Geoffrey Hinton

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Geoffrey Hinton

Geoffrey E. Hinton, CC FRS FRSC (* 6. Dezember 1947 in Wimbledon, Großbritannien) ist ein britischer Informatiker und Kognitionspsychologe, der vor allem für seine Beiträge zur Theorie künstlicher neuronaler Netze bekannt ist.

Leben und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geoffrey Hinton wurde als Sohn des Insektenkundlers Howard Hinton (1912–1977) und als Ururenkel des Logikers George Boole geboren.[1] Er wuchs als Atheist an einer christlichen Schule auf.[2] Angetrieben durch sein Vorhaben, den menschlichen Verstand zu begreifen, studierte er von 1967 bis 1970 Experimentalpsychologie an der Universität Cambridge (England), wechselte jedoch aus Unzufriedenheit mit den Lehrinhalten zwischenzeitlich zur Physiologie und Philosophie. Auch von diesen Disziplinen enttäuscht, beendete er schließlich doch sein Studium mit einem Abschluss in Psychologie. Erst als Doktorand wurden seine Studien der damals unpopulären neuronalen Netze von seinen Betreuern toleriert. Hinton war fest davon überzeugt, dass neuronale Systeme für die Erklärung und Nachbildung von Intelligenz hinreichend und notwendig seien. Im Jahre 1978 erhielt er seinen PhD in Künstlicher Intelligenz von der Universität Edinburgh (Schottland).[3] Nach Aufenthalten an der Universität Sussex (England), der University of California, San Diego (USA) und der Carnegie-Mellon Universität (Pittsburgh, USA) wurde er 1987 Professor am Computer Science Department der Universität Toronto (Kanada). Von 1998 bis 2001 entstand unter seiner Leitung die Gatsby Computational Neuroscience Unit am University College London, seitdem arbeitet er weiter als Professor an der Universität Toronto, seit 2014 als University Professor Emeritus.[4] Im Jahr 2012 verkaufte Hinton sein damaliges Start-up und seine eigene Arbeitskraft für 44 Millionen US-Dollar an Google, wo er neben seiner Arbeit an der Universität Toronto bis April 2023 als Vizepräsident und Engineering Fellow[4] blieb.[5][6] Seine Kündigung bei Google im Jahr 2023 begründete er mit dem Anliegen, offen über das existenzielle Risiko durch künstliche Intelligenz und weitere Risiken der Künstlichen Intelligenz sprechen zu können.[5][7]

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geoffrey Hinton untersucht die Anwendung von künstlichen neuronalen Netzen in den Bereichen Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung und Symbolverarbeitung. Er gehörte zu den Wissenschaftlern, die den Backpropagation-Algorithmus einführten (in einem Nature Aufsatz von 1986 mit David Rumelhart und Ronald Williams) und entwickelte unter anderem die Konzepte der Boltzmann-Maschine und der Helmholtz-Maschine. Leicht verständliche Einführungen in seine wissenschaftliche Arbeit finden sich in seinen Artikeln im Scientific American von 1992 und 1993.

Ansichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Risiken der künstlichen Intelligenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2023 äußerte sich Hinton besorgt über den raschen Fortschritt der KI.[8][9] Zuvor war Hinton der Meinung, dass die allgemeine künstliche Intelligenz (AGI) noch „30 bis 50 Jahre oder sogar noch länger entfernt“ sei.[9] In einem Interview mit CBS im März 2023 erklärte er jedoch, dass die „allgemeine KI“ weniger als 20 Jahre entfernt sein könnte und Veränderungen bewirken könnte, „die in ihrem Ausmaß mit der industriellen Revolution oder der Elektrizität vergleichbar sind“.[8]

In einem Interview mit der New York Times, das am 1. Mai 2023 veröffentlicht wurde,[9] kündigte Hinton seinen Rücktritt von Google an, „damit er über die Gefahren der KI sprechen kann, ohne zu bedenken, wie sich dies auf Google auswirkt.“[10] Er merkte an, dass „ein Teil von ihm jetzt sein Lebenswerk bereut“ aufgrund seiner Bedenken und er äußerte Befürchtungen über einen Wettlauf zwischen Google und Microsoft.[9]

