Holzmaden

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Wappen Deutschlandkarte
Holzmaden
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Holzmaden hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 38′ N, 9° 31′ OKoordinaten: 48° 38′ N, 9° 31′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Esslingen
Höhe: 356 m ü. NHN
Fläche: 3,1 km2
Einwohner: 2320 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 748 Einwohner je km2
Postleitzahl: 73271
Vorwahl: 07023
Kfz-Kennzeichen: ES, NT
Gemeindeschlüssel: 08 1 16 029
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofstraße 2
73271 Holzmaden
Website: www.holzmaden.de
Bürgermeister: Florian Schepp
Lage der Gemeinde Holzmaden im Landkreis Esslingen
KarteAlb-Donau-KreisLandkreis BöblingenLandkreis GöppingenLandkreis LudwigsburgLandkreis ReutlingenLandkreis TübingenRems-Murr-KreisStuttgartAichtalAichwaldAltbachAltdorf (Landkreis Esslingen)AltenrietAltenrietBaltmannsweilerBempflingenBeuren (bei Nürtingen)Bissingen an der TeckDeizisauDenkendorf (Württemberg)Dettingen unter TeckErkenbrechtsweilerEsslingen am NeckarFilderstadtFrickenhausen (Württemberg)GroßbettlingenHochdorf (bei Plochingen)HolzmadenKirchheim unter TeckKöngenKohlberg (Württemberg)Kohlberg (Württemberg)Leinfelden-EchterdingenLenningenLichtenwaldNeckartailfingenNeckartenzlingenNeidlingenNeuffenNeuhausen auf den FildernNotzingenNürtingenOberboihingenOhmdenOstfildernOwenPlochingenReichenbach an der FilsSchlaitdorfUnterensingenWeilheim an der TeckWendlingen am NeckarWernau (Neckar)Wolfschlugen
Karte

Holzmaden ist eine kleine Gemeinde im Vorland der Schwäbischen Alb im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzmaden liegt in Luftlinie etwa fünf Kilometer ostsüdöstlich der Stadtmitte des benachbarten Kirchheim unter Teck und 19 km südöstlich der Kreisstadt Esslingen am Neckar im Vorland der mittleren Schwäbischen Alb, näher am Albtrauf im Südosten als am Talzug des oberen Neckars im Nordwesten. Durch das Dorf zieht der Seebach, der am Westrand der Gemeinde in den Trinkbach mündet, welcher über die Lindach entwässert. Das Gemeindegebiet erstreckt sich von etwa 337 m ü. NN an der Seebachmündung bis auf etwa 388 m ü. NN auf dem Hügelkamm zwischen Seebach und oberem Trinkbach, der zweimal im Bereich der nördlichen Gemeindegrenze fließt. Etwas jenseits der südlichen zieht die Bundesautobahn 8 und die Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm vom Neckar her zum nahen Albaufstieg am Aichelberg.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ammonit im Holzmadener Schiefer

Im Gemeindegebiet tritt ein fossilreiches Sedimentgestein aus der Zeit des Unterjuras (Lias, Schwarzjura) zu Tage, der Posidonienschiefer. Durch außergewöhnliche Fossilfunde von Muscheln, Ammoniten, Seelilien, Fischen, Ichthyosauriern, Meereskrokodilen und Plesiosauriern in Holzmaden und Umgebung ist der Ort als bedeutende Fossil-Lagerstätte weltweit bekannt geworden. Die Gemeinde ist Teil des 1979 gebildeten Grabungsschutzgebiets Holzmaden.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Holzmaden gehören außer dem Dorf Holzmaden keine weiteren Orte.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarkommunen sind reihum im Osten die Gemeinde Zell unter Aichelberg, im Südosten die Gemeinde Aichelberg, die beide im Landkreis Göppingen liegen; weiter im Süden die Stadt Weilheim an der Teck, im Westen Jesingen, ein Stadtteil der Stadt Kirchheim unter Teck und im Norden die Gemeinde Ohmden, die alle dem eigenen Landkreis Esslingen angehören.

Flächenaufteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Holzmaden 1683/1685 im Kieserschen Forstlagerbuch

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1148 wurde Holzmaden in einer Schenkung an das Kloster St. Peter auf dem Schwarzwald erstmals urkundlich genannt. Zu der Zeit lag der Ort im Gebiet des Herzogtums Schwaben. Im 13. Jahrhundert gehörte Holzmaden vermutlich zur Herrschaft Weilheim und war somit im Bereich der Grafen von Aichelberg. Es ist davon auszugehen, dass auch die Herzöge von Teck Herrschaftsrechte im Ort ausübten. Schon 1334 kam Holzmaden an Württemberg und wurde dem Amt in Kirchheim zugeordnet.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dreißigjährigen Krieg brannte eine Soldateska am 28. April 1639 nahezu das gesamte Dorf nieder, so dass am Ende nur zwei kleine Häuschen stehen blieben. Der Wiederaufbau des zerstörten Dorfes zog sich über viele Jahrzehnte hin. 1669 wurde die alte Stephanuskirche errichtet, 1684 das Pfarrhaus und 1687 das heutige Rathaus.

Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg blieb der Ort dem Oberamt Kirchheim zugeordnet. 1908 erhielt Holzmaden durch die Eröffnung der Bahnstrecke von Kirchheim nach Weilheim Anschluss an das Eisenbahnnetz der Württembergischen Staatsbahnen.

Die erste Stromversorgung datiert aus dem Jahr 1915. Während des Ersten Weltkriegs waren 129 Männer aus Holzmaden zur Württembergischen Armee einberufen und es fielen 24 Soldaten aus der Gemeinde. 1929 erfolgte der Bau der ersten Wasserleitung. Bekanntheit erlangte Holzmaden durch die in den Schieferablagerungen des einstigen Jurameers entdeckten Versteinerungen der urzeitlichen Tier- und Pflanzenwelt. 1936 begann der Bau des Urwelt-Museums Hauff. Durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Holzmaden 1938 zum neuen Landkreis Nürtingen.

Im Zweiten Weltkrieg waren 179 Männer aus Holzmaden zur Wehrmacht eingezogen und davon wurden 27 als Gefallene und 13 als Vermisste vermeldet. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Flugzeuge der US-Luftwaffe bei einem Bombenangriff am 20. April 1945 24 Häuser und verursachten dabei auch den Tod zweier ziviler Bewohner des Dorfes. 1945 bis 1952 gehörte Holzmaden zum Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum neuen Bundesland Baden-Württemberg.

Bei der Kreisreform von 1973 kam Holzmaden vom aufgelösten Landkreis Nürtingen zum Landkreis Esslingen.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1671 43
1750 219
3. Dezember 1834¹ 488
3. Dezember 1861¹ 557
1. Dezember 1900¹ 564
17. Mai 1939¹ 697
29. Oktober 1946¹ 988
13. September 1950¹ 1.063
6. Juni 1961¹ 1.290
Jahr Einwohnerzahlen
27. Mai 1970¹ 1.520
25. Mai 1987¹ 1.646
31. Dezember 1990 1.765
31. Dezember 1995 1.909
31. Dezember 2000 2.068
31. Dezember 2005 2.145
31. Dezember 2010 2.131
31. Dezember 2015 2.222
31. Dezember 2020 2.312

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus
Stephanuskirche

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1945–1952 Christian Burkhardt
  • 1952–1982 Otto Vogt
  • 1982–1998 Jürgen Berner
  • 1998–2014 Jürgen Riehle
  • 2014–2021 Susanne Irion (geb. Jakob)[3][4]
  • seit 2021 Florian Schepp[5]

Bei der Bürgermeisterwahl am 14. März 2021 erhielt Florian Schepp im ersten Wahlgang 78,6 % der Stimmen, bei einer Wahlbeteiligung von 75,46 %.[5]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Holzmaden hat zehn Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
Kommunalwahl 2019
 %
60
50
40
30
20
10
0
47,35 %
52,65 %
HB
Gewinne/Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   4
   2
   0
  -2
  -4
−3,56 %p
+3,56 %p
HB
HBL Holzmadener Bürgerliste 47,35 5 50,91 5
FWV Freie Wählervereinigung Holzmaden 52,65 5 49,09 5
gesamt 100,0 10 100,0 10
Wahlbeteiligung 69,3 % 66,05 %

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „In Silber (Weiß) unter einer liegenden schwarzen Hirschstange eine gestürzte schwarze Pflugschar.“ In vielen modernen Darstellungen ist die Pflugschar nicht schwarz ausgefüllt.

