Ebow (Rapperin)

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Ebow (2017)
Ebow (2023)

Ebow (* 1990 in München als Ebru Düzgün) ist eine deutsche Rapperin, Künstlerin und Schauspielerin kurdischer Herkunft,[1] die in Berlin lebt.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebows Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, ihre Mutter, die in der Türkei ein Gymnasium besucht hatte, folgte ihnen erst im Alter von 17 Jahren. Wie ihre Eltern ist Ebow Alevitin. Ihre Mutter war im Vorsitz der alevitischen Gemeinde und politisch aktiv.[2]

Sie studierte Architektur an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und absolvierte ihren Master an der TU Wien.[3]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebows Lieder und ihr Rap- und Singstil ist von Vielseitigkeit geprägt. In ihren Texten verarbeitet Ebow zahlreiche Themen wie u. a. Liebe, Trauer, Empowerment, Wut, Diskriminierung und Identitätsfragen, die die Bereiche sowohl der Gesellschafts- und Kapitalismuskritik, des Queerfeminismus, des Anti-Rassismus, der Freiheit und Emanzipation als auch der Migration und des Alltagsrassismus in Deutschland aufgreifen und thematisieren. Musikalisch ist Ebow von amerikanischen Hip-Hop und RnB der 1990er und 2000er Jahre beeinflusst.

Musikalisches Schaffen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ebow rappte zunächst im Münchener Bahnhofsviertel, in Waschsalons, Supermärkten und der Straßenbahn, bevor sie auf Bühnen auftrat und an Festivals teilnahm, wie 2011 dem on3-Festival des Bayerischen Rundfunks,[4] 2012 dem Sound-of-Munich-Now-Festival[5] oder 2014 dem Schamrock-Festival der Dichterinnen.[6] Ihr Debütalbum mit dem Titel Ebow erschien am 22. November 2013 bei dem Indie-Label Disko B.

In der Musiksendung Heimatsound des Bayerischen Fernsehens im April 2015 trat sie mit den Songs Paradise und Vay auf.[7]

Mit dem Künstlernamen blaqtea ist Ebow seit 2016 Teil des in München gebildeten Artisttrios Gaddafi Gals, zu dem auch die Sängerin Slimgirl Fat und der Beatproduzent Walter p99 arke$tra gehören.[8][9]

Auf dem am 24. September 2021 erschienenen Ärzte-Album Dunkel hatte Ebow einen Gastpart beim Lied Kerngeschäft.

Am 18. März 2022 erschien ihr viertes Album Canê auf ihrem eigenen Musiklabel Alvozay.[10]

Stipendien und Awards[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2020 erhielt Ebow den VIA - VUT Indie Award in der Kategorie Bester Act.[11] 2023 gewann Ebow den Keychange Award.[12] Anfang 2023 war Ebow Stipendiatin der Künstlerresidenz Villa Aurora in Pacific Palisades bei Los Angeles zugleich ist sie im gleichen Jahr in die Jury für den Bereich Musik aufgenommen worden[13] Ebow ist von Februar bis Mai 2024 Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.[14]

Kollaborationen: Film und Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2010 schrieb und sang sie die Titelmelodie Ich habe Wanderlust zur Filmdokumentation Töchter des Aufbruchs der Münchener Regisseurin Uli Bez,[15] in der Migrantinnen ihre Lebenswege in Deutschland erzählen, darunter auch Ebow und ihre Mutter.[16][17] Der Film wurde im Kino aufgeführt und unter anderem in der CinéMayence im Institut Français,[18] auf der Griechischen Filmwoche sowie im Rahmen des Frauenfilmfestes Bimovie 2012 in München gezeigt.[19]

Mit dem selbstproduzierten halbstündigen Video-Mixtape Habibi’s Liebe und Kriege (2012) kreierte Ebow eine von orientalischen Klängen beeinflusste Stilrichtung, gemixt mit Elektro, die sie als „alternativen Hip-Hop“ bezeichnet. Erstmals verpackte sie darin soziale Realität in angriffslustige Texte, die von Geschlechterrollen in der türkischen Gemeinschaft, falschem Patriotismus bis zu den deutschen Waffenexporten reichen.[20] Ihr Song Waffenhymne sei laut Taz als Antwort auf M.I.A.s Paper Planes zu lesen.[21][22]

Das Musikmagazin Startrampe des BR stellte Ebow unter den neuen Bands der Staffel 9 vor[23] und produzierte ihr Musikvideo Oriental Dollar.[24] Darin beschreibt sie „das Gefühl, das sie beschleicht, wenn sie den ‚verschleierten Frauen‘ aus den Emiraten in München beim Shoppen zusieht“.[25]

2014 veröffentlichte sie mit dem Filmemacher und Musiker Mirza Odabaşı die Single Paramide, deren Erlöse an Bedürftige in Kobane gingen.[26] Sie war ebenfalls an seinem 2015 erschienenen Dokumentarfilm Leiden-schafft beteiligt, in dem auch andere bekannte Künstler wie Chefket, Marteria und Eko Fresh vertreten sind.[27] Im viel beachteten Dokumentarfilm Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod von Cem Kaya, welcher 2022 in die Programmkinos kam, ist Ebow ebenfalls mit ihrem Musikvideo "Kanak for Life (K4L)" vertreten.[28] 2021 performte Ebow diesen Song in einer Klassikversion im Rahmen der Radioreihe Machiavelli Sessions von WDR Cosmo gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester.[29]

