Flugplatz Fürstenfeldbruck

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Flugplatz Fürstenfeldbruck
Fürstenfeldbruck (Bayern)
Fürstenfeldbruck (Bayern)
Fürstenfeldbruck
Lokalisierung von Bayern in Deutschland
Kenndaten
ICAO-Code ETSF
IATA-Code FEL
Flugplatztyp Militärflugplatz
Koordinaten

48° 12′ 20″ N, 11° 16′ 1″ OKoordinaten: 48° 12′ 20″ N, 11° 16′ 1″ O

Höhe über MSL 519 m  (1.703 ft)
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 4 km nördlich von Fürstenfeldbruck,
23 km westlich von München
Straße B471
Nahverkehr S-Bahn München: S3 Maisach
Basisdaten
Eröffnung 1936
Schließung 2010
Fläche 250 ha
Start- und Landebahnen
09R/27L 2744 m × 46 m Beton (geschlossen)
09L/27R 1225 m × 19 m Beton (überbaut)

Der Flugplatz Fürstenfeldbruck (IATA-Code: FEL, ICAO-Code: ETSF) ist ein ehemaliger Flugplatz im Landkreis Fürstenfeldbruck. Bis heute betreibt die deutsche Luftwaffe auf dem Gelände den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, welcher aber seit 2015 nicht mehr für den Flugbetrieb genutzt werden kann, sondern nur noch einige Dienststellen der Bundeswehr, inklusive der Offizierschule der Luftwaffe, beherbergt.[1] Diese Dienststellen sollen aber in den kommenden Jahren von Fürstenfeldbruck weg verlegt, der Fliegerhorst 2026 endgültig geschlossen werden.[2]

Zuvor nutzten nacheinander die Luftwaffe der Wehrmacht, die US Army Air Forces bzw. später US Air Force und die Luftwaffe der Bundeswehr den 1936 eröffneten Militärflugplatz als Standort. Der militärische Flugbetrieb endete 2003, eine seit 1979 laufende Mitbenutzung für den zivilen Luftverkehr endete 2015 endgültig.

Heute wird das Gelände für verschiedene Zwecke genutzt: Der nördliche Bereich inklusive der zweiten, kleineren Start- und Landebahn und anschließenden Rollbahn wurde zurückgebaut und teilweise für den Bau einer Umgehungsstraße für Maisach verwendet. Der südöstliche Teil sowie die ehemalige Hauptlandebahn dienen derzeit als Fahrsicherheitszentrum. Ebenso befindet sich auf dem Gelände eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende.

Mit Ausnahme der Umgehungsstraße ist aber bei diesen Verwendungen jeweils ein nahendes Ende abzusehen. Daher und wegen des bevorstehenden Abzugs der Bundeswehr wird aktuell (Stand 2021) an Konzepten für die weitere Verwendung des Areals gearbeitet.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelände des ehemaligen Flugplatzes erstreckt sich im Süden des Gemeindegebiets Maisachs in Ost-West-Richtung, zu einem kleineren Teil liegt es auf dem Gebiet der Stadt Fürstenfeldbruck. Der Stadtkern Fürstenfeldbruck ist ca. 4 km entfernt, der Münchner Marienplatz ca. 23 km. Das Gelände ist relativ gut erschlossen: In unmittelbarer Nähe verläuft die Bundesstraße 471 und bietet Anschluss ans Fernstraßennetz. Per Auto ist die Bundesautobahn 8 so innerhalb von 10 km, die A 96 in 16 km zu erreichen. Die Station Maisach der S-Bahn-Linie S3 der S-Bahn München liegt nah am ehemaligen Flugplatzareal.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Errichtung des Fliegerhorstes, Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1935 begannen im Zuge der vom NS-Regime betriebenen Aufrüstung der Wehrmacht die Bauarbeiten für die Luftkriegsschule (LKS) 4 der Luftwaffe. Die LKS gehörte zu den militärischen Prestigeobjekten in Bayern. Mit einem Aufwand von 40 Millionen Reichsmark sollte auf dem Fliegerhorst die größte Fliegerschule im Deutschen Reich errichtet werden. Den Repräsentationsbauten lagen Pläne von Ernst Sagebiel zu Grunde, die Unterrichts- und Unterkunftsgebäude wurden von Robert Roskothen[3] entworfen. Auch bei den Luftwaffenbauten der LKS 4 setzte sich der Stil der Bayerischen Postbauschule, die von Robert Vorhoelzer geprägt wurde, fort, da viele Architekten aus der Bauabteilung der Oberpostdirektion ab 1935 in die Bauämter der Luftwaffe überwechselten. Architektonische Besonderheiten auf dem Fliegerhorst bilden der 820 m lange sogenannte „Kilometerbau“ und der Turmbau am Schulungsgebäude.

Im Fahnensaal befinden sich noch heute Wandmalereien von Albert Burkart mit Motiven aus dem Nibelungenlied. Der LKS angeschlossen war der Flugplatz mit vier Flugzeughallen, Werfthalle und Waffenmeisterei. 1937 übernahm die Luftwaffe den neuen Fliegerhorst. 1943 wurde eine Betonbahn angelegt, die 1945 für den Einsatz der Me-262-Strahlflugzeuge hergerichtet wurde. Am 9. April 1945 wurde die Startbahn bei einem Bombenangriff der US-Luftwaffe zerstört.

Die folgende Tabelle zeigt die vollständige Auflistung aller fliegenden aktiven Einheiten (ohne Schul- und Ergänzungsverbände) der Luftwaffe der Wehrmacht, die hier zwischen 1939 und 1945 stationiert waren.

Von Bis Einheit[4]
August 1939 Oktober 1939 JG 71 (Jagdgeschwader 71)
Oktober 1939 Oktober 1939 II./JG 51 (II. Gruppe des Jagdgeschwaders 51)
Oktober 1939 Februar 1940 III./KG 27 (III. Gruppe des Kampfgeschwaders 27)
März 1940 April 1940 I./KG 55
November 1944 April 1945 Erprobungskdo. Kolb
März 1945 April 1945 II./KG(J) 54
April 1945 April 1945 III./JG 53
16. April 1945 28. April 1945 Sonderkommando “Bienenstock”

Amerikanische Nutzung des Flugplatzes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Boeing C - 97 G des US - Strategic Air Command

Im April 1945 besetzten Soldaten der 7. US-Armee den Fliegerhorst. Von der Besatzungsmacht wurde er zunächst als Airfield R.72 bezeichnet. Die USAAF (seit 1947: USAF) übernahm das Gelände und nutzte es als Militärflugplatz. Während der Berlinkrise verlegte im Sommer 1948 kurzzeitig die mit Langstreckenbombern vom Typ B-29 ausgerüstete 301st Bombardment Group nach Fürstenfeldbruck. Das mit Lockheed P-80 ausgerüstete 36th Fighter Wing der USAF war hier seit 1948 stationiert. 1950 wurde auf Republic F-84 umgerüstet und die Einheit zur 36th Fighter Bomber Wing, die bis 1952 blieb. Danach kam das Ausbildungsgeschwader 7330th Flying Training Wing. In den Jahren 1952/53 diente Fürstenfeldbruck als Ausweichplatz für RF-80, deren Heimatbasis bei Toul sich noch im Ausbau befand. Bis 1957 baute die US-Luftwaffe den in Kurzform „Fursty“ genannten Flugplatz aus.

