Infanterie-Regiment „Graf Barfuß“ (4. Westfälisches) Nr. 17

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Infanterie-Regiment „Graf Barfuß“ (4. Westfälisches) Nr. 17

Aktiv 1. Juli 1813 bis 15. April 1919
Staat Preussen Konigreich/Preussen Konigreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Unterstellung VII., X., XIV., XVI., XXI. Armee-Korps
Ehemalige Standorte u. a. Münster, Düsseldorf, Wesel, Hannover, Braunschweig, Straßburg, Mülhausen, Metz, Mörchingen, Saarbrücken, Saarburg
Farben Rot (Kragen, Aufschläge und Regimentsnummer), Gelb (Patte), Hellblau (Schulterklappe)
Reservistenbild (von 1910) eines Angehörigen der 6. Kompanie des Regiments.

Das Infanterie-Regiment „Graf Barfuß“ (4. Westfälisches) Nr. 17 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Regiment wurde am 1. Juli 1813 (Stiftungstag) aus dem III. Musketier- sowie dem 1. und 2. Reserve-Bataillon des Grenadier-Regiment „König Friedrich I.“ (4. Ostpreußisches) Nr. 5 als 5. Reserve-Regiment errichtet (dies hatte die Reste des alten Regiments von Nr. 4 aufgenommen). Drei Bataillons (ab 1815 Füsilier-Bataillon) wurden eingerichtet; noch 1813 wurde ein aus dem 3. Lithauischen Reserve-Füsilier-Bataillon gebildet und auf die andern verteilt; sie wurden in Potsdam vereinigt.

Am 12. Dezember 1813 wurde das Regiment aufgelöst und am 25. März 1815 als 17. Infanterie-Regiment neu gegründet. 1859 kam es zu starken Abgaben (auch an Offizieren) an das Regiment Nr. 57. Am 27. September 1866 wurden die 13., 14. und 15. Kompanie an das Regiment Nr. 86 sowie am 1. April 1881 die 12. Kompanie an das Infanterie-Regiment Nr. 130 abgegeben.

Am 1. April 1887 wurde ein IV. Bataillon aus der 10. Kompanie des Regiments Nr. 74, der 6. Kompanie von Regiment Nr. 78, der 6. Kompanie von Regiment Nr. 91 sowie der 7. Kompanie von Regiment Nr. 73 gegründet. Dieses IV. Bataillon wurde am 1. April 1890 an das Regiment Nr. 143 abgegeben und am 2. Oktober 1893 ein neues IV (Halb-)Bataillon gegründet. Dieses IV. Bataillon wurde am 1. April 1897 an das Regiment Nr. 173 abgegeben.

Im Jahre 1889 verlieh Kaiser Wilhelm II. dem 1813 gegründeten Regiment den Ehrennamen „Graf Barfuß“, den es bis zu seiner Auflösung nach dem Ersten Weltkrieg trug:

„Ich will das Andenken an den General-Feldmarschall Grafen Barfuß dadurch ehren und in Meiner Armee dauernd lebendig erhalten, daß Ich dem 4. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 17 den Namen Infanterie-Regiment Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr. 17 verleihe. Ich habe dem Regiment diese Auszeichnung zugedacht, weil es aus dem 4. Ostpreußischen Infanterie-Regiment, dem Truppenteil hervorgegangen ist, welcher die Reste des alten Barfußschen Regiments in sich aufgenommen hat. Ich weiß, daß das Regiment seinem neuen Namen stets Ehre machen und den wohlbegründeten Ruf der Tapferkeit und Treue bis in die fernste Zukunft aufrechterhalten wird.“

Berlin, den 27. Januar 1889 gez. Wilhelm[1]

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansichtskarte, 1904 gelaufen, mit Kasernen des Regiments in Mörchingen.

Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegelmarke des Regiments
  • ab 1. Juli 1813: 5. Reserve-Infanterie-Regiment
  • ab 25. März 1815: 17. Infanterie-Regiment
  • ab 5. November 1816: 17. Infanterie-Regiment (4. Westfälisches)
  • ab 10. März 1823: 17. Infanterie-Regiment
  • ab 4. Juli 1860: 4. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 17
  • ab 24. Januar 1889: Infanterie-Regiment „Graf Barfuß“ (4. Westfälisches) Nr. 17

Einsätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Regiment nahm 1813/14 an den Befreiungskriegen teil, die zu den Koalitionskriegen gehörten: an der Belagerung von Wittenberg (1813/14), der Einschließung von Wesel 1813, der Erstürmung von Zutphen 1813, der Sturm auf Arnheim 1813 sowie der Belagerung von Soissons 1814. Im Zuge der Deutschen Revolution beteiligte sich das Regiment 1848/49 nach der Niederschlagung des Iserlohner Aufstandes an der Einnahme der Stadt im Mai 1849 sowie während der Badischen Revolution unter anderem an den Gefechten bei Waghäusel und Durlach.

Im Deutschen Krieg kämpfte das Regiment bei der Schlacht bei Münchengrätz und der Schlacht bei Königgrätz. Im Deutsch-Französischen Krieg waren Kriegsschauplätze mit Beteiligung des Regiments die Schlacht bei Gravelotte, die Belagerung von Metz, die Schlacht bei Bellevue und die Schlacht von Orléans.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 31. Juli 1914 machte das Regiment aus Anlass des Ersten Weltkriegs mobil. Neben dem ins Feld rückende Regiment stellte es ein Ersatzbataillon zu vier Kompanien sowie zwei Rekruten-Depots auf. Am 24. September 1918 erhielt das Regiment eine eigene Minenwerfer-Kompanie, die aus Teilen der Minenwerfer-Kompanie Nr. 42 gebildet wurde.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reservistenkrug (von 1907) eines Regimentsangehörigen.

Nach Kriegsende wurde der Regimentsstab und das I. Bataillon ab dem 6. Dezember 1918 zunächst in Weilburg, das II. Bataillon in Löhnberg demobilisiert. Die Demobilisierung setzte sich ab dem 29. Dezember 1919 in Ronneburg fort und war bis Ende Januar 1919 abgeschlossen. Anschließend wurde das Regiment am 15. April 1919 aufgelöst.

Aus demobilisierten Teilen bildete sich am 18. Dezember 1918 eine Freiwilligen Grenzschutzabteilung unter dem Kommando von Major Stobbe, die später zur 2. Landesschützenbrigade übertrat, sowie eine Freiwilligen Kompanie Infanterie-Regiment 17. Mit Bildung der Vorläufigen Reichswehr ging die Grenzschutzabteilung im Reichswehr-Infanterie-Regiment 8 und die Freiwilligen Kompanie in der Reichswehr-Brigade 4 auf.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 1. Kompanie des 18. Infanterie-Regiments in Paderborn.

