Infanterie-Regiment „König Ludwig III. von Bayern“ (3. Königlich Sächsisches) Nr. 102

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Das 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 „König Ludwig III. von Bayern“ war ein Infanterieverband der Sächsischen Armee. Es stand in der Tradition der 1709 gebildeten Seckendorff-Grenadiere. Zur Systematik wurden nachträglich folgende Nummerierungen eingeführt: 1709/2 (nach Tessin),[1] Infanterieregiment No. 6 (1756/57 Altpreußisches Infanterieregiment S 53) (nach Bleckwenn).[2]

Offizier und Musketier des Regiments um 1791
Grenadier-Offizier des Regiments um 1802 (3. v. links)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stammtruppenteile des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 entstanden 1702 mit der Gründung des „Ansbachischen Grenadier-Bataillons“ durch Markgraf Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach. Friedrich Heinrich von Seckendorff trat in die Dienste des Kurfürsten von Sachsen und half ihm, 41 Offiziere und 784 Mann zu werben. Dabei erhielt Seckendorff 36 Reichstaler Werbegeld für jeden Mann und Unteroffizier. Am 14. Juni 1709 (Stiftungstag) übernahm Kurfürst Friedrich August von Sachsen, König von Polen die Einheiten gegen die Summe von 18.000 Reichstalern. Das Regiment wurde dem damaligen Generalmajor Friedrich Heinrich von Seckendorff als Chef unterstellt und erhielt die Bezeichnung „Grenadier-Regiment von Seckendorff“. Erster Kommandeur war Oberst Johann Adam von Diemar.

Deutsche Revolution[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anlässlich der Niederschlagung des Dresdner Maiaufstandes kam der Verband vom 5. bis zum 9. Mai 1849 zum Einsatz, wofür der Kommandeur Oberst Gustav von Fridericini am 27. Mai 1849 mit dem Ritterkreuz des Militär-St.-Heinrichs-Ordens beliehen wurde.[3]

Deutscher Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Preußen kämpfte das Regiment am 29. Juni bei Gitschin und am 3. Juli 1866 bei Königgrätz.

Ab 1867 war das Regiment als 3. Infanterie-Regiment „Kronprinz“ Nr. 102 vollständig in Zittau stationiert.

Deutsch-Französischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1870/71 nahm das Regiment als Teil des XII. Armee-Korps am Deutsch-Französischen Krieg teil. Hierbei kämpfte es als Teil der Maasarmee unter Prinz Albert bei Gravelotte und St. Privat, Verdun, Nouart, Beaumont, Sedan sowie vor Paris.

Fahne des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 „König Ludwig III von Bayern“, II. und III. Bataillon um 1913 (Vorderseite)

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte das Regiment 1914 mobil und kämpfte bis 1918 als Teil der 5. Infanterie-Brigade Nr. 63 im Verband der 32. Infanterie-Division an der Westfront.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende wurde das Regiment ab dem 22. Dezember 1918 in Zittau demobilisiert und 1919 aufgelöst.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die in Löbau stationierte 14. und 15. Kompanie des 10. (Sächsisches) Infanterie-Regiments. In der Wehrmacht führte das I. Bataillon des Infanterie-Regiments 101 in Zittau die Tradition fort.

Uniform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Uniformen um 1709 bestanden aus blauen Leibröcken und Westen mit weißen Aufschlägen und Futter, Lederhosen sowie Grenadiermützen. Aber schon ein Jahr später waren rote Röcke mit blauen Aufschlägen und messingfarbene Knöpfen ausgegeben worden, um sich von den regulären sächsischen Truppen zu unterscheiden.

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1709–1717 Grenadier-Regiment „von Seckendorff“
  • 1746–1759 Grenadier-Regiment „von Minckwitz
  • 1759–1827 Linien-Infanterie-Regiment „Prinz Anton“
  • 1828–1873 Infanterie-Regiment „Prinz Albert“
  • 1886–1913 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 „Prinzregent Luitpold von Bayern
  • 1913–1918 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 „König Ludwig III. von Bayern

