Deutschliberale Partei (Österreich)

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Die Deutschliberale Partei, auch Verfassungspartei[1][2] oder Deutschliberale Verfassungspartei[3] genannt, war eine liberale bzw. nationalliberale Partei des deutschsprachigen Bürgertums in der Donaumonarchie der 1860er- und 1870er-Jahre. Ihre herausragenden Persönlichkeiten waren an der Revolution von 1848 beteiligt oder durch diese geprägt. Die Bezeichnung „Verfassungspartei“ bezieht sich – in der Zeit des Februarpatents 1861 – auf die Forderung nach einer echten Verfassung und später auf die Befürwortung der Dezemberverfassung von 1867. Die Deutschliberalen waren von 1867 bis 1870 maßgeblich an den konstitutionell-liberalen Regierungen unter Karl von Auersperg, Eduard Taaffe, Ignaz von Plener und Leopold Hasner von Artha beteiligt, dem sogenannten Bürgerministerium. Die Partei ging 1881 in der „Vereinigten Linken“ auf.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Politik der Deutschliberalen war geprägt durch eine Gegnerschaft zum katholischen Klerus (Kulturkampf) und durch ihre Forderung, die deutschsprachige Bevölkerung als Teil der deutschen Nation in einen deutschen Staat zusammenzufassen (Großdeutsche Lösung), begründet durch einen Konflikt mit den Slawen, der besonders durch Streitigkeiten um den Besitzstand geprägt war. Den größten Zuspruch erhielten die Deutschliberalen von der städtischen Intelligenz, die ein Übergewicht der slawischen Völker in der Monarchie befürchtete.

Maßgeblich beteiligt war die Deutschliberale Partei an der Aufkündigung des Konkordats 1855 und an der Verabschiedung der Dezemberverfassung am 21. Dezember 1867, die mit dem Österreichisch-ungarischen Ausgleich aus dem österreichischen Vielvölkerstaat die „Doppelmonarchie“ Österreich-Ungarn machte. Anschließend stellte die Partei von 1867 bis 1879 die Mehrheit im Abgeordnetenhaus des Reichsrates und dominierte mehrere Regierungen, insbesondere die Bürgerministerien unter Karl von Auersperg, Eduard Taaffe, Ignaz von Plener und Leopold Hasner von Artha.

Der andauernde Kampf gegen den politischen Katholizismus und die slawischen Nationalitäten der Monarchie führte zusammen mit der Wirtschaftskrise von 1873 zum Niedergang der Partei und zum Verlust der Regierungsgewalt. Die Partei wurde in mehrere Teile aufgesplittert, woraus sich in der Folge mehrere deutschfreiheitliche und deutschnationale Parteien entwickelten. Ab 1879 war die Partei unter Eduard Taaffe nicht mehr an der Regierung beteiligt. Taaffe war eher zu Zugeständnissen gegenüber den slawischen Nationalitäten bereit, was zum Erstarken der Deutschnationalen Bewegung führte. Die noch verbliebenen Anhänger der Deutschliberalen Partei wurden später „Altliberale“ genannt. Die Verfassungspartei verschmolz 1881 mit dem Fortschrittsklub zur „Vereinigten Linken“, die sich 1885 jedoch wieder in den Deutschösterreichischen und den Deutschen Klub spaltete, nur um 1888 wieder zur Vereinigten Deutschen Linken zu fusionieren.

Bekannte Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leopold Kammerhofer (Hg.): Studien zum Deutschliberalismus in Zisleithanien 1873-79. Wien 1992.
  • Diethild Harrington-Müller: Der Fortschrittsklub im Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrats 1873 - 1910. (=Studien zur Geschichte der Österreichisch-ungarischen Monarchie, 11). Wien 1972.
  • Georg Franz-Willing: Liberalismus. Die deutschliberale Bewegung in der habsburgischen Monarchie. München 1955.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deutschliberale Partei, im Österreich-Lexikon, abgerufen am 9. Dezember 2015
  2. Michaela Scharf: Aufstieg und Niedergang des Liberalismus. In: Die Welt der Habsburger, abgerufen am 9. Dezember 2015.
  3. Bruno Schimetschek: Der österreichische Beamte. Geschichte und Tradition. Oldenbourg, München 1984, S. 183.