Regimentschefs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

König Friedrich Wilhelm IV. ernannte am 23. Oktober 1843 Großherzog Ludwig III. von Hessen und bei Rhein zum Regimentschef. Nach dessen Tod war diese Stellung vom 14. Juni 1877 bis zur Ernennung von Großherzog Ernst Ludwig als neuer Regimentschef am 16. Juni 1913 vakant.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ansichtskarte, 1908 gelaufen, mit der Villa des Regimentskommandeurs in Mörchingen.
Dienstgrad Name Datum[2]
Oberstleutnant/Oberst Karl von Gagern 01. Juli 1813 bis 27. November 1829
Oberstleutnant/Oberst Heinrich von Holleben 28. November 1829 bis 29. März 1836
Oberst Alexander von Klüchzner 30. März 1836 bis 15. Juni 1838
Oberstleutnant/Oberst Friedrich von Notz 16. Juni 1838 bis 8. März 1843
Oberst Friedrich Wilhelm Malotki von Trzebiatowski 09. März 1843 bis 1. November 1844
Oberst Karl Wilhelm Bonsac 02. November 1844 bis 1. Januar 1849
Oberstleutnant/Oberst Ludwig von Nolte 02. Januar 1849 bis 27. April 1854
Oberstleutnant/Oberst Bogislaw von Ciesielski 04. Mai 1854 bis 6. Mai 1857
Oberstleutnant/Oberst Albert von Klaß 07. Mai 1857 bis 30. Juni 1860
Oberstleutnant/Oberst August von Dewitz 01. Juli 1860 bis 12. Juni 1865
Oberstleutnant/Oberst Georg von Wedell 13. Juni 1865 bis 2. April 1866
Oberstleutnant/Oberst Hugo von Kottwitz 03. April 1866 bis 15. Juli 1870
Oberstleutnant/Oberst Franz von Ehrenberg 16. Juli 1870 bis 10. November 1871
Oberstleutnant Anton von Massow 11. November 1871 bis 17. Januar 1872 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Anton von Massow 18. Januar 1872 bis 21. September 1877
Oberstleutnant/Oberst Friedrich von Vogel 22. September 1877 bis 16. Oktober 1878
Oberst Hermann von Vietinghoff 17. Oktober 1878 bis 14. April 1884
Oberst Richard von Otto 15. April 1884 bis 16. Juni 1887
Oberst Viktor von Aigner 17. Juli 1887 bis 11. August 1890
Oberst Karl von Funck 12. August 1890 bis 23. Februar 1894
Oberst Karl von Rodewald 17. März bis 13. Mai 1894 (zur Vertretung kommandiert)
Oberst Karl von Rodewald 14. Mai 1894 bis 16. April 1897
Oberst Clamor von Trotha 17. April 1897 bis 10. Februar 1900
Oberst Karl von Weise 17. Februar 1900 bis 17. April 1903
Oberst Walther Schultze-Klosterfelde 18. April 1903 bis 15. März 1905
Oberst Ernst Stocker 16. März 1905 bis 9. April 1906
Würt. Oberst Karl von Göz 10. April 1906 bis 23. März 1909
Oberst Maximilian Zipper 24. März 1909 bis 21. April 1912
Oberst Eggert von Estorff 22. April 1912 bis 28. September 1914
Oberstleutnant/Oberst Eduard von Kaweczynski 29. September 1914 bis 23. Juli 1919
Major Otto Stobbe 24. Juli 1918 bis 19. Januar 1919
Oberst Karl Hermann Lockemann 20. Januar bis 14. April 1919

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teilweise ausgeblichener Einbanddeckel der Regimentsgeschichte von 1934
  • D. H. Berg (Hrsg.): Festschrift zur Denkmalweihe für die gefallenen Helden des Inf.-Rgts Graf Barfuß (4. Westf.) Nr. 17 und zur 2. Wiedersehensfeier am 13. bis 15. August 1927 in Gronau in Westfalen.
  • F. Fielitz: Das Infanterie-Regiment „Graf Barfuß“ (4. Westfälisches ) Nr. 17 im Weltkriege 1914–1918. Richard Zieschank, Ronneburg S.A., o. J. (ca. 1920).
  • Karl Held, Otto Stobbe: Das Königl. Preuß. Infanterie-Regt. Graf Barfuß (4. Westf.) Nr. 17 im Weltkrieg 1914/18, zusammengestellt nach den Kriegstagebüchern und den Aufzeichnungen einiger Kriegsteilnehmer. In: Deutsche Tat im Weltkrieg 1914/1918, Geschichten der Kämpfe deutscher Truppen. Band 25, Bernard Graefe, Berlin 1934.
  • Waldemar Kahler: Kurze Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr. 17. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1913.
  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 58.
  • Pohlmann: Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Barfuss (4. Westfälischen) Nr. 17 im neunzehnten Jahrhundert. E.S. Mittler & Sohn, Berlin 1906.
  • Günther Voigt.: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 2. Biblio-Verlag, Osnabrück 1981, ISBN 3-7648-1199-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • IR 17. Infanterie-Regiment Graf Barfuß (4. Westfälisches) Nr.17. In: wiki-de.genealogy.net. GenWiki, 15. April 2020, S. 5, abgerufen am 26. August 2020.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Bussler: Preussische Feldherren und Helden. Schloessmann, Gotha, 1890, Band 1, S. 102; auch in Georg Pohlmann: Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Barfuss (4. westfälischen) Nr 17 im 19. Jahrhundert. Mittler, Berlin 1906, S. 264
  2. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 85–87.