Asaf Jah VII.

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Asaf Jah VII. (ca. 1926)

Mir Sir Osman Ali Khan Asaf Jah VII. (Urdu: آصف جاہ), GCSI, GBE (* 6. April 1886 im Purani Haveli von Hyderabad; † 24. Februar 1967 in Hyderabad) mit dem Geburtsnamen Usman Ali Khan Bahadur (Urdu: عثمان علی خان بہادر), war der letzte regierende Nizam des indischen Fürstenstaates Hyderabad und galt vor dem Zweiten Weltkrieg als reichster Mann der Welt. Er war, selbst für einen indischen Herrscher, exzentrisch und extravagant, er konnte aber auch in alltäglichen Dingen wie seiner Kleidung bis zum Geiz sparsam sein.

Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Usman Ali war der zweite Sohn von Asaf Jah VI. Seine vollen Titel waren “His Exalted Highness Rustam-i-Dauran, Arustu-i-Zaman, Wal Mamalik, Asaf Jah VII., Muzaffar-ul-Mulk-Wal-Mamalik, Nizam ul-Mulk, Nizam ud-Daula Nawab Mir Sir Osman Ali Khan Bahadur, Sipah Saula, Fateh Jung.” Ausgebildet wurde er durch Privatlehrer, auch im Sinne klassisch-islamischer Tradition in Persisch und Arabisch. Bedeutende Tutoren waren Imud ul-Mulk und der Parse Hafiz Anwarullah Faruqi. Zeitweise lernte mit ihm der spätere Diwan Salar Jung III. Der Nizam verfasste Gedichte auf Urdu und Persisch.

Herrschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Herrscher von Hyderabad zur Kolonialzeit

Seine Amtseinführung erfolgte am 18. September 1911 im Beisein des Vizekönigs Charles Hardinge. Asaf Jah VII. blieb bis zum Ende ein anti-demokratischer absolutistischer[1] Herrscher, der zwar die Regierungsgeschäfte durch den Diwan und einige Minister erledigen ließ, sich aber das letzte Wort in allen Staatsbelangen vorbehielt. Das größtenteils aus ernannten Mitgliedern bestehende Legislative Council durfte keinerlei Vorlagen diskutieren, die die Macht des Herrschers eingeschränkt hätten. Rede- oder Pressefreiheit bestanden zu keiner Zeit. Sämtliche Verordnungen (gasti) unterlagen der Zustimmung des Herrschers, so auch die Verordnung No. 52 von 1921, die jegliche politische Aktivität untersagte. Politische Parteien wurden in geringem Maße ab den späten 1930ern toleriert.[2]

Bereits unmittelbar nach seinem Amtsantritt griff der Nizam in die Regierungsgeschäfte ein. Die dadurch verursachten Reibereien und Eifersüchteleien führten dazu, dass der von den Briten unterstützte Diwan Salar Jung III. nach 2½ Jahren sein Amt im Dezember 1914 niederlegte, nachdem Imud ul-Mulk bereits im Juli in Pension gegangen war. Der Nizam übernahm nun selbst das Amt des Diwan bis Ende 1917. Seine Verwaltung hielt er zu strengster Haushaltsdisziplin an.

Am Ersten Weltkrieg beteiligte er sich mit Geld, Truppen und Material im Wert von 100 Millionen US-Dollar (entspricht heute ungefähr 2,8 Milliarden US-Dollar[3]), weshalb er sich, wie sein Großvater nach 1858, wieder „Faithful Ally of the British Government“ nennen durfte. Mit einem Schreiben an den Vizekönig – entworfen von Imud ul-Mulk – stellte er sich als Moslem gegen die Türkei auf die Seite der Briten und forderte seine Glaubensbrüder auf, Gleiches zu tun. Durch dieses „Manifest“ stieg sein Ansehen unter den indischen Muslimen und er konnte in den nächsten Jahren unabhängiger agieren. Die Armee wurde auf über 25000 Mann aufgestockt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit, während der er sich als bedingungsloser Verbündeter der Kolonialherren zeigte, kokettierte er zeitweise mit den Ideen der Khilafat-Bewegung.[4]

