Jürgen Henkys

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Das Grab von Jürgen Henkys und seiner Ehefrau Erika auf dem Evangelischen Laurentius-Friedhof in Berlin-Köpenick.

Jürgen Henkys (* 6. November 1929 in Heiligenkreutz, Ostpreußen; † 22. Oktober 2015 in Berlin[1]) war ein deutscher Pfarrer und evangelischer Theologe sowie Kirchenlieddichter und -übersetzer.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jürgen Henkys entstammte einer ostpreußischen Pfarrerfamilie. Er hatte vier Geschwister; ein Bruder war der Publizist Reinhard Henkys. In der Kirche Heiligenkreutz (Ostpreußen) empfing er die Taufe. Seine Schulzeit verbrachte er nach Heiligenkreutz in Palmnicken an der samländischen Bernsteinküste, in Königsberg (Preußen), in Wyk auf Föhr und in Leverkusen; dort legte er 1948 das Abitur ab. Er studierte anschließend Theologie in Wuppertal, Göttingen, Heidelberg und Bonn.

Henkys nahm dann auf Bitten der ostdeutschen Kirchen seinen Dienst in der DDR auf. Anfang 1954 folgte er einem Aufruf der EKD, den Pfarrdienst in einer ostdeutschen Landeskirche anzutreten, und siedelte in die DDR über. Nach dem Schulvikariat wurde er Prädikant (Vikar) in Groß Mehßow in der Niederlausitz. 1956 wurde er ordiniert und Hilfsprediger. Dann wirkte er als Studieninspektor am Predigerseminar Brandenburg an der Havel, später auch als Dozent für Katechetik. 1965 promovierte er mit einer Dissertation über Bibelarbeit. Der Umgang mit der Heiligen Schrift in den evangelischen Jugendverbänden nach dem Ersten Weltkrieg an der Universität Greifswald. Die Arbeit erschien 1966 in Hamburg.

Von 1965 an war Henkys Dozent am Sprachenkonvikt der damaligen Ost-Berliner Kirchlichen Hochschule. Seine 1988 kirchlich erworbene Habilitation wurde 1990 universitär bestätigt. Ab 1991 war Henkys Professor für Praktische Theologie an der Humboldt-Universität Berlin; 1995 wurde er emeritiert.

Henkys veröffentlichte Liedübertragungen aus anderen Sprachen. Seine Lieder wurden unter anderem in das Evangelische Gesangbuch und in das Mennonitische Gesangbuch (dort: 248, 280, 285) aufgenommen. Neben Liedern im Stammteil des Gesangbuches stammen insbesondere im Regionalteil der reformierten Landeskirchen etliche Texte zu Psalmvertonungen aus seiner Feder.

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er war verheiratet mit der Theologin Erika, geb. Gooßes (* 15. März 1928; † 10. Oktober 2015).[2] Das Paar, das im Abstand von 12 Tagen hintereinander verstarb, hatte drei Söhne und eine Tochter. Von 1965 bis 1999 lebte die Familie im Pfarrhaus von Petershagen/Eggersdorf. An dem heute als Gemeindehaus genutzten Gebäude erinnert seit 2017 eine Plakette an das Ehepaar.[3]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Steig in das Boot. Neue niederländische Kirchenlieder. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1981; Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 1982, ISBN 3-7887-0694-5.
  • Stimme, die Stein zerbricht. Geistliche Lieder aus benachbarten Sprachen. Strube, München 2003.
  • Frühlicht erzählt von Dir. Neue geistliche Lieder aus Skandinavien. Strube, München 1990, ISBN 978-3-921946-12-1.
  • Preist Gott in allen Alphabeten. 15 Psalmen nach den Melodien des Genfer Psalters neu gefasst. Strube, München 1994 (Die Neu-Bereimungen wurden im Auftrag der Evangelisch-reformierten Kirche verfasst.)
  • Bibelarbeit. Der Umgang mit der Heiligen Schrift in den evangelischen Jugendverbänden nach dem Ersten Weltkrieg. Furche, Hamburg 1966; zugleich: Diss. Greifswald, 1965.
  • Seelsorge und Bruderschaft Luthers Formel „per mutuum colloquium et consolationem fratrum“ in ihrer gegenwärtigen Verwendung und ursprünglichen Bedeutung (= Aufsätze und Vorträge zur Theologie und Religionswissenschaft. 45.) Evangelische Verlags Anstalt, Berlin 1970.
    Arbeiten zur Theologie. Reihe 1, Heft 41. Calwer, Stuttgart 1970.
  • Luthers Tischreden. Zusammengestellt von J. Henkys, mit einem Essay von Walter Jens. Faber und Faber, Leipzig 2003, ISBN 3-936618-05-4; ISBN 3-936618-06-2 und ISBN 3-936618-24-0.
  • Das Kirchenlied in seiner Zeit. Hymnologische Beiträge. Berlin / Stuttgart 1980.
  • Singender und gesungener Glaube. Hymnologische Beiträge in neuer Folge (= Veröffentlichungen zur Liturgik, Hymnologie und theologischen Kirchenmusikforschung. 35.) Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-57202-6.
  • Geheimnis der Freiheit. Die Gedichte Dietrich Bonhoeffers aus der Haft. Biographie Poesie Theologie. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005, ISBN 3-579-01891-4.

Übersetzungen / Übertragungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stammteil des Evangelischen Gesangbuches (EG) enthält folgende von Jürgen Henkys übersetzte Lieder: 20, 97, 98, 117, 154 (Str. 6), 212, 312, 313, 383, 430, 431, 455. Weitere Texte von Henkys finden sich in den Regionalteilen der Landeskirchen.

Aus dem Niederländischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Englischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Norwegischen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fylt av glede over livets under. Text von Svein Ellingsen (1971), Melodie von Egil Hovland (1977). Strophenbau: 10.10.10.10. Tonart: F-dur
    Deutsch: Voller Freude über dieses Wunder (1982). Lied zur Taufe. EG 212.
  • Herre, du har reist meg opp. Text von Sven Ellingsen (1955), Melodie von Trond Kverno (1968). Strophenbau: 7.7.7.8.7.7.
    Deutsch: Herr, du hast mich angerührt (1982); EG 383. Alternative Melodie im EG: Meinen Jesus lass ich nicht (EG 402).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietrich Schuberth: Henkys, Jürgen. In: Wolfgang Herbst (Hrsg.): Wer ist Wer im Gesangbuch? Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50323-7, S. 140–142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Dietrich Schuberth: Henkys, Jürgen, in: Wolfgang Herbst (Hrsg.): Komponisten und Liederdichter des Evangelischen Gesangbuchs (= Handbuch zum Evangelischen Gesangbuch, Band 2), Göttingen 1999, S. 140–142. ISBN 3-525-50318-0
  • Daniela Wissemann-Garbe: In memoriam Jürgen Henkys: 6. November 1929 – 22. Oktober 2015. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 55 82016, S. 7f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wilhelm Gräb: Nachruf auf Univ.-Prof. em. Dr. Jürgen Henkys. (PDF) In: juergenhenkys.ekbo.de. Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, abgerufen am 7. März 2022.
  2. Erika Henkys, abgerufen am 24. April 2020
  3. Erinnerungen: Erika und Jürgen Henkys hinterließen große Lücke. In: Märkische Oderzeitung. 18. November 2017, abgerufen am 24. April 2020.
  4. https://www.ionabooks.com