Bundestrainer (DFB)

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Julian Nagelsmann und Horst Hrubesch, derzeitige Bundestrainer der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft
Julian Nagelsmann und Horst Hrubesch, derzeitige Bundestrainer der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft
Julian Nagelsmann und Horst Hrubesch,
derzeitige Bundestrainer
der Männer- bzw. Frauen-Nationalmannschaft

Als Bundestrainer (vor 1945 Reichstrainer) bezeichnet der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die verantwortlichen Trainer der Männer- beziehungsweise Frauen-Fußballnationalmannschaft.

Der erste Reichstrainer, Otto Nerz, wurde 1926 zunächst als „nebenamtlicher“ Trainer berufen. Bis 1928 bestimmte der Spielausschuss des DFB Kader und Aufstellung, der Mannschaftskapitän aber die Taktik.

Laut DFB-Statuten muss der Bundestrainer über eine Trainerlizenz als Fußballlehrer verfügen. Da Franz Beckenbauer als Verantwortlicher für die Herren-Nationalmannschaft keine Trainerlizenz besaß, wurde für ihn die Bezeichnung Teamchef eingeführt. Dies wurde später auch auf Rudi Völler übertragen. Ihre faktischen Assistenten (Horst Köppel und Holger Osieck bzw. Michael Skibbe) fungierten dann jeweils offiziell als Bundestrainer.

Im Gegensatz zu den Spielern muss der Bundestrainer nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Bis heute gab es allerdings noch keinen ausländischen Bundestrainer.[1]

Mit Ausnahme von Steffi Jones und Hansi Flick wurde noch kein Bundestrainer bzw. keine Bundestrainerin vom DFB entlassen. Jupp Derwall, Erich Ribbeck und Rudi Völler traten aber nach schlechtem Abschneiden der Mannschaft bei Europameisterschaften (jeweils Ausscheiden nach der Vorrunde) vorzeitig zurück, während Berti Vogts zurücktrat, nachdem als Europameister und Weltranglisten-Zweiter lediglich das Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft 1998 erreicht und bei zwei Testspielen im September u. a. gegen Malta (124. der FIFA-Weltrangliste) keine überzeugende Leistung gezeigt worden war. Joachim Löw trat nach der EM 2021 zurück, obwohl sein Vertrag noch die WM 2022 umfasste.