Als Schauspielerin trat Ebow erstmals in einer Hauptrolle der von Helene Hegemann verantworteten Folge Subotnik in der RTL-Serie Strafe auf.[30] Dafür wurde sie 2023 mit dem Bunte „Distruptive Mind by glo“ Award ausgezeichnet und für den deutschen Schauspielpreis 2023 in der Kategorie best Newcomerin nominiert.[31][32]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alben
Titel Veröffentlichung Label Cover
Ebow 22. Nov. 2013 Disko B
Komplexität 17. Nov. 2017 Problembär Records
K4L 29. März 2019 Problembär Records
Canê 18. März 2022 Alvozay
EP
Titel Veröffentlichung Label Cover
Ebow 400 1. Aug. 2019 Alvozay
Singles
Titel Veröffentlichung Label Cover
Eis auf den Asphalt 8. Aug. 2014 Disko B
Asyl / Ghetto Rave 10. Feb. 2017 Problembär Records
Feuerzeug 12. Juni 2020 Alvozay
Friends 30. Juli 2020 Alvozay
QUEER AF II 14. Feb. 2021 Alvozay

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ebow (rapper) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ebow über Sexismus in der Musikbranche, Shirin David und Privilegien auf YouTube, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  2. Joachim Hentschel: Rapperin Ebow: Bekommt man mit einer Prada-Tasche mehr Respekt? In: FAZ.NET. 19. Januar 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Januar 2024]).
  3. TheMVid: Ebow im Porträt auf YouTube, 20. Januar 2012, abgerufen am 7. April 2024 (deutsch).
  4. Ebow: Ebow – Candle Light Döner (live @ on3-Festival 2011). In: br.de. 26. November 2011, abgerufen am 8. April 2024.
  5. Marie Schoess: Soundtrack einer Stadt. In: sueddeutsche.de. 30. Oktober 2012, abgerufen am 8. April 2024.
  6. Ebow/Ebru Düzgün, Schamrock. Festival der Dichterinnen 2014 (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  7. Heimatsound, Bayerisches Fernsehen, 18. April 2014@1@2Vorlage:Toter Link/www.br.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), abgerufen am 18. August 2015.
  8. Mintje Zorn: KÜNSTLER, DIE WIR LIEBEN: GADDAFI GALS. In: zeitjung.de. 29. Juni 2017, abgerufen am 8. April 2024.
  9. Gaddafi Gals. In: zeitjung.de. Abgerufen am 7. April 2024.
  10. Ebow - „Canê“ (Album der Woche) – ByteFM. In: byte.fm. 20. März 2022, abgerufen am 31. März 2022.
  11. VIA 2020. In: viaawards.de. 18. September 2020, abgerufen am 8. April 2024.
  12. Ebow. In: keychange.eu. Abgerufen am 8. April 2024 (englisch).
  13. https://www.vatmh.org/de/stipendiaten-details/grant/544-ebow.html
  14. Ebow. In: kulturakademie-tarabya.de. Abgerufen am 8. April 2024.
  15. Töchter des Aufbruchs. In: toechterdesaufbruchs.de. 18. August 2015, abgerufen am 8. April 2024.
  16. „Ich bin auch eine Tochter des Aufbruchs“. In: bim-institut.org. 16. September 2012, abgerufen am 8. April 2024.
  17. Vanessa Reuter: Aufbruchstimmung. In: missy-magazine.de. 9. April 2013, abgerufen am 8. April 2024.
  18. „Töchter des Aufbruchs“ - Geschichte(n) von Migrantinnen in Deutschland. Im Anschluss Gespräch mit der Regisseurin Uli Bez (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  19. Lisa Sonnabend: Film über Migrantinnen | Stimmen der Sehnsucht. In: sueddeutsche.de. 8. November 2021, abgerufen am 8. April 2024 (mit einem Trailer des Films).
  20. Disko B – Ebow (Memento vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
  21. Stefan Müller: Bang, bang, bang! In: taz.de. 12. Mai 2012, abgerufen am 8. April 2024.
  22. Sookee: Genres waren gestern, heute ist Musik. Das gilt auch für Rap. In: anschlaege.at. 12. Mai 2012, abgerufen am 8. April 2024.
  23. Alles zu Ebow X, soft.nerd und List. In: br.de. 20. Januar 2015, abgerufen am 8. April 2024.
  24. Ebow - Oriental Dollar. In: br.de. 18. November 2011, abgerufen am 8. April 2024.
  25. Hermann Weiß: Türkische Rapperin stürmt Männerbastion. In: welt.de. 8. März 2015, abgerufen am 8. April 2024.
  26. Musiknews – Ebow Charity Single Paramide (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 18. August 2015.
  27. Mirza Odabasi über den Film Leiden schafft (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 18. August 2015
  28. LIEBE, D-MARK UND TOD. In: mubi.com. 8. März 2015, abgerufen am 8. April 2024.
  29. COSMO: Ebow - K4L ft. WDR Funkhausorchester | Machiavelli Sessions auf YouTube, 22. Dezember 2020, abgerufen am 8. April 2024 (deutsch).
  30. Sonja Niesmann, Stefanie Witterauf: Fünf für München: Rapper, Retter und gute Rechner. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Juni 2023, abgerufen am 10. Januar 2024.
  31. "BUNTE New Faces Award Film" | Das sind die Gewinner der Jubiläums-Panther. In: bunte.de. 13. Mai 2023, abgerufen am 7. April 2024.
  32. Carsten Heidböhmer: Wenn Schuldige davonkommen: Sechs Filme über den Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit. In: stern.de. 29. Juni 2022, abgerufen am 7. April 2024.