Eniwetok

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Eniwetok
Karte des Atolls
Karte des Atolls
Karte des Atolls
Gewässer Pazifischer Ozean
Archipel Marshallinseln
Geographische Lage 11° 30′ N, 162° 14′ OKoordinaten: 11° 30′ N, 162° 14′ O
Eniwetok (Marshallinseln)
Eniwetok (Marshallinseln)
Anzahl der Inseln >40
Hauptinsel Eniwetok
Länge 37 km
Landfläche 5,85 km²
Lagunenfläche 1 004,89 km²
Einwohner 296 (2021)

Eniwetok oder Enewetak ist ein Atoll im Pazifischen Ozean, das zu den Marshallinseln gehört. Es besteht aus mehr als 40 kleinen Inseln und liegt rund 540 km nordwestlich von Kwajalein, rund 970 km südwestlich von Wake und rund 4400 km südwestlich von Honolulu. Eniwetok war nach Ende des Zweiten Weltkrieges Ort zahlreicher Atombombentests durch die Vereinigten Staaten. In den Jahren 1977 bis 1980 wurde auf der Insel Runit ein Atommüll-Lager errichtet. Auf Kwajalein und auf Eniwetok waren LORAN-Funkfeuer installiert.

Die Landmasse aller zugehörigen Inseln umfasst 5,85 km². Die umschlossene Lagune ist 1004,89 km² groß und hat einen Durchmesser von etwa 37 km. Früher lebten ca. 1000 Bewohner auf den Inseln. Die größten Inseln sind Eniwetok (11° 20′ 33″ N, 162° 19′ 50″ O), Engebi (auch Arthur genannt, 11° 39′ 47″ N, 162° 14′ 22″ O), Parry (11° 24′ 4″ N, 162° 22′ 14″ O), Muty (11° 25′ 28″ N, 162° 22′ 59″ O) und Igurin (11° 21′ N, 162° 14′ O).

Pazifikkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eroberung durch die USA 1944

Während des Pazifikkriegs bauten die Japaner im November 1942 einen Militärflugplatz auf Eniwetok, um von hier aus die Karolinen- und Marshallinseln kontrollieren zu können. Am 19. Februar 1944 eroberten die Amerikaner die Insel in ihrer Operation Catchpole. Das komplette Atoll war am 23. Februar unter ihrer Kontrolle. Auf Eniwetok verloren 34 amerikanische Soldaten ihr Leben, 94 wurden verwundet und drei sind bis heute vermisst. Auf Seite der japanischen Armee fielen 700 Soldaten und 25 kamen in amerikanische Gefangenschaft. Nach der Übernahme durch die Amerikaner wurde die vorhandene Landebahn ausgebaut und auf über 2000 m verlängert. Die Bezeichnung war Eniwetok Auxiliary Airfield.

Kernwaffentests[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Video von drei Atomwaffentests

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörten die Inseln zum Treuhandgebiet Pazifische Inseln. Zudem beschloss die UNO, dass der Gebrauch von Gebieten der Marshallinseln für die Sicherheitsbedürfnisse der USA keinerlei Beschränkungen unterliegt. Die Inseln wurden von den USA als Gebiet für Atomwaffentests ausgewählt. Die Bewohner wurden vor Beginn der Versuche evakuiert. Besonders stark wurde Eniwetok am 31. Oktober 1952 in Mitleidenschaft gezogen, als die USA dort den Versuch Ivy Mike mit einer Sprengkraft von 10 Megatonnen durchführten; die Insel Elugelab verschwand durch diese Explosion vollständig.[1] Weitere 43 Kernwaffenexplosionen folgten, sodass die verbleibenden Inseln stark radioaktiv verstrahlt wurden. Während der Atombombentests waren rund 11.000 US-Techniker, Wissenschaftler und Militärs auf Eniwetok stationiert. Zur Untersuchung der Explosionswolken der Bombentests wurden 1957/58 auch einige Raketen (überwiegend von Rockoons) gestartet.[2]

Übersicht der wichtigsten Tests[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Operation Sandstone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandstone Event X-Ray Detonation am 14. April 1948
Versuch Datum Ort Sprengkraft
X-Ray 14. April 1948 (GMT) 18:17 Insel Engebi 37 kT
Yoke 30. April 1948 (GMT) 18:09 Insel Aomon 49 kT
Zebra 14. Mai 1948 (GMT) 18:04 Insel Runit 18 kT

