Jigael Jadin

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Jigaʾel Jadin als Generalstabschef der israelischen Streitkräfte

Jigaʾel Jadin (ursprünglich Jigael Sukenik; hebräisch יִגָּאֵל יָדִין Jiggaʾel Jadīn; meist Yigaʾel Yadin; * 20. März 1917 in Jerusalem; † 28. Juni 1984 in Chadera) war ein israelischer Archäologe, Politiker und der zweite Generalstabschef der israelischen Streitkräfte.

Seinen Tarnnamen Jadin nahm er 1939 an, um seine Aktivitäten für die Hagana vor den britischen Behörden zu verschleiern. Jadin heiratete 1941 Arthur Ruppins drittgeborenes Kind Carmella Ruppin (1921–1976),[1] mit der er die Töchter Orli und Lital hatte.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Militärische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jadin wuchs im Jerusalemer Stadtteil Rechavia[2] in einer der wohlhabendsten[2] jüdischen Familien Palästinas auf. Er war ein Sohn des Archäologen und Epigraphikers Eliʿezer Sukenik.[2] Er trat im Alter von 15[2] Jahren der Hagana bei und diente in verschiedensten Stellungen. Im Alter von 23 wurde er von Jaakow Dori, der gerade erst den neu geschaffenen Posten des Generalstabschefs der Hagana erklommen hatte, zu seinem persönlichen Assistenten ernannt. Nach einem Streit mit seinem Kommandeur Jitzchaq Sadeh über die Einführung eines Maschinengewehrs als Teil der Standardausrüstung verließ Jadin 1946 die Hagana. Kurz vor der israelischen Unabhängigkeitserklärung 1947 – er studierte zu dieser Zeit an der Hebräischen Universität – wurde er von David Ben Gurion in den aktiven Dienst zurückgerufen. Am 21. Juni 1948 ließ er auf Befehl Ben Gurions das Schiff Altalena der Terrororganisation Irgun stürmen.

Im Krieg um Israels Unabhängigkeit diente er auf verschiedenen Posten und war für einige der Schlüsselentscheidungen des Krieges verantwortlich.

Jadin wurde am 9. November 1949 nach dem Rücktritt Jaʿakow Doris zum Generalstabschef der Zahal ernannt und hatte diese Funktion für die nächsten drei Jahre inne. In dieser Funktion organisierte er das Berufsheer, die Reserve und das System des verpflichtenden Militärdienstes.

Am 7. Dezember 1952 trat er nach Meinungsverschiedenheiten mit Verteidigungsminister Ben Gurion über Einsparungen im Verteidigungsbudget von seinem Posten zurück. Im Alter von 35 hatte er damit seine militärische Karriere abgeschlossen.

Der Archäologe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach seiner Militärzeit widmete sich Jadin wissenschaftlichen Studien und begann sein Lebenswerk in der Archäologie. Auch Jadins Vater Eliʿeser Sukenik war Archäologe. 1956 erhielt er den Israel-Preis für jüdische Studien für seine Doktorarbeit (von 1955) über die Schriftrollen vom Toten Meer. Er grub in bedeutenden Stätten der Region, wie Qumran, Masada, Chazor, Gezer und Tel Megiddo aus.

Er machte auch einen Zufallsfund in den Höhlen im Nachal Chever, wo er Briefe des jüdischen Freiheitskämpfers Bar Kochba, juristische Schriftstücke, sowie Haushaltsgegenstände aus dieser Zeit fand. Im Jahre 1970 wurde Jadin Lehrstuhlinhaber des Archäologischen Instituts der Hebräischen Universität Jerusalem.

Jadin war gezwungen, sich mit dem Diebstahl bedeutender Artefakte zu beschäftigen; auch durch bekannte politische und militärische Persönlichkeiten des Landes. In einem Fall, wo der Diebstahl dem berühmten (einäugigen) General Mosche Dajan angelastet wurde, bemerkte er: „Ich weiß, wer das getan hat, und werde nicht sagen, wer es ist, aber wenn ich ihn erwische, werde ich ihm sein anderes Auge auch rausreißen.“

Auch als Archäologe zog sich Jadin nie vollständig aus der Politik zurück. Am Vorabend des Sechstagekrieges diente er Ministerpräsident Levi Eschkol als Militärberater[2] und nach dem Jom-Kippur-Krieg war er Mitglied der Agranat-Kommission, die Fehler der Regierung, die zum Krieg führten, untersuchen sollte.

