Dora Kaprálová

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Dora Kaprálová
Geburt 25. Mai 1975
Ausbildung Theaterfakultät der Janáček-Akademie in Brünn

International journalistic studies FU Berlin

Alma mater JAMU
Beruf Schriftstellerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin
Eltern Zeno Kaprál und Jarmila Kaprálová
Kinder Ema (2003) und Františka (2009)
Wichtige Werke Zimní kniha o lásce (Winter Buch über die Liebe), Berlínský zápisník (Berliner Notizbuch), Ostrovy (Inseln), Utrpení a jiné žánry, Pan Nikdo a bílá tma (Herr Niemand und die weiße Finsternis)
Auszeichnunge Preisträgerin des tschechisch-deutschen Milena-Jesenská-Preises, 2016, Tschechisch-deutschen Journalistenpreises, 2016

Nominierung für Prix Europa 2014, 2021, Ake Blomster Price, Berlin 2000

Dora Kaprálová (* 1975 in Brünn, Tschechien) ist eine Schriftstellerin, Journalistin und Dokumentarfilmerin, die in Berlin lebt und auf Tschechisch schreibt. Sie ist Preisträgerin des tschechisch-deutschen Milena-Jesenská-Preises und des tschechisch-deutschen Journalistenpreises.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dora Kaprálová wurde in Brünn (Tschechien) geboren und wuchs dort in der Wohnung auf, in der heute im Rahmen des Residenzprogramms Kafe Kaprál kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Dieses Programm wurde zu Ehren ihres Vaters, des tschechischen Dichters Zeno Kaprál geschaffen, der hier mit seiner Familie lebte. Als Kind spielte sie am Theater Husa na provázku (damals Divadlo na provázku) in legendären Inszenierungen von Peter Scherhaufer.

Später studierte sie Dramaturgie und Drehbuch an der Theaterfakultät der Janáček-Akademie in Brünn, das Studium schloss sie 2000 als Magistra ab. Noch während ihres Studiums schrieb sie Literaturkritiken und drehte preisgekrönte Radio-Features und Radio-Essays. 2007 debütierte sie mit einem Interviewbuch mit der tschechischen Schriftstellerin Květa Legátová Návraty do Želar, im selben Jahr zog sie mit ihrer Tochter Ema (* 2003) und ihrem ersten Mann nach Berlin, wo 2009 ihre zweite Tochter Františka geboren wurde.[2]

Mit ihrem Prosa-Debüt Zimní kniha o lásce (Winterbuch über die Liebe) gelang ihr 2014 der Durchbruch zu einer eigenen Ausdrucksweise, die von Zweifel und Ironie geprägt ist. Oft betrachtet sie alltägliche Liebesereignisse aus ungewöhnlichen Perspektiven, die zu allgemeinen feministisch-philosophischen Fragen führen. „Das Winterbuch der Liebe“ widmete sie Peter Esterházy und seinem Roman „Die Frau“. Peter Esterházy konnte es noch zu Lebzeiten in der ungarischen Übersetzung von Z.J. Hahn (Typotext Verlag 2015) lesen und war von dem Buch begeistert. Das Buch erschien im kleinen Verlag Archa, erhielt aber in Tschechien viel Aufmerksamkeit und wurde später als Hörspiel im Rundfunk inszeniert.[3]

Eines der wichtigen Themen in Dora Kaprálovás Prosatexten, Dokumentarfilmen und journalistischen Arbeiten ist die Erkundung des im System verlorenen Individuums, wobei sie sich oft auf das Schicksal von Migranten, Exilanten und Menschen am Rande der Gesellschaft konzentriert.[4]

In ihren Texten lenkt sie den Blick auf die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen, die Zerbrechlichkeit von Bindungen und die Möglichkeit, durch das Interesse an der eigenen Umgebung politische, soziale und tabuisierte Grenzen zu durchbrechen. 2016 folgte der für den tschechischen Buchpreis nominierte Roman Berlínský zápisník (Berliner Notizbuch),[5] der bereits 2018 in einer zweiten Auflage erschien. Für ihre Reportagen und Radiodokumentationen für den tschechischen Rundfunk in Berlin wurde sie wiederholt für den Tschechisch-Deutschen Journalistenpreis nominiert, 2016 gewann sie den Preis für den besten Text und den Milena-Jesenská-Sonderpreis[6] und Deutsch-tschechischer Journalistenpreis.[7]

Im Jahr 2019 veröffentlichte sie im selben Verlag einen Band mit Kurzgeschichten, Ostrovy (Inseln),[8] gefolgt von einem Buch über grenzwertige, oft tragikomische Lebenssituationen, Utrpení a jiné žánry (Leiden und andere Genres), im Jahr 2022.[9]

