Gottfried Böttger

Van Wikipedia, de gratis encyclopedie

Gottfried Böttger in Hamburg, 2016

Gottfried Böttger (* 21. Dezember 1949 in Hamburg; † 16. Oktober 2017 ebenda[1]) war ein deutscher Boogie-Woogie- und Ragtime-Pianist.

Leben und Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Singles[2]
Der Clou (als Raggi Ragtime)
  DE 37 09.09.1974 (5 Wo.)
  AT 13 15.11.1974 (4 Wo.)
Hamburg '75 (als Gottfried & Lonzo)
  DE 50 10.03.1975 (1 Wo.)

Böttger erhielt ab 1955 eine klassische Klavierausbildung, 1957 hatte er sein erstes öffentliches Konzert. Nach dem Abitur am Wilhelm-Gymnasium Hamburg gründete er 1969 mit Jerry Bahrs, Ulf Krüger, Uli Salm und Django Seelenmeyer die Jazz-Pop-Gruppe Leinemann. Die 1973 produzierte Solo-Schallplatte Gottfried goes happy, bei der Böttger von Ingo Kröger (Bass), Heinz-Peter Meyer (Banjo) und Kurt Giese (Schlagzeug) begleitet wird, wurde bei Karussell veröffentlicht.[3] Ebenfalls 1973 erfolgte die Gründung des Panikorchesters mit Udo Lindenberg. Böttger wurde 1973 durch Udo Lindenberg in dessen Hit Alles klar auf der Andrea Doria mit der Liedzeile „Gottfried heißt der Knabe, da hinten am Klavier, und für jede Nummer Ragtime, kriegt er ’n Korn und ’n Bier“ verewigt.[1][4]

Gottfried Böttger und Udo Lindenberg in der Hamburger Musikhalle, 1974

1974 nahm er unter dem Pseudonym „Raggi Ragtime“ eine deutsche Version des Ragtime-Hits The Entertainer aus dem Film Der Clou auf. Den Text dazu schrieb Udo Lindenberg unter dem Pseudonym Felix Cix.[5] Bei der Gründung der Rentnerband 1974 war er ebenfalls beteiligt. Seinen ersten Solo-Auftritt im Fernsehen hatte er am 22. Juli 1974 in der Sendung Musik aus Studio B.[6] Dort spielte er Der Clou und wurde dabei von der Rentnerband begleitet.

Im selben Jahr nahm er mit seinem langjährigen Weggefährten Lonzo Westphal die Single Hamburg ’75 auf, welche 1975 veröffentlicht wurde und Eingangslied auf dem Sampler Top Szene Hamburg wurde.[7][8] In diesem bekannten Stück, das Hans Scheibner für sie getextet hat, blicken die beiden als Greise wehmütig zurück auf ihre große Zeit in der Hamburger Szene rund um das Onkel Pö, zu der sie damals gehörten.

Im Weiteren veröffentlichte er zahlreiche Plattenaufnahmen, unter anderem mit dem amerikanischen Blues-Pianisten Memphis Slim, und schrieb Musik für Fernsehserien wie Tatort und Großstadtrevier. 1997 machte er auch eine Aufnahme mit dem südafrikanischen Spiritual-Interpreten Joe Curtis.

Seit 1997 war er Dozent für Mediendidaktik in der Studienrichtung Medieninformatik im Fachbereich Informatik an der Fachhochschule Anhalt und wurde dort später zum Honorarprofessor für Digitale Audiotechnik berufen.[9]

In der Fernseh-Talkshow III nach 9 von Radio Bremen war Böttger seit der ersten Sendung am 19. November 1974 ständiger Pianist, teilweise auch im Duo mit Joe Pentzlin. Zum 40-jährigen Bestehen der Talkshow mit der Ausgabe am 14. November 2014 nahm der Musiker seinen Abschied aus der Sendung.[10]

Böttger war Alkoholiker, ab 1988 war er wieder trocken.[11]

Grabstätte Gottfried Böttger auf dem Friedhof Ohlsdorf

1992 heiratete Böttger die klassische Pianistin Jasmin Schittek, mit der er 1991 und 1992 sowie 2005 drei CDs veröffentlichte.[11][12][13][14] Sein 1999 geborener Sohn Bendix Böttger tritt ebenfalls als Pianist in Erscheinung.[11][15] 2003 erlitt Böttger einen Rückfall, 2006 verließ seine Frau mit dem Sohn das Haus.[11] Bei einem Verkehrsunfall März 2008 wurden mittags mehr als 1 Promille Alkohol festgestellt.[11] Im April 2008 erfolgte die Scheidung.[11] Ab etwa 2007[16] bis zu seinem Tod war seine Jugendfreundin Ellen von Spanyi seine Lebensgefährtin.[17]