Operation Greenhouse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Greenhouse-George 20 ms nach der Zündung
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Dog 7. April 1951 (GMT) 18:34 Insel Runit 81 kT
Easy 20. April 1951 (GMT) 18:26 Insel Enjebi 47 kT
George 8. Mai 1951 (GMT) 21:30 Insel Eberiru 225 kT
Item 24. Mai 1951 (GMT) 18:17 Insel Enjebi 45,5 kT

Operation Ivy[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ivy Mike (Eniwetok-Atoll – 31. Oktober 1952)
Ivy-King, Luftaufnahme der Pilzwolke
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Mike 31. Oktober 1952 (GMT) 19:14:59.4 Insel Elugelab 10,4 MT
King 15. November 1952 (GMT) 23:30 Insel Runit 500 kT

Operation Redwing[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Redwing-Seminole kurz nach der Zündung
Redwing-Seminole – Fallout
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Lacrosse 4. Mai 1956 (GMT) 18:25 Insel Runit 40 kT
Yuma 27. Mai 1956 (GMT) 19:56 Insel Aomon 0,19 kT
Erie 30. Mai 1956 (GMT) 18:15 Insel Runit 14,9 kT
Seminole 6. Juni 1956 (GMT) 00:55 Insel Bogon 13,7 kT
Blackfoot 11. Juni 1956 (GMT) 18:26 Insel Runit 8 kT
Kickapoo 13. Juni 1956 (GMT) 23:26 Insel Aomon 1,49 kT
Osage 16. Juni 1956 (GMT) 01:14 Insel Runit 1,7 kT
Inca 21. Juni 1956 (GMT) 21:26 Insel Rujoru 15,2 kT
Mohawk 2. Juli 1956 (GMT) 18:06 Insel Eberiru 360 kT
Apache 8. Juli 1956 (GMT) 18:06 Krater von Ivy Mike 1,85 MT
Huron 21. Juli 1956 (GMT) 18:12 vor Insel Flora 250 kT

Operation Hardtack I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hardtack-Umbrella, Unterwasserzündung
Versuch Datum Ort Sprengkraft
Yucca 28. April 1958 (GMT) 18:15 157 km NO von Eniwetok-Atoll 1,7 kT
Cactus 5. Mai 1958 (GMT) 18:15 Insel Runit 18 kT
Fir 11. Mai 1958 (GMT) 17:50 Eniwetok-Atoll 1360 kT
Butternut 11. Mai 1958 (GMT) 18:15 Eniwetok-Atoll 81 kT
Koa 12. Mai 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 1370 kT
Wahoo 16. Mai 1958 (GMT) 01:30 Eniwetok-Atoll 9 kT
Holly 20. Mai 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 5,9 kT
Yellowwood 26. Mai 1958 (GMT) 02:00 Eniwetok-Lagune 330 kT
Magnolia 26. Mai 1958 (GMT) 18:00 Eniwetok-Atoll 57 kT
Tobacco 30. Mai 1958 (GMT) 02:50 Eniwetok-Atoll 11,6 kT
Rose 2. Juni 1958 (GMT) 18:45 Eniwetok-Atoll 15 kT
Umbrella 8. Juni 1958 (GMT) 23:15 Eniwetok-Lagune 8 kT
Walnut 14. Juni 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 1,45 kT
Linden 18. Juni 1958 (GMT) 03:00 Eniwetok-Atoll 11 kT
Elder 27. Juni 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 880 kT
Oak 28. Juni 1958 (GMT) 19:30 Eniwetok Lagune 8,9 MT
Sequoia 1. Juli 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 5,2 kT
Dogwood 5. Juli 1958 (GMT) 18:30 Eniwetok-Atoll 397 kT
Scaevola 14. Juli 1958 (GMT) 04:00 Eniwetok-Atoll 0 kT
Pisonia 17. Juli 1958 (GMT) 23:00 Eniwetok-Atoll 255 kT
Olive 22. Juli 1958 (GMT) 18:15 Eniwetok-Atoll 202 kT
Pine 26. Juli 1958 (GMT) 20:30 Eniwetok-Atoll 2000 kT
Quince 6. August 1958 (GMT) 02:15 Eniwetok-Atoll 0 kT
Fig 18. August 1958 (GMT) 04:00 Eniwetok-Atoll 0,02 kT