Nutzung durch die Bundeswehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Flugzeugführerschule „B“ (FFS „B“)
Wappen der Waffenschule 50 (WaSLw 50)
Fluglehrer Karock und Fluglotse Riemann vor einem Übungsflug mit der T-33
T-33 beim Anfangssteigflug, vorne rechts die „Trailer“ der Radaranflugkontrolle
Starfighter des Aufklärungsgeschwaders 52 aus Leck in Fursty

Ab 1956 erfolgte der Aufbau der Luftwaffe der Bundeswehr, Fürstenfeldbruck wurde unter anderem durch Aufstellung der Flugzeugführerschule „B“ zur „Wiege der Luftwaffe“. Am 24. September 1956 erhielten dort die ersten zehn deutschen Flugzeugführer ihr Flugzeugführerabzeichen. Am 13. November 1956 wurden die ersten 20 Einsatzflugzeuge vom Typ F-84 F in „Fursty“ der Luftwaffe übergeben. Am 14. Dezember 1957 übernahm die Luftwaffe den Fliegerhorst, mitsamt den Flugbetriebsdienststellen Tower, Base Operations („Flight OPS“)[5] und die neben dem Rollfeld befindliche mobile Radaranflugkontrolle (GCA = Ground-controlled approach)[6]. Obwohl der „Trailer“ jeweils nach Wind- bzw. Anflugrichtung die Position wechseln musste, blieb die Einrichtung bis Ende der 60er Jahre in Betrieb[7] und wurde Anfang der 70er Jahre mit neuzeitlichen Radargeräten in den IFR-Raum im Tower verlegt.[8]

Im Juli 1958 nutzte die US Air Force im Zusammenhang mit der Libanonkrise 1958 den Flugplatz zur Verlegung von Truppen (US Army Task Force 210) zum Luftwaffenstützpunkt Adana in der Türkei und von dort aus nach Beirut. 1961 befanden sich 19 selbstständige Dienststellen auf dem Fliegerhorstgelände.

1962 wurde außerhalb des militärischen Bereichs nach einem Entwurf des Architekten Ernst Zinsser in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Kurt Lehmann das Ehrenmal der Luftwaffe für die Toten der Luftstreitkräfte und der Luftfahrt errichtet.

1964 wurde die Waffenschule der Luftwaffe 50 (WaSLw 50) vom Fliegerhorst Erding nach Fürstenfeldbruck verlegt. Da Flugzeuge, besonders F-104 Starfighter, der Bundeswehr im Landeanflug auf den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck häufig recht tief über das östlich gelegene Pasing flogen, kam es zu Beschwerden aus dem Münchner Stadtteil. Wegen der Nähe zu München-Riem bestand zwar ein Abstimmungsverfahren zwischen der Radarkontrolle „Fursty GCA“[9] und dem Münchner Tower[10], die Beschwerden blieben jedoch und gipfelten 1967 im sogenannten Pasinger Knödelkrieg, der international für Aufsehen sorgte. In der Folge wurden die Anflugverfahren geändert.

Eine wichtige Funktion des Fliegerhorsts „Fursty“ im Kalten Krieg bestand in der Bereitstellung als Zwischenlandeplatz wie z. B. bei der Militärübung „Eastern Express“ 1965, die mit Starliftern der US Air Force durchgeführt wurde.[11] Eine weitere Operation war ein Formationsflug Ende der 80er Jahre mit 6 Starliftern des Typs C-141B im „Speechless Verfahren“, das mit dem Anlassen der Triebwerke auf der McChord Air Force Base im Bundesstaat Washington begann. Dabei wurden Fallschirmjäger nach einem Flug über Kanada, England und die Niederlande in Bayern im Raum Schongau abgesetzt.

Anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 in München erfolgten Baumaßnahmen durch die Bundeswehrverwaltung zur Entlastung des Riemer Flughafens für den mit den Spielen verbundenen Charterverkehr. Während der Olympischen Sommerspiele scheiterte auf dem Flugplatz[12] die Befreiung der von palästinensischen Terroristen als Geiseln genommenen israelischen Athleten[13][14]

Denkmal vor dem Fliegerhorst für die Opfer des Münchner Olympia-Attentats 1972

1974 begannen die Bauarbeiten für einen neuen Gebäudekomplex für die Offizierschule der Luftwaffe, die 1977 von Neubiberg nach Fürstenfeldbruck umzog. Zudem wurde eine zweite, kürzere Start- und Landebahn parallel und etwas nördlich zur bestehenden errichtet.[15]

1978 wurde die Waffenschule der Luftwaffe 50 in Jagdbombergeschwader 49 umbenannt. Dieses wurde später mit Alpha Jets ausgestattet.