Zeitgenössische Beschreibungen heben hervor, dass er ein Mäzen und Förderer des Schulwesens gewesen sei. Tatsächlich war der Staat jedoch rückständig, die Alphabetisierungsrate des Landes lag 1901 bei 1,3 % und stieg bis 1950 nur auf knapp 5 %. Das war ein Viertel dessen, was in Travancore erzielt wurde und blieb weit unter dem indischen Durchschnitt.[5] Reiseberichte beschreiben die Lebensweise der Bevölkerung als „wenig von westlicher Lebensart beeinflusst.“[6]

Der Nizam weigerte sich, in der von 1919 bis 1921 neugeschaffenen Chamber of Princes mitzuarbeiten, da er es als unter seiner Würde betrachtete, mit anderen Fürsten auf gleiche Ebene gestellt zu werden. Der Prince of Wales besuchte Hyderabad 1922 und wurde aufs prächtigste empfangen, jedoch erschien der Nizam nicht zur Verabschiedung am Bahnhof, da er dies für unangemessen hielt. Die Regierung führte Kishen Pershad, später der fähige Akbar Hydari, zunächst als Finanzminister, dann von 1935 bis 1941 als Diwan. Jegliche Versuche demokratischer Beteiligung wurden unterdrückt. Etwa 20000 Satyagrahis wurden inhaftiert.[7] Auch im Zweiten Weltkrieg wurden die Briten unterstützt. Der letzte Reformvorschlag zur „Demokratisierung“ 1946 hätte 100.000 Personen (bei einer Bevölkerung von ca. 16,3 Millionen) das Stimmrecht gegeben.

Als die Briten Indien verließen, weigerte sich der Nizam, der Union beizutreten. Er unterstützte auch Pakistan finanziell, indem er große Mengen Bargeld heimlich per Flugzeug schickte.[8] Während er hinhaltend verhandeln ließ, baute er die Armee auf ca. vierzigtausend Mann[9] aus. Irreguläre Razakar, der militärische Flügel der radikal-islamischen Partei Itihad ul-Muslimin, terrorisierten das Land und vertrieben Hindus, um den Anteil der muslimischen Bevölkerung im Staat zu erhöhen.[10] Sie wurden von Guerillatrupps der KP bekämpft. Tausende Bauern flohen auf indisches Gebiet.[11] Sardar Patel, geschäftsführender Premier, während Jawaharlal Nehru auf Europareise war, ordnete zum 13. September 1948 Operation Polo, die Besetzung des Staates durch die indische Armee, an.[12]

Asaf Jah VII. mit König Saud
Asaf Jah mit Josip Broz Tito, 1956

Nach seiner Absetzung beließ man den Nizam als nominelles Oberhaupt des Bundesstaates (Rajpramukh), bis dieser im November 1956 entlang linguistischer Grenzen geteilt wurde. Daraufhin lebte er zurückgezogen, aber weiterhin extravagant und exzentrisch in seinem Palast, den er fast ausschließlich zum Freitagsgebet verließ. Er empfing durchreisende Staatsoberhäupter, unter anderem den saudischen König und den persischen Schah. Man gewährte ihm ein Staatsbegräbnis. Dem Leichenzug, der zunächst zur Mekka-Moschee (Mecca Masjid) führte, soll eine halbe Million Menschen gefolgt sein. Seine Grabstätte hatte er in der nahe dem Palast liegenden Judi-Moschee gewählt, wo auch seine Mutter liegt.[8] Als seinen Nachfolger designierte er 1946 seinen Enkel Mukarram Jah (Asaf Jah VIII.).

Vermögen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das enorme Privatvermögen von Osmani Ali Khan stand in eklatantem Gegensatz zur extremen Armut seiner bäuerlichen Untertanen. Das Gebiet der Hauptstadt und der umliegende Bezirk (Atraf-i-Balda), der wirtschaftlich bedeutendste Teil des Landes, etwa ein Zehntel des Landes, gehörten ihm als Sarf-i-kas-Land, mit allen dort erhobenen Steuern und Abgaben, als Privateigentum. Wer vor sein Angesicht trat, hatte ein seinem Vermögen entsprechendes Geschenk, das Nazarana, abzuliefern. Seine Apanage betrug schon vor dem Ersten Weltkrieg 5 Millionen HRs. Ende der 1930er Jahre galt er als reichster Mann der Welt, mit einem geschätzten Vermögen von 2 Mrd. US-Dollar[13][14] (entspricht heute ungefähr 56 Milliarden US-Dollar[3]). Die Regierung der indischen Union zahlte ihm, wie allen anderen abgedankten Rajas, weiterhin eine großzügige Apanage (Privy Purse). Nach seiner erzwungenen Abdankung verlor er etwa die Hälfte seines Vermögens durch Gerichtsprozesse, die Aufgabe des sarf-i-kas und Enteignung aufgrund der Jagirdari Abolition Regulation von 1949 und des Hyderabad Tenancy and Agricultural Lands Act von 1950.[12] Seine Einkünfte aus dem Sarf-i-kas lagen 1947 bei 20 Mio. Aufwendungen für das Gebiet wurden jedoch aus der Staatskasse beglichen. Für die Aufhebung seiner Rechte erhielt die Herrscherfamilie zusätzlich zur Apanage weitere 5 Mio. p. a.

Bei seinem Tode waren die Finanzen in einem chaotischen Zustand. Seine zahlreichen Nachkommen prozessieren teilweise bis heute um Anteile am Vermögen, das ab 1970 von 54 Treuhandgesellschaften verwaltet wurde. In seinen Palästen waren zum Zeitpunkt seines Todes 14718 Menschen beschäftigt, dazu kam eine Leibgarde von 3000 Mann aus dem lokalen muslimischen Adel.

Der indische Staat zahlte 1992 2,6 Milliarden Rs. für die Juwelen zur Errichtung des Nizam’s Jewellery Trust, aus dem die etwa 200 erbberechtigten Nachfahren versorgt werden. Unter den Steinen befindet sich der zur Fundzeit fünftgrößte Diamant der Welt, der Jacob Diamond mit 400 Karat, seit 1892 im Familienbesitz. Als Kind soll der Nizam ihn im Hausschuh seines Vaters gefunden und als Briefbeschwerer benutzt haben. 173 weitere Stücke wurden 1995 für 40 Millionen £ (entspricht heute etwa 80 Millionen £[15]) versteigert. Die Klärung der Ansprüche auf die 1 Million £ (heutiger Gegenwert etwa 390 Millionen £[15]), die er am 20. September 1948 zugunsten von Habib Ibrahim Rahimtoola (damals Pakistans Hoher Kommissar in Großbritannien) bei der National Westminster Bank einzahlte und die seitdem auf Drängen der indischen Regierung eingefroren sind, steht bis heute aus.[14]

Ehrungen und Orden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1911: Delhi Durbar Goldmedaille
  • 1911: Knight Grand Commander of the Order of the Star of India
  • 1911: Bailiff Grand Cross of the Order of St John (GCStJ)
  • 1912: Ehren-Oberst der 20th Deccan Horse
  • 1917: Knight Grand Cross of the Order of the British Empire (GBE)
  • 1918: General-Leutnant, ehrenhalber. “Faithful Ally of the British Government”, für den Beitrag des Staates im Ersten Weltkrieg
  • 1935: King George V Silver Jubilee Medal
  • 1936: “Nizam of Hyderabad and Berar”
  • 1937: King George VI Coronation Medal
  • 1941: General, ehrenhalber
  • 1946: Royal Victorian Chain (RVC)

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Mutter war die Begum Amat-uz-Zahrunnisa. Seine erste Hauptfrau (Heirat am 14. April 1906) war Dulhan Pasha Begum (1889–1955, = Azamunnisa Begum), Tochter von Nawab Jahangir Jung; sie wurde die Mutter seiner beiden ältesten Söhne und einer Tochter. Die zweite Hauptfrau war Iqbal Begum, Tochter von Nawab Nazir Jung Bahadur (Mirza Nazir Beg). Es folgten noch fünf weitere Ehefrauen. Mit seiner Favoritin Leila Begum hatte er zwei Töchter und fünf Söhne. Insgesamt hatte er von sieben Ehefrauen 34 Kinder (18 Söhne und 16 Töchter)[16]. Darüber hinaus soll er von Dutzenden von Konkubinen eine dreistellige Zahl illegitimer Kinder gehabt haben.[17]

