Dave Eggers

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Dave Eggers (2018)

Dave Eggers (* 12. März 1970 in Boston, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, Drehbuchautor und Herausgeber verschiedener Literaturzeitschriften.

Er gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller der Gegenwart und als ein scharfer Kritiker des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eggers wurde in Boston als Sohn des Rechtsanwalts John K. Eggers und der Lehrerin Heidi McSweeney Eggers geboren. Während seiner Kindheit zog die Familie nach Lake Forest (Illinois), wo Eggers aufwuchs. Nach seinem Abschluss an der Lake Forest High School, an der Vince Vaughn sein Klassenkamerad war, studierte er an der University of Illinois at Urbana-Champaign, wo er 2002 den Bachelor of Arts in Journalismus erwarb.[2]

Eggers gründete die Magazine Might und McSweeneys sowie ein Verlagshaus gleichen Namens. Im Jahr 2000 veröffentlichte er das Buch A Heartbreaking Work of Staggering Genius (dt.: Ein herzzerreißendes Werk von umwerfender Genialität), das zum Bestseller und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. 2002 erschien sein Roman You Shall Know Our Velocity (dt.: Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind) sowie 2004 die Kurzgeschichtensammlung How We Are Hungry (dt.: Wie hungrig wir doch sind).

Gemeinsam mit Jonathan Safran Foer und Nicole Krauss ist Eggers Herausgeber des 2004 im Rahmen des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs erschienenen The Future Dictionary of America, einer Sammlung politischer Aufsätze von Schriftstellern wie Paul Auster, Stephen King, Richard Powers und Joyce Carol Oates.

Zusammen mit Michael Goldenberg schrieb Eggers das Drehbuch für Where the Wild Things Are (dt.: Wo die wilden Kerle wohnen), den 2009 veröffentlichten Kinofilm von Spike Jonze. Der Film ist eine Adaption des gleichnamigen Kinderbuches von Maurice Sendak. Basierend auf der Drehbuchfassung erschien das Buch Bei den wilden Kerlen, in dem Eggers die nur 333 Worte umfassende Bildergeschichte zu einem All-Age-Roman ausbaute. Des Weiteren verfasste er in Zusammenarbeit mit Vendela Vida das Drehbuch für den Kinofilm Away We Go – Auf nach Irgendwo von Sam Mendes, der ebenfalls 2009 im Kino startete. Im Oktober 2016 initiierte er gemeinsam mit Jordan Kurland das politische Musikprojekt 30 Days, 30 Songs als Protest gegen Donald Trump.[3] Eggers war an weiteren Verfilmungen seiner Werke als Drehbuchautor beteiligt.

Dave Eggers ist seit 2003 mit Vendela Vida verheiratet und lebt mit seiner Ehefrau und den zwei Kindern in der San Francisco Bay Area, dem Gebiet um die Bucht von San Francisco.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A Heartbreaking Work of Staggering Genius (2000) beruht zwar auf einer wahren Geschichte, dem Leben des Schriftstellers selbst, enthält aber zahlreiche fiktionale Elemente, so dass das Buch letztlich eine Mischform aus Roman und Autobiographie darstellt. Thematisiert wird die Situation Eggers’ nach dem Krebstod seiner Eltern, durch den dem 22-Jährigen plötzlich die Alleinverantwortung für seinen kleinen Bruder zukommt.

Das Buch zeichnet sich durch eine besondere ironische Grundhaltung gegenüber den vorkommenden Ereignissen und dem Leser sowie durch eine Vielzahl ungewöhnlicher stilistischer Elemente aus. So bietet der Autor einleitend Anregungen und Vorschläge zum richtigen und möglichst unterhaltsamen Lesen und gesteht dabei sogar ein, dass einige Kapitel des Buches durchaus überblättert werden könnten. Die amerikanische Taschenbuchausgabe enthält in einer Teilauflage zusätzlich einen Anhang Mistakes We Knew We Were Making, in dem Eggers einige Äußerungen in dem Roman korrigiert bzw. weiter ausführt. In der Literaturwissenschaft wird dabei auch auf Zusammenhänge zwischen A Heartbreaking Work of Staggering Genius und dem Roman Infinite Jest (1996) von David Foster Wallace hingewiesen. Hierbei gibt es sowohl kontextuelle als auch thematische Überlappungen (u. a. Kritik am postmodernen Gebrauch der Ironie).[4]

You Shall Know Our Velocity (2002) ist der erste rein fiktionale Roman von Eggers. Auch hier wird der Tod zum Auslöser der eigentlichen Geschichte. Waren zuvor Eggers und sein Bruder die Protagonisten, dreht sich der Roman nun um die Freunde Will und Hand. You Shall Know Our Velocity wurde 2003 in einer überarbeiteten Version veröffentlicht.

Zeitoun (2011) handelt von der wahren Geschichte einer amerikanisch-syrischen Familie. Nachdem 2005 der Hurrikan Katrina New Orleans heimgesucht hat, fährt Abdulrahman Zeitoun durch die überfluteten Straßen, um zu helfen. Ohne Angabe von Gründen wird er verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Seine Familie erfährt erst nach Wochen davon und kämpft um seine Freilassung.[5]

2013 legte Eggers mit The Circle einen Roman vor, der 2014 in deutscher Übersetzung als Der Circle wenige Wochen nach Erscheinen an den Spitzen der Bestsellerlisten stand. 2021 setzte er den Roman mit Every (The Every) fort.