Anfang Mai 2023 erklärte Hinton in einem Interview mit der BBC, dass die KI bald die Informationskapazität des menschlichen Gehirns übertreffen könnte. Einige der von diesen Chatbots ausgehenden Risiken bezeichnete er als „ziemlich beängstigend“. Hinton erklärte, dass Chatbots die Fähigkeit haben, selbstständig zu lernen und Wissen zu teilen. Das bedeutet, dass jedes Mal, wenn ein Exemplar neue Informationen erhält, diese automatisch an die gesamte Gruppe weitergegeben werden. Dadurch sind KI-Chatbots in der Lage, Wissen anzuhäufen, das weit über die Fähigkeiten eines Einzelnen hinausgeht.[11]

Ehrungen und Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2001 erhielt Hinton den ersten Rumelhart-Preis für „theoretische Beiträge in den Grundlagen menschlicher Erkenntnis“ und 2005 den IJCAI Award for Research Excellence. Er wurde 1996 in die Royal Society of Canada, 1998 in die Royal Society und 2003 in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen. 2016 wurde er in die National Academy of Engineering gewählt. 2016 erhielt er den BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Award, 2018 den Turing Award.[12][13] Für 2021 wurde Hinton der Dickson Prize in Science zugesprochen. 2022 wurde er mit dem Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Kategorie „Wissenschaft“[14] und mit der Royal Medal ausgezeichnet. 2023 wurde Hinton zum Mitglied der National Academy of Sciences gewählt.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • David E. Rumelhart, Geoffrey E. Hinton, Ronald J. Williams: Learning representations by back-propagating errors. In: Nature. 323. Jahrgang, Nr. 6088, 9. Oktober 1986, ISSN 1476-4687, S. 533–536, doi:10.1038/323533a0 (englisch).
  • How neural networks learn from experience. In: Scientific American. 9/1992
  • mit D. C. Plaut und T. Shallice: Simulating brain damage. In: Scientific American. 10/1993
  • Geoffrey Hinton, Ruslan Salakhutdinov: Reducing the dimensionality of data with neural networks. In: Science. Vol. 313 Issue 5786, 28. Juli 2006, S. 504–507, doi:10.1126/science.1127647 (englisch).}
  • Krizhevsky, Alex, Ilya Sutskever, and Geoffrey E. Hinton: Imagenet classification with deep convolutional neural networks. Advances in neural information processing systems 25 (2012): 1097-1105.
  • Yann LeCun, Yoshua Bengio, Geoffrey Hinton: Deep learning. In: Nature. 521. Jahrgang, 27. Mai 2015, S. 436–444, doi:10.1038/nature14539 (englisch).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.cse.buffalo.edu/~rapaport/111F04/boole.html
  2. Archivierte Kopie (Memento vom 20. Juni 2015 im Internet Archive)
  3. http://www.thestar.com/news/world/2015/04/17/how-a-toronto-professors-research-revolutionized-artificial-intelligence.html
  4. a b Geoffrey E. Hinton: Curriculum Vitae. 6. Januar 2020, abgerufen am 2. Mai 2023 (englisch).
  5. a b Patrick Beuth: (S+) KI-Pionier Geoffrey Hinton warnt jetzt vor seiner eigenen Schöpfung. In: Der Spiegel. 2. Mai 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Mai 2023]).
  6. Wired: Google Hires Brains that Helped Supercharge Machine Learning
  7. Cade Metz: ‘The Godfather of A.I.’ Leaves Google and Warns of Danger Ahead. In: The New York Times. 1. Mai 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
  8. a b "Godfather of artificial intelligence" talks impact and potential of new AI - CBS News. Abgerufen am 18. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  9. a b c d Cade Metz: ‘The Godfather of A.I.’ Leaves Google and Warns of Danger Ahead. In: The New York Times. 1. Mai 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 18. März 2024]).
  10. Hinton, Geoffrey [@geoffreyhinton] (1 May 2023).: Tweet. Abgerufen am 18. März 2024.
  11. AI 'godfather' Geoffrey Hinton warns of dangers as he quits Google. 2. Mai 2023 (bbc.com [abgerufen am 18. März 2024]).
  12. The Verge, 27. März 2019
  13. Stefan Betschon: Ehre für die «Deep Learning Mafia». Neue Zürcher Zeitung, 4. April 2019, abgerufen am 12. April 2019.
  14. Prinzessin-von-Asturien-Preis 2022

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]