Jaroslav Drobný (Tennisspieler)

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Jaroslav Drobný Tennisspieler
Jaroslav Drobný
Jaroslav Drobný 1958
Nation: Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Protektorat Böhmen und Mähren 1939 Protektorat Böhmen und Mähren
Agypten 1922 Ägypten
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Geburtstag: 12. Oktober 1921
Todestag: 13. September 2001
1. Profisaison: 1938 (Amateur Tour)
Rücktritt: 1969
Spielhand: Links
Einzel
Grand-Slam-Bilanz
Doppel
Grand-Slam-Bilanz
Mixed
Grand-Slam-Bilanz
Quellen: offizielle Spielerprofile bei der ATP/WTA (siehe Weblinks)
Tschechoslowakei  Jaroslav Drobný
IIHF Hall of Fame, 1997

Geburtsdatum 12. Oktober 1921
Geburtsort Prag, Tschechoslowakei
Todesdatum 13. September 2001
Sterbeort London, England, Großbritannien
Größe 180 cm
Gewicht 80 kg

Position Stürmer
Schusshand Rechts

Karrierestationen

1936–1949 I. ČLTK Prag
1951–1953 EHC Gstaad

Jaroslav Drobný (* 12. Oktober 1921 in Prag; † 13. September 2001 in London) war ein tschechoslowakischer Tennis- und Eishockeyspieler, der ab 1949 für Ägypten und ab 1959 für das Vereinigte Königreich spielte.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jaroslav Drobnýs Vater nahm eine Stelle als Platzwart beim I. ČLTK Prag an, so dass sein Sohn Jaroslav früh mit dem Tennissport in Berührung kam. Er verdiente sich sein Taschengeld als Balljunge, schaute den Tennisspielern eifrig zu und lernte dabei. Als Drobný 16 Jahre alt war, startete eine Prager Zeitung aufgrund seiner Leistungen eine Spendenkampagne, um ihm die Teilnahme an den Wimbledon Championships 1938 zu finanzieren. Letztlich konnte er nach London fahren, scheiterte jedoch in der 1. Runde, unter anderem, da er zuvor noch nie auf Rasen gespielt hatte und oft ausrutschte.[1]

Jaroslav Drobný spielte im Winter Eishockey und im Sommer Tennis für den I. ČLTK Prag. Beide Sportarten betrieb er auf Weltklasseniveau. 1941 wurde er mit dem Club Meister des Protektorats Böhmen und Mähren.

So wurde Drobný im Eishockey mit der tschechoslowakischen Nationalmannschaft 1947 Weltmeister und gewann 1948 mit der Mannschaft die Silbermedaille bei den Olympischen Winterspielen. Unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg kehrte er 1946 auf die internationale Tennisbühne zurück und erreichte im gleichen Jahr das Finale in Roland Garros. Ab 1949 konzentrierte er sich nur noch auf den Tennissport und stand zum ersten Mal im Finale von Wimbledon. Im Juli 1949 nahm er zusammen mit Vladimír Černík an den Schweizer Meisterschaften in Gstaad teil. Während Černík mit einer großen Anzahl von Koffern reiste, hatte Drobný nur einen kleinen Koffern mit ein paar Shirts, einer Zahnbürste sowie 50 US-Dollar dabei. Kurz nach Beginn des Turniers wurde er vom Exekutivausschuss der nationalen Sportorganisation Sokol der ČSR aufgefordert, das Turnier zu verlassen und nach Hause zurückzukehren, da auch deutsche und spanische Spieler an diesem Turnier teilnahmen.[2] Černík und Drobný kamen dieser Aufforderung nicht nach, wurden daraufhin in ihrem Heimatland des Hochverrats bezichtigt und von den Turnier-Organisatoren unter Schutz gestellt.[3]

Nach seiner Flucht in die Schweiz betreute er ab Dezember 1951 den EHC Gstaad aus der Nationalliga B als Spielertrainer.[4][5]

Ab 1951 startete er für Ägypten. Als bis heute einziger Ägypter gewann er 1954 das Turnier von Wimbledon, nachdem er zwei Jahre zuvor im Finale gegen Frank Sedgman unterlegen war. Bei den französischen Meisterschaften war Drobný erfolgreicher und gewann das Turnier 1951 und 1952 im Einzel, 1948 im Doppel und im Mixed. 1954 zog er nach London. Im Stadtteil South Kensington eröffnete er ein Sportgeschäft (Sport Drobný) und nahm 1959 die britische Staatsbürgerschaft an. 2001 verstarb er.