Ende der militärischen Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ende des Kalten Kriegs wurde die Stärke der Bundeswehr reduziert. Infolgedessen wurde das Jagdbombergeschwader 49 am 31. März 1994 außer Dienst gestellt. Da für die taktische Grundausbildung der zukünftigen Tornado-Besatzungen noch keine Alternative zur Verfügung stand, wurden Teile des Verbands einen Tag später als Fluglehrgruppe Fürstenfeldbruck neu aufgestellt. Am 30. Juni 1997 endete mit deren Auflösung der regelmäßige Flugbetrieb mit dem platzeigenen Alpha Jet. Danach wurde der Platz unregelmäßig zur Stationierung von militärischen Flugzeugen und zum militärischen Austauschbetrieb genutzt.[16] Endgültig stellte die Luftwaffe den militärischen Flugbetrieb in Fürstenfeldbruck am 30. September 2003 ein und löste die für den Flugbetrieb notwendigen Teileinheiten auf. Am 12. Dezember 2005 landeten zum letzten Mal Militärjets in Fürstenfeldbruck – eine Panavia Tornado und eine McDonnell F-4 – die seitdem auf dem Gelände ausgestellt werden.[17]

Der nördliche Teil des Flugplatzes mit der Start- und Landebahn wurde 2007 vom Flugbetriebs- und Kasernenbereich abgetrennt und am 1. April 2008 aus dem Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung an die dem Bundesministerium der Finanzen unterstellte Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übertragen.

Im Jahr 2009 gab die Wehrbereichsverwaltung Süd die Entwidmung des Flugplatzes zum 31. Januar 2010 bekannt. Die zivile Flughafengesellschaft, die den Flugplatz mitbenutzte, konnte dies durch einen Widerspruch zwar verzögern, aber nicht aufhalten (siehe unten). Damit endete auch die rechtliche Grundlage für den (militärischen) Flugverkehr.[18]

Am 28. Oktober 2011 gab die Bundeswehr im Rahmen ihres neuen Stationierungskonzept die bevorstehende Auflösung des Standorts Fürstenfeldbruck bekannt.[19][20]

Im Herbst 2013 stellte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle das Konzept „München '72 - The Munich Eleven“ vor. Der Towerbereich als „Schauplatz des missglückten Befreiungsversuches der Olympiageiseln soll authentisch erhalten bleiben“ und als Gedenkstätte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden[21] Zu diesem Zeitpunkt war jedoch der originale, zweigeschossige Aufbau der Towerkanzel bereits abgebaut und sollte für einen anderen Flugplatz Verwendung finden. Der Verbleib ist jedoch ungewiss. Das Projekt für eine öffentliche Gedenkstätte, zu der nach den Vorstellungen des Vereins „IG Fursty“ und der „Traditionsgemeinschaft-fursty“ auch Räumlichkeiten für die militärhistorische Sammlung gehören[22], konnte bisher aber nicht umgesetzt werden. Voraussetzung ist der Abzug aller Bundeswehrdienststellen.

In der Folge wurde das militärisch genutzte Gelände sukzessive verkleinert und anderen Zwecken zugeführt. Dennoch verbleiben weiterhin zahlreiche Dienststellen der Bundeswehr vor Ort, sodass sich die endgültige Aufgabe des Standorts immer wieder verzögerte.[23] Zuletzt gab das Bundesministerium der Verteidigung am 10. Dezember 2019 bekannt, der Standort werde nicht vor 2026 geschlossen werden. Als Grund dafür wurden Verzögerungen bei den Baumaßnahmen an den Standorten Kropp und Untermeitingen angegeben.[24][25]

Zivile Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits 1960 wurde der Flugplatz von der Luftwaffen-Sportfluggruppe Fürstenfeldbruck genutzt, die zu dem Zeitpunkt noch zur Bundeswehr gehörte. Nach der Auflösung der militärischen Sportfluggruppen 1979 trat an deren Stelle die zivile Bundeswehr Sportfliegergemeinschaft Fürstenfeldbruck e. V. (im Folgenden Sportfluggruppe).[26] Damit begann bereits damals die zivile Mitnutzung des Luftwaffenstandortes, wenngleich der Sportfluggruppe nur Bundeswehrangehörige beitreten konnten.

