Gerlafingen

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Gerlafingen
Wappen von Gerlafingen
Wappen von Gerlafingen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Solothurn Solothurn (SO)
Bezirk: Wasseramtw
BFS-Nr.: 2519i1f3f4
Postleitzahl: 4563
UN/LOCODE: CH GFG
Koordinaten: 610255 / 224594Koordinaten: 47° 10′ 20″ N, 7° 34′ 26″ O; CH1903: 610255 / 224594
Höhe: 451 m ü. M.
Höhenbereich: 446–458 m ü. M.[1]
Fläche: 1,85 km²[2]
Einwohner: 5696 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 3079 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
40,7 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Philipp Heri (SP)
Website: www.gerlafingen.ch
Blick auf Richtung Stahlwerk
Blick auf Richtung Stahlwerk

Blick auf Richtung Stahlwerk

Lage der Gemeinde
Karte von GerlafingenBurgäschiseeBellacher WeiherInkwilerseePfaffenweierAeschi SOKanton BernKanton BernBezirk BucheggbergBezirk LebernBezirk SolothurnBezirk ThalAeschi SOBiberistBolkenDeitingenDerendingen SODrei HöfeEtzikenGerlafingenHalten SOHorriwilHünikenKriegstettenLohn-AmmannseggLuterbachObergerlafingenOekingenRecherswilSubingenZuchwil
Karte von Gerlafingen
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Gerlafingen (im lokalen Dialekt Gerlafinge oder kurz Ginggu) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Wasseramt des Kantons Solothurn in der Schweiz. Bis 1939 hiess die Gemeinde offiziell Niedergerlafingen.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild (1953)

Gerlafingen liegt am östlichen Emmeufer der 1889 korrigierten Emme. Die Nachbargemeinden von Norden beginnend im Uhrzeigersinn sind Biberist, Derendingen, Kriegstetten, Obergerlafingen, Zielebach und Bätterkinden.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 2016 2010 2000 1970 1950 1900 1880 1850 1798
Einwohner 5'098 4'822 4'694 4'873 3'774 1'743 766 381 120

Die starke Überbauung, die sich praktisch über das gesamte Gemeindegebiet erstreckt, führt dazu, dass Gerlafingen die dichtestbesiedelte Gemeinde im Bezirk Wasseramt ist.

Herkunft / Nationalität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell beschäftigt das Stahlwerk viele Ausländer, namentlich aus Italien und der Türkei. 40,4 % (2008) der Bevölkerung sind Ausländer. Mit diesem hohen Anteil ist Gerlafingen eine der Gemeinden, die den höchsten Ausländeranteil der Schweiz aufweisen. In jüngerer Zeit sind vermehrt Leute aus dem Balkan zum Arbeiten zugewandert.

73,8 % der Bevölkerung sprechen Deutsch, 12,76 % Serbo-Kroatisch, 8,02 % Türkisch und 5,42 % Italienisch.

Religionen – Konfessionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Gerlafingen gibt es drei Kirchgemeinden resp. Kirchen:

  • Die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde mit der Thomaskirche
  • Die Römisch-katholische Kirchgemeinde mit der Kirche Bruder Klaus, errichtet 1955 durch den renommierten Kirchenarchitekten Fritz Metzger
  • Die Evangelisch-methodistische Kirche mit dem Gotteshaus an der Schulhausstrasse 31

Alle drei besitzen eine Kirche oder ein Kirchgemeindehaus.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde ist stark mit dem Schicksal der ansässigen Stahl Gerlafingen AG verbunden. Das Stahl- und Walzwerk verarbeitet jährlich ca. 1 Mio. Tonnen Altmetall zu 650'000 Tonnen Betonbewehrungs-Produkten, hauptsächlich Betonrippenstahl. Derzeit sind etwa 550 Mitarbeiter im Stahlwerk beschäftigt, womit es der grösste Arbeitgeber in Gerlafingen ist.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

5
3
3
Insgesamt 11 Sitze
  • SP: 5
  • Pro Gerlafingen: 3
  • SVP: 3

Im Jahre 2009 wurde der Gemeinderat von 17 auf 11 Gemeinderatsmandate reduziert.[5] 2013 schaffte es die Christlichdemokratische Volkspartei das erste Mal seit 12 Jahren wieder in den Gemeinderat gewählt zu werden.[6] Hingegeben blieb die ebenfalls kandidierende Grünliberale Partei[7] ohne einen Sitz aus.