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeit Standorte
1709–1710 Merseburg, Torgau, Zeitz
1714–1715 Luckau (Stab), Gommern, Belzig, Brück, Zahna, Seyda, Schweinitz, Jessen, Schönewalde, Herzberg, Schlieben, Dobrilugk, Kirchhain, Sonnewalde, Finsterwalde, Lübbenau, Vetschau
1717–1719 Zwickau (Stab), und andere Städte im erzgebirgischen und vogtländischen Kreis
1719 Dresden
1720–1723 Görlitz (Stab), Zittau, Laubau, Bautzen, Kamenz
1724–1729 Freiberg (Stab und eine Kompanie), jeweils eine Kompanie in Schneeberg, Wiesenthal, Annaberg, Marienberg, Zschopau, Frankenberg, Altenberg, und Truppenteilen in Neustädtel, Grünhain, Elterlein, Schlettau, Schwarzenberg, Scheibenberg, Jöhstadt, Buchholz, Ehrenfriedersdorf, Geyer, Thum, Öderau, Wolkenstein, Zöblitz, Geising
1729 der Stab zieht von Freiberg nach Chemnitz
1729–1730 Dresden
1731–1732 Freiberg (Stab), Frankenberg, Oederan, Dippoldiswalde, Altenberg, Geising, Neustadt in Sachsen, Sebnitz, Bischofswerda
1732–1733 Großenhain (Stab), Tharandt, Dippoldiswalde, Altenberg, Geising, Dohna, Pirna, Neustadt in Sachsen, Sebnitz, Radeberg, Bischofswerda, Kamenz, Ortrand, weitere vier neu formierte Kompanien in Großenhain, Ortrand, Senftenberg, Kamenz, Sebnitz und Schandau
1735–1736 Zwickau (Stab), Werdau, Neustadt an der Orla, Pausa, Plauen, Oelsnitz, Adorf, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Aue, Schneeberg, Schwarzenberg, Grünhain, Elterlein, Wiesenthal, Scheibenberg
1736–1737 Großenhain (Stab), Herzberg, Kirchhain, Übigau, Wahrenbrück, Dobrilugk, Drebkau, Ortrand, Senftenberg, Meißen, Bischofswerda, Neustadt i.Sa., Sebnitz, Schandau
1740–1741 Großenhain (Stab), Mühlberg, Belgern, Kirchhain, Liebenwerda, Wahrenbrück, Dobrilugk, Drebkau, Herzberg, Uebigau, Schlieben, Schweinitz, Schönewalde, Meißen, Lommatzsch, Rossen, Siebenlehn
1741–1742 Dresden
1742–1744 Bautzen (Stab), Bischofswerda, Kamenz, Großenhain, Ortrand, Senftenberg, Spremberg
1746 Döbeln (Stab), Colditz, Rochlitz, Geringswalde, Hartha, Roßwein, Mittweida, Lommatzsch, Mühlberg, Belgern
1746–1748 Bautzen (Stab), Löbau, Sebnitz, Neustadt i.Sa., Schandau, Bischofswerda, Kamenz, Senftenberg, Spremberg
1748–1749 Luckau (Stab), Kirchhain, Herzberg, Jüterbog, Zahna, Niemegk, Belzig
1749–1751 Luckau (Stab), Kirchhain, Herzberg, Jüterbog, Dahme, Schweinitz
1751–1752 Dresden
1752–1754 Luckau (Stab), Kirchhain, Herzberg, Jüterbog, Dahme, Schweinitz
1754–1756 Großenhain (Stab), Liebenwerda, Kirchhain, Senftenberg, Kamenz, Bischofswerda, Neustadt i.Sa.
1763–1767 Großenhain (Stab), Liebenwerda, Mühlberg, Herzberg, Schlieben, Kirchhain, Dobrilugk, Senftenberg
1767–1810 Großenhain (Stab), Herzberg, Liebenwerda, Kirchhain, Dobrilugk, Senftenberg, Bischofswerda, Neustadt i.Sa. ab 1770 Schandau, die Kompanien wechselten öfters ihre Garnisonen
1810 Bautzen (Stab und I. Bataillon), Görlitz (II. Bataillon), Sorgau (Grenadiere)
1816–1821 Großenhain (I. Bataillon), Bautzen (II. Bataillon)
1821–1831 Zittau (Stab und I. Bataillon), Löbau (II. Bataillon)
1823 und 1828 Im Herbst auf je ein Jahr nach Dresden
1831–1849 Bautzen (Stab, II. und III. Bataillon), Zittau (I. Bataillon)
1849–1866 Dresden, IV. Bataillon bis 1851 in Bautzen
1866–1867 Schandau (I. Bataillon), Neustadt (II. Bataillon), Bischofswerda (Stab und III. Bataillon), Kamenz (IV. Bataillon)
1867–1919 Zittau, das III. Bataillon war bis 1869 in Löbau

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Geschichte des Königlich Sächsischen 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern“ 1709–1909. Berlin 1909
  • Sächs. Staatsministerium des Innern (Hrsg.): Sächsische Staatshandbücher. 1728 bis 1934
  • Günther Voigt.: Die Infanterie-, Füsilier– bzw. Grenadierregimenter 100–127. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 4. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus von Bredow, Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9, S. 1398–1400.
  • Georg Zipfel: Das 3. Kgl. Sächs. Infanterie-Regiment Nr. 102 „König Ludwig III. von Bayern“. (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Heft 29), Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1925. (Digitalisat)
  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 176.
  • Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 261–264.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tessin 1986 Bd. 1: 40
  2. Liste der kursächsischen Regimenter der Frühen Neuzeit
  3. Der Königlich Sächsische Militär-St. Heinrichs-Orden 1736–1918. Ein Ehrenblatt der Sächsischen Armee. Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung, Dresden 1937, S. 54.