Der 2018 veröffentlichte Roman Der Mönch von Mokka ist wieder ein halb dokumentarisches Werk, das auf der Lebensgeschichte des Amerikaners Mokhtar Alkhanshali beruht, eines jungen Mannes mit jemenitischen Wurzeln. Eggers porträtiert Alkhanshalis schwierigen Weg zum Kaffeeproduzenten, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, im einstigen Heimatland des arabischen Kaffeehandels – Umschlagplatz war Mokka – wieder erstklassigen Kaffee herzustellen.[6]

Im selben Jahr veröffentlichte Eggers das Kinderbuch Die Mitternachtstür.

2020 erschien in deutscher Übersetzung der Roman Der größte Kapitän aller Zeiten, eine Satire auf Donald Trump. Eggers sieht in Trump „einen wahrhaft Verrückten, einen absolut instabilen Irren“.[7]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Romane, Erzählungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A Heartbreaking Work of Staggering Genius. Roman. 2000.
    • Ein herzzerreissendes Werk von umwerfender Genialität: eine wahre Geschichte. Dt. von Leonie von Reppert-Bismarck und Thomas Rütten. Droemer Knaur, München 2001, ISBN 3-462-03629-7.
  • You Shall Know Our Velocity. Roman. 2002.
    • Ihr werdet (noch) merken, wie schnell wir sind. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Droemer Knaur, München 2003, ISBN 3-462-03734-X.
  • Jokes Told in Heaven about Babies. (unter dem Pseudonym Lucy Thomas). 2003.
  • Short Short Stories. 2004.
  • How We Are Hungry. Erzählungen. 2005.
    • Wie hungrig wir doch sind. Dt. von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03615-7.
  • What is the What. Roman. 2007.
    • Weit gegangen: das Leben des Valentino Achak Deng. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-462-04033-3.
  • The Wild Things. Roman. 2008.
    • Bei den wilden Kerlen. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009, ISBN 978-3-462-04176-7.
  • Zeitoun. 2009.
  • A Hologram For The King. Roman. 2012.
  • The Circle. Roman. 2013.
  • Visitants. Reiseessays 2014[12]
  • Your Fathers, Where Are They? And the Prophets, Do They Live Forever? Alfred A. Knopf McSweeney’s, New York City 2015, ISBN 978-1-101-87419-6.
    • Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?[13] Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015, ISBN 978-3-462-04772-1.
  • Heroes Of The Frontier. Roman. 2016.
    • Bis an die Grenze. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017, ISBN 978-3462049466.
  • The Monk of Mokha. Hamish Hamilton, 2018
  • The Lifters. Roman. Knopf, 2018, ISBN 978-1-5247-6416-6.
    • Die Mitternachtstür. Dt. von Ilse Layer. Fischer Sauerländer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-7373-5629-9.
  • The Parade. Roman. Knopf, 2019, ISBN 978-0-525-65530-5.
    • Die Parade. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, ISBN 978-3-462-05357-9.
  • The Captain and the Glory, 2019
    • Der größte Kapitän aller Zeiten. Dt. von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2020, ISBN 978-3-462-00010-8.
  • The Every, 2021
  • The Eyes and the Impossible, 2023 – mit Illustrationen von Shawn Harris

Drehbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lukas Hoffmann: Postirony: The Nonfictional Literature of David Foster Wallace and Dave Eggers, transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3661-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dave Eggers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. zeit.de: „Wir leben in einer barbarischen Idiotokratie“
  2. Four prize-winning authors taking part in U. of I. series that begins Feb. 8 news.uiuc.edu, 23. Januar 2007, abgerufen am 14. Januar 2020
  3. 1,000 Days, 1,000 Songs. Dave Eggers & Jordan Kurland, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. März 2017; abgerufen am 12. Februar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.30days30songs.com
  4. vgl. dazu: Stevens Burn: Infinite Jest. A Reader’s Guide. New York 2003, S. 76.
  5. Dave Eggers: Zeitoun. In: perlentaucher.de. Abgerufen am 16. März 2024.
  6. Mission Mokka. femundo.de, 8. November 2018, abgerufen am 1. Februar 2019.
  7. Interview mit Johanna Adorján, in: Süddeutsche Zeitung, 22. Mai 2020.
  8. Wegen Grass: US-Autor bleibt Preisverleihung fern (Memento des Originals vom 14. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.weser-kurier.de In: Weser-Kurier. 13. April 2012.
  9. Albatros-Literaturpreis abgesagt: Grass! Dave Eggers kommt nicht nach Bremen. auf: Spiegel online. 13. April 2012, zuletzt abgerufen am 28. März 2014.
  10. Academy Members. American Academy of Arts and Letters, abgerufen am 13. Januar 2019.
  11. Eggers, Harrison, King Win 2024 Newbery, Caldecott, Printz Awards, publishersweekly.com, 22. Januar 2024, abgerufen am 15. Februar 2024.
  12. Dave Eggers: what's so funny about peace, love and Starship?, im Guardian vom 28. März 2014 veröffentlichtes Essay aus dem Werk, abgerufen am 28. März 2014.
  13. Dave Eggers' neuer RomanVom Zorn junger Männer, Rezension von Katharina Granzin in der taz vom 17. Mai 2015, abgerufen am 19. Mai 2015.