Partei 2021–2025[8] 2017–2021 2013–2017[6] 2009–2013
Sozialdemokratische Partei 5 5 4 5
Schweizerische Volkspartei 3 3 3 3
Pro Gerlafingen 3a
FDP.Die Liberalen
(bis 2009 Freisinnig-Demokratische Partei)
2 3 3
Christlichdemokratische Volkspartei 1 1
a 
Unterstützt von FDP und CVP

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1876 verfügt Gerlafingen über einen Bahnhof an der Linie SolothurnBurgdorf. Im Dezember 2015 erfolgte der Anschluss an das Berner S-Bahn-Netz, was die Gemeinde auch für Pendler noch attraktiver macht. Durch die Nachbargemeinde Kriegstetten erreicht man den Autobahnanschluss an die A1. Seit einigen Jahren gibt es einen Busanschluss nach Solothurn, betrieben durch den Busbetrieb Solothurn und Umgebung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulhaus Zentrum

Der heutige Ort Gerlafingen hiess bis 1939 offiziell Niedergerlafingen, im Sinne einer Zwillingsgemeinde zu dem etwas südlicher gelegenen Obergerlafingen. Einfaches, unbezeichnetes Gerlafingen meinte bis ins 19. Jahrhundert beide Ortschaften. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Ort 1278 als Nidergerolvingen. Das bedeutet bei den Angehörigen des Gerolf.

Wirtschaftsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Von Rollschen Eisenwerke fotografiert von Walter Mittelholzer 1930

Die lange Geschichte des Stahlwerkes (sie reicht in die vorindustrielle Zeit der Schweiz zurück) ist auch die Geschichte des Dorfes Gerlafingen, das stark von dessen Gedeihen abhing und abhängt. 1818 gründete Ludwig von Roll in den Räumen einer konkursiten Textilfirma ein Eisenwerk (Schmiede). 1836 folgte ein Walzwerk, und 1918, als die Einfuhr von Erz und Eisen wegen der Kriegswirren problematisch war, ein eigentliches Stahlwerk. In den Spitzenzeiten der 1960er Jahre beschäftigte das Stahlwerk 5000 Angestellte, fast zehn Mal so viele wie heute. Die Produktion indessen war damals aufgrund niedrigerer Produktivität noch deutlich geringer.

In einer schweren, die Existenz bedrohenden wirtschaftlichen Krise 1996 verkaufte von Roll das Stahlwerk an die Luzerner von Moos Holding. Diese führte es letztlich mit ihren eigenen Stahlwerk-Aktivitäten zusammen und nannte sich fortan Swiss Steel. Nach einigen Jahren der Restrukturierung arbeitet das Gerlafinger Stahlwerk (neu Stahl Gerlafingen AG) heute wieder in den schwarzen Zahlen. Damals allerdings drohte vorübergehend sogar die Schliessung des Gerlafinger Werkes.

Zeugen der Zeit des Industriestädtchens sind viele ältere Fassaden, die vom emittierten Staub geschwärzt waren. Auch die Emme wurde bis in die 1990er Jahre von den Prozesswässern des Walzwerkes verunreinigt. Heute verhindern Filter für Abluft und Abwasser derartige Umweltbelastungen. Zwischen 1997 und 2007 sind rund 37 Millionen Franken in Umweltschutzmassnahmen investiert worden.

2003 wurde Swiss Steel und damit das Gerlafinger Werk mehrheitlich an die deutsche Schmolz & Bickenbach und Gebuka AG verkauft. Es erwies sich als eine arbeitsplatzerhaltende, freundliche Übernahme. 2006 erfolgte sodann erneut ein Besitzerwechsel, indem die Aktienmehrheit von 65 % der Stahl Gerlafingen AG an die italienische AFV Acciaierie Beltrame S.p.A. überging. Danach wurden Modernisierungs- und Diversifizierungsinvestitionen von rund 170 Millionen Franken realisiert, das Werk läuft seitdem ertragreich.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • In Gerlafingen existieren noch zahlreiche Arbeiter- und Angestelltenhäuser der einstigen von Roll-Belegschaft. Sie stammen teils aus dem 19. Jahrhundert und ergeben noch immer sehenswerte Quartier-Ensembles.
  • Das Stahlwerks-Areal imponiert durch seine Grösse. Es kann entlang einem Emme-Spazierweg auch von der Rückseite her besichtigt werden. Auf dem Areal zugänglich befindet sich ein von der Firma angelegter Entenweiher, der auch von selteneren Wasservögeln besucht wird.
  • Die katholische Kirche Bruder Klaus wurde 1955 durch den renommierten Architekten Fritz Metzger erbaut. Seit 2017 steht sie auf der Liste der geschützten historischen Kulturdenkmäler.[9]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung

In Rot ein blauer schrägrechter Bundhaken, begleitet von zwei pfahlweis gestellten sechsstrahligen gelben Sternen

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gerlafingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Berner Zeitung: Die SP nominierte für den verkleinerten Gemeinderat (Ausgabe vom 20. März 2009)
  6. a b Solothurner Zeitung: So setzen sich die neuen Gemeinderäte zusammen
  7. Gemeinde Gerlafingen: Gemeinderatswahlen vom 14. April 2013 - Publikation der Listen und Namen der Kandidierenden (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gerlafingen.ch (PDF; 143 kB)
  8. Protokoll der Wahl von 11 Mitgliedern des Gemeinderats für die Wahlperiode 2021-2025 vom 25. April 2021. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. April 2021; abgerufen am 28. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gerlafingen.ch
  9. Website der politischen Gemeinde Gerlafingen. Abschnitt Kirche. Abgerufen am 6. August 2019.