Daisy Spies

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Daisy Spies (1930)

Margarete „Daisy“ Spies (* 7. Dezemberjul. / 20. Dezember 1905greg. in Moskau; † 4. September 2000 in Berlin) war eine deutsche Tänzerin und Choreografin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Kind einer deutschen Kaufmannsfamilie in Moskau geboren, wuchs Daisy Spies mit vier älteren Geschwistern auf, die fast alle Künstler wurden. In ihrem Elternhaus erfuhr sie vielfältige künstlerische Eindrücke durch Konzertabende bedeutender Musiker wie Alexander Skrjabin und Sergei Rachmaninow und durch den Besuch der großen Kunstsammlungen Schtschukin und Morosow. Ihr Bruder Walter Spies, Bali-Maler und Musiker, inspirierte sie zum Tanz und empfahl sie zur Schülerin von Toni Freeden und Mary Wigman. Später wurde sie selbst Choreografin und Tanzpädagogin an der Wigmannschule und den Akademien der Künste in Berlin und Hamburg. In Weimar, Leipzig, an der Deutschen Staatsoper in Berlin, im Berliner Friedrichstadtpalast, am Hamburger Operettenhaus und im Landestheater Linz war sie als Ballettchefin und Choreografin tätig.

Daisy Spies war in den frühen 1920er-Jahren Partnerin von Harald Kreutzberg; in Donaueschingen zu den Festspielen Neuer Tonkunst trat sie 1926 in Oskar Schlemmers Triadischem Ballett auf. Ihre Karriere begann sie 1924 an der Berliner Staatsoper und wurde dort die jüngste Primaballerina unter Max Terpis und Rudolf von Laban. Ab 1931 ging sie mit der Truppe „Die Sechs von der Staatsoper“ und dem „Gamajun Ballett“ von Victor Gsovsky auf Europa-Tournee. 1934 übernahm sie zusammen mit ihrem Partner und späterem Ehemann, dem Ballettmeister Rudolf Kölling (1904–1970)[1], und ihrem Bruder, dem Kapellmeister Leo Spies, die Leitung des Balletts der Charlottenburger Oper als 1. Solotänzerin und Ballettmeisterin. Mit ihrer eigenen Kammertanzgruppe in halb Europa und im alten Wintergarten wurde sie zu einer Legende des Berliner Ballettlebens.

Ursprünglich vom Deutschen Ausdruckstanz Mary Wigmans und Rudolf von Labans kommend, hatte Daisy Spies bei Victor Gsovsky das klassische russische Ballett kennengelernt. So wurde ihr Stil eine moderne Variante des klassischen Balletts, das vor allem der Szene und dem Theater verpflichtet blieb. Zu ihren erfolgreichsten eigenen Balletten gehört Der Stralauer Fischzug nach Adolf Glaßbrenner und Theodor Hosemann, das sie zusammen mit Leo Spies zur Olympiade 1936 und zum Berlin-Jubiläum 1937 herausbrachte, sowie Das Recht des Herrn mit Musik von Victor Bruns an der Deutschen Staatsoper 1953.

Nach Mary Wigman, Valeska Gert, Gret Palucca und Tatjana Gsovsky war Daisy Spies die letzte Vertreterin der großen Zeit des deutschen künstlerischen Tanzes der 1920er-Jahre.

Sie ist auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beerdigt, neben ihrem Bruder Leo. Ihren tanzkünstlerischen Nachlass vermachte sie dem Deutschen Tanzarchiv Köln.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Frank-Manuel Peter: Daisy Spies. In: Ballett intern, H. 3, Dezember 1995, S. 34f.
  • Rosemarie Köhler: Sie lebten wie sie wollten. Berliner Friedhofsspaziergänge zu Grabstätten außergewöhnlicher Frauen. Orlanda, Berlin 2006, ISBN 3-936937-39-7

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Daisy Spies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rudolf Kölling – Additional Crew, Actor. In: imdb.com. 9. Februar 1904, abgerufen am 3. August 2023 (englisch).