Gerda Henkel Stiftung

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Gerda Henkel Stiftung
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Rechtsform rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts
Gründung 1976
Sitz Düsseldorf (Koordinaten: 51° 13′ 50,4″ N, 6° 47′ 20″ O)
Zweck Förderung der Wissenschaft
Vorsitz Julia Schulz-Dornburg (Vorsitzende des Kuratoriums)
Stiftungskapital 50.196.163 Euro (2018)
Beschäftigte 23
Website gerda-henkel-stiftung.de

Die Gerda Henkel Stiftung fördert seit ihrer Gründung im Sommer 1976 Forschungen auf dem Gebiet der Historischen Geisteswissenschaften.

In über 40 Jahren Stiftungstätigkeit konnten weltweit mehr als 7.600 Forschungsvorhaben mit rund 225 Millionen Euro unterstützt werden. Die Kernbereiche der Fördertätigkeit – Unterstützung von Forschungsprojekten sowie Vergabe von Promotions- und Forschungsstipendien – sind seit ihrer Gründung auch immer wieder um eigene Förderungsinitiativen erweitert worden, mit denen die Stiftung neue und eigenständige Akzente in der Wissenschaftsförderung setzt.

Dazu gehören der 2006 erstmals ausgeschriebene, mit 100.000 Euro dotierte internationale Gerda Henkel Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen, das 2010 gestartete Wissenschaftsportal L.I.S.A. sowie das Sonderprogramm Sicherheit, Gesellschaft und Staat. Im Rahmen des Lisa Maskell Stipendienprogramms fördert die Stiftung seit 2014 junge Geisteswissenschaftler in Afrika und Südostasien. In ihrem Förderschwerpunkt „Patrimonies“ setzt sich die Stiftung verstärkt für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Forschungen, die aktuelle Problemlagen in größere historische Zusammenhänge stellen, stehen im Zentrum der Förderschwerpunkte Demokratie als Utopie, Erfahrung und Bedrohung sowie Lost Cities. Wahrnehmung von und Leben mit verlassenen Städten in den Kulturen der Welt. Im Zusammenhang mit geförderten Projekten unterstützt die Stiftung im Rahmen von ergänzenden Vorhaben auch soziale Begleitmaßnahmen.

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gerda Henkel Stiftung wurde im Juni 1976 von Lisa Maskell zum Gedenken an ihre Mutter Gerda Henkel als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Düsseldorf errichtet. Lisa Maskell (1914–1998), Tochter von Hugo Henkel, war eine Enkelin des Fabrikanten Fritz Henkel, der 1876 in Aachen die Firma Henkel & Cie. gründete. 1878 wurde das Unternehmen nach Düsseldorf verlegt, dem heutigen Stammsitz der Henkel AG & Co. KGaA.

Wissenschaftsförderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweck der Stiftung ist die Förderung der Wissenschaft. Die Disziplinen Archäologie, Geschichte, Kunstgeschichte, Historische Islamwissenschaften, Rechtsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte sowie Ur- und Frühgeschichte stehen im Zentrum der Fördertätigkeit. Für Vorhaben, die ihrer methodischen Ansätze und wissenschaftlichen Inhalte wegen besondere Ergebnisse erwarten lassen, gewährt die Gerda Henkel Stiftung Promotions- und Forschungsstipendien sowie Personal-, Reise- und Sachmittel. Sie unterstützt weiterhin die Drucklegung von Forschungsergebnissen aus zuvor geförderten Projekten mit Zuschüssen.

Im Jahr 2020 hat die Stiftung Mittel in Höhe von rund 16,1 Millionen Euro für die Förderung wissenschaftlicher Projekte bereitgestellt.

