Antoine Jean-Louis Galland

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Antoine Jean-Louis Galland (* 19. April 1792 in Genf; † 9. Mai 1862 in Neuveville) war ein Schweizer evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antoine Jean-Louis Galland war der Sohn des Schneiders Jean-Marc Galland (* 1745 in Genf; † 28. Februar 1814 ebenda)[1] und dessen Ehefrau Anne-Esther (geb. Viret) (* 1754; † 10. Februar 1827 ebenda); er hatte noch zwei Geschwister.

Er war seit dem 16. August 1816 mit Henriette-Jeanne-Elisabeth, Tochter des Grundbesitzers Bernard Reichenbach verheiratet.

Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof in La Neuveville.[2]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Antoine Jean-Louis Galland gründete 1810 gemeinsam mit Jean-Nicolas Coulin[3] (nicht zu verwechseln mit Jean-Etienne Coulin (1792–1869)[4]), Ami Bost, Henri-Louis Empeytaz, Louis Gaussen (1790–1863)[5], Emile Guers (1794–1882) und Henri Pyt (1796–1835) den Bibelkreis Société des Amis[6], eine Brüderunität mährischer Richtung (siehe auch Böhmische Brüder), der sich 1813 auf Bestreben der Compagnie des pasteurs wieder auflöste[7]. Die Auflösung erfolgte, weil die Zusammenkünfte nicht durch kirchliche Behörden genehmigt worden waren und auf eine dissidente Kirche hinausliefen[8].

Er immatrikulierte sich 1811 zu einem Theologiestudium an der Académie de Genève und wurde 1815 ordiniert; seine Dissertation trug den Titel Thèses théologiques sur la nécessité des miracles pour prouver la divinité d’une révélation. Während seines Studiums bewegte er sich bereits in den Kreisen der Erweckungsbewegung[9], des Réveil[10]; zusammen mit anderen Theologiestudenten nahm er an religiösen Veranstaltungen teil, um den aufklärerischen Gedanken in der Genfer Kirche entgegenzuwirken.

1816 wurde er Kaplan der Genfer Garnison und war von 1816 bis 1824 Diakon an der Französischen Kirche Bern; in dieser Zeit erhielt er 1817 Besuch vom schottischen Laienprediger Robert Haldane (1764–1842)[11], der einen grossen Einfluss auf den Réveil ausübte. Bei privaten Veranstaltungen, an denen unter anderem auch die spätere Gründerin des Berner Diakonissenhauses, Sophie Dändliker-von Wurstemberger, teilnahm[12], brachte er das Gedankengut des Réveil nach Bern und beeinflusste damit wesentlich, dass dort 1828 die freie evangelische Gemeinde, die Eglise de Dieu[13], entstand. In Bern unterrichtete er unter anderem auch Karl Howald (1796–1869)[14] im Predigen.

Er war, auf Drängen des Pariser Pfarrers Frédéric Monod (1794–1863)[15], in der Zeit von 1824 bis 1826 Leiter des Instituts der evangelischen Missionsgesellschaft in Paris und kehrte dann aus gesundheitlichen Gründen nach Genf zurück.

1831 war er, gemeinsam mit Louis Gaussen, Mitbegründer der Evangelischen Gesellschaft, der Société évangéliques und deren Vizepräsident[16]; dies führte jedoch zu einem Ausschluss aus dem Kirchendienst[17] und ein gegen ihn verhängtes Predigtverbot. Von 1832 bis 1838 lehrte er Praktische Theologie an der neu errichteten[18] Freien Theologischen Schule der Evangelischen Gesellschaft, ohne jedoch Separatist zu sein.

1838 kehrte er in den Kanton Bern zurück, um seinen Beruf ausüben zu können, und war von 1838 bis 1854 in Pfarrer in Sonvilier sowie von 1854 bis 1862 Pfarrer in La Neuveville; in dieser Zeit wurde er 1852 Dekan des Kapitels von Biel.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Family tree of Jean-Marc GALLAND. Abgerufen am 23. Januar 2021 (englisch).
  2. Rev Antoine Jean-Louis Galland (1792-1862). In: Find a Grave. Abgerufen am 23. Januar 2021.
  3. Timothy Stunt: From Awakening to Secession: Radical Evangelicals in Switzerland and Britain, 1815-35. Bloomsbury Publishing, 2000, ISBN 978-0-567-30589-3 (google.de [abgerufen am 24. Januar 2021]).
  4. Ulrich Gäbler: Der Weg zum Réveil in Genf. In: Zwingliana 16/2. 1983, abgerufen am 16. Januar 2021.
  5. Gabriel Mützenberg, Michèle Stäuble-Lipman Wulf: Louis Gaussen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. August 2005, abgerufen am 16. Januar 2021.
  6. Erich Beyreuther: Die Erweckungsbewegung. Vandenhoeck & Ruprecht, 1977, ISBN 978-3-525-52392-6 (google.de [abgerufen am 15. Januar 2021]).
  7. E. Bloesch: Geschichte der schweizerisch-reformierten Kirche: Band II. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-7340-0766-8 (google.de [abgerufen am 16. Januar 2021]).
  8. Gustav Adolf Benrath: Der Pietismus im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, 2000, ISBN 978-3-525-55348-0 (google.de [abgerufen am 16. Januar 2021]).
  9. Ulrich Gäbler: Erweckungsbewegungen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. März 2011, abgerufen am 23. Januar 2021.
  10. Udo Strater: Pietismus Und Neuzeit- 2000. Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, ISBN 978-3-525-55898-0 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2021]).
  11. Gabriel Mützenberg, Alice Holenstein-Beereuter: Robert Haldane. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. März 2008, abgerufen am 23. Januar 2021.
  12. Adelheid M. von Hauff: Frauen gestalten Diakonie: Vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 978-3-17-019324-6 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2021]).
  13. FEG Bern - Die Gründungszeit (1828). 12. Oktober 2018, abgerufen am 25. September 2023.
  14. Christoph Zürcher: Karl Howald. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 3. September 2009, abgerufen am 23. Januar 2021.
  15. Gabriel Mützenberg, Ernst Grell: Frédéric Monod. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21. Januar 2010, abgerufen am 23. Januar 2021.
  16. Nicholas Railton: No North Sea: The Anglo-German Evangelical Network in the Middle of the Nineteenth Century. BRILL, 1999, ISBN 978-90-04-32004-8 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2021]).
  17. Gottlieb Ludwig Lauterburg: Berner Taschenbuch. Haller, 1867 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2021]).
  18. Ernst Matthias Rüsch: «Conversation über das Eine, was not tut». Evangelisch-reformierte Italienerseelsorge im Kanton Zürich im 19. und 20. Jahrhundert. Theologischer Verlag Zürich, 2010, ISBN 978-3-290-17540-5 (google.de [abgerufen am 23. Januar 2021]).