Eniwetok heute[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 1977 bis 1980 wurden drei Inseln vom übrig gebliebenen Atommüll gesäubert. Die verstrahlte Erde wurde großflächig abgetragen und zusammen mit dem eingesammelten Müll mit Portlandzement vermischt und anschließend in einen Explosionskrater geschüttet. Der Krater entstand am 5. Mai 1958 bei der Cactus-Explosion auf der Insel Runit. Der Durchmesser des Kraters beträgt 107 Meter, die Tiefe neun Meter. Der Krater wurde anschließend mit 358 Betonplatten von je 46 cm Dicke verschlossen, die Kosten beliefen sich auf 239 Millionen US-Dollar.[3] Bis heute ist noch ionisierende Strahlung zu messen, die hauptsächlich durch Plutonium verursacht wird. Runit ist Sperrzone und wird wegen der langen Lebenszeit der radioaktiven Spaltprodukte (Halbwertszeiten von bis zu 24.000 Jahren) nach menschlichem Ermessen dauerhaft unbewohnt bleiben müssen. Die südlichen und westlichen Inseln wurden von den USA für bewohnbar erklärt und die Menschen durften dorthin zurückkehren. Die heutige Bevölkerung besteht (Stand 2021) aus 296 Einwohnern.[4]

Ein US-finanziertes Landwirtschaftsprogramm sollte traditionelle Pflanzen wieder einführen, war aber nicht erfolgreich. Bei den drei gereinigten Inseln hinterließ das Abtragen des Bodens nur wenige Zentimeter fruchtbarer Erde, was zu karg für Ackerbau ist. Die Einwohner sind auf die Zahlungen des US-Treuhandfonds zur Kompensation für die Atomtests angewiesen, aber die überwiesenen Beträge werden inzwischen immer kleiner.[5]

Im Rahmen des Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program[6] entstand 2013 ein umfassender Bericht über den Betondeckel, der den Explosionskrater mit Atommüll abdeckt. Dieser Bericht zeigt neben einer akribischen Dokumentation jedes einzelnen Betonplattensegements mit einem Foto einige Hinweise auf, die auf Probleme mit dieser Art der Lagerung hindeuten.[7]

Namen und Codenamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alternative Namen, die auf Karten zu finden sind, lauten:

  • Arthur Insel
  • Brown Gruppe
  • Brown Inseln
  • Brown’s Range
  • Enüwetok
  • Enywetok
  • Parry Insel

Codenamen der US-Marine während des Pazifikkriegs, beziehungsweise der Atomtestzeit:

  • Begrudge für das ganze Eniwetok-Atoll
  • Downside für Eniwetok
  • Fragile für die Engebi-Insel
  • Heartstrings für die Parry-Insel
  • Outgeneral für die Engebi-Insel
  • Overbuild für die Parry-Insel
  • Privilege für Eniwetok

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eniwetok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kenneth W. Ford: Building the H Bomb – A Personal History. Singapur: World Scientific 2015, ISBN 978-981-4632-07-2, Seite 177
  2. Eniwetok in der Encyclopedia Astronautica (englisch)
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.utaot.com
  4. RMI Census Report (Preliminary). Interaktive Karte. In: rmieppso.org. Economic Policy, Planning and Statistics Office, abgerufen am 25. November 2022 (englisch, vorläufige Angaben).
  5. Jan Hendrik Hinzel, Coleen Jose und Kim Wall: Amerikas vergessenes Atommülllager. sueddeutsche.de, 28. November 2015, abgerufen am 28. November 2015.
  6. Webseite des Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  7. Terry F. Hamilton: A Visual Description of the Concrete Exterior of the Cactus Crater Containment Structure. In: Marshall Islands Dose Assessment & Radioecology Program. Center for Accelerator Mass Spectrometry, Lawrence Livermore National Laboratory, 1. Januar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2023; abgerufen am 22. Mai 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/marshallislands.llnl.gov