Internationales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stiftung ist international tätig. In Kooperation mit renommierten Universitäten vergibt sie mehrere Stipendien in Deutschland, Europa und den USA: Partner sind unter anderem das Institute for Advanced Study in Princeton, die Stanford University in Stanford, die Maison méditerranéenne des sciences de l’homme im französischen Aix-en-Provence, die Maison Fondation des sciences de l’homme in Paris, das New Europe College in Bukarest und das Centre for Advanced Studies in Sofia. Dem Deutschen Historischen Institut London stellt die Stiftung Fördermittel zur Vergabe einer Gastprofessur zur Verfügung. Am Deutschen Historischen Institut Washington in Kooperation mit dem Roy Rosenzweig Center for History and New Media an der George Mason University in Fairfax, Virginia, ermöglicht sie ein Stipendium für Projekte im Bereich der Digital History. 2011 und 2012 hat die Stiftung mit M4HUMAN (Mobility for experienced researchers in historical humanities and Islamic studies) ein internationales Stipendienprogramm ausgeschrieben, das Wissenschaftlern längere Forschungsaufenthalte im Ausland ermöglicht. Die Europäische Kommission unterstützte das Programm mit Mitteln aus dem 7. EU-Forschungsrahmenprogramm und dessen Marie Curie-Maßnahmen.

Organe und Gremien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschäftsstelle der Stiftung in der Malkastenstraße 15 in Düsseldorf-Pempelfort, Gartenseite

Kuratorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wissenschaftlicher Beirat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Hanssler, Vorsitzender
  • Angela Kühnen

Beispiele für die Fördertätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wiederlesbarmachung altägyptischer Wandmalerei in der Grabkammer des Neferhotep (Theben, Ägypten): Neferhotep war oberster Schreiber des Schöpfergottes Amun und verstarb in der Regierungszeit des Pharaos Eje um 1320 v. Chr. Sein Felsengrab nahe dem Tal der Könige ist reich mit Wandmalereien, farbigen Reliefs und Figuren dekoriert. Ein Team von Restauratorinnen verfolgt das Ziel, ausgewählte Texte und Darstellungen von starken Verschmutzungen zu reinigen und wieder sichtbar zu machen.
  • Ausgrabungen in der Zitadelle von Anuradhapura (Sri Lanka): Anuradhapura, die alte Hauptstadt der ceylonesischen Könige, gehört zu den größten antiken Ruinen weltweit. Ziel eines archäologischen Forschungsprojekts ist es, zu klären, ab wann genau Anuradhapura eine städtische Funktion innehatte und wann der Ort zum Zentrum einer Hochkultur mit Phänomenen wie Schrift und entwickeltem Entwässerungssystem wurde.
  • Zeitzeugen des „Hamburger Feuersturms“ und ihre Familien: Der Begriff „Hamburger Feuersturm“ steht für den Luftangriff auf Hamburg im Sommer 1943. Ein Team aus Historikern und Psychoanalytikern untersucht am Beispiel der Überlebenden und der nachfolgenden Generationen die Frage, inwieweit Kriegserlebnisse zu langfristigen Traumatisierungen führen und wie diese individuell, familiär und gesellschaftlich verarbeitet werden.
  • Die Neue Sachlichkeit in Dresden: In dem an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durchgeführten Forschungsprojekt geht es um die Malerei der Neuen Sachlichkeit und des Verismus der 1920er Jahre in Dresden. Diese facettenreiche Kunstströmung wird erstmals in ihrer Gesamtheit erschlossen und mit anderen Zentren realistischer Malerei in der Weimarer Republik verglichen. Die Ergebnisse sind in eine Ausstellung eingegangen, die ab Herbst 2011 in Dresden zu sehen war.
  • Forschungsstelle Entartete Kunst: Die Forschungsstelle „Entartete Kunst“ (Berlin/Hamburg) beschäftigt sich mit den Auswirkungen der nationalsozialistischen Kunstpolitik, insbesondere der Beschlagnahme moderner Kunstwerke in deutschen Museen durch die Nationalsozialisten im Jahr 1937. Untersucht werden das Schicksal der Künstler, die Strategien der Museumsleiter, die Rolle der Kunsthändler sowie die Wege der Kunstwerke bis zu ihrem heutigen Standort.
  • Arbeiten am Mentsun Lhakhang Felshöhlentempel, Nepal: Bei dem mit Wandmalereien und Lehmstuckstatuen aus frühbuddhistischer Zeit ausgestatteten Tempel Mentsun Lhakhang handelt es sich um die bisher älteste buddhistische Höhlentempelstätte Nepals. Ziel eines Forschungsprojekts ist es, das eingebrochene Dach wieder instand zu setzen und die durch Regen und Schnee beschädigten, in Nepal einzigartigen Wandmalereien zu restaurieren.
  • Xiongnu-Fürstengräber in Noin-Ula, Mongolei: Der Friedhof von Noin-Ula in der nördlichen Mongolei ist ein bedeutendes Zeugnis der Sepulkralkultur der Xiongnu, der frühen asiatischen Hunnen. Die bis zu 18 Meter tiefen Grabschächte bieten reichhaltige Funde, vor allem seltenes organisches Material. Ein Team russischer Archäologen hat mit modernsten Methoden eines der letzten großen Fürstengräber erforscht.
  • Ausgrabungen in Kalapodi, Griechenland: Ein Team des Deutschen Archäologischen Instituts Athen erforscht das Heiligtum von Kalapodi, das eine für das griechische Festland einzigartige kontinuierliche Abfolge von Kultbauten von der archaischen bis zur spätmykenischen Epoche aufweist. Die übereinander liegenden Bauten geben Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des griechischen Tempels und beleuchten Religion und Kult der „Dunklen Jahrhunderte“.
  • Täuferforschung: An der baptistischen Theologischen Hochschule Elstal wird unter Leitung von Martin Rothkegel die Geschichte der Täuferbewegung erforscht und von der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert.[1]

Gerda Henkel Vorlesungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gerda Henkel Vorlesungen werden in einer eigenen Reihe der Stiftung im Rhema Verlag, Münster, publiziert.

Zuletzt veröffentlicht wurden:

  • Achille Mbembe: Of African Objects in Western Museums / Über afrikanische Objekte in westlichen Museen (2019)
  • Lyndal Roper: Luther und ich: Wie eine Frau dazu kam, die Biographie eines Patriarchen zu schreiben (2017)
  • Stephan Seidlmayer: Forschung und Begegnung. Archäologie in Ägypten (2015)
  • Jürgen Osterhammel: Weltgeschichte und Gegenwartsdiagnose (2013)
  • Hermann Parzinger: Archäologie und Politik. Eine Wissenschaft und ihr Weg zum kulturpolitischen Global Player (2012)
  • Gudrun Krämer: Distanz und Nähe. Fragen einer kritischen Islamwissenschaftlerin (2011)
  • Richard Sennett: How I write: Sociology as Literature / Wie ich schreibe: Soziologie als Literatur (2009)
  • Dieter Langewiesche: Staat, Nation und Föderation in der europäischen Geschichte (2008)
  • Martin Warnke: Könige als Künstler (2007)

Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine mit dem Verlag C. H. Beck in München entwickelte Publikationsreihe – die „Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung“ – versammelt bedeutende Monographien aus den von der Stiftung geförderten Feldern. Ziel der Reihe ist es, ausgewiesenen Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, grundlegende Erkenntnisse aus dem Bereich der Historischen Geisteswissenschaften einer interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Die Stiftung unterstreicht damit ihr Anliegen, herausragende geisteswissenschaftliche Forschungsleistungen zu fördern – in diesem Fall in Form eines Buches, das höchsten Ansprüchen genügt und eine große Leserschaft findet.

Gerda Henkel Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2006 wird der Gerda Henkel Preis in einem Turnus von zwei Jahren an Wissenschaftler verliehen, die in den von der Stiftung geförderten Disziplinen und Förderbereichen herausragende Forschungsleistungen erzielt haben und weitere erwarten lassen. Der Gerda Henkel Preis ist mit 100.000 Euro dotiert. Das Preisgeld ist zur freien Verwendung bestimmt.

Preisträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle:[2]

L.I.S.A. – Wissenschaftsportal Gerda Henkel Stiftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2010 richtete die Stiftung ein eigenes Internetportal ein: L.I.S.A. – Wissenschaftsportal Gerda Henkel Stiftung informiert fächerübergreifend über Themen aus dem Bereich der historischen Geisteswissenschaften und lädt zur Diskussion über Forschung ein.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerda-Henkel-Stiftung fördert Täuferforschung in Elstal (bei: www.baptisten.de am 10. Juli 2007; abgerufen am 11. November 2017)
  2. Preisträgerinnen und Preisträger – Gerda Henkel Stiftung. In: gerda-henkel-stiftung.de. Abgerufen am 17. Juni 2018.
  3. Gerda Henkel Preis: Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston ausgezeichnet. In: FAZ. 23. Juni 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.