Der rasende Roland

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Titelbild einer Ausgabe von 1536
Orlando Furioso, 1551

Der rasende Roland ist der Titel der deutschen Übersetzung des Versepos Orlando furioso von Ludovico Ariosto, das erstmals 1516 in Ferrara im Druck erschienen ist.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ariost arbeitete ab 1505 an seinem Hauptwerk und gab es in einer ersten Fassung 1516 heraus; zwei weitere, jeweils überarbeitete Fassungen folgten 1521 und 1532. Das Epos bestand zunächst aus 40, in der letzten Fassung dann aus 46 Gesängen mit insgesamt 4822 Stanzen bzw. 38 576 Versen.

Beim Rasenden Roland handelt es sich eigentlich um eine Fortsetzung des unvollendet gebliebenen Verliebten Roland (italienisch Orlando innamorato) von Matteo Maria Boiardo aus dem Jahr 1494. Die Handlung der beiden Epen ist ziemlich komplex: Hintergrund sind die Kriege Karls des Großen gegen die Sarazenen, wie sie ihren Niederschlag im altfranzösischen Rolandslied und verwandten Sagen gefunden haben. Es treten verschiedene christliche und heidnische Könige und Ritter auf, schöne, teilweise auch kämpfende Damen, Zauberer und Zauberinnen und Fabeltiere. Zahlreiche Handlungsstränge durchziehen den Verliebten und den Rasenden Roland.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hauptfigur Roland – Vorbild ist der fränkische Markgraf Hruotland – wird als Neffe Karls des Großen ausgegeben. Als die ebenso schöne wie zauberkräftige Angelika, eine chinesische Prinzessin, an den Hof Kaiser Karls kommt, verlieben sich die meisten Ritter auf der Stelle in sie. Roland verliert wegen seiner Liebe sogar den Verstand. Der britische Prinz Astolfo unternimmt auf seinem Hippogryphen eine Reise zum Mond, wo sich alle Gegenstände befinden, die auf der Erde verlorengegangen sind. Dort findet er Rolands Verstand in einer Flasche und bringt ihn zu seinem Besitzer zurück.

Dies ist nur einer von drei Haupt-Handlungssträngen. Daneben und zwischendurch geht es immer wieder um den Krieg zwischen Karl dem Großen und dem Sarazenen Agramante sowie um die Genealogie der Adelsfamilie Este. Ariost, der in Diensten der Este stand (er widmete das Werk dem Kardinal Ippolito I. d’Este), dichtete ihnen einen Stammbaum an, der auf wichtigen Figuren des Epos basiert und bis auf den mythischen Hektor von Troja zurückgeht.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ariosts Dichtung hatte großen Einfluss auf die italienische Literatur, auf das französische Theater und auf William Shakespeare, etwa in Der Widerspenstigen Zähmung. Das in Mexico abgefasste und in Madrid 1624 gedruckte Epos El Bernardo des Bernardo de Balbuena, das als das Meisterwerk der hispanischen Barockepik gilt, ist von Ariosto beeinflusst.

Das Versepos lieferte auch die Vorlage für mehrere musikdramatische Werke, darunter Roland (1685) von Jean-Baptiste Lully, Orlando generoso (1691) von Agostino Steffani, Orlando finto pazzo (1714), Orlando furioso (1714) und Orlando (1727) von Antonio Vivaldi, Il Ruggiero von Johann Adolph Hasse, Orlando (1732), Ariodante und Alcina (beide 1735) von Georg Friedrich Händel sowie Orlando paladino (1782) von Joseph Haydn. Eine neuere Adaption des Stoffes ist die Familienoper Der Gesang der Zauberinsel oder Wie der Rasende Roland wieder zu Verstand kam des Berliner Komponisten Marius Felix Lange, die bei den Salzburger Festspielen 2019 uraufgeführt wurde.

1762 erschien das von Giambattista Marchitelli verfasste Poem La coronazione di Medoro und 1828 die den Zyklus abschließende Fortsetzung Medoro Coronato von Gaetano Palombi.

Der rasende Roland (Illustration von Gustave Doré)

Im deutschen Sprachraum wurde das Werk weniger rezipiert. Zwar äußerten viele Personen ihre Bewunderung für den Orlando furioso, darunter Wieland, Goethe, Friedrich Schlegel, Schelling, Hegel, Jacob Burckhardt, Gottfried Keller, Ernst Jünger und Karl May, Übersetzungen blieben aber zunächst Mangelware. Eine erste (Teil-)Übersetzung ins Deutsche von Diederich von dem Werder erschien genau ein Jahrhundert nach dem Original (1632–36); die letzte stammt von Alfons Kissner aus dem Jahr 1908 (revidiert 1922). Als beste gilt die gereimte Nachdichtung von Johann Diederich Gries von 1808 (revidierte Fassung 1827/28).

Als Reverenz an den italienischen Meister veröffentlichte Josef Viktor Widmann die Erstausgabe seines Ritter-Versepos in zwölf Gesängen bzw. 573 Stanzen Kalospinthechromokrene oder der Wunderbrunnen von Is (1871) unter dem Pseudonym „Messer Lodovico Ariosto Helvetico“.

2002 erschien eine romanförmige freie Nacherzählung des Rasenden Rolands von Thomas R. P. Mielke und 2004 die deutsche Übersetzung einer von Italo Calvino 1970 ursprünglich für den italienischen Rundfunk verfassten knappen Nacherzählung nebst einer Auswahl längerer Passagen des Originals (in der deutschen Fassung in der Nachdichtung von Gries).

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(chronologisch, mit externen Links zu Digitalisaten im Internet Archive bzw. bei Google Books)

Hörbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Bearbeitungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspieladaption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Der rasende Roland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Orlando furioso – Quellen und Volltexte (italienisch)
Wikisource: Ludovico Ariosto – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Info-Seite zum Hörspiel auf wdr.de, abgerufen am 7. April 2020.