisley Treviso) und 1976 den Luxus-Kosmetikhersteller Sisley Paris.

Zu Ehren des Malers Alfred Sisley wurde 1996 der Asteroid (6675) Sisley benannt und die 1998 gezüchtete Rosensorte Alfred Sisley (Rose) (Rose des Peintres).

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alfred Sisley. Die Flüchtigkeit des Augenblicks. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 28:52 Min., Buch und Regie: Werner Raeune, Produktion: 3sat, ZDF, Erstsendung: 7. Oktober 2012 bei 3sat, Inhaltsangabe von ARD.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alfred Sisley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sisley, Alfred. (Memento vom 15. August 2019 im Internet Archive). In: oxfordartonline.com.
  2. a b c Momentaufnahme • Auguste Renoir • Ein Paar im Grünen, um 1868. In: Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, aufgerufen am 24. April 2022.
  3. Beate Eickhoff: Alfred Sisley kommt! Die große Wuppertaler Sisley-Ausstellung öffnet heute ihre Pforten. In: musenblaetter.de, 10. September 2011, aufgerufen am 24. April 2022.
  4. Bruce Bernard, Die großen Impressionisten, S. 94.
  5. a b Bruce Bernard, Die großen Impressionisten, S. 91.
  6. Ausstellung: Sisley in England and Wales. In: The National Gallery, 2008.
  7. Rainer K. Wick (Ausstellungsbesprechung): Alfred Sisley – der wahre Impressionist. In: Von der Heydt-Museum / portalkunstgeschichte.de, 2011, aufgerufen am 24. April 2022.
  8. Anne Grages: Alfred Sisley: Bilder wie zarte Gedichte. In: Westdeutsche Zeitung, 6. September 2011, aufgerufen am 24. April 2022.