Männer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Name
(kursiv=Assistenztrainer1)
von2 bis2 Amtszeit
(Tage)
Sp S U N Tore Diff. Pkt. Quote3 Siege Debütanten Erfolge
kein Trainer 5. Apr. 1908 20. Juni 1926 058 016 012 030 0119:146 0027 60 1,03 27,59 % 194
1. Otto Nerz (Reichstrainer)
Sepp Herberger (1932–1936)
Ferdinand Fabra (1935–1936)
331. Okt. 19264 17. Okt. 19365 3.640 075 044 011 020 0204:124 +0080 143 1,91 61,11 % 137 3. Platz WM 1934
2. Sepp Herberger (Reichstrainer)
Emil Melcher (1936–1942)
415. Nov. 19365 22. Nov. 1942 2.199 065 040 012 013 0204:093 +0111 132 2,03 61,54 % 82
Sepp Herberger (Bundestrainer)
Hennes Weisweiler (1954–1955)
Georg Gawliczek (1956–1960)
Helmut Schön (1956–1964)
22. Nov. 1950 7. Juni 1964 4.947 097 052 014 031 0219:146 +0073 170 1,75 53,61 % 134 Weltmeister 1954, 4. Platz WM 1958
Sepp Herberger (Gesamt) 15. Nov. 1936 7. Juni 1964 7.146 162 092 026 044 0423:239 +0184 302 1,86 56,79 % 216
3. Helmut Schön
Dettmar Cramer (1964–1966)
Udo Lattek (1966–1970)
Jupp Derwall (1970–1978)
4. Nov. 1964 21. Juni 1978 4.977 139 087 031 021 0292:107 +0185 292 2,10 62,59 % 98 Vizeweltmeister 1966, 3. Platz WM 1970, Europameister 1972, Weltmeister 1974, Vizeeuropameister 1976
4. Jupp Derwall
Erich Ribbeck (1978–1983)
Holger Osieck (1983–1984)
Horst Köppel (1984)
11. Okt. 1978 20. Juni 1984 2.079 067 044 012 011 0144:60 +0084 144 2,15 65,67 % 46 Europameister 1980, Vizeweltmeister 1982
5. Franz Beckenbauer (Teamchef)
Horst Köppel (1984–1987)
Holger Osieck (1987–1990)
Sepp Maier (1988–1990;
Torwart-Trainer)
12. Sep. 1984 8. Juli 1990 2.125 066 034 020 012 0107:61 +0046 122 1,85 51,52 % 40 Vizeweltmeister 1986, EM-Halbfinale 1988, Weltmeister 1990
6. Berti Vogts
Rainer Bonhof
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
29. Aug. 1990 5. Sep. 1998 2.929 102 066 024 012 0206:86 +0120 222 2,18 64,71 % 56 Vizeeuropameister 1992, US-Pokalsieger 1993, Europameister 1996
7. Erich Ribbeck (Teamchef)
Uli Stielike (1998–2000)
Horst Hrubesch (2000)
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
10. Okt. 1998 20. Juni 2000 619 024 010 06 08 0042:31 +0011 36 1,50 41,67 % 15
8. Rudi Völler (Teamchef)
Michael Skibbe
Sepp Maier (Torwart-Trainer)
16. Aug. 2000 23. Juni 2004 1.408 053 029 011 013 0109:57 +0052 98 1,85 54,72 % 26 Vizeweltmeister 2002
9. Jürgen Klinsmann
Joachim Löw
Andreas Köpke (Torwart-Trainer)
18. Aug. 2004 8. Juli 2006 690 034 020 08 06 0081:43 +0038 68 2,00 58,82 % 12 3. Platz Konföderationen-Pokal 2005, 3. Platz WM 2006
10. Joachim Löw
Hansi Flick (2006–2014)
Thomas Schneider (2014–2018)
Marcus Sorg (2016–2021)
Andreas Köpke (Torwart-Trainer)
16. Aug. 2006 29. Juni 2021 5431 1987 124 040 034 0467:200 +0267 412 2,08 62,94 % 113 Vizeeuropameister 2008, 3. Platz WM 2010, EM-Halbfinale 2012, Weltmeister 2014, EM-Halbfinale 2016, Sieger Konföderationen-Pokal 2017
11. Hansi Flick
Danny Röhl
Marcus Sorg
Hermann Gerland (nur WM 2022)
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
2. Sep. 2021 9. Sep. 2023 737 025 012 007 006 0060:30 +0030 043 1,72 48,00 % 016
(8.) Rudi Völler (Teamchef; interim)
Hannes Wolf (interim)
Sandro Wagner (interim)
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
12. September 2023 1 01 01 000 000 002:1 +0001 003 3,00 100,00 %0 000
Rudi Völler (Gesamt) 16. Aug. 2000 12. Sep. 2023 1.409 54 030 011 013 0111:58 +0053 101 1,87 55,56 % 026
12. Julian Nagelsmann
Benjamin Glück
Sandro Wagner
Andreas Kronenberg
(Torwart-Trainer)
14. Okt. 2023 im Amt 164 006 003 001 002 011:9 +0002 0010 1,67 50 % 007
Gesamt6 (Stand: 26. März 2024) 1010 582 209 219 2267:1194 +1073 1955 1,94 57,62 % 976
davon Elfmeterschießen 8 6 2 034:29 75 %

Anmerkungen:

1 
Bei den Teamchefs (Beckenbauer und Völler) verfügten diese zudem über die notwendige Trainerlizenz. Ribbeck verfügte trotz seiner Bezeichnung eigens über eine Trainerlizenz.
2 
Bei den Amtszeiten ist jeweils das Datum des ersten und des letzten Länderspiels angegeben.
3 
Durchschnittliche Punktzahl pro Spiel; 3 Punkte pro Sieg, 1 Punkt pro Remis; gerundet auf zwei Stellen nach dem Komma.
4 
Otto Nerz war ab dem 1. Juli 1926 als „nebenamtlicher“ Trainer angestellt, dessen Tätigkeit sich aber zunächst darauf beschränkte, die vom Spielausschuss bestimmten Spieler „zu bewegen“. Die Aufstellung bestimmten weiterhin die Funktionäre. Nach und nach erhielt er weitere Kompetenzen. Daher wird der Beginn seiner Verantwortung unterschiedlich dokumentiert.
5 
Der DFB rechnet seit 2019 fünf Länderspiele vom September und Oktober 1936, die früher als die ersten Partien unter Sepp Herberger galten, dessen Vorgänger Otto Nerz zu. Im ersten dieser fünf Spiele war Nerz aufgrund sportlichen Misserfolgs zwangsbeurlaubt und wurde von Herberger vertreten, die nächsten beiden Partien fanden am selben Tag an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen Teams statt, wobei jeweils eine Auswahl von Nerz und eine von Herberger betreut wurde. Herberger wurde erst am 2. November 1936 offiziell zum Trainer ernannt, weshalb nach revidierter DFB-Statistik erst das Länderspiel vom 15. November 1936 gegen Italien als sein Einstand in das Amt des Reichstrainers gilt. Zu beachten ist ferner, dass Nerz bis Mai 1938 als „Referent für die Nationalmannschaft“ für selbige mitverantwortlich blieb.[2]
6 
Spiele, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, sind als Remis gewertet. Die im Elfmeterschießen erzielten Tore werden nicht mitgezählt.
7 
Davon drei Spiele, bei denen Löw wegen Sperre oder Erkrankung nicht auf der Bank saß und vom Assistenztrainer vertreten wurde.

Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Name
(kursiv=Assistenztrainer/in1)
von1 bis1 Amtszeit
(Tage)
Sp S U N Tore Tord. Quote2 Pkt. Erfolge
1. Gero Bisanz
Tina Theune-Meyer
10. Nov. 1982 25. Juli 1996 5.006 127 83 17 27 343:122 +221 2,09 266 Europameister 1989, 1991 und 1995; Vizeweltmeister 1995
2. Tina Theune-Meyer
Silvia Neid
27. Aug. 1996 19. Juni 2005 3.218 135 93 18 24 380:113 +267 2,20 297 Weltmeister 2003; Europameister 1997, 2001 und 2005; Bronzemedaille Olympische Spiele 2000 und 2004
3. Silvia Neid
Ulrike Ballweg
1. Sep. 2005 20. Aug. 2016 4.006 169 125 22 22 526:106 +420 2,35 397 Weltmeister 2007; Europameister 2009 und 2013; Goldmedaille Olympische Spiele 2016, Bronzemedaille Olympische Spiele 2008
4. Steffi Jones
Markus Högner
16. Sep. 2016 7. März 2018 543 22 13 4 5 51:20 +31 1,95 43
5. Horst Hrubesch (interim)
Ulrike Ballweg
7. Apr. 2018 13. Nov. 2018 220 8 7 1 0 29:5 +24 2,75 22
6. Martina Voss-Tecklenburg
Britta Carlson
Thomas Nörenberg (bis 8/2022)
Michael Urbansky (ab 8/2022)
28. Feb. 2019 26. Sep. 2023 1876 594 42 5 12 174:41 +133 2,22 131 Vizeeuropameister 2022
(5.) Horst Hrubesch (interim)
Britta Carlson
Thomas Nörenberg
27. Okt. 2023 aktiv 174

(aktiv)

8 6 1 1 19:6 +13 2,38 19
Horst Hrubesch (Gesamt) 7. Apr. 2018 aktiv 16 13 2 1 48:11 +37 2,56 41
Gesamt3 (Stand: 9. April 2024) 528 369 68 91 1522:413 +1109 2,23 1175
davon Elfmeterschießen 4 3 1 16:14 75 %

Anmerkungen:

1 
Bei den Amtszeiten ist jeweils das Datum des ersten und des letzten Länderspiels angegeben.
2 
Durchschnittliche Punktzahl pro Spiel; 3 Punkte pro Sieg, 1 Punkt pro Remis.
3 
Spiele, die im Elfmeterschießen entschieden wurden, sind als Remis gewertet. Die im Elfmeterschießen erzielten Tore werden nicht mitgezählt.
4 
Davon zwei Spiele, bei denen Voss-Tecklenburg wegen Erkrankung nicht auf der Bank saß und von ihrer Assistenztrainerin vertreten wurde.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die meisten der bisherigen Bundes- oder Reichstrainer bzw. Teamchefs waren zuvor selbst Nationalspieler. Unter den Trainern der Männer gilt das nicht für Otto Nerz, Erich Ribbeck, Julian Nagelsmann, Joachim Löw – der allerdings viermal für die deutsche U-21 spielte – und Hansi Flick, der aber zweimal für die deutsche U-18 spielte. Von den weiblichen Bundestrainern der Frauen-Nationalmannschaft war nur Tina Theune nicht selbst in der Nationalelf tätig.
  • Die höchste Zahl an Länderspielen als Spieler und Trainer erreichten bei den Männern Berti Vogts (96 als Spieler, 102 als Trainer) und Joachim Löw (alle als Trainer) mit jeweils 198 Spielen und Silvia Neid (111 als Spielerin, 169 als Trainerin) mit 280 Spielen bei den Frauen.
  • Unter der Regie von Silvia Neid und Joachim Löw wurden jeweils über 100 Spiele gewonnen.
  • Silvia Neid gelang es als einziger Bundestrainerin, bei ihrer ersten Weltmeisterschaft den Titel zu erringen. Weltweit ist sie die einzige Trainerin, deren Mannschaft Kontinental- und Weltmeister sowie Olympiasieger wurde.
  • Die beste Punktequote mit mindestens zwölf Spielen halten bei den Männern Berti Vogts und bei den Frauen der Bundesinterimstrainer Horst Hrubesch vor Silvia Neid (Stand: 28. Februar 2024).
  • Deutschland hat bei den Frauen und Männern von den Nationen, die mindestens einmal Welt- und/oder Europameister wurden, die wenigsten Trainer der Nationalmannschaften.
  • Hansi Flick ist der erste Trainer der Männer, dem zu Beginn seiner Tätigkeit sechs Siege gelangen, womit er den Rekord von Joachim Löw aus dem Jahr 2006 überbot und anschließend auf acht Siege steigerte. Allerdings spielte Deutschland unter Flick zunächst nur gegen Mannschaften, die in der FIFA-Weltrangliste auf den Plätzen 42, 53, 74, 88, 189 und 190 platziert waren, während die ersten fünf Spiele unter Löw gegen Mannschaften auf den Plätzen 20, 38, 42, 93 und 191 stattfanden. Flicks Serie wurde erst im neunten Spiel durch ein 1:1 gegen die auf Platz 10 der FIFA-Weltrangliste stehende Niederlande gestoppt. Danach folgten drei weitere Remis in der UEFA Nations League, die ebenfalls 1:1 endeten gegen den im Neuaufbau befindlichen Europameister Italien, EM-Finalist England und Ungarn, ehe gegen Italien mit 5:2 dann wieder ein Sieg gelang. 2023 war Flick der erste DFB-Bundestrainer, dessen Amtszeit durch Entlassung vorzeitig beendet wurde.
  • Horst Hrubesch gelangen als erstem Trainer der Frauen sieben Siege in den ersten Spielen seiner ersten Amtszeit.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Männer:
    • Meiste WM-Spiele: Helmut Schön (25, Weltrekord)
    • Meiste Siege in WM-Spielen: Helmut Schön (16, Weltrekord)
    • Meiste EM-Spiele: Joachim Löw (21, Europarekord)
    • Meiste Siege in EM-Spielen: Joachim Löw (11 + 1 Sieg im Elfmeterschießen, Europarekord)
  • Frauen:
    • Meiste WM-Spiele: Silvia Neid (17, Platz 2)
    • Meiste Siege in WM-Spielen: Silvia Neid (11 + 1 Sieg im Elfmeterschießen)
    • Meiste EM-Spiele: Thina Theune (15, Europarekord zusammen mit Hope Powell/England)
    • Meiste Siege in EM-Spielen: Thina Theune (13, Europarekord)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. DFB: Absage an Louis van Gaal. In: tz.de. tz, 23. Juni 2010, abgerufen am 23. März 2013.
  2. Herbergers Länderspielstatistik korrigiert. In: dfb.de. Deutscher Fußball-Bund, 17. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.