Giancarlo Baghetti

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Giancarlo Baghetti
Baghetti im Ferrari 156 beim Großen Preis von Italien 1962
Nation: Italien Italien
Automobil-Weltmeisterschaft
Erster Start: Großer Preis von Frankreich 1961
Letzter Start: Großer Preis von Italien 1967
Konstrukteure
1961 FISA · 1961 Scuderia Sant’Ambroeus · 1962 Ferrari · 1963 ATS · 1964 Scuderia Centro Sud · 1965 Brabham · 1966 Reg Parnell Racing · 1967 Lotus
Statistik
WM-Bilanz: WM-Neunter (1961)
Starts Siege Poles SR
21 1 1
WM-Punkte: 14
Podestplätze: 1
Führungsrunden: 3 über 24 km

Giancarlo Baghetti (* 25. Dezember 1934 in Mailand; † 27. November 1995 ebenda) war ein italienischer Automobilrennfahrer, der als bislang einziger sein Debüt in der Formel-1-Weltmeisterschaft gewann. Der Große Preis von Frankreich 1961 blieb zwar sein einziger Sieg in der WM, er hatte allerdings schon seinen ersten Einsatz bei einem nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Formel-1-Rennen gewonnen. In der als Fahrerweltmeisterschaft bezeichneten Saison 1950 errangen die erstmaligen Sieger zwangsläufig einen „Debütsieg“, Nino Farina im allerersten F1-WM-Lauf, zudem ebenfalls automatisch der Indy-500-Sieger, da das Rennen in Indianapolis auch zur Fahrerweltmeisterschaft gezählt wurde, obwohl ganz andere Fahrer und Wagen teilnahmen.

Anfänge im Motorsport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Giancarlo Baghetti war der älteste Sohn einer Mailänder Industriellenfamilie. Nach dem Krieg besuchte er die höhere Schule und sollte später das Werk seines Vaters übernehmen. Schon früh bekam er Zugang zum Motorsport. Als Kind hatte er ein Miniaturauto mit einem 750-cm³-Motor. Mit 14 Jahren bekam er eine Lambretta, mit der er als Jugendlicher bei einem Bergrennen die Klasse der Motorroller gewann.

1956 fuhr Baghetti mit einem Alfa Romeo 1900 TI sein erstes Rundstreckenrennen. Im folgenden Jahr startete er auf einem Alfa Romeo Giulietta Sprint in der 1300er GT-Klasse bei Bergrennen. 1958 gewann er zwei internationale Bergprüfungen und belegte bei der Mille Miglia, die in diesem Jahr als Rallye mit Sonderprüfungen ausgetragen wurde, den zweiten Platz bei den 1300ern. 1959 kaufte er einen Fiat-Abarth mit 700-cm³-Motor, den er erfolgreich bei zwei internationalen Rennen in Montlhéry einsetzte, woraufhin ihn Carlo Abarth in sein Team für Rekordfahrten in Monza nahm.

Ab 1960 fuhr Baghetti in der Formel Junior und siegte zweimal in Monza (27. März und 25. April 1960), jeweils knapp vor der damaligen italienischen Formel-Junior-Elite.

Ende der Saison 1960 vereinbarten die FISA (Federazione Italiana Scuderie Automobilistiche)[1] – eine Vereinigung italienischer Rennteams (die Namensgleichheit mit dem internationalen Automobilsportverband war rein zufällig) – und Ferrari, 1961 einem jungen Italiener die Chance zum Aufstieg in die Formel 1 zu geben. Ferrari stellte den überarbeiteten 1960er Wagen der FISA zur Verfügung, die Giancarlo Baghetti als Fahrer auswählte.

Karriere in Formel-, Sport- und Tourenwagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baghetti gewann mit dem Ferrari 156, den die FISA einsetzte, gleich sein erstes Formel-1-Rennen, den nicht zur Weltmeisterschaft zählenden Gran Premio di Siracusa, am 25. April 1961 vor Dan Gurney auf Porsche 718. Elf Wochen später, am 2. Juli 1961, siegte er beim Großen Preis von Frankreich. Seine besten Ergebnisse in der Saison 1962 waren der vierte Platz beim Großen Preis der Niederlande und der fünfte Platz beim Großen Preis von Italien. Baghetti fuhr in seinen ersten beiden Formel-1-Saisons insgesamt sieben Rennen, kam viermal ins Ziel und erreichte insgesamt 14 WM-Punkte.

Vor seinem Formel-1-Debüt startete Baghetti schon als Werksfahrer für Ferrari beim 12-Stunden-Rennen. Beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1961 fuhr er zusammen mit Willy Mairesse einen Ferrari 250 GT auf den fünften Platz im Gesamtklassement; 1962 war er – ebenfalls auf Ferrari – Partner von Lorenzo Bandini.

