Cyklon Maschinenfabrik

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Cyklon Maschinenfabrik GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1900
Auflösung 1931
Auflösungsgrund Absatzprobleme
Sitz Berlin, Deutschland
Leitung Paul Schauer
Branche Kraftfahrzeughersteller

Die Cyklon Maschinenfabrik GmbH (manchmal auch Cyclon) war ein deutscher Hersteller von Motorrädern und Automobilen mit Sitz in Berlin (Mainzer Straße 22/23)[1] und Produktionsstätten an der Friedrichshainer Boxhagener Straße im Block 74. Sie gehörte zum Unternehmenskomplex Deutsche Kabelwerke des Fabrikanten Siegfried Hirschmann. Ab 1919 gehörten die Cyklon-Werke zur Unternehmensgruppe von Jakob Schapiro.

Das nach Plänen des Bauingenieurs Karl Bernhard errichtete Produktionsgebäude in der Boxhagener Straße stand seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz, wurde aber 2006 abgerissen.[2] Unter Hinzunahme weiterer Areale der Umgebung entstand auf der Fläche das neue Wohnquartier Box Seven.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cyklon von 1900 im Zweirad-Museum Neckarsulm

Motorräder (1900–1905)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Firmengründer Paul Schauer (1870–1958), ein Ingenieur, wohnhaft in Charlottenburg[3], begann 1900 als einer der ersten in Deutschland mit der Serienfertigung von Motorrädern. Dazu verwendete er Einbaumotoren von Werner, Zedel und De Dion-Bouton. Das erste Modell war ein Zweirad mit Frontantrieb. Ein lenkerfester, luftgekühlter, wechselgesteuerter Motor mit einem Einlassschnüffelventil, 300 cm³ und 1,5 PS trieb über einen Riemen das Vorderrad an. Ein beabsichtigter Armeeauftrag kam 1902 nicht zustande, weil die Handhabung zu kompliziert erschien. Die Motorradproduktion wurde 1905 eingestellt.

Automobile (1902–1923, 1927–1931)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Cyklonette mit Eigentümer Georg Knobloch Radeberg, um 1904
Cyklonette Postfahrzeuge um 1907
Cyklon Cyklonette von 1904

Im Jahr 1902 brachte die Firma ein dreirädriges Fahrzeug (ein Rad vorne, Starrachse hinten) mit auf dem Vorderrad aufgebauten Einzylindermotor unter dem Namen Cyklonette heraus.[4] Der Motor hatte 450 cm³ Hubraum und lieferte 3,5 PS (2,6 kW). Über einen Riemen, später über eine Rollenkette, wurde das Vorderrad mit fester Übersetzung angetrieben. Ein langer Hebel mit Gaszug und Zündverstellung diente zur Lenkung des Fahrzeugs. Zwei Jahre später gab es auch eine Version mit zwei Zylindern (750–1290 cm³, 10 PS (7,4 kW)). Ein ähnliches Fahrzeug baute fast gleichzeitig die Zittauer Maschinenfabrik Gustav Hiller unter der Marke Phänomobil.

Auf den aus I-Trägern geschweißten Rahmen gab es verschiedene Aufbauten mit zwei oder vier Sitzen, zwei oder vier Türen. Vor allen Dingen Lieferfahrzeuge wurden gefertigt. 1914 entfiel die einzylindrige Cyklonette, 1923 wurde auch das Zweizylindermodell eingestellt. Anschließend entstanden Fahrgestelle für das Unternehmen Schebera.

Dixi 9/40 PS von 1927

Ab 1927 wurde wieder ein Pkw eigener Konstruktion angeboten. Der 9/40 PS hatte die gleiche Karosserie von Ambi-Budd wie der Adler Standard 6 und war der billigste Sechszylinderwagen Deutschlands. Dixi vertrieb das Fahrzeug zusammen mit eigenen Produkten. Nachdem BMW Dixi übernommen hatte, musste die Produktion des Wagens 1929 mangels Vertriebsmöglichkeiten eingestellt werden. Im gleichen Jahr erschien ein neuer Sechszylinder mit 1,8 Litern Hubraum, von dem aber in zwei Jahren nur wenige Exemplare gebaut wurden. 1931 wurde die Firma im amtlichen Register gelöscht.

Fabrikgebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Aufgabe der Cyklon-Produktion diente das Fabrikgebäude der Mutterfirma Deutsche Kabelwerke AG für verschiedene Produktionszwecke.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erwin Tragatsch: Alle Motorräder – 1894 bis heute. 5. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1982.
  • Halwart Schrader: Deutsche Autos 1885–1920. 1. Auflage. Band 1. Motorbuch Verlag. Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02211-7.
  • Kathrin Chod: Cyklon Maschinenfabrik. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Friedrichshain-Kreuzberg. Luisenstädtischer Bildungsverein. Band 1: A bis O. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2002, ISBN 3-89542-122-7 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  • Werner Oswald: Deutsche Autos. Band 2: 1920–1945. 2. Neuauflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-613-02170-6.
  • Christian Burchard: Cyklonette – Kleinmobil mit Traum zur Staatskarosse. In: Archiv-Info, Deutsches Museum, 10. Jg., Heft Nr. 1, 2009, S. 12–13.
  • Detlef Krenz: Frei im Wind. Mit der Cyklonette ins Autozeitalter. In: Friedrichshainer Zeitzeiger, Juni 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Cyklon Maschinenfabrik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Anzeige mit Zeichnung einer Cyclonette. In: Berliner Tageblatt, 2. September 1905.
  2. Sven Heinemann: Boxhagen beginnt. Die historische Entwicklung des Grundstücks Boxhagener Straße 79–82 von 1771 bis heute. 2016, ISBN 978-3-00-054063-9.
  3. Schauer, Paul, Ingenieur. In: Berliner Adreßbuch, 1904, Teil 1, S. 1608.
  4. Omnia: La voiturette a trois roues. 7. Januar 1911, S. 105–106, abgerufen am 14. Januar 2023 (französisch).
  5. Boxhagener Straße 80. In: Berliner Adreßbuch, 1941, Teil IV, S. 95.