Estaleiros Navais de Peniche

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Estaleiros Navais de Peniche
Rechtsform Sociedade Anónima (Portugal)
Gründung 1989
Sitz Peniche, Portugal
Leitung Eugénio Manuel da Silva Neto
Mitarbeiterzahl 2010: 210
2020: 48
Umsatz 2010: 12,5 Mio. Euro
2020: 1,6 Mio. Euro
Branche Schiffbau
Website www.enp.pt

Die Estaleiros Navais de Peniche (ENP) ist eine 1989 gegründete portugiesische Werft in Peniche. Schwerpunkte sind die Wartung, Reparaturen, Umbauten und Neubauten von Fischereifahrzeugen sowie von Schiffen im Küstenverkehr wie Fähren, Passagierschiffen und Arbeitsbooten.

Luftaufnahme von Peniche – Lage der Werft am unteren Hafenbecken

Die Gründung der Werft erfolgte 1989 als Zusammenschluss mehrerer kleinerer Werften aus Peniche, um das in Bau befindliche Werftgelände zu übernehmen. 1992 erhielt sie die Konzession für die Nutzung der Anlagen im Hafen und nahm wahrscheinlich 1994 den Betrieb auf.[1][2] Zweck des Unternehmens waren die Wartung, Reparatur und der Neubau von Fischereifahrzeugen aus der Region, wo sich mit der Kooperative Unicoopesca einer der größten portugiesischen Fischereibetriebe befand.[3]

Produkte und Kunden

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Fähr-Katamaran der Atlantic Ferries

Aus den Anfangsjahren liegen wenige Informationen vor. Erst für die Zeit ab etwa dem Jahr 2000 sind Neubauten – insbesondere Fischereifahrzeuge wie Trawler und Kutter für die heimische Fischerei – überliefert. Die für unterschiedliche Fangmethoden ausgelegten Schiffe und Boote reichen von 7,5 langen Booten bis zu 34 Meter langen Trawlern für die Kleine Hochseefischerei.[4] Daneben bietet die Werft mehrere Modelle von Passagierschiffen in der Größenordnung von 12 bis 40 Meter an: Die Produktpalette umfasst kleine Passagierboote, Wassertaxis, Ausflugsboote vom traditionellen Typ Rabelo, Personenfähren und solche zur Mitnahme von Kraftfahrzeugen. Die kleineren Boote werden angepasst an die jeweilige Aufgabe auch als Lotsenboote, Fahrzeuge für Polizei und Rettungsdienste, als militärische Patrouillenboote sowie als Arbeitsboote angeboten. Darüber hinaus werden bei Bedarf kleine RoRo-Schiffe, RoPax-Schiffe, Schlepper und Schwimmdocks produziert. Für alle Fahrzeuge werden Motoren nach Wunsch der Auftraggeber zugekauft und von unterschiedlichen Herstellern wie Volvo Penta, MAN, John Deere, Baudouin, Caterpillar oder Cummins bezogen.[4]

Die Kunden der Werft stammen neben der heimischen Fischerei und Passagierdiensten in Portugal vor allem aus Afrika. Schiffe und Boote wurden für Kunden in Algerien, Angola, Mosambik, Senegal und Kap Verde gebaut. Wichtigster Auslandsmarkt ist Angola.[5]

Rabelo-Ausflugsboote

Umsatz und Mitarbeiterzahlen

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Die ENP zählt zu den größeren Werften in Portugal und war bis zur Etablierung der Werft West Sea im Jahr 2013 die größte privat betriebene Werft des Landes: Im Jahr 2010 erzielte das Unternehmen mit 210 Mitarbeitern einen Umsatz von 12,5 Millionen Euro, davon 9,1 Millionen aus dem Export.[6] In den Folgejahren geriet das Unternehmen wiederholt in Krisen. Im Jahr 2020 beschäftigte die Werft noch 48 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 1,6 Millionen Euro.[7]

Entwicklung und Krisen der Werftgeschichte

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Im November 2010 erwarb die Estaleiros Navais de Peniche auf der Azoreninsel Pico die kriselnde Werft Estaleiros Navais Canal in Madalena. Die ENP erhoffte sich mit dieser Investition einen Zugang zum Markt von Fährschiffen auf den Azoren, da die Reederei Transmaçor Neuanschaffungen plante. Die ENP konnte die Anforderungen der Ausschreibung nicht erfüllen und zog sich wieder zurück.[8]

RMAS Salmour – Schwesterschiff der Salmaid, die zum Forschungsschiff Mar Portugal umgebaut wurde

