Andreas Osiander

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Andreas Osiander von Georg Pencz, Papierzeichnung 1544 in Rom

Andreas Osiander (* 19. Dezember 1496 oder 1498 in Gunzenhausen, Fürstentum Ansbach; † 17. Oktober 1552 in Königsberg, Herzogtum Preußen) war Theologe und deutscher Reformator.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seinem Studium in Ingolstadt wirkte Osiander zunächst ab 1522 als Pfarrer in Nürnberg an St. Lorenz, auf Berufung des dortigen Propsts Hektor Poemer (1495–1541).[1] Überzeugt von der Theologie Martin Luthers setzte er gemeinsam mit seinen Weggefährten, dem Maler Albrecht Dürer, dem Humanisten und Ratsherren Willibald Pirckheimer sowie dem Ratsschreiber Lazarus Spengler und dem Meistersinger Hans Sachs die Reformation in Nürnberg durch. Dabei war Osiander der Hauptverfasser der bedeutenden und weit über Nürnberg hinaus einflussreichen Kirchenordnung von 1533, die gleichzeitig in Nürnberg und in der benachbarten Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach eingeführt wurde.[2]

Auch in der Oberpfalz kam Osiander bei der kirchlichen Erneuerung eine maßgebliche Rolle zu. So lieferte er die Vorlage für das Edikt des Landesherrn Otto Heinrich und erarbeitete eine neue Kirchenordnung. Osiander stand auch hinter der Abberufung des evangelisch gesinnten Rektors der Sebaldusschule Hans Denck, welcher sich später den reformatorischen Täufern anschloss.

1549 wurde Osiander von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach als Theologieprofessor an die noch junge, 1544 gegründete Albertus-Universität Königsberg berufen. Dort geriet er in heftigen Streit mit den Anhängern Philipp Melanchthons, dem engen Weggefährten Luthers. In der Auseinandersetzung ging es um die Rechtfertigungslehre, eine der Kernaussagen reformatorischer Theologie. Für Melanchthon blieb ein Sünder auch nach der Rechtfertigung vor Christus zutiefst ein Sünder, Osiander war dagegen – ähnlich der Position der Ostkirchen – der Meinung, dass die Gerechtigkeit Christi durch den Glauben dem Menschen eingepflanzt und somit ein Wesensbestandteil des Glaubenden wird.

Dieser sogenannte Osiandrische Streit erregte den Protestantismus über viele Jahre und entzweite ihn. Letzten Endes gingen Osiander und seine Anhänger in dieser für die Reformation wichtigen theologischen Frage zeit ihres Lebens eigene Wege.[3]

Osiander galt als Kenner der hebräischen Sprache und der jüdischen Mystik. Er suchte anders als Luther einen echten Dialog mit den Juden, setzte sich energisch für ihre Rechte ein und lehnte jede Form des Antijudaismus ab. 1540 erschien (anonym) seine Schrift „Ob es wahr und glaublich sey, daß die Juden der christen kinder heymlich erwürgen und ir Blut gebrauchen“, in der er die Ritualmordbeschuldigung und andere Beschuldigungen der Juden widerlegte.[4]

Osiander war es auch, der Nikolaus Kopernikus’ Werk De revolutionibus orbium coelestium vor seiner Erscheinung 1543 in Nürnberg ein Vorwort beifügt, welches Kopernikus’ Theorie als bloßes Rechenmodell ohne Anspruch auf Übereinstimmung mit der Realität darstellte. Dabei unterließ er es deutlich zu machen, dass diese Sätze seiner Feder und nicht aus jener des Kopernikus entstammten. Noch lange Zeit herrschte die Meinung, Kopernikus habe nicht wirklich an sein Modell geglaubt. Auch nahm er an dem Werk einige weitere Änderungen vor, die nicht durch Kopernikus autorisiert waren: so strich er wichtige Passagen und fügte Sätze ein.[5]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Porträt des Reformators Andreas Osiander schmückte anlässlich des Lutherjahres 2017 die Kanzel der Kirche von St. Lorenz in Nürnberg

Andreas Osiander war dreimal verheiratet.

  • 1. Ehe mit Catherine Preu (* 1508 in Weißenburg; † 14. Juli 1537 in Nürnberg)
  • 2. Ehe 1538 mit Helene Künhofer (auch Helena Kunhoffer; * 1519 in Nürnberg; † Mai 1545 in Nürnberg), zum Zeitpunkt der Heirat wohlhabende Witwe, 2 Töchter
  • 3. Ehe 1546 mit Helene Magenbuch (* 14. März 1523 in Nürnberg; † 8. September 1597 in Hohenacker), der Tochter des Nürnberger Arztes Johann Magenbuch (* 1487 in Blaubeuren, † 14. Oktober 1546 in Kassel, begraben in Nürnberg). Nach dem Tod Osianders heiratete sie den Pfarrer Johannes Ruckher und wurde herzoglich württembergische Hofapothekerin.

Von seinen Kindern sind bekannt:

  • aus erster Ehe
  • aus zweiter Ehe
    • Susanne (* in Nürnberg)
    • Katharina (* in Nürnberg)
    • weitere Tochter (* 1545 in Nürnberg)
  • aus dritter Ehe
    • Ursula (* in Nürnberg)
    • Elisabeth (* in Königsberg)

Zu weiteren bedeutenden Familienmitgliedern siehe unter Osiander (Familie).

Gesamtausgabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Andreas Osiander – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. lorenzkirche.citykirche-magazin.de (Memento vom 8. Januar 2014 im Internet Archive)
  2. vgl. Osiander: Gesamtausgabe Bd. 7, S. 517
  3. Walther Hubatsch: Albrecht von Brandenburg-Ansbach. Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen 1490-1568. Köln, Berlin: Grote; Heidelberg: Quelle & Meyer, 1960. – Jörg Rainer Fligge: Herzog Albrecht von Preußen und der Osiandrismus 1522-1568. Diss. phil. Bonn 1972. (Rotaprintdruck der Universität) 1078 S., 57 Abb., Index.
  4. Osiander: Gesamtausgabe Bd. 7, S. 216–248.
  5. Hermann Kesten: Copernicus und seine Welt. Ullstein 1983, S. 364 (1. Aufl. 1948)
  6. Freudenhammer studierte 1545 an der Universität Wittenberg; er wurde 1552 Diakon an der altstädtischen Kirche in Königsberg, 1556 Pfarrer zu Schippenbeil, 156S Prediger zu St. Barbara in Breslau, 1571 Diakonus zu St. Maria Magdalena, 1572 Diakonus zu St. Elisabeth. Er starb am 5. Juni 1572. Er war ein Schwiegersohn des Andreas Osiander. (Pantke V, 15f; Arnoldt I, 37, II 265.)