Gottfried Böttger starb im Oktober 2017 im Alter von 67 Jahren an Krebs.[1] Auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf im Planquadrat AC 30/121–22 liegt ein Gedenkstein auf dem Grab seiner Großeltern.[18]

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Singles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klavierspieler des Jahres 2006[43]
  • NORD AWARD 2007

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gottfried Böttger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Pianist Gottfried Böttger verliert Kampf gegen den Krebs. In: welt.de. 17. Oktober 2017.
  2. Chartquellen: Charts DE
  3. Walter Huber: Gottfried Böttger – Gottfried Goes Happy (1973), veröffentlicht am 17. November 2017
  4. Songbook: Alles klar auf der Andrea Doria. In: udo-lindenberg.de. Abgerufen am 28. Oktober 2017.
  5. Gottfried Böttger – Man Müßte Klavier Spielen Können bei Discogs
  6. EL: Hamburger Typen – Gottfried, der Mann am Klavier im Hamburger Abendblatt Nr. 166, Wochenend-Magazin, Seite 3 vom 20. Juli 1974
  7. a b Gottfried & Lonzo – Hamburg '75 bei Discogs
  8. Top Szene Hamburg bei Discogs
  9. Internetseite der Hochschule Anhalt: Verzeichnis der Lehrbeauftragten; abgerufen am 8. September 2011 (Memento vom 24. März 2012 im Internet Archive)
  10. Gottfried Böttgers Abschied von „3 nach 9“. In: shz.de. 13. November 2014.
  11. a b c d e f Gottfried Böttger – Der Star-Pianist am Abgrund in Hamburger Morgenpost, 1. Oktober 2008
  12. a b Jasmin Schittek und Gottfried Böttger – Blue Mozart - Das Neue Mozart-Erlebnis bei Discogs
  13. a b Gottfried Böttger, Jasmin Böttger – Blue Beethoven bei Discogs
  14. a b Blue Opera bei Amazon
  15. Bendix Böttger bei The Hamburg Boogie Woogie Connection, abgerufen am 8. Dezember 2023
  16. Hanna Kastendieck: Begegnung – Ein Geschenk von oben beim Hamburger Abendblatt, veröffentlicht am 13. Dezember 2012, abgerufen am 28. Februar 2024
  17. Hall of Fame 2019 - Gottfried Böttger (posthum) beim German-Boogie-Woogie-Award Pinetop, abgerufen am 28. Februar 2024
  18. Klaus Nerger: Das Grab von Gottfried Böttger. In: knerger.de. Abgerufen am 20. April 2023.
  19. Gottfried Böttger – Gottfried Goes Happy bei musik-sammler.de
  20. LP Gottfried Böttger: Gottfried Goes Happy (Karussell 2430 1302430 107) D 1973 bei oldthing.de
  21. Gottfried Böttger – Made In Hamburg bei musik-sammler.de
  22. LP Gottfried Böttger: Hits á la Gottfried (Karussell 2430 130) D 1973 bei oldthing.de
  23. Gottfried Böttger – Gottfried Böttger bei Discogs
  24. Gottfried & Lonzo – Honky Tonk Saloon bei Discogs
  25. Gottfried & Lonzo – Party-Rags Für Kneipe Und Saloon bei Discogs
  26. Gottfried Böttger – ...Aber Bitte Mit Gottfried bei Discogs
  27. Gottfried Böttger – Yes Sir, I Can Boogie bei Discogs
  28. Gottfried Böttger & Joe Pentzlin – Direkt bei Discogs
  29. Gottfried Böttger, Joe Pentzlin – Jahrgang 82 bei Discogs
  30. Gottfried Böttger – Hand Made bei Discogs
  31. Joe Pentzlin, Gottfried Böttger – Take Two bei Discogs
  32. Gottfried Böttger / Reiner Regel – Reedin' Piano bei Bellaphon
  33. Soul Serenade bei Amazon
  34. Cécile Verny, Reiner Regel, Gottfried Böttger – I'm On My Way bei Discogs
  35. Axel Zwingenberger, Gottfried Böttger – Groovolgy bei Discogs
  36. Horizons (Audio-CD) bei boogie-online.de
  37. Horizons bei Amazon
  38. Henning Pertiet & Gottfried Böttger: Family Boogie bei jpc
  39. Raggi Ragtime – Der Clou (The Entertainer) bei Discogs
  40. Gottfried Böttger – Man Müßte Klavier Spielen Können bei Discogs
  41. Gottfried Böttger – Heut' Gehn Wir Auf'n Schwof bei Discogs
  42. Gottfried & Les – Disco Rapp's Boogie bei Discogs
  43. Frank Medwedeff: Böttger als "Klavierspieler des Jahres" geehrt bei MusikWoche am 29. März 2006