Seine weiteren Einsätze in der Formel 1 waren weniger erfolgreich. Im Jahr 1963 startete er fünfmal für das ATS-Team (Automobili Tourismo Sport), 1964 sechsmal für B.R.M. und die Scuderia Centro Sud und in den folgenden drei Jahren absolvierte er jeweils ein Rennen beim Großen Preis von Italien für Brabham, Reg Parnell Racing und Lotus. Von 14 gestarteten Rennen konnte er lediglich sechs beenden. Weitere WM-Punkte erreichte er dabei nicht.

In den darauffolgenden Jahren startete Baghetti in der Tourenwagen-Europameisterschaft mit Alfa Romeo und Fiat Abarth. Abschließend wechselte er in die Formel 2 und beendete dort seine Rennfahrerkarriere nach einem schweren Unfall bei einem Rennen in Monza im Jahr 1968.

Später arbeitete er als Journalist und Fotograf in den Bereichen Motorsport und Mode.

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Statistik in der Automobil-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Statistik umfasst alle Teilnahmen des Fahrers an der Automobil-Weltmeisterschaft, die heutzutage als Formel-1-Weltmeisterschaft bezeichnet wird.

Grand-Prix-Siege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtübersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Chassis Motor Rennen Siege Zweiter Dritter Poles schn.
Rennrunden
Punkte WM-Pos.
1961 FISA Ferrari 156 Ferrari 1.5 V6 1 1 9 9.
Scuderia Sant’Ambroeus 2 1
1962 Scuderia Ferrari Ferrari 156 Ferrari 1.5 V6 4 5 11.
1963 Automobili Turismo e Sport A.T.S. 100 A.T.S. 1.5 V8 5 NC
1964 Scuderia Centro Sud BRM P57 BRM 1.5 V8 6 NC
1965 Brabham Racing Organisation Brabham BT7 BRM 1.5 V8 1 NC
1966 Reg Parnell Racing Ferrari 246 Ferrari 2.4 V6 1 NC
1967 Team Lotus Lotus 49 Ford-Cosworth 3.0 V8 1 NC
Gesamt 21 1 1 14

Einzelergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
1961
1 DNF DNF
1962
4 DNF 10 5
1963
DNF DNF 15 DNF DNF
1964
DNA 10 8 12 DNF 7 8
1965
DNF
1966
NC
1967
DNF
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1961 Italien Scuderia Ferrari SpA Ferrari 250 GT/TR SWB Experimental FrankreichFrankreich Fernand Tavano Ausfall Motorschaden
1962 ItalienItalien Spa Ferrari SEFAC Ferrari Dino 268SP ItalienItalien Ludovico Scarfiotti Ausfall Kupplungsschaden
1964 ItalienItalien Spa Ferrari SEFAC Ferrari 275P ItalienItalien Umberto Maglioli Ausfall Unfall
1965 ItalienItalien Spa Ferrari SEFAC Ferrari Dino 166P ItalienItalien Mario Casoni Ausfall Motorschaden
1967 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten North American Racing Team Ferrari 330P Mexiko Pedro Rodríguez Ausfall Kolbenschaden
1968 Italien Autodelta SpA Alfa Romeo Tipo 33 ItalienItalien Nino Vaccarella Ausfall Benzinpumpe

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1961 Italien Sefac Automobile Ferrari Ferrari 250TRI Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Richie Ginther Belgien Willy Mairesse Deutschland Wolfgang von Trips Rang 2
1965 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Kleiner Racing Enterprises Ferrari 275P ItalienItalien Umberto Maglioli Rang 8

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1961 Scuderia Ferrari Ferrari 250TRI
Ferrari 250 GT
Ferrari Dino 246SP
Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PES
2 5 DNF DNF
1962 Scuderia Ferrari Ferrari Dino 196SP
Ferrari Dino 268SP
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
2 DNF DNF
1963 Porsche Porsche 718 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
7
1964 Scuderia Centro Sud
Abarth
Scuderia Ferrari
ATS 2500 GT Coupé
Abarth-Simca 2000
Ferrari 275P
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
DNF DNF DNF
1965 Kleiner Racing Enterprises
Scuderia Ferrari
Ferrari 275P
Ferrari Dino 166P
Ferrari 275P2
Ferrari 275 GTB
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
8 DNF DNF 13 DNF
1966 Abarth
Scuderia Ferrari
Abarth 1300 OT
Ferrari Dino 206S
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
14 2
1967 Autodelta
NART
Alfa Romeo T33
Ferrari 330P
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
DNF DNF DNF
1968 Algar Enterprises
Autodelta
Lancia Fulvia
Alfa Romeo T33
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
DNF 14 6 DNF

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Giancarlo Baghetti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hintergründe zu Baghettis Formel-1-Debut 1961 auf 8w.forix.com, abgerufen am 5. Dezember 2017