Cornelius Fredericks

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Inhaftierter Cornelius Fredericks (Konzentrationslager Haifischinsel nach dem 9. September 1906)
Nach Fredericks umbenannte Lüdritzstraße in Berlin

Cornelius Fredericks, auch Frederiks[1] (* 1864; † 16. Februar 1907 bei Lüderitz, Deutsch-Südwestafrika)[2], war ein Führer der ǃAmanKlicklaut im südlichen Teil von Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia.

Fredericks war ein Konkurrent des Kaptein Paul Fredericks der Bethanien-Nama und hatte unter den in Bethanien lebenden Orlam viele Anhänger.

Während des Aufstands der Nama war Fredericks einer der indigenen Führer, die aktiv einen Guerillakrieg gegen die Deutschen führten. Er trat teilweise mit Hendrik Witbooi auf, dem Anführer der ǀKhowesin, und wurde für 3000 Mark Belohnung gesucht.[3] Von der Kriegserklärung Witboois im September 1904 bis September 1905 verdoppelte sich die Gesamtstärke der deutschen Truppen in der Kolonie von 7.000 auf 14.000. Die Zahl der bewaffneten Nama betrug zu keiner Zeit mehr als 2.000. Das deutsche Reich war fest entschlossen, den Widerstand zu brechen.[4] Nach Witboois Tod am 29. Oktober 1905 gelang es den deutschen Truppen, nach und nach einzelne Einheiten zum Aufgeben zu bewegen. Die Gruppe unter Fredericks ergab sich am 3. März 1906.

Am 9. September 1906 wurde Fredericks im Konzentrationslager Haifischinsel in Lüderitz inhaftiert. Die meisten der 2.000 bis 3.000 Gefangenen starben (1359 nach Angaben der Kolonialverwaltung) im eisigen Wind an Mangelernährung und Auszehrung,[5] ihre Körper wurden während der Ebbe im Meer bestattet und dadurch in den Ozean gespült.[6]

Fredericks starb am 16. Februar 1907. Er wurde enthauptet und sein Schädel zur „Erforschung der Rassenüberlegenheit“ nach Deutschland geschickt.[7] Dieser befand sich zuletzt vermutlich, mit mindestens 19 anderen, in der Charité in Berlin und wurde womöglich 2011 nach Namibia zurückgebracht.[8] Diese Behauptungen sind nach Ansicht des Kolonialhistoriker Joachim Zeller aber mittlerweile eindeutig widerlegt, da eine Überführung des Schädels von Fredericks zur damaligen Zeit kaum ohne öffentliche Anteilnahme möglich gewesen wäre, es hierfür aber keine Belege gäbe. Die Schädel in der Charité konnten auch keiner bestimmten Volksgruppe zugeordnet werden.[9] Auf Shark Island bei Lüderitz wurde zu seinem Andenken ein Gedenkstein errichtet.[10] In Berlin wurde am 2. Dezember 2022 eine Straße nach Fredericks benannt, die vorher Lüderitzstraße hieß.[11][12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cornelius Fredericks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Dierks: Biographies of namibian personalities (2004), abgerufen am 27. März 2018
  2. Gedenktafel für Fredericks. Abgerufen am 22. Juli 2018.
  3. Proklamation an die Nama, von Trotha, 22. April 1905, abgedruckt in: Die Kämpfe der deutschen Truppen, Bd. II, S. 186
  4. Werner Hillebrecht: Die Nama und der Krieg im Süden
    in: Völkermord in Deutsch-Südwestafrika, Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hrsg.), Berlin 2003/2016³
  5. NAN ZBU 456, D IV, 1.3 Band 5, nach Caspar W. Erichsen
    in: Völkermord in Deutsch-Südwestafrika, Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hrsg.), Berlin 2003/2016³
  6. Jeremy Silvester/Casper Erichsen: Luderitz’s forgotten Concentration camp, abgerufen am 27. März 2018
  7. Christian Fetzer: Rassenanatomische Untersuchungen an 17 Hottentottenköpfen
    in: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, Bd. 16, H. 1 (1913), pp. 95–156, abgerufen am 27. März 2018
  8. Restitution of Namibian skulls in 2011: Fächerverbund Anatomie, Charité. Abgerufen am 7. Mai 2020.
  9. Abschied von kolonialen Straßennamen. Abgerufen am 10. April 2023.
  10. Day 6: The Scourge of the Kaiserbird. kaiserbirddotcom, 17. April 2018.
  11. Neue Straßennamen im Afrikanischen Viertel kommen. Weddingweiser, 2022. Abgerufen am 16. November 2022.
  12. Mehr als ein paar neue Namen. TAZ, 21. April 2018.
VorgängerAmtNachfolger
Paul FrederiksKaptein der Bethanien-Nama
(Kapteine der Nama)
Eduard Fredericks