Sein ältester Sohn Walashan Nawab Sir Mir Himayat Ali Khan Azam Jah, Prinz von Berar (* 22. Februar 1907; † 9. Oktober 1970) heiratete am 12. November 1931 in Nizza die osmanische Prinzessin Dürrüşehvar Sultan (* 26. Januar 1914; † 7. Februar 2006), eine Tochter des letzten Kalifen Abdülmecid II. Der ältere ihrer beiden Söhne war der Thronprätendent Nizam ul-Mulk Fath Jang Barkat Ali Khan Mukarram Jah Asaf Jah VIII.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Margrit Pernau: Verfassung und politische Kultur im Wandel: der indische Fürstenstaat Hyderabad 1911–48. Stuttgart 1992, ISBN 3-515-06231-9; Sert.: Beiträge zur Südasienforschung, 152 (zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1991)
  • Zubeda Yazdani: The Seventh Nizam: the Fallen Empire. Cambridge 1985
  • Michael Braun Alexander: Osman Ali Khan / Das Reich des Nizam, in: Börse Online, Ausgabe 5/2021, S. 96–9

Archivalien:

  • Zu den Vorgängen der ersten Jahre der Herrschaft die Papiere des Residenten (1911–1916) Sir Alexander Fleetwood Pinhey (*1861; † 1918) im South Asian Centre von Cambridge.
  • Oriental and India Office Collections, London (L/P&S/13)
    • Collection 22: Hyderabad
    • Private Office Papers (L/PO): 1) Tasker Collection: D 798. Theodore Tasker war Minister für Finanzen und Polizei 1928–1942. 2) Lothia Collection: F144. Arthur Cunningham Lothian war Resident 1942–1946.
  • Andhra Phradesh State Archives, Hyderabad: Akten des Fürstenstaats.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Asaf Jah VII – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Resident William Barton beschrieb die Situation als: “most complete absolutism in history, an absolutism untempered by fear or danger from without or”. Memorandum vom 11. Dezember 1925. Zitiert in: Dicks Kooimans: Communalism and Indian Princely States, S. 103. New Delhi 2002, ISBN 81-7304-421-X.
  2. Y. Yaikuntham (Hrsg.): People’s Movement in the Princely States. Delhi 2004, ISBN 81-7304-528-3 (Papiere eines Seminars 1994).
  3. a b Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 Millionen US-Dollar gerundet und vergleicht das Jahr 1914 mit Januar 2024.
  4. Margit Pernau-Reifeld: Reaping the Whirlwind: Nizam and the Khilafat Movement. Economic and Political Weekly, Ausgabe 34, Nr. 38 (18.–24. September 1999), S. 2745–2751.
  5. Bipan Chandra: India’s Struggle for Independence. Delhi u. a. 1989, S. 366–371.
  6. Erwin Drinneberg: Von Ceylon zum Himalaya. Berlin 1926, Kapitel Im Staate Hyderabad.
  7. lt. Hyderabad Administration Report im Finanzjahr 1938: 9525; Zitiert in: Dick Kooiman (2002), S. 198.
  8. a b The last Nizam. DAWN Magazine, 18. März 2007.
  9. The Times vom 9. August 1948.
  10. Narendra Luther: Hyderabad, A Biography, Delhi: Oxford University Press, 2006, S. 221, 224, und 258.
  11. Narendra Luther: Hyderabad, A Biography, Delhi: Oxford University Press, 2006, S. 258.
  12. a b Bipan Chandra: India Since Independence. Delhi u. a. 2008, S. 96f., 587.
  13. Titelgeschichte der Time, 22. Februar 1937.
  14. a b Inflationsbereinigt soll dies 2008 210,8 Mrd. US$ entsprochen haben. Nizam of Hyderabad: Fifth on the Forbes ‘All Time Wealthiest’. Time, 11. April 2008. (Zugriff am 14. August 2010).
  15. a b Diese Zahl wurde mit der Vorlage:Inflation ermittelt, ist auf volle 100 Millionen £ gerundet und bezieht sich auf Januar 2024.
  16. Serish Nanisetti: Explained: Who gets to own the Nizam’s millions? In: The Hindu. 6. Oktober 2019, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).
  17. Anika Mohla: From richest to rags in seven generations. In: The New Indian Express. 19. Oktober 2012, abgerufen am 30. Dezember 2021 (englisch).