Mit dem Ende des Kalten Kriegs und der damit einhergehenden Verkleinerung der Bundeswehr wurde erstmals eine weitergehende zivile Nutzung des Flugplatzes erwogen. Der Stadtrat Fürstenfeldbruck sprach sich im Sommer 1991 allerdings dagegen und stattdessen für eine reduzierte militärische Nutzung aus.[27]

Mit der Eröffnung des neuen Flughafen München am 11. Mai 1992 wurde jedoch u. a. auch von den bayrischen Wirtschaftsministern August Lang und Otto Wiesheu eine Verlegung der allgemeinen Luftfahrt an den Fliegerhorst Fürstenfeldbruck angeregt. Damit verbunden, wäre die Anzahl der Flugbewegungen deutlich gestiegen, was zu Bürgerprotesten und der Gründung von Bürgerinitiativen in den Anrainergemeinden, besonders Maisach, führte.[28][29][30]

Dennoch wurde im Frühjahr 1998 der privaten Flugplatz Fürstenfeldbruck Betriebsgesellschaft mbH (FFB GmbH) im Rahmen eines Mietvertrags die zivile Mitbenutzung des Flugplatzes zugestanden sowie der Betrieb eines Verkehrslandeplatzes – zumindest, solange der Militärflugplatz bestand.[31]

Ende der zivilen Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Ende der militärischen Nutzung wurden verschiedene Konzepte für die weitere Nutzung des Flugplatzes erarbeitet.

Der private Betreiber bemühte sich um eine Genehmigung für die zivile Nachfolgenutzung als Verkehrslandeplatz für Flugzeuge der allgemeinen Luftfahrt bis 5,7 t Gesamtgewicht. Ein 2006 bei der Regierung von Oberbayern eingereichter Antrag hierzu sah eine Verkleinerung des für den Flugbetrieb genutzten Geländes um 65 % sowie eine Reduktion des Fluglärm um bis zu 95 % im Vergleich zum militärischen Flugbetrieb vor. In eine ähnliche Richtung gingen Vorschläge der Bürgerinitiative Aufsteigen mit Fürsty e. V.[32] In jedem Falle hätte dieses Vorhaben die Suche nach Investoren für den Kauf des Geländes erfordert.

Die Gemeinde Maisach hingegen strebte an, gemeinsam mit BMW ein Fahrsicherheitszentrum zu errichten, wobei auch Fahrsicherheitstrainings für die Bayerische Polizei vorgesehen waren. Des Weiteren wurde beabsichtigt, dass die Trabrennbahn Daglfing in den Maisacher Teil des ehemaligen Fliegerhorstes umziehen würde; der nördliche Teil des Rollfelds sollte genutzt werden, um Ortsumgehung für Maisach zu errichten. Der Bayerische Landtag und die Bayerische Staatsregierung schlossen sich diesem Vorhaben an, sodass 2009 die Umwandlung des Militärflugplatzes Fürstenfeldbruck in einen Zivilflugplatz aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen wurde.[33]

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, seit 2008 Eigentümerin des Rollfeldes, kündigte den Mitbenutzungsvertrag mit der zivilen FFB GmbH zum 14. April 2009. Die FFB GmbH versuchte vergeblich, durch Gerichtsverfahren eine Räumung zu vermeiden und die Nutzung als zivilen Flugplatz zu sichern.[34][33] Mit der militärischen Entwidmung im Jahre 2010 endete aber auch die zivile Nutzung des Flugplatzes als Verkehrslandeplatz. Die Sportfluggruppe der Bundeswehr durfte aufgrund einer zivilen Mitbenutzungsvereinbarung mit der 1. Luftwaffendivision den Flugplatz noch bis 2015 benutzen. Mit dem Ende dieser Vereinbarung endete der Flugbetrieb am ehemaligen Flugplatz endgültig. Am 20. Dezember 2015 starteten zum letzten Mal zwei Flugzeuge, eine Dornier Do 27 und eine Piaggio P.149 der Sportfluggruppe vom Fliegerhorst Fürstenfeldbruck, um anschließend an deren neuen Standort, dem Fliegerhorst Lechfeld zu landen.[35][36]