Während die Hirschstange auf die württembergische Herrschaft hinweist, basiert die Pflugschar auf einem Fleckenzeichen und ist seit 1773 nachweisbar. Das heutige Wappen der Gemeinde wurde am 28. Juni 1957 vom Innenministerium Baden-Württemberg verliehen. Die Gemeindeflagge hat die Farben Schwarz-Weiß (Schwarz-Silber). Die Flaggenfarben wurden 1980 durch das Landratsamt Esslingen verliehen.

Gemeindepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1972 bestehen partnerschaftliche Beziehungen mit Connantre in Frankreich, einem Ort in der Champagne, die 1990 mit einer offiziellen Gemeindepartnerschaft besiegelt wurden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Steinbruch

Weltberühmt sind die 180 Millionen Jahre alten Fossilfunde im Urwelt-Museum Hauff. Am Ort gibt es außerdem einen Steinbruch, in dem Besucher selbst nach Fossilien suchen können.

Kulinarische Spezialitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Spezialität gilt der „Bätscher“, der in Holzmaden und anderen Orten in der Umgebung, wie zum Beispiel Weilheim oder Notzingen zu finden ist. Der Bätscher ist pizzaartiges Brotteiggebäck, bestrichen mit Sauerrahm, Kümmel und diversen Gewürzen. Früher wurde der Bätscher meist aus schwarzem Brotteig gemacht und hatte eine ovale, dem Fladenbrot ähnliche Form. Der Ortskern mit Kirche, Pfarrhaus und einigen Häusern hat eine solche Form und trägt daher auch den Namen „Bätscher“.

Infrastruktur und Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das frühere Bahnhofsgebäude

Die Gemeinde liegt nördlich der Bundesautobahn 8 und der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm, ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Ulm und Stuttgart und ist 2,5 km von der Anschlussstelle Aichelberg entfernt.

Der Ort wurde 1908 über die Bahnstrecke Kirchheim (Teck) Süd–Weilheim (Teck) an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Personenverkehr wurde 1982 eingestellt, der Güterverkehr 1995. Der denkmalgeschützte Bahnhof dient nun als Restaurant.

Der Schwäbische-Alb-Radweg führt als Fernradweg vom Biosphärengebiet Schwäbische Alb herkommend durch den Ort. Sein Zielpunkt ist im Osten Nördlingen, Startpunkt im Süden ist der Bodensee.

Bildungs- und Sporteinrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sport- und Freizeitanlage

Holzmaden verfügt weiterhin über eine Grundschule, drei Kindergärten (davon ein Naturkindergarten), einer Gemeindehalle mit angeschlossener Turnhalle und einer Sport- und Freizeitanlage mit Skateranlage.[6][7]

Vereine und Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vereinsarbeit ist ein wesentlicher Faktor im gesellschaftlichen Leben in Holzmaden. So wird alle drei Jahre ein gemeinsames Dorffest organisiert (Bätscherfest).

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gottlieb Stoll

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Holzmaden.
  3. Würdiger Abschied und Neubeginn, Der Teckbote, 7. April 2014.
  4. Trossingen, Irion wird neue Bürgermeisterin, SWR Aktuell, 7. Dezember 2020
  5. a b Herr Florian Schepp ist neuer Bürgermeister von Holzmaden, Offizielle Webseite von Holzmaden, abgerufen am 15. März 2021
  6. Spatenstich für neue Skateranlage, Der Teckbote, 16. Mai 2011
  7. Platz für große Sprünge, Der Teckbote, 22. September 2012

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeinde Holzmaden. In: Rudolf Moser (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Kirchheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 16). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1842, S. 197–200 (Volltext [Wikisource]).
  • Hans Schwenkel: Heimatbuch des Kreises Nürtingen. Band 2. Würzburg 1953, S. 343–360.
  • Konrad Theiss: Der Kreis Esslingen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1978, Seite 212–213 und 268. ISBN 3-8062-0171-4
  • Der Landkreis Esslingen. – Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 2, Seite 31

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Holzmaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Holzmaden – Reiseführer