2022 erschien auch Kaprálovás erstes Kinderbuch, Pan Nikdo a bílá tma (Herr Niemand und die weiße Finsternis),[10] mit Illustrationen von Darja Čančíková (Baobab Verlag). Das Buch wurde für den tschechischen Jugendbuchpreis Zlatá stuha nominiert, Darja Čančíková war für ihre Illustrationen unter den Finalisten des tschechischen Designpreises 2022 und der Titel wurde in den Katalog der besten tschechischen Kinderbücher 2022–2023 aufgenommen. Dora Kaprálová inszenierte das Buch für den tschechischen Rundfunk als vierteiliges dramatisiertes Hörspiel. Derzeit bietet sie es in einer deutschen szenischen Lesung mit der Übersetzerin und Filmemacherin Nataša von Kopp für deutsche und tschechische Schulen, Bibliotheken und Literaturfestivals an.[11]

Im Herbst 2023 entstand unter der Regie von Kamila Polívková am Theater Husa na Provázku in Brünn ein Theaterstück nach vier Prosa-Büchern von Dora Kapralová.[12][13]

Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt, darunter auch ins Deutsche. Dora Kaprálová lebt mit ihrenTöchtern in Berlin.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dora Kaprálová

Übertragungen ins Deutsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie, Theater, Radio, Auswahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen und Nominierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2024 Katalog der besten Kinderbücher des Jahres 2022/2023, Tschechien
  • 2023 Nominierung für das beste Kinderbuch Zlatá stuha, Finalist, Tschechien
  • 2021 Nominierung für das beste Radiofeature 2021 PRIX EUROPA, Potsdam, Deutschland
  • 2021 La Biennale di Venezia, Film von P.Kerekeš 107 Mother, Co-Autor, Italien.
  • 2019 „Mensch/FRAU/Mensch“ Slam-Poetry, Gewinnerin, P.A.N.D.A.-Theater Berlin
  • 2018 Nominierung für den deutsch-tschechischen Journalistenpreis, Reportage Die Regeln von Rixdorf, Titel im Original: Pravidla Rixdorfu, Prag
  • 2016 Deutsch-tschechischer Journalistenpreis, Lajkujte mně a smrt se vám vyhne, Reportér, Deutsch-tschechischer Journalistenpreis
  • 2016, Kategorie Audio: Alenka v říši divů, aneb má cesta za uprchlíky, Rundfunk ČRO 2, Sonderpreis „Milena Jesenská“,
  • 2014 I já jsem Tvůj syn, Adolfe, nominiert für das Europäische Radiofeature, Prix Europa, Berlin
  • 2002 Uvnitř je hra, National Preis im Rundfunkwettbewerb Report
  • 2000 Moře moc času Leoše Slaniny, Ake Blomster, Preis (für junge europäische Dokumentaristen*innen), Berlin 2000

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dora Kaprálová. In: Leibzig. Abgerufen am 30. März 2024.
  2. Tomáš Poláček: Přijeď za mnou do Berlína, projdeme se hřbitovem. In: Reportér. 11. Dezember 2022, abgerufen am 30. März 2024 (tschechisch).
  3. Dora Kaprálová: Realitu ctím jako největší ctnost, brání nám v sebestřednosti. In: Český rozhlas. 22. Juli 2020, abgerufen am 30. März 2024 (tschechisch).
  4. Tilman Spreckelsen: Sehnsucht nach Mitteleuropa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20. März 2019, abgerufen am 30. März 2024.
  5. Dora Kaprálová. In: LITERATURPORT. Abgerufen am 30. März 2024.
  6. Dora Kaprálová: Alice im Wunderland oder meine Reise zu den Flüchtlingen. In: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds. Abgerufen am 30. März 2024.
  7. Dora Kaprálová: Liket mich und der Tod wird einen Bogen um euch machen. In: Deutsch-Tschechischer Zukunftsfonds. Abgerufen am 30. März 2024.
  8. Lieben und Sorgen bis ins Mark hinein: "Inseln" von Dora Kaprálová. In: Freie Presse. 9. Juli 2021, abgerufen am 30. März 2024.
  9. Kateřina Mázdrová: ZDRAVÉ JE ČÍST ÚPLNĚ VŠECHNO, I RECEPTY A NÁPISY NA ZDECH. 29. Dezember 2022, abgerufen am 30. März 2024 (tschechisch).
  10. Radek Knapp: Eine Familie wird vom Chaos besucht. In: Die Presse. 22. Dezember 2023, abgerufen am 30. März 2024.
  11. Gruseln in Saarbrücken mit „Herrn Niemand“. In: Balaena Verlag. Abgerufen am 30. März 2024.
  12. Dora Kaprálová: Hadn't I fled Brno, I would be a sour doe. In: Divadlo Husa na provázku. Abgerufen am 30. März 2024 (englisch).
  13. Osobnost: Dora Kaprálová, ArtZóna 5.prosince 2023. In: Česká televize. Abgerufen am 30. März 2024 (tschechisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dora Kaprálová – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien