Eva Gesine Baur

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Eva Gesine Baur (2022)
Eva Gesine Baur 2012 auf der Leipziger Buchmesse

Eva Gesine Baur (* 11. August 1960 in München) ist eine deutsche Kulturhistorikerin und Schriftstellerin. Fiktionale Literatur, vor allem Romane vor einem musikhistorischen Hintergrund, schreibt sie unter dem Pseudonym Lea Singer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baur studierte in München Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft und Gesang. Sie wurde 1984 im Fach Kunstgeschichte mit der Dissertation Studien zum französischen und englischen Kinderbild im 18. und 19. Jahrhundert promoviert. Sie ist mit dem Psychoanalytiker und Therapeuten Wilhelm Schmid-Bode verheiratet; das Paar lebt in München.[1]

Sie schrieb Sachbiografien über Charlotte Schiller, Frédéric Chopin, Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadé Mozart. Unter dem Pseudonym Lea Singer verfasst sie Romane, von denen einige von Persönlichkeiten und Begebenheiten der Kulturgeschichte handeln: Die Zunge (2000) erzählt vom Erfinder der Gourmet-Kritik Grimod de La Reynière, Wahnsinns Liebe (2003) von einer in Briefen und Zeitzeugenberichten dokumentierten tragischen Dreiecksgeschichte zwischen Mathilde Schönberg, deren Mann, dem Komponisten Arnold Schönberg, und dem jungen Maler Richard Gerstl, Das nackte Leben (2005), Konzert für die linke Hand (2008) vom Schicksal des Pianisten Paul Wittgenstein. Das Werk trägt nach Maurice Ravels Komposition für Wittgenstein den gleichnamigen Titel. 2015 erschien ihr Buch Anatomie der Wolken, dem verbürgte Begegnungen des alternden Universalgenies Johann Wolfgang Goethe mit dem jungen, wilden Romantiker Caspar David Friedrich zugrunde liegen und Goethes belegte Zerstörungsaktion von Friedrichs Bildern.

Im Wintersemester 2009/10 war sie Dozentin für Poetik an der Universität Paderborn.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn in diesen Romanen innere Monologe und Dialoge erfunden sein müssen, stützen sie sich auf akribische Recherchen und ergeben „bildungssatt erzählte Zeitreisen“ (Wolfgang Herles, Das Blaue Sofa am 1. Mai 2015).[2] Das Märchenhafte oder Dramatische eines Schicksals verbindet Lea Singer, „erfahren in der Arbeit an gut recherchierten historischen Romanen“ (Judith von Sternburg FR), mit gründlichen Informationen für den Leser. „Wie ein Märchen“, schrieb Sybille Mulot in Der Spiegel am 12. November 2008,[3] beschreibt Lea Singer die Geschichte des „unbeirrbaren Paul“, und doch „materialreich recherchiert, informativ, Annäherung und Überblick zugleich“; die Autorin spiele „geschickt mit Wissen und Nichtwissen des Leser.“ Dadurch werden ihre Romane, so Judith von Sternburg, auch für Kenner lesenswert. „Es ist aber auch für Goethe-Leser“, schreibt sie zu Anatomie der Wolken, „ein großes Vergnügen, wie fidel und prägnant Lea Singer ihn (den Wolkigen) zu fassen bekomt“. Der NDR kommentierte ihren Arbeitsstil so: „Lea Singer saugt Honig aus ihren Recherchen.“

In einer literaturwissenschaftlichen Analyse beschreibt Norbert Otto Eke die virtuose Konstruktion von Verdis letzte Versuchung: der Text sei „einerseits exakt [...] in der historischen Erinnerung“, bleibe als „Kunst-Stück andererseits aber ein Möglichkeitsspiel [...], das die erzeugte Wirklichkeit als Fiktion gleichsam einklammert.“[4] Dagegen moniert Eike Feß für den Roman Wahnsinns Liebe „die Vernachlässigung zentraler Dokumente zum biographischen Kontext“, welche eine „auch nur annähernd realitätsnahe Darstellung der Geschichte“ ausschließt.[5]

In der Rezension des Horowitz-Romans Der Klavierschüler attestiert der FAZ-Rezensent der Autorin sowohl gute Recherche als auch Taktgefühl und Genauigkeit in der Beschreibung der lebensgeschichtlichen Folgewirkungen von gesellschaftlich bedingt verheimlichter Homosexualität.[6]

Ehrungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Lea Singer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eva Gesine Baur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biografien

Kulturreiseführer

Gastrosophische Bücher

Kunst

Sonstiges

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Norbert Otto Eke: Lea Singer: Nähe in der Distanz – Humilitas und Emphase. In: Alo Allkemper, Norbert Otto Eke, Hartmut Steinecke (Hrsg.): Poetologisch-Poetische Interventionen: Gegenwartsliteratur schreiben. Fink, München/Paderborn 2012, ISBN 978-3-7705-5406-5, S. 403–430.
  • Norbert Otto Eke: Drei im gestimmten Raum. Lea Singers Verdis letzte Versuchung. In: Kristina Richts, Peter Stadler (Hrsg.): „Ei, dem alten Herrn, zoll ich Achtung gern.“ Festschrift für Joachim Veit zum 60. Geburtstag. Allitera, München 2016, ISBN 978-3-86906-842-8, S. 217–232.
  • Daniela Rippl: Stadtlandschaft und Stadtbewusstsein. Urbane Lebensformen in der Münchner Gegenwartsliteratur. In: Simone Hirmer: München Lesen. Königshausen & Neumann, Würzburg 2008, ISBN 978-3-8260-3789-4, S. 247–261 (zu Lea Singer: Mandelkern).
  • Volker Hage: Die bessere Wahrheit. In: Der Spiegel. Nr. 13, 2013, S. 151 (online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Eva Gesine Baur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. TV-Reportage Mozart, Goethe und High Heels. Die Schriftstellerin Eva Gesine Baur. Von Michael Bauer, in der Reihe LIDO des Bayerischen Rundfunks, 2015.
  2. Anatomie der Wolken von Lea Singer. 20. November 2015, archiviert vom Original; abgerufen am 18. September 2023.
  3. Vorgelesen: Die wichtigsten Bücher der Woche. In: Der Spiegel. 12. November 2008, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 18. September 2023]).
  4. Norbert Otto Eke: Drei im gestimmten Raum. Lea Singers Verdis letzte Versuchung. In: Kristina Richts, Peter Stadler (Hrsg.): „Ei, dem alten Herrn, zoll ich Achtung gern.“ Festschrift für Joachim Veit zum 60. Geburtstag. Allitera, München 2016.
  5. Eike Feß: Arnold Schönberg und die Fotografie: Betrachtungen zum Quellenwert fotografischer Objekte. In: Eike Feß, Therese Muxeneder (Hrsg.): Journal of the Arnold Schönberg Center 14/2017. Arnold Schönberg Center, Wien 2017, S. 33–50, hier: S. 50.
  6. Jan Brachmann: „Klänge eines ungelebten Lebens“, Rezension in der FAZ vom 16. Juli 2019, abgerufen selbigen Datums
  7. muenchen.de: Arbeitsstipendien für Münchner Autorinnen und Autoren, abgerufen am 26. August 2018.
  8. Stefanie Steiner auf info-netz-musik, 24. September 2011, abgerufen am 5. Oktober 2014.
  9. Holger Noltze: Musikalisches Liebestrio. In: dradio.de. 7. April 2013, abgerufen am 16. April 2013.
  10. Claudia Thieße auf info-netz-musik, 31. August 2013, abgerufen am 5. Oktober 2014.
  11. Rezension: Claudia Niebel auf info-netz-musik 10. Juli 2011; abgerufen am 5. Oktober 2014.
  12. Rezension: Peter Sühring auf info-netz-musik 19. Mai 2012; abgerufen am 14. September 2014.
  13. Rezension: Peter Sühring auf info-netz-musik 14. August 2014; abgerufen am 14. September 2014.