Christuskirche (Flensburg)

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Die Christuskirche mit Kirchplatz

Die Christuskirche ist eine evangelisch-lutherische Kirche im Stadtteil Mürwik der Stadt Flensburg in Schleswig-Holstein. Der denkmalgeschützte, moderne Kirchenbau, in dessen Umgebung auch das Gemeindehaus und Pastorat zu finden ist, liegt in der Fördestraße 4 bis 8. Das Zentrum von Mürwik, der Twedter Plack, liegt unweit der Kirche.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich wurde das Mürwiker Gebiet von der Gemeinde Adelby betreut und besaß keine eigene Kirche.[1] — Mit dem Bau der Marineschule Mürwik sollte auch eine zugehörige Garnisonskirche errichtet werden.[2] Die Pläne sahen zunächst an der Wasserseite, nördlich der Schule, eine große viertürmige Schlosskirche vor, die von der später ebenfalls nicht weiter ausgebauten Burgmauer mit umschlossen sein sollte.[3] Die Pläne wurden jedoch nicht realisiert. Die Aula der Schule sollte deshalb als Andachts- und Kirchenraum mitbenutzt werden. In der Weimarer Republik fehlte das benötigte Geld.[4] 1932 erhielt Mürwik nur eine kleine Kapelle.[5][6][7] In der Zeit des Nationalsozialismus zeigte der NS-Staat kein Interesse an dem Neubau einer Garnisonskirche mit entsprechender Größe.[8] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wuchs die Bevölkerung Flensburgs stark an. Insbesondere der Gemeindeanteil in Mürwik wuchs durch zugezogene Flüchtlinge erheblich.[9]

Seitenansicht der Kirche

1950 wurde Mürwik schließlich eine selbständige Kirchengemeinde.[1] Ihr Kirchengebäude wurde letztendlich in den Jahren 1957 bis 1958 in der Nähe der Marineschule Mürwik nach Plänen der Hamburger Architekten Bernhard Hopp und Rudolf Jäger[10], errichtet und erhielt den Namen Christuskirche.[11] Die Kapelle soll bald darauf abgebrochen worden sein, wobei das Gemeindehaus, das an deren Stelle errichtet wurde, heute noch Altbaubestände der Kapelle beherbergen soll.[12]

Am 2. November 1958 fand die Kirchweihe statt.[10] An den Baukosten von 630.000 DM hatte sich die Bundesmarine mit 250.000 DM beteiligt.[10] Die Kirche fungierte und fungiert seitdem auch als Garnisonskirche des Stützpunktes Flensburg-Mürwik.[13] Bis in die 1990er Jahre hatten viele in der Gemeinde Verbindungen zur Bundesmarine, die im Stadtteil Mürwik recht stark präsent war, was Einfluss auf das Gemeindeleben hatte. Mittlerweile hat sich dies jedoch verändert. Nachdem die Bundeswehr und die Bundesmarine ihre Standorte in der Region Flensburg, so auch in Mürwik, verkleinerten, ist der Anteil der Militärangehören heutzutage geringer.[1] Seit Anfang 2004 existiert zudem die ökumenische Sankt Nikolaus Kapelle an der Marineschule Mürwik.[14][15] Sie befindet sich neben der Aula der Schule, welche weiterhin zeitweise mitbenutzt wird. Der evangelische Militärdekan ist aber weiterhin in der Mürwiker Gemeinde der Christuskirche involviert und sitzt zudem auch im Gemeindekirchenrat der Christuskirche (vgl. auch: Gorch-Fock-Haus).[16] Um die Gemeinde nicht zu groß werden zu lassen, entstand außerdem mit dem Gemeindezentrum Fruerlund eine Tochtergemeinde.[1]

Architektur und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem Eingang steht in Stein das Bibelzitat (Offb 11,15 LUT), gemäß der Lutherübersetzung, geschrieben: „Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden † und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit † Amen“. Darüber thront der richtende Jesus Christus (vgl. Jüngstes Gericht) auf dem Regenbogen, das Zeichen des Friedensbundes zwischen Gott und dem Menschen. Zu seiner linken und rechten sind zwei Engel. Der eine trägt das Kreuz und der andere eine Lanze.[17] Diese Muschelkalkreliefs wurden von der Künstlerin Ursula Querner geschaffen.[18]

Das Kreuz der Kirche im Innenraum ist ein ehemaliges Triumphkreuz aus der Zeit um 1500, das ehemals in einer spätgotischen, später abgerissenen Kirche in Wilster hing.

