Erich Bitter

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Erich Bitter beim Klassikertreffen Rüsselsheim (2018)
Erich Bitter mit dem Bitter Insignia (2011)

Erich Bitter (* 11. August 1933 in Schwelm; † 10. Juli 2023[1]) war ein deutscher Automobildesigner sowie Rad- und Automobilrennfahrer. Er war der Gründer des Unternehmens Bitter Automobile.

Radsport-Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erich Bitters Vater führte ein Fahrradgeschäft mit mehreren Filialen. Der Sohn wollte schon früh Profi-Radrennfahrer werden. Nachdem er als Amateur einige Erfolge hatte vorweisen können, verließ er die Schule nach der Mittleren Reife und arbeitete zunächst im Betrieb seines Vaters. 1954, zur Deutschen Straßenmeisterschaft in Dingolfing, wurde er mit 21 Jahren der jüngste deutsche Profi. Zwei Jahre lang, von 1954 bis 1956, startete Bitter für das Radsportteam Bismarck, anschließend zwei Jahre für Torpedo. Er fuhr hauptsächlich als Edel-Domestike für Hennes Junkermann und Klaus Bugdahl, größere eigene Erfolge blieben jedoch aus. 1958 beendete er seine Radsportkarriere aus gesundheitlichen Gründen.

Automobilrennfahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1959 bis 1968 fuhr Erich Bitter Autorennen, hauptsächlich Rundstrecken- sowie Langstreckenrennen wie die Targa Florio oder Rennen auf dem Nürburgring. Anfangs fuhr er NSU Prinz, später auch Saab, Volvo, Porsche, Ferrari, Mercedes, Opel und Abarth. 1965 wurde er auf seinem Abarth, hinter Manfred Schiek und Gerhard Bodmer, Dritter in der Deutschen Rundstrecken-Meisterschaft. Bei seinen Rennen erlitt er drei schwere Unfälle; nach dem dritten Unfall auf der Nordschleife des Nürburgrings beim 1000-km-Rennen 1969 hörte er mit Autorennen auf, auch weil seinerzeit viele seiner Kollegen tödlich verunglückt waren. Bitters Gruppe-4-Abarth war im Training kurz vor der Brücke im Streckenabschnitt Brünnchen von der Bahn abgekommen, gegen die Leitplanke geprallt, mehrere Meter hoch gegen einen Baum geschleudert worden und in Brand geraten.[2]

Kaufmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon während seiner Tätigkeit als Autorennfahrer baute Erich Bitter zahlreiche kaufmännische Aktivitäten aus. 1960 eröffnete er in seiner Heimatstadt einen Autohandel für NSU und später auch für Saab, Volvo und Abarth. Als Autozubehörhändler Rallye Bitter war er der erste, der seit 1964 feuerfeste Rennoveralls aus Großbritannien importierte. Später entwickelt Bitter gemeinsam mit der DuPont einen eigenen flammengeprüften Stoff, Nomex. Zur Einführung von Nomex stellte er sich persönlich in einem flammengeprüften Overall in eine Ölwanne, aus der die Flammen hochschlugen. Zudem importierte er Automobile des kleinen italienischen Herstellers Intermeccanica. Von 1987 bis 1997 betrieb er die Bitter Automobile Company in Santa Monica, bis sein Geschäftsfreund Lee Miglin dem Serienmörder Andrew Phillip Cunanan zum Opfer fiel, der auch Gianni Versace tötete.

Autoentwickler und -hersteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bitter CD

Seine Unzufriedenheit mit den Produkten von Intermeccanica bewegte Erich Bitter dazu, ein eigenes Auto zu entwerfen. Er gründete die Bitter GmbH & Co. KG, heute Bitter Automotive GmbH, und baute ab 1971 mehrere Automodelle, die meisten von ihnen auf der Basis von Opel-Modellen. Die Sportwagen Bitter CD und SC haben bis heute „Kultstatus“, die Halter von Bitter-Automobilen treffen sich jährlich zum Bitter-Treffen.

Ab 1986 baute Erich Bitter verschiedene Prototypen. Von 1997 bis 2005 arbeitete er mit einem Team für die Forschung und Entwicklung bei Volkswagen. 2010 stellte er seinen Bitter Insignia auf der Basis eines Opel Insignia vor.[3]

Erich Bitter wurde bei der Wahl Das Goldene Klassik-Lenkrad 2013 der Zeitschrift Autobild Klassik in der Kategorie Person des Jahres nominiert.[4]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erich Bitter war dreimal verheiratet und ist Vater dreier Töchter. Er war begeisterter Läufer und absolvierte 30 Marathons. Weitere Hobbys waren Dressurreiten und die Malerei. Er starb am 10. Juli 2023 im Alter von 89 Jahren, wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft
Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1963 Erich Bitter Fiat-Abarth 850 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
11
1964 Erich Bitter Ferrari 250 GT
Saab 96
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
26 12
1965 Abarth Fiat-Abarth 1000 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
12
1966 Abarth Abarth 1300 OT Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
17 DNF
1967 Abarth Abarth 1300 OT Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
DNF 3 8 5
1968 Caltex Racing Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
11
1969 IGFA Abarth 2000S Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
DNF 8

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Matthias Göbel, Lutz Keiss: Erich Bitter – Rennsport, Automobile, Leben. Eine Biographie zum 80. Geburtstag. („... schreib einfach deinen Namen dran!“) (= Schriftenreihe der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften der Deutschen Sporthochschule Köln. Sonderbd. 2). Sportverlag Strauß, Köln 2013, ISBN 978-3-86884-161-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erich Bitter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traurige Nachricht: Abschied von Erich Bitter. In: speedweek.com. 11. Juli 2023, abgerufen am 11. Juli 2023.
  2. auto motor und sport, Heft 13/1969, S. 86.
  3. „Opel Insignia by Bitter – Wenn der Erich zuschlägt, wird's individuell“ auf carpassion.com
  4. „Das Goldene Klassik-Lenkrad 2013“ auf autobild.de (Memento vom 9. Juli 2013 im Internet Archive)