Nutzung nach Ende des Flugbetriebs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entwicklungen auf Maisacher Seite[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Planungshoheit über den nördlichen, größeren Teil der Rollbahn ging mit der Entwidmung an die Gemeinde Maisach über, die in der Folge versuchte, ihr oben angerissenes Konzept umzusetzen – mit durchwachsenem Erfolg:

  • Im östlichen Teil des ehemaligen Flugbetriebsgelände eröffnete BMW 2012 wie vorgesehen die „BMW and MINI Driving Academy Maisach“, ein Fahrsicherheitszentrum, welches über einen Kreisverkehr bei Gernlinden erreichbar ist. Allerdings gab es in der Folge Konflikte zwischen der Gemeinde und BMW, sodass BMW im Frühling 2021 ankündigte, das Fahrsicherheitszentrum bis 2024 zu schließen.[37]
  • Im Dezember 2018 wurde nach neun Monaten Bauzeit die südliche Ortsumgehung Maisach eröffnet, diese verläuft streckenweise auf der Trasse der ehemaligen Landebahn 09L/27R und der anschließenden Rollbahn.[38]
  • Der Umzug der Trabrennbahn aus München scheiterte 2018 mangels Interesse seitens der Traber. Daher wurde 2020 die Planung abgeändert, auf das ursprünglich der Trabrennbahn zugedachte Areal soll nun der Sportverein SC Maisach ziehen.[39][40]

Entwicklung auf Fürstenfeldbrucker Seite: Fliegerhorstkonversion Fürstenfeldbruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anders als auf dem Maisacher Gebiet befinden sich auf der Fürstenfeldbrucker Seite noch Gebäude, die von der Bundeswehr genutzt werden, die aber innerhalb der nächsten Jahre freigegeben werden sollen.

2014 wurde ein Teil rund um das Unteroffiziersheim vom militärischen Sicherheitsbereich abgetrennt und dient seitdem als Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern als Dependance für Asylsuchende. 2015 wurde dann der gesamte Komplex rund um das Lehrsaalgebäude der Luftkriegsschule 4 in die Erstaufnahmeeinrichtung integriert. Der Eingang zur Dependance befindet sich am Südrand des Bundesgeländes. Einen Busanschluss gibt es dort für die Linie nach Geiselbullach.

Im Rahmen der sog. Fliegerhorst-Konversion Fürstenfeldbruck strebt die Stadt Fürstenfeldbruck an, ihren Teil des ehemaligen Flugplatzes langfristig in ein Wohn- und Gewerbegebiet umzuwandeln.

Ein am 24. März 2015 vom Stadtrat Fürstenfeldbruck beschlossener und im September 2019 modifizierter Leitlinienbeschluss definiert die Entwicklungsperspektiven und den langfristig strategischen Handlungsrahmen für Kommunalpolitik und -verwaltung: Grundlegend solle bei der Entwicklung des Fliegerhorstes sichergestellt werden, dass eine An- und Einbindung des Areals in die städtebauliche, infrastrukturelle und landschaftliche Struktur des Stadtgebiets erfolge und eine stufenweise Realisierung möglich sei. Ein sinnvoller Abgleich mit bestehenden Konzepten im Stadtgebiet und mit den angrenzenden Nachbarkommunen solle vorgenommen werden. Als oberste Priorität solle die Sicherung der städtebaulichen Qualität gewährleistet und auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtet werden. Der Entwicklungsprozess solle hoheitlich von der Stadt Fürstenfeldbruck mit ihren Beschlussgremien gesteuert werden. Von der Entwicklung solle auch ein Impuls für den Landkreis bzw. die Region ausgehen.[41]

