Erneuerbare Energien in Österreich

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Entwicklung der Stromproduktion nach Energieträger

Zu den erneuerbaren Energien in Österreich zählen Bioenergie (Biomassepotenzial), Geothermie, Wasserkraft, Meeresenergie, Sonnenenergie und Windenergie.[1] Diese Quellen sind praktisch unerschöpflich oder erneuern sich verhältnismäßig schnell.[2][3] Damit grenzen sie sich von fossilen Energiequellen ab. In Österreich ist die Wasserkraft die wichtigste erneuerbare Stromquelle.

Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erneuerbare Energien in Österreich[4]
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Prozentualer Anteil am
Gesamtenergieverbrauch
22,7[5] 21,7 21,0 20,0 23,0 28,0 30,1 30,8 32,0 32,5

Nach anfänglicher Stagnation zu Beginn der Jahrtausendwende erhöhte sich der Anteil der erneuerbaren Energien am österreichischen Bruttoinlandsverbrauch von 2005 bis 2010 von 20 auf 30,8 %.[4] Die EU-Vorgabe liegt bei 34 % für das Jahr 2020.[6] Laut einer im Jänner 2011 von Umweltminister Berlakovich vorgestellten Studie könnte Österreich bei geeigneten Rahmenbedingungen bis 2050 energieautark werden und die gesamte erforderliche Energie in Österreich aus Wasser, Sonne, Wind und Biomasse erzeugen. Die politischen Rahmenbedingungen müssten allerdings gemäß der Studie bereits heute geschaffen werden.[7]

Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiel für dezentrale Strom- und Wärmeversorgung: Das Biomasseheizkraftwerk Mödling in Niederösterreich

Die von der EU in der Richtlinie 2001/77/EG für Österreich vorgeschriebenen Ziele für den Anteil an erneuerbaren Energien am (Brutto-)Stromverbrauch von 78,1 % für 2010 wurden somit deutlich verfehlt. Österreich drohte daher ein Vertragsverletzungsverfahren, welches am 20. November 2013 eingereicht wurde.[8][9]

Aufgrund des stetig steigenden Energieverbrauchs und der begrenzten Kapazitäten (die großen Flüsse sind bereits mit Kraftwerken überzogen) nimmt die nach wie vor überragende Bedeutung der Wasserkraft tendenziell ab, während jene der Biomasse und Windenergie steigt. In einigen Beispielprojekten ist es gelungen, den an einem Ort benötigten Energieverbrauch dezentral mit erneuerbaren Energien zu decken. So gewinnt etwa die österreichische Gemeinde Güssing seit 2005 bereits bedeutend mehr Wärme und Strom aus nachwachsenden Rohstoffen als sie selbst benötigt.[10]

Stromerzeugung in Österreich in GWh[11]
Jahr Gesamt-
erzeugung
Summe EE Wasserkraft Windenergie Photovoltaik Biomasse
und -gas
Geothermie
2022 68.803 52.998 77,0 % 39.141 56,9 % 7.255 10,5 % 3.453 5,0 % 3.149 4,6 % 0 0,0 %
2021 70.275 54.628 77,7 % 42.467 60,4 % 6.738 9,6 % 2.398 3,4 % 3.025 4,3 % 0 0,0 %
2020 72.414 57.213 79,0 % 45.386 62,7 % 6.792 9,4 % 1.869 2,6 % 3.166 4,4 % 0 0,0 %
2019 74.191 56.276 75,9 % 44.206 59,6 % 7.457 10,1 % 1.553 2,1 % 3.060 4,1 % 0 0,0 %
2018 68.598 51.861 75,6 % 41.184 60,0 % 6.029 8,8 % 1.440 2,1 % 3.209 4,7 % 0 0,0 %
2017 71.233 53.101 74,5 % 42.088 59,1 % 6.569 9,2 % 1.290 1,8 % 3.154 4,4 % 0 0,0 %
2016 68.339 52.414 76,7 % 42.916 62,8 % 5.231 7,7 % 1.089 1,6 % 3.178 4,7 % 0 0,0 %
2015 65.114 49.376 75,8 % 40.465 62,1 % 4.836 7,4 % 938 1,4 % 3.138 4,8 % 0 0,0 %
2014 65.301 52.257 80,0 % 44.730 68,5 % 3.845 5,9 % 647 1,0 % 3.035 4,6 % 0 0,0 %
2013 68.106 52.427 77,0 % 45.671 67,1 % 3.151 4,6 % 375 0,6 % 3.230 4,7 % 0 0,0 %
2012 72.424 53.491 73,9 % 47.618 65,7 % 2.461 3,4 % 158 0,2 % 3.254 4,5 % 1 0,0 %
2011 65.865 42.935 65,2 % 37.745 57,3 % 1.934 2,9 % 60 0,1 % 3.195 4,9 % 1 0,0 %
2010 71.076 46.913 66,0 % 41.575 58,5 % 2.063 2,9 % 37 0,1 % 3.236 4,6 % 1 0,0 %
2009 69.067 48.785 70,6 % 43.650 63,2 % 1.954 2,8 % 28 0,0 % 3.152 4,6 % 2 0,0 %
2008 66.931 45.879 68,5 % 40.716 60,8 % 2.011 3,0 % 22 0,0 % 3.129 4,7 % 2 0,0 %
2007 64.856 44.165 68,1 % 39.203 60,4 % 2.036 3,1 % 19 0,0 % 2.905 4,5 % 2 0,0 %
2006 64.368 42.216 65,6 % 38.039 59,1 % 1.752 2,7 % 17 0,0 % 2.405 3,7 % 3 0,0 %
2005 66.739 42.388 63,5 % 39.574 59,3 % 1.331 2,0 % 17 0,0 % 1.463 2,2 % 2 0,0 %
2004 64.860 41.861 64,5 % 39.909 61,5 % 924 1,4 % 16 0,0 % 1.010 1,6 % 2 0,0 %
2003 60.622 36.614 60,4 % 35.635 58,8 % 366 0,6 % 15 0,0 % 595 1,0 % 3 0,0 %
2002 62.453 42.863 68,6 % 42.266 67,7 % 203 0,3 % 4 0,0 % 388 0,6 % 3 0,0 %
2001 62.255 42.276 67,9 % 41.731 67,0 % 106 0,2 % 2 0,0 % 437 0,7 %
2000 61.800 43.961 71,1 % 43.461 70,3 % 67 0,1 % 2 0,0 % 431 0,7 %

Akzeptanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Österreich ist die Zustimmung zum Ausbau von erneuerbaren Energien hoch. Bei einer im Oktober 2011 veröffentlichten Umfrage von Karmasin Marktforschung im Auftrag der IG Windkraft sprachen sich 77 % der Österreicher für einen Ausbau der Windenergie aus, womit ähnlich lautende Werte aus den Vorjahren bestätigt wurden. In Niederösterreich, wo Stand 2011 etwa die Hälfte aller österreichischen Windkraftanlagen stehen, sehen 13 % der Befragten positive Auswirkungen durch die bestehenden Anlagen auf ihre persönliche Lebensqualität, 3 % negative Auswirkungen. 28 % erwarten durch einen weiteren Ausbau eine verbesserte Lebensqualität, 62 % keine Auswirkungen darauf, 6 % negative Auswirkungen. Kernkraftwerke wurden von 96 % der Befragten abgelehnt, fossile Kraftwerke von 45 %. Sieben von zehn Österreichern sprachen sich zudem für eine höhere Förderung der erneuerbaren Energien aus.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Energie – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Energie
Portal: Umwelt- und Naturschutz – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Umwelt- und Naturschutz

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufsätze und Studien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Erneuerbare Energien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Internationale Organisation für erneuerbare Energien: Definition nach Artikel III der Satzung vom 26. Januar 2009 (BGBl. II S. 636, zweisprachig).
  2. Anette Regelous, Jan-Peter Meyn: Erneuerbare Energien – eine physikalische Betrachtung. In: Didaktik der Physik, Frühjahrstagung. Abgerufen am 23. August 2014. Münster 2011, Physikalisches Institut, Didaktik der Physik, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  3. Volker Quaschning: Regenerative Energiesysteme. Technologie – Berechnung – Simulation. 8. aktualisierte Auflage. München 2013, S. 34.
  4. a b Erneuerbare Energie in Zahlen 2010 (Memento vom 25. August 2012 im Internet Archive). Internetseite. Abgerufen am 27. Juli 2012.
  5. Österreichischer Energiebericht 2003 (Memento vom 26. September 2006 im Internet Archive) (PDF; 6,4 MB), aufgerufen Juli 2006.
  6. Kosten für Ökostrom steigen auch in Österreich. Der Standard, 3. Jänner 2011.
  7. Energieautarkie für Österreich bis 2050 realisierbar. ORF online, 26. Jänner 2011.
  8. KOM(2009)192: Mitteilung der Kommission an den Rat und das Europäische Parlament – Fortschrittsbericht „Erneuerbare Energien“ – Bericht der Kommission gemäß Artikel 3 der Richtlinie 2001/77/EG und Artikel 4 Absatz 2 der Richtlinie 2003/30/EG sowie über die Umsetzung des EU Aktionsplans für Biomasse (KOM(2005)628)
  9. Erneuerbare Energiequellen: Kommission verklagt Österreich wegen unvollständiger Umsetzung der EU-Vorschriften.
  10. Über das Modell Güssing – Vision oder Wirklichkeit? (Memento vom 18. Januar 2012 im Internet Archive). Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie Güssing
  11. Jährliche Bilanz elektrischer Energie (0,2 MB). E-Control, abgerufen am 1. Oktober 2023.
  12. Überwältigende Mehrheit will Windkraftausbau (Memento vom 8. Januar 2012 im Internet Archive) Pressemitteilung IG-Windkraft, 25. Oktober 2011. Abgerufen am 25. Oktober 2011.