Althochdeutscher Isidor

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Der Althochdeutsche Isidor ist eine Übersetzung lateinischer Schriften des Isidor von Sevilla in die althochdeutsche Sprache. Die Übersetzung entstand um das Jahr 800 in Austrasien.[1] Die Schreibsprache ist Westrheinfränkisch, am ehesten Lothringisch.[1] Der Name des Übersetzers ist nicht bekannt.

Entstehung und Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Übersetzung ist teilweise erhalten und folgt der Schrift „De fide catholica contra Iudaeos“, in der ausgeführt wird, dass die Messiasprophezeiungen auf Christus zuträfen und dass nicht die Juden, sondern die Christen das Volk Gottes seien. Weiter finden sich eine fragmentarische Übersetzung des Matthäusevangeliums sowie Predigten und Predigtbruchstücke. Nach derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Forschung wird davon ausgegangen, dass der Althochdeutsche Isidor auf einen einzigen Bearbeiter zurückzuführen ist, der für oder am Hof Karls des Großen tätig war. Man findet eine geregelte Orthographie (Rechtschreibung) und die ansonsten üblichen Wort-für-Wort-Übersetzungen werden weit übertroffen. Neben dem Althochdeutschen Tatian ist der Isidor die zweite große übersetzerische Leistung aus der Zeit Karls des Großen. Die Hauptüberlieferung ist eine Bilingue im Paris. lat. 2326 der Bibliothèque nationale de France. Auf Blatt 22 r des 79 Blatt umfassenden Isidortextes bricht die Übersetzung ab.[1]

Textbeispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4. Kapitel (Auszug) in Latein, mit Übertragung ins Althochdeutsche und neuhochdeutscher Übersetzung:

DE TRINITATIS SIGNIFICANTIA

Patet ueteris testamenti
apicibus patrem et filium et
spiritum sanctum esse deum.

Sed hinc isti filium et
spiritum sanctum non pu-
tant esse deum eo, quod in
monte Sina uocem dei in-
tonantis audierint: „Audi,
Israhel, dominus deus tuus
deus unus est.“

HEAR QUHIDIT UMBI DHEA
BAUHNUNGA DHERO DHRIO-
HEIDEO GOTES

Araugit ist in dhes aldin
uuizssodes boohhum, dhazs
fater endi sunu endi heilac
gheist got sii.

Oh dhes sindun unchi-
laubun Iudeoliudi, dhazs
sunu endi heilac gheist got
sii, bidhiu huuanda sie chi-
hordon gotes stimna hluda
in Sinaberge quhedhenda:
„Chihori dhu, Israhel, druh-
tin got dhin ist eino got.“

HIER SPRICHT (ISIDOR)
VON DEN KENNZEICHEN
DER DREIFALTIGKEIT GOTTES

In den Büchern des Alten Testaments
wird geoffenbart, dass
Vater, Sohn und heiliger
Geist Gott sind.

Doch die Juden glauben nicht daran,
dass der Sohn und
der heilige Geist Gott sind,
weil sie sich darauf berufen,
auf dem Berg Sinai Gottes Stimme
laut und deutlich gehört zu haben:
„Höre Israel,
nur dein Herr, dein Gott, ist Gott.“

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgaben
  • Hans Eggers (Hg.), Der althochdeutsche Isidor. Nach der Pariser Handschrift und den Monseer Fragmenten (Altdeutsche Textbibliothek 63), Tübingen 1964.
  • George A. Hench (Hg.), Der althochdeutsche Isidor. Facsimile-Ausgabe des Pariser Codex, nebst critischem Texte der Pariser und Monseer Bruchstücke (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker 72), Strassburg 1893. Digitalisat
Forschungsliteratur
  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick. Reclam, Stuttgart 2005 (UB 9485). ISBN 3-15-009485-2
  • Hans Jürgen Koch (Hrsg.): Die deutsche Literatur in Text und Darstellung. Mittelalter I. Reclam, Stuttgart 2006 (UB 9601). ISBN 3-15-009601-4
  • Elke Krotz: Isidor von Sevilla ‘De fide catholica’, Althochdeutsche Übersetzung und ‘Mon(d)seer Fragmente’. In: Rolf Bergmann (Hrsg.): Althochdeutsche und altsächsische Literatur. de Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-024549-3, S. 203–213.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Eintrag zum Paris.lat. 2326 im Paderborner Repertorium