Die Planung werde laut Beschluss als Prozess offen gestaltet, denn lokales Wissen solle generiert, Freiräume für Neues geschaffen, Unbekanntes belassen und Innovation gefördert werden. Die größte Flächenumwandlung in der Geschichte Fürstenfeldbrucks mache es nötig, Zukunftsziele mit allen Akteuren der Stadt zu diskutieren und in einem offenen Dialog die Voraussetzung für die gemeinsame Umsetzung zu schaffen.[42]

Teile der auf dem Gelände des Flugplatzes befindlichen Gebäude stehen unter Denkmalschutz, wie z. B. die Flugleitung mit Tower, diverse Hangars, der sog. Kilometerbau, die Schwimmhalle und die Offiziers- und Unteroffiziersschulen[43], was bei der Konversion zu berücksichtigen ist.

Zwischenfälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • hrsg. für den Standort Fürstenfeldbruck: 50 Jahre Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. Flugtag. Tag der offenen Tür, Samstag, 12. Oktober 1985. Mönch, Waldesch 1985.
  • John Zimmermann: Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck im „Dritten Reich“. In: Ferdinand Kramer, Ellen Latzin (Hrsg.): Fürstenfeldbruck in der NS-Zeit. Eine Kleinstadt bei München in den Jahren 1933 bis 1945 (= Fürstenfeldbrucker Historische Studien, Band 1). Schnell & Steiner, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7954-2233-2, S. 385–435.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fliegerhorst Fürstenfeldbruck – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fürstenfeldbruck. Abgerufen am 13. September 2021.
  2. Fliegerhorstkonversion Fürstenfeldbruck. Abgerufen am 2. September 2022 (deutsch).
  3. Robert Roskothen, Baudirektor im RLM., In: Webseite "Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien", abgerufen am 28. Februar 2023.
  4. Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 197–198, abgerufen am 28. August 2014
  5. Fursty Tower 1956., Photo by Bob Ginn, 10 Feb 1956
  6. Fursty GCA 3, Fluglotse im GCA -Trailer
  7. Fursty GCA -Unit
  8. IFR-Raum Fursty Tower
  9. Bereichskontrolle Fursty GCA
  10. Militärisches Flugsicherungspersonal 1966 im Tower München Riem
  11. Aufnahme aus dem Fursty-Tower., Webseite des Vereins „IG-FURSTY“, abgerufen am 15. März 2023.
  12. Luftaufnahme vom Schauplatz des Attentats., Aus: Polizeiarchiv München, abgerufen am 9. März 2023
  13. Dirk Walter: Olympia '72: Das ist die Chronik des Versagens. In: Münchner Merkur vom 5. September 2012, abgerufen am 9. März 2023.
  14. Der 5. September 1972: Das Olympia-Attentat - Chronik des Terrors., BR, 27. Juni 2022, abgerufen am 9. März 2023.
  15. Cold War: Fürstenfeldbruck Air Base, Germany. In: mil-airfields.de. Abgerufen am 12. September 2021 (englisch).
  16. VGH München, Urteil vom 31. Mai 2011 - 8 A 08.40016 - 554, Rn. 2. Online abrufbar: https://www.vgh.bayern.de/media/bayvgh/presse/08a40016u.pdf.
  17. Merkur: Ein letztes Donnern der Triebwerke über Fursty. 13. Dezember 2005, abgerufen am 12. September 2021.
  18. VGH München, Urteil vom 31. Mai 2011 - 8 A 08.40016 - 554, Rn. 3. Online abrufbar: https://www.vgh.bayern.de/media/bayvgh/presse/08a40016u.pdf.
  19. Bundeswehr (Hrsg.): Die Stationierung der Bundeswehr in Deutschland. Berlin Oktober 2011, S. 53 (bundeswehr.de [PDF]).
  20. Bundeswehr-Reform: Fliegerhorst steht vor dem Aus., tz online, 21. Oktober 2011, abgerufen am 11. Januar 2023.