1983 wurde er in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen. 2010 fand er postum Aufnahme in die tschechische Eishockey-Ruhmeshalle.[6]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tschechoslowakei 1920Protektorat Böhmen und Mähren 1939 Eishockeynationalmannschaft
Statistik 31 Spiele, 36 Tore[7]
Debüt Tschechoslowakei 1:0 Rumänien
Prag, 11. Februar 1937[8]
Erstes Tor Tschechoslowakei 24:0 Jugoslawien
Basel, 3. Februar 1939
Letztes Tor Tschechoslowakei 4:3 USA
St. Moritz, 8. Februar 1948
Letztes Spiel Tschechoslowakei 4:3 USA
St. Moritz, 8. Februar 1948[9]
Tschechoslowakei 1920Protektorat Böhmen und Mähren 1939 Höchste nationale Spielklasse
Statistik 39 Spiele, 52 Tore
Toptorschütze 1942 (9 Tore)
1943 (6 Tore)

Tennis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Australian Open
  • Doppelfinale: 1950
French Open
  • Sieger: 1951, 1952
  • Finale: 1946, 1948, 1950
  • Doppelsieger: 1948
  • Doppelfinale: 1950
  • Mixed-Sieger: 1948
Wimbledon Championships
  • Sieger: 1954
  • Finale: 1949, 1952
  • Doppelfinale: 1951

Eishockey[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erfolge und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jüngster Nationalspieler der Tschechoslowakei mit 15 Jahren, 3 Monaten und 30 Tagen[8]
  • Jüngster Weltmeisterschaftsteilnehmer der Tschechoslowakei mit 17 Jahren, 2 Monaten und 22 Tagen
  • Jüngster Weltmeisterschaftstorschütze der Tschechoslowakei mit 17 Jahren, 2 Monaten und 22 Tagen

Eishockey-Statistik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: hockeyarchives.info[10]

Jahr Team Veranstaltung Resultat Sp T V Pkt SM
1939 Tschechoslowakei Weltmeisterschaft Platz 4 7 6 1 7 0
1940 Böhmen und Mähren Wintersportwoche Platz 1 3 6 1 7 1
1947 Tschechoslowakei Weltmeisterschaft Goldmedaille 6 14 5 19 2
1948 Tschechoslowakei Olympia Silbermedaille 7 10 9 19 7
Herren gesamt 23 36 16 52 10

(Legende zur Spielerstatistik: Sp oder GP = absolvierte Spiele; T oder G = erzielte Tore; V oder A = erzielte Assists; Pkt oder Pts = erzielte Scorerpunkte; SM oder PIM = erhaltene Strafminuten; +/− = Plus/Minus-Bilanz; PP = erzielte Überzahltore; SH = erzielte Unterzahltore; GW = erzielte Siegtore; 1 Play-downs/Relegation; Kursiv: Statistik nicht vollständig)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jaroslav Drobný – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ralf Meile: Eishockey-Weltmeister Jaroslav Drobny gewinnt 1954 in Wimbledon – als Ägypter. In: watson.ch. 7. Juli 2019, abgerufen am 7. April 2020.
  2. Tschechoslowakei beruft Tennisspieler aus der Schweiz zurück. In: Weltpresse. Unabhängige Nachrichten und Stimmen aus aller Welt / Weltpresse, 14. Juli 1949, S. 9 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dwp
  3. Gstaad, Schweiz: Zwei berühmte Tennismeister der CSR verweigern ihre Heimkeh. In: Wiener Kurier. Herausgegeben von den amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung, 16. Juli 1949, S. 8 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wku
  4. Neue Zürcher Nachrichten, Nummer 281, 3. Dezember 1951 Ausgabe 02, Drobny Eishockeytrainer in Gstaad
  5. Walliser Volksfreund, 11. Januar 1952, Visp: Meisterschaftsspiel der Nationalliga B
  6. Jaroslav Drobný. In: sinslavycslh.cz. Tschechische Eishockey-Ruhmeshalle, abgerufen am 16. Dezember 2022 (tschechisch).
  7. JAROSLAV DROBNÝ. In: reprehokej.cz. Abgerufen am 9. April 2020.
  8. a b Milan Mašek: Individuální rekordy hráčů hokejové reprezentace Čech a Československa (1909 - 1992). In: hokej.hansal.cz. Abgerufen am 9. April 2020.
  9. Milan Mašek: Československá hokejová reprezentace v sezóně 1947-1948. In: hokej.hansal.cz. Abgerufen am 9. April 2020.
  10. Jaroslav Drobný. In: hockeyarchives.info. Abgerufen am 6. April 2020.