Gilberte Thirion

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Gilberte Thirion (rechts), mit Anna Maria Peduzzi und Enzo Ferrari, 1956
Porsche 356 Coupé Gmünd

Gilberte Thirion (* 8. Januar 1928 in Brüssel; † 21. Mai 2008 in Uccle) war eine belgische Autorennfahrerin.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gilberte Thirion war die Tochter von Max Thirion, einem Unternehmer und Herrenfahrer. Max Thirion repräsentierte den von Albert Champion gegründeten Automobilzulieferer ACDelco in Belgien. Das Unternehmen war vor allem durch die unter dem Markennamen Champion vertriebenen Zündkerzen bekannt. Ihre Mutter Hèlene Houbiers war ein in den 1920er-Jahren in Belgien bekanntes Mannequin. 1932 trennten sich die Eltern und die zehn Jahre alte Gilberte Thirion blieb bei ihrer Mutter. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machte sie 1947 eine Ausbildung zur Sekretärin und arbeitete danach im Unternehmen ihres Vaters in der Öffentlichkeitsarbeit.

Am 30. April 1957 heiratete sie in Cannes den französischen Rechtsanwalt Roger Merle. Das Paar hatte drei Kinder, die Töchter Catherine und Laurence sowie den Sohn Bernard. Im Beisein ihrer drei Kinder starb sie im Mai 2008, an Parkinson erkrankt, in einem Altenheim in Uccle. Zu ihrer Bestattung auf dem Friedhof von Braine-l’Alleud, wo sie im Grab ihrer Mutter beigesetzt wurde, kamen Freunde und alte Weggefährten wie Freddy Rousselle, Georges Harris, Georges Hacquin und zwei Töchter von Paul Frère.[1]

Karriere als Rennfahrerin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die Öffentlichkeitsarbeit für Champion und die Rennleidenschaft ihres Vaters kam Gilberte Thirion rasch mit dem Motorsport in Berührung. Bei der Brüsseler Automobilausstellung 1952, die sie mit ihrem Vater besuchte, war am Stand von Porsche ein 356 Gmünd mit Aluminium-Karosserie ausgestellt. Max Thirion wollte diesen Wagen sofort für seine Tochter kaufen. Zu seinem Bedauern war der Wagen schon an den Verkaufsleiter von Auto Occidental vergeben. Dieser wurde mit dem Porsche nicht glücklich und verkaufte ihn nach nur einem Renneinsatz an Max Thirion, der den Wagen seiner Tochter schenkte und die damit ihre Karriere begann.[2]

Zuerst war sie viermal Beifahrerin ihres Vaters bei Rallyes, ehe sie beim 12-Stunden-Rennen von Casablanca 1952 erstmals selbst fuhr. Während ihrer fünf Jahre dauernden Zeit als Fahrerin gelangen ihr einige bemerkenswerte Erfolge. Gemeinsam mit Nadège Ferrier gewann sie 1956 auf einem Renault Dauphine bei schlechten äußeren Bedingungen die erste Tour de Corse der Motorsportgeschichte. Immer wieder bildete sie mit anderen Fahrerinnen starke Frauengespanne. Bei Rallyes saß meist Ingeborg Polensky, die Ehefrau des Rennfahrers und Rennwagenkonstrukteurs Helmut Polensky, an ihrer Seite. Mit ihr gewann sie dreimal die Damenwertung der Tour de France für Automobile. Mit ihrer engen Freundin Annie Bousquet startete sie bei der Mille Miglia. 1956 gelang ihr bei diesem 1000-Meilen-Rennen eine herausragende Leistung. Sie steuerte einen der vier Werks-Dauphine. Ihre Teamkollegen waren die Grand-Piloten- und Le-Mans-Sieger Maurice Trintignant, Paul Frère und Louis Rosier. Am Ende des Rennens hatte sie alle drei Kollegen hinter sich gelassen und war um 28 Minuten schneller als ihr schnellster männlicher Teamkollege, Trintignant.

1954 bestritt sie gemeinsam mit André Pilette ihr einziges 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Ihren letzten Einsatz hatte sie bei einem weiteren Langstreckenklassiker, dem 12-Stunden-Rennen von Sebring 1957, dass sie an der 35. Stelle der Gesamtwertung beendete. Den völligen Rückzug vom Motorsport löste der tödliche Unfall ihrer ehemals engen Freundin Annie Bousquet beim 12-Stunden-Rennen von Reims 1956 aus. Die Beziehung der beiden Frauen hatte durch den als gnadenlos beschrieben Wettbewerbscharakter von Bousquet, der auch vor nahen Freunden nicht halt machte, gelitten. Ihr Tod war für Gilberte Thirion dennoch ein so schwerer Schlag, das Sebring das letzte Rennen ihrer noch jungen Karriere war[3].

Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Le-Mans-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1954 FrankreichFrankreich Equipe Gordini Gordini T17S Belgien André Pilette Ausfall Zündung

Sebring-Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1957 FrankreichFrankreich Renault Company Renault Dauphine Schweiz Nadège Ferrier FrankreichFrankreich Gabriele Spydel Rang 35

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7
1953 Porsche Fiat 1100
Porsche 356
Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Belgien SPA Deutschland NÜR Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
64 DNF
1954 Thirion Bousquet
Gordini
Gordini T15S
Gordini T17S
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
55 DNF
1955 Gilberte Thirion Gordini T15S Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR
57
1956 Renault
Gilberte Thirion
Equipe Nationale Belge
Renault Dauphine
Alfa Romeo Giulietta SV
Porsche 550
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
82 16 12
1957 Renault Renault Dauphine Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
35

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gilberte Thirion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Persönliches über Gilberte Thirion (französisch)
  2. Gilberte Thirion und der Porsche 356 Gmünd (französisch)
  3. Über Annie Bousquet (englisch)