  21. Erich C. Setzwein: Brucker Flugplatz - Tower wird zur Gedenkstätte., In: SZ vom 4. September 2013, abgerufen am 9. März 2023.
  22. Die Sammlung im Richard Higgins Gebäude., Webseite der „Traditionsgemeinschaft fursty“, abgerufen am 16. März 2023
  23. Süddeutsche Zeitung: Fliegerhorst soll 2023 geschlossen werden. 8. Februar 2017, abgerufen am 12. Dezember 2019.
  24. Bundesministerium der Verteidigung: Stationierungsentscheidungen: Befehl zum Bleiben. Abgerufen am 12. Dezember 2019.
  25. Stefan Salger Fürstenfeldbruck - Luftwaffe bleibt drei Jahre länger., In: SZ vom 10. Dezember 2019, abgerufen am 2. März 2023.
  26. Bundeswehr Sportfliegergemeinschaft Fürstenfeldbruck e. V.: Vereinsgeschichte der BwSFGem FFB – BwSfGem FFB e.V. Abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  27. Martin Kornacher, Gerhard Neumeier, Stadt Fürstenfeldbruck Stadtarchiv: Gelebte Geschichte der Fliegerhorst und die Stadt Fürstenfeldbruck - Geschichte, Erinnerung und Zukunft. 1. Auflage. Fürstenfeldbruck 2015, ISBN 978-3-9817864-0-8.
  28. ANSELM ROTH: Einmalig: Flugplatz nur zu Fuß erreichbar. In: Die Tageszeitung: taz. 27. Juli 2004, ISSN 0931-9085, S. 6 (taz.de [abgerufen am 12. September 2021]).
  29. Süddeutsche Zeitung: Das Ende der Fluglärm-Gegner. Abgerufen am 12. September 2021.
  30. Merkur: Bürgerinitiative gegen Fluglärm löst sich auf. 16. Oktober 2017, abgerufen am 12. September 2021.
  31. VGH München, Urteil vom 31. Mai 2011 - 8 A 08.40016 - 554, Rn. 4. Online abrufbar: https://www.vgh.bayern.de/media/bayvgh/presse/08a40016u.pdf.
  32. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aufsteigen-mit-fuersty.de
  33. a b VGH München, Urteil vom 31. Mai 2011 - 8 N 10.1663 - 554. Online abrufbar: vgh.bayern.de.
  34. VGH München, Urteil vom 31. Mai 2011 - 8 A 08.40016 - 554. Online abrufbar: vgh.bayern.de.
  35. Süddeutsche Zeitung: Flug ohne Wiederkehr. Abgerufen am 12. September 2021.
  36. Bundeswehr Sportfliegergemeinschaft Fürstenfeldbruck e. V.: BwSfGem FFB e.V. – Bundeswehr Sportfliegergemeinschaft Fürstenfeldbruck e. V. Abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  37. Merkur: Aus für die Driving-Academy in Maisach: BMW verlässt früheres Fursty-Gelände. 19. Mai 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  38. Merkur: „Ein Schritt in die Zukunft“: Maisachs Südumgehung ist eröffnet. 18. Dezember 2018, abgerufen am 12. September 2021.
  39. Süddeutsche Zeitung: Tauschgeschäft im Süden. Abgerufen am 12. September 2021.
  40. Kreisbote: Ideen für Maisacher Fliegerhorstgelände: Statt Trabrennbahn neue Heimat für Sportverein geplant. 17. Juni 2021, abgerufen am 12. September 2021.
  41. Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck: Konzept: Perspektiven | Fliegerhorst-Konversion Fürstenfeldbruck. Abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  42. Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck: Prozess | Fliegerhorst-Konversion Fürstenfeldbruck. Abgerufen am 12. September 2021 (deutsch).
  43. Fliegerhorstgeschichte: Gebäude., In: "Fliegerhorst Konversion mit Vision", abgerufen am 17. Januar 2023.
  44. Flugunfalldaten und -bericht DC-3 44-77285 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Januar 2023.