2014 wurde die Amal-Gruppe zusammen mit Venture Capital Oxycapital neuer Mehrheitseigner der Werft. Die neuen Inhaber beabsichtigten, die Werft zusätzlich für das Offshore-Geschäft und den Bereich der erneuerbaren Energien aufzustellen.[9] Zwei Jahre später, 2016, traf die aufgrund gesunkener Ölpreise in eine Krise geratene angolanische Wirtschaft die Werft erneut, da sich dort die wichtigsten Abnehmer des Unternehmens befanden. Aufgrund offener Verbindlichkeiten schloss die Werft das Jahr mit Verlusten ab.[10] Nach Überwindung der Krise errichtet die ENP einen kleinen Standort im angolanischen Lobito, um dort Boote aus Fiberglas für die lokale Fischerei zu bauen.[11] Am Hauptstandort in Peniche arbeitet die Werft seit der Krise mit einer reduzierten Mitarbeiterzahl. Gleichzeitig sind nur wenige Aufträge bekannt, wie der Umbau des früheren britischen Bergungsschiffes RMAS Salmaid zum zivilen Forschungsschiff Mar Portugal.[12] Aufträge zum Bau von Elektrofähren in Aveiro und in Lissabon konnte die Werft 2020 nicht für sich gewinnen.[13][14]

Lage und Ausstattung

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Die Werft befindet sich im Südwesten der Stadt etwa an der schmalsten Stelle der Halbinsel unter der Adresse Molhe Leste. Das Werftgelände umfasst eine Fläche von 80.000 Quadratmetern. Davon sind 12.000 Quadratmeter überdachte Fläche, wo Schiffe mit einer Länge von bis zu 60 Metern oder 700 Tonnen aufgenommen werden können. Die fünf Hallen sind jeweils ausgelegt für Stahlarbeiten, für Schlosserarbeiten, für Malerarbeiten, als Lagerhallen sowie eine Halle für Arbeiten mit glasfaserverstärktem Kunststoff. Aufgeslippt werden die Schiffe über zwei Hellinge, deren größere für Schiffe mit maximal 140 Meter Länge und 20 Meter Breite ausgelegt ist. Dort befindet sich auch ein Portalkran. Der Außenbereich wird ergänzt durch eine Pier von 350 Meter Länge, an der Reparaturarbeiten stattfinden und Schiffe bis zu 150 Meter anlegen können. Insgesamt kann die Werft 20 Schiffe aufnehmen.[5][15]

Bauliste (Auswahl)

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Eine Bauliste der Werft existiert bislang nicht in der Literatur – die aufgeführten Einträge enthalten eine Auswahl von Schiffsneubauten und Umbauten.

Name Jahr Schiffstyp Vermessung Auftraggeber Anmerkungen
2000 (Neubau) Ausflugsboot Typ Rabelo 30 Meter,
126 Passagiere
div. Auftraggeber für touristische Ausflüge auf Flüssen wie vor allem dem Douro konzipiert, das dem traditionellen Bootstyp Rabelo entspricht;[16]
Alberto Miguel 2006 (Neubau) Fischkutter 167 BRT Fischer aus Peniche Fischkutter für die Langleinenfischerei für lokale Fischer oder Fischereiunternehmen aus Peniche;[17]
Ariel 2006 (Neubau) Fährboot 12 Meter,
12 Passagiere
Atlânticoline, Ponta Delgada Erste Anschaffung der 2005 gegründeten azoreanischen Fähr-Reederei Atlânticoline; verkehrt seit 2008 zwischen den Inseln Corvo und Flores;[18]
Garça Branca 2007 (Neubau) Katamaran-Fährschiff 454 BRZ Atlantic Ferries, Carvalhal Lizenzbau des brit. Entwurfs BMT Nigel Gee 40m-Ferry für Atlantic Ferries; dort seit 2008 im Liniendienst zwischen Setúbal und der Halbinsel Tróia;[19]
Roaz Corvineiro 2007 (Neubau) Katamaran-Fährschiff 454 BRZ Atlantic Ferries, Carvalhal 2: Lizenzbau des Entwurfs BMT Nigel Gee 40m-Ferry für Atlantic Ferries; seit 2008 im Liniendienst zwischen Setúbal und Tróia;[19]
Indico I 2011 (Neubau) RoRo-Schiff 690 BRZ,
57,00 Meter
Verkehrsministerium Mosambik Teil einer Lieferung von 5 Schiffen an Mosambik für Verbindungen entlang der Küste und Flussmündungen; Durch geringen Tiefgang auch ohne Hafeninfrastruktur nutzbar.[20][21]
Lualua 2011 (Neubau) RoPax-Schiff/Fährschiff 30,00 Meter,
80 Passagiere
Verkehrsministerium Mosambik Teil einer Lieferung von 5 Schiffen an Mosambik für Verbindungen entlang der Küste und Flussmündungen; Durch geringen Tiefgang auch ohne Hafeninfrastruktur nutzbar.[22]
Boa Vista 2012 (Ausbau) Schwimmdock 61 × 21 Meter,
2000 Tonnen Tragfähigkeit
Angolanisches Fischereiministerium, Luanda Endausbau des in der ukrainischen Partnerwerft Zaliv Shipyards in Kertsch hergestellten Kaskos für das angolanische Fischereiministerium.[23]
Chambo 2012 (Neubau) Fährschiff 24 Meter,
100 Passagiere
Malawi Shipping Company, Lilongwe/Malawi Einsatz als Fähre der Malawi Shipping Company auf dem Malawisee zwischen Mosambik und Malawi;[24][25]
Mar Portugal 2017 (Umbau) Forschungsschiff 2290 BRT Instituto Português do Mar e da Atmosfera (IPMA), Lissabon Umbau des 1986 gebauten brit. Bergungsschiffes RMAS Salmaid (A187) zum zivilen Forschungsschiff. Einsatz für geotechnische, ozeanographische und meeresbiologische Untersuchungen;[12]
  • OECD-Bericht: Peer review of the portuguese shipbuilding and repair industry, Paris 2016 (Online-Version als PDF).