Das Altarretabel entstand 1958 in Verbindung mit Charles Crodel und Vera von Claer-Crodel. Sie führte wie auch das Altarretabel der Kirche Handewitt die Emailarbeit und das von ihr entworfene Altargerät aus.

Ansonsten zeigt der moderne Kirchenbau eher eine karge Ausstattung, so sind kaum Bilder vorhanden. Die Kirche besitzt aber dennoch einen eher typischen Aufbau, so sind Kirchenbänke und eine Kirchenorgel vorhanden. 2003 wurde die Orgel gegen eine bessere mit mehr Registern ausgetauscht.[10] Der kostenlos verteilte und im Internet abrufbare Gemeindebrief trägt den Namen Die Brücke.[19]

Die Orgel wurde 2003 von der Orgelbaufirma Mühleisen (Leonberg) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 30 Register auf zwei Manualwerken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[20]

I Hauptwerk C–g3
Bourdon 16′
Principal 8′
Gamba 8′
Gedeckt 8′
Octave 4′
Spitzflöte 4′
Quinte 223
Superoctave 2′
Mixtur IV 113
Trompete 8′
II Schwellwerk C–g3
Geigenprincipal 8′
Bourdon 8′
Salicional 8′
Voix celeste 8′
Fugara 4′
Traversflöte 4′
Nasat 223
Doublette 2′
Terz 135
Fourniture V 223
Trompete harm. 8′
Oboe 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
Principalbaß 16′
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Violoncello 8′
Octave 4′
Posaune 16′
Trompete 8′
Clarine 4′
  • Koppeln: II/I, II/II (Suboktavkoppel), I/P, II/P

Verschiedenes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Kirche gegenüber liegt die Marinesiedlung (Flensburg-Mürwik).
  • Einmal monatlich zeigt der Flensburger Kinderkino Filmzirkel Kinofilme in der Kirchengemeinde Mürwik zu einem Eintrittspreis von einem Euro.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Christuskirche (Flensburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Homepage des Ev.-luth. Kirchenkreises Schleswig-Flensburg – Kirchengemeinde Mürwik (Zugriff am 8. November 2011)
  2. Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Hamburg 2002, Seite 23
  3. Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Hamburg 2002, Seite 130
  4. Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Hamburg 2002, Seite 26
  5. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 79
  6. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 408
  7. Auf der Seite der Kirche steht das Jahr 1938 als Einweihungsjahr, offenbar ein Fehler: Homepage des Ev.-luth. Kirchenkreises Schleswig-Flensburg – Kirchengemeinde Mürwik (Zugriff am 8. November 2011)
  8. Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Hamburg 2002, Seite 26
  9. Ev.-Luth. Kirchengemeinde Mürwik. Wir stellen uns vor, abgerufen am: 12. August 2017
  10. a b c d Homepage des Ev.-luth. Kirchenkreises Schleswig-Flensburg – Kirchengemeinde Mürwik – Daten und Fakten (Zugriff am 8. November 2011)
  11. Flensburger Tageblatt: Flensburger Architektur: Junge Kirchen prägen neue Stadtteile vom 9. September 2015, abgerufen am 10. September 2015
  12. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 79
  13. Flensburger Tageblatt: Flensburger Architektur: Junge Kirchen prägen neue Stadtteile vom 9. September 2015, abgerufen am 10. September 2015
  14. Neue Kapelle eingeweiht, Ökumenisch genutzter Gottesdienstraum an der Marineschule Mürwik, abgerufen am: 28. Juni 2015
  15. Pfarrhelferfortbildung maritim, vom: 31. Oktober 2015; abgerufen am: 28. Juni 2015
  16. Kontakt zum Evangelischen Militärpfarramt Flensburg sowie Seelsorger für die Bundesmarine in Flensburg, jeweils abgerufen am: 28. Juni 2015
  17. Vgl. Karl Ludwig Kohlwage: 50 Jahre Christus-Kirche Flensburg-Mürwik. (online auf pkgodzik.de, Zugriff am 8. November 2011; PDF; 118 kB)
  18. Eiko Wenzel, Henrik Gram: Zeitzeichen, Architektur in Flensburg, S. 139
  19. Gemeindebrief. In: kirchenkreis-schleswig-flensburg.de. Abgerufen am 25. Dezember 2023.
  20. Informationen zur Orgel (Memento vom 13. September 2016 im Internet Archive).

Koordinaten: 54° 48′ 42″ N, 9° 27′ 48″ O