Eugen Langen

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Eugen Langen
Eugen Langen als Student
Versuchsfahrzeug der Einschienenhängebahn Eugen Langens auf dem Gelände von Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz (1897)
Denkmal vor dem Bahnhof Köln Messe/Deutz, 2008

Carl Eugen Langen (* 9. Oktober 1833 in Köln; † 2. Oktober 1895 bei Elsdorf (Rheinland)) war ein deutscher Unternehmer, Ingenieur und Erfinder. Langen war maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des Ottomotors und der „Schwebebahn“, die in Gestalt der Wuppertaler Schwebebahn erstmals realisiert wurde. Zudem war Langen Mitglied und Förderer zahlreicher Kolonialgesellschaften.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eugen Langen war ein Sohn des Zuckerfabrikanten Johann Jakob Langen (1794–1869). J. J. Langen hatte sich 1845 mit der Übernahme der Zuckerfabrik Schleußner & Heck selbständig gemacht. Er führte die Firma mit seinen Söhnen Carl Otto, Gustav und Emil als „J. J. Langen & Söhne“. 1857 trat Eugen Langen nach einer umfangreichen technischen Ausbildung u. a. am Polytechnikum in Karlsruhe für seinen Bruder Emil in die Firma ein. Am Polytechnikum hatte er bei dem Maschinenbauer Ferdinand Redtenbacher studiert, allerdings ohne einen Abschluss zu machen, woraufhin Redtenbacher beim Abschied sein Bedauern ausdrückte, aus ihm (Langen) hätte noch etwas werden können.[1]

1864 wurde Eugen Langen auf Nicolaus August Otto aufmerksam, einen ausgebildeten Kaufmann, der in seiner Freizeit an der Verbesserung des von dem Franzosen Étienne Lenoir erfundenen atmosphärischen Gasmotors arbeitete. Der technisch ausgebildete Eugen Langen erkannte das Potenzial von Ottos Entwicklung, und sie gründeten bereits einen Monat nach dem Treffen gemeinsam die erste Motorenfabrik der Welt, „N. A. Otto & Cie.“. Auf der Pariser Weltausstellung von 1867 erhielt ihr verbesserter Gasmotor, der sog. Flugkolbenmotor, die Goldmedaille.

Nachdem diese erste Fabrik in Konkurs gegangen war, gründete Langen in Deutz mit Fremdkapital eine neue Firma für den Bau von Gasmotoren, die Gasmotorenfabrik Deutz, die sich später zum Konzern Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) entwickelte, der heutigen Deutz AG. Ottos Schulden von 18.000 Talern übernahm Eugen Langen. Um die Produktion zu sichern, verpflichtete Langen die Mechaniker Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. Jetzt konnten sie Alphonse Beau de Rochas’ Idee der Produktion eines Viertaktmotors zur Reife führen.

1870 gründete Langen mit Emil Pfeifer sowie dessen Sohn Valentin die Firma Pfeifer & Langen, einen bis heute bestehenden Zuckerfabrikationskonzern. Mit seinen technischen Kenntnissen setzte er seinerzeit modernste Produktionsmethoden ein und erfand neue.

Steinerne Gedenktafel zu Ehren von Eugen Langen im Treppenaufgang der Schwebebahn-Station Wuppertal-Hauptbahnhof.
Gedenktafel in der Dresdner Schwebebahn

Auch im Bereich des Schienenfahrzeugbaus war Langen erfolgreich: Er war Mitbesitzer und Ingenieur der Kölner Waggonfabrik van der Zypen & Charlier, auf deren Gelände in den frühen 1890er Jahren eine Teststrecke von rund 100 m Länge gebaut wurde. Anders als die später gebauten und noch betriebenen Bahnen in Wuppertal und Dresden hing dieses Testfahrzeug mit Innenlaufrollen auf zwei innerhalb eines Hohlträgers angebrachten Schienen.[2] Mit diesem Hintergrund setzte sich Langen am 28. Dezember 1894 mit seinem Schwebebahnprojekt gegen Mitbewerber durch und wurde dadurch zum Vater der Wuppertaler Schwebebahn. Die technisch eigentlich nicht korrekte Bezeichnung Schwebebahn stammt von Langen selbst: Ein System der hängenden Wagen. Ich habe das Ding ‚Schwebebahn‘ getauft. (vgl. Artikel Hängebahn)

Fast zeitgleich war er für den Bau der Schwebebahn Dresden verantwortlich. Die Dresdener Anlage ist im Gegensatz zur 13,3 Kilometer langen Wuppertaler Talstrecke eine 274 Meter lange Bergbahn, deren Antriebstechnik einer Standseilbahn entspricht. Sie fährt ebenfalls noch heute.

Eugen Langen starb am 2. Oktober 1895 auf seinem Landsitz Haus Etzweiler bei Elsdorf an den Folgen einer Fischvergiftung, die er sich bei der Einweihungsfeier des Nord-Ostsee-Kanals zugezogen hatte. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in einem Familiengrab auf dem Kölner Melaten-Friedhof, Lage: HWG zwischen Lit. E und Lit. F.[3] In Elsdorf und in Wuppertal sind jeweils eine Schule und eine Straße nach Eugen Langen benannt. Ebenso gibt es in Bergisch Gladbach, Karlsruhe, Schwerin und Köln eine Eugen-Langen-Straße. In Friedrich-Wilhelms-Hütte (Troisdorf), einem Ort seines Wirkens, gibt es die Langenstraße. Ein Denkmal hat ihm die Stadt Köln 1990 gesetzt, als sie ihn als Steinfigur auf dem Kölner Ratsturm verewigte, mit einem Motorkolben in den Händen und einer Zucker-Packkiste und einem Zuckerhut zu seinen Füßen. Gestaltet wurde die Figur von dem Kölner Bildhauer Theo Heiermann. Eine ehemalige Benennung zu Ehren Langens ist bzw. war der Ortsname (Alt-)Langenburg (heute Lumbira) in Deutsch-Ostafrika, der auf Langens Schwiegersohn Hermann von Wissmann zurückgeht. Dies verweist auf Langens Bezüge zum deutschen Kolonialismus.[4] Er war Vorsitzender und eines der einflussreichsten Mitglieder des Westdeutschen Vereins für Kolonisation und Export, in der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft, Mitglied im Kolonialrat sowie im Vorstand des evangelischen Afrikavereins.[5][6] Schließlich war er einer der Finanziers der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft.[7] 1873 und 1880 war Langen Vorsitzender des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[8]

Privat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Langen war zweimal verheiratet. Seine erste Frau Henriette (1834–1872) war eine Tochter des Basler Papierfabrikanten Andreas Thurneysen. Sie starb bei der Geburt des zehnten Kindes. Danach heiratete er seine Nichte Hermine Schleicher (1849–1935). Fritz von Langen, Johann Gottlieb von Langen, Hans Rudolph von Langen, Arnold Langen waren unter seinen 13 Kindern.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Maria Feldhaus: Langen, Eugen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 53, Duncker & Humblot, Leipzig 1907, S. 769 f.
  • Gustav Goldbeck, Hans-Jürgen Reuß: Langen, Eugen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 571–573 (Digitalisat).
  • Bruno Kuske: Eugen Langen (1833–1895). In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Band I. Aschendorff, Münster 1931, S. 264–297.
  • Wilhelm Treue: Eugen Langen und Nicolaus August Otto. Zum Verhältnis von Unternehmer und Erfinder, Ingenieur und Kaufmann. Bruckmann, München 1963 (auch: Jal-Reprint, Würzburg 1974).
  • Gabriele Oepen-Domschky: Kölner Wirtschaftsbürger im Deutschen Kaiserreich : Eugen Langen, Ludwig Stollwerck, Arnold von Guilleaume und Simon Alfred von Oppenheim. Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Köln 2003, ISBN 3-933025-38-9.
  • Gabriele Oepen-Domschky: Würfelzucker, Gasmotoren und Kirchenbau: der protestantische Kölner Wirtschaftsbürger Eugen Langen (1833–1895). In: Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Bewegen, Verbinden, Gestalten : Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Köln 2003, ISBN 3-933025-39-7.
  • Armin Beuscher, Asja Bölke, Günter Leitner, Antje Löhr-Sieberg, Anselm Weyer: Melaten erzählt von protestantischem Leben. Ein Rundgang. Herausgegeben von Annette Scholl im Auftrag der Evangelischen Gemeinde Köln. Köln 2010, ISBN 978-3-942186-01-8.
  • Heinrich Philip Bartels: 100 Jahre Pfeifer & Langen (1870–1970). Pfeifer & Langen, Köln 1970.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eugen Langen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Kraemer: Sinn und Unsinn akademischer Prüfungen. In: Physikalische Blätter. 1970, Nr. 12, S. 571.
  2. S. (vmtl. E. Schrödter): Die Langensche Schwebebahn. In: Verein deutscher Eisenhüttenleute (Hrsg.): Stahl und Eisen. Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen. Jg. 14, Nr. 6. A. Bagel, Düsseldorf 15. März 1894, S. 245–250 (Zitat: „Die Schwebebahn System Langen bietet der Ausführung zwei Grundformen, die zweischienige und die einschienige. Bei der zweischienigen Anordnung besteht die Bahn aus einem, am besten in Gitterwerk hergestellten, unten offenen, kastenförmigen Längsträger, welcher durch in entsprechenden Abständen angeordnete Säulen oder Stützen getragen wird, und die Schienen sind auf den unteren inneren Gurtungen der Seitenwände des Kastenträgers befestigt. An den Achsen der auf diesen Schienen laufenden Räder sind Drehgestelle mittels gelenkiger Organe aufgehängt, und unter diesen Drehgestellen hängt in Federn der eigentliche Wagen.Bei der einschienigen Grundform ist die Schiene selbst trägerartig ausgebildet und wird seitlich von der Stütze gefaßt. Die Hängeorgane sind hier zu Bügeln erweitert, welche die Laufräder von oben umfassen und beiderseits die Lagerstellen der Achsen tragen. Die Sicherheit scheint hier in noch höherem Maße gewährleistet als bei zwei Schienen. Selbstverständlich haben die Laufräder dieser Bahn auf jeder Seite einen Spurkranz.“).
  3. Armin Beuscher, Asja Bölke, Günter Leitner, Antje Löhr-Sieberg, Anselm Weyer: Melaten erzählt von protestantischem Leben. Ein Rundgang. Herausgegeben von Annette Scholl im Auftrag der Evangelischen Gemeinde Köln. 2010, ISBN 978-3-942186-01-8, S. 10f.
  4. Kathrin Treins: Koloniales Engagement in Köln – Der Erfinder und Unternehmer Eugen Langen. in: Marilena Thanassoula, Kathrin Kolossa, Claudia Baasner et al. (Hrsg.): Beiträge zur Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT II). Institut für Afrikanistik der Universität zu Köln, 2009. (PDF, ca. 200 kB)
  5. Marianne Bechhaus-Gerst: Köln und die Kolonien, in: Ulrich van der Heyden und Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonialismus hierzulande – Eine Spurensuche in Deutschland. Sutton Verlag, Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-269-8, S. 12.
  6. Klaus J. Bade: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit. Internet-Ausgabe auf der Seite der Universität Osnabrück, 2. Aufl. mit einem neuen Vorwort, Osnabrück 2005, S. 246, Fn. 14.
  7. Hans-Ulrich Wehler: Bismarck und der Imperialismus. 4. Aufl., Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1976, ISBN 3-423-04187-0, S. 160, 360f.
  8. Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft. Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 565.
  9. Eugen Langen (1833–1895), Unternehmer, Portal Rheinische Geschichte, zugegriffen 2018-02-09.