Einzelnachweise

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  1. Estaleiros Navais de Peniche apostam na formação e capacitação de quadros angolanos, Bericht vom 24. Mai 2019 bei vivenciaspressnews.com (portugiesisch)
  2. Dekret Nr. 173/92 der portugiesischen Regierung vom 8. August 1992 bei dre.pt (portugiesisch)
  3. OECD-Bericht, S. 7
  4. a b Referenzliste auf Website der Werft
  5. a b OECD-Bericht, S. 13
  6. Peniche tem os maiores estaleiros privados de construção naval de Portugal, Bericht vom 29. Juli 2011 bei portogente.com (portugiesisch)
  7. Basisdaten 2020 zur Werft bei dnb.com (englisch)
  8. Compre o que não é nosso bei amigos-de-peniche.blogspot.com (portugiesisch)
  9. Amal e OxyCapital compram Estaleiros Navais de Peniche, Bericht vom 3. Januar 2014 bei transportesenegocios.pt (portugiesisch)
  10. Estaleiros Navais de Peniche “em situação económica muito difícil” com crise de Angola, Bericht vom 5. Mai 2016 bei pescazores.com (portugiesisch)
  11. Estaleiros Navais de Peniche internacionalizam-se e abrem unidade em Angola, Bericht vom 6. Januar 2020 bei publico.pt (portugiesisch)
  12. a b Website des Forschungsschiffes Mar Portugal
  13. Estaleiros Navais de Peniche impugna concurso do ‘ferryboat’ elétrico adjudicado pela Câmara de Aveiro, Bericht vom 24. Juli 2020 bei jornaleconomico.sapo.pt (portugiesisch)
  14. Transtejo arrisca compensação por contrato dos Estaleiros de Peniche, Bericht vom 1. Februar 2021 bei dn.pt (portugiesisch)
  15. Geländebeschreibung auf Website der Werft ENP (portugiesisch/englisch)
  16. Datenblatt Douro Traditional Vessel 30 Meter auf Website der Werft
  17. Alberto Miguel (IMO 8743787 – Fishing Vessel) bei vesseltracking.net
  18. Website der Reederei unter atlanticoline.pt
  19. a b Website der Reederei Atlantic Ferries
  20. Datenblatt Lancha de Desembarque 57 M auf Website der Werft
  21. Indicco I bei balticshipping.com
  22. Datenblatt Embarcação polivalente 30 M auf Website der Werft
  23. EBH Namibia ‘welds’ strong country-to-country and maritime relationships with landmark repair of Angolan Fisheries’ floating dry dock bei engineeringnews.co.za
  24. New Passenger ship on Lake Malawi bei mwnation.com
  25. Datenblatt Ferryboat 24 M auf Website der Werft

39° 21′ N, 9° 22′ WKoordinaten: 39° 21′ 10″ N, 9° 22′ 5″ W