Seit 1964 war er Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften. 1966 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der British Academy gewählt.[3]

Politische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menachem Begin und Jigaʾel Jadin, 1980

1976 gründete Jadin die Tnuʿa Demoqraṭit leSchinnuj (bekannt unter dem hebräischen Akronym Da"Sch) zusammen mit Professor Amnon Rubinstein, Schmuʾel Tamir, Meʾir Soreʿa, Meʾir ʿAmit, und anderen bekannten Persönlichkeiten.

Die neue Partei schien eine ausgezeichnete Lösung für diejenigen Israelis darzustellen, die mit der vermeintlichen Korruption in der Arbeitspartei unzufrieden waren, die zu dieser Zeit thematisiert wurde: der Affäre um Ascher Jadlin, den Selbstmord des Wohnungsbauministers Avraham ʿOfer und dem illegalen Dollarkonto Leʾah Rabins in den USA. Außerdem war die DaSch eine Antwort auf das wachsende Frustrationsgefühl und die Verzweiflung nach dem Krieg von 1973 und seinen Folgen für das soziale und politische System.

Viele hielten Jadin für einen Kämpfer und Gelehrten und damit für den Prototyp des idealen Israelis, der unbeeinträchtigt von Korruption das Land auf einen neuen Weg führen könnte.

In den Wahlen von 1977 schlug sich die Partei bemerkenswert gut dafür, dass sie zum ersten Mal antrat. Sie gewann 15 der 120 Sitze in der Knesset und der Vorsitzende des Likud, Menachem Begin, konnte zusammen mit ihr eine Koalitionsregierung bilden, die zum ersten Mal in der israelischen Geschichte die Arbeitspartei ausschloss.

Als neuer stellvertretender Ministerpräsident spielte Jadin eine Schlüsselrolle in vielen Entscheidungen der Regierung, besonders in Bezug auf die Kontakte zu Ägypten, die zum Camp-David-Abkommen und dem israelisch-ägyptischen Friedensvertrag führten.

Trotzdem konnte sich die DaSch nicht in der Parteienlandschaft Israels halten; sie teilte sich in verschiedene Splittergruppen auf, so dass die Partei zu den Wahlen von 1981 nicht mehr in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung antrat. Im selben Jahr zog sich Jadin aus der Politik zurück.

Jadin starb am 28. Juni 1984 in Chadera.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Tempelrolle. Die verborgene Thora vom Toten Meer. Knaus, München u. a. 1985, ISBN 3-8135-0600-2 (englisches Original: The temple scroll).
  • Masada. Der letzte Kampf um die Festung des Herodes. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-08700-0.
  • Hazor. Die Wiederentdeckung der Zitadelle König Salomos. Hoffmann und Campe, Hamburg 1976, ISBN 3-455-08969-0.
  • Bar Kochba. Archäologen auf den Spuren des letzten Fürsten von Israel. Hoffman und Campe, Hamburg 1971, ISBN 3-455-08702-7.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Yigaʾel Yadin, in: Jaʿacov Schimʿoni: Biographical dictionary of the Middle East. New York: Facts on File, 1991, S. 236f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Jiggaʾel Jadin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. “Carmella Yadin Dead At 54”, in: Daily News Bulletin No. 35, Bd. XLIII, Jg. 59, 20. Februar 1976, Jewish Telegraphic Agency (Hrsg.), S. 3.
  2. a b c d e Steve Jourdin, préface de Élie Barnavi: Israël : autopsie d'une gauche (1905–1995). In: Jean-Luc Veyssy (Hrsg.): Collection « Documents ». Éditions le bord de l’eau, Lormont (Gironde) 2021, ISBN 978-2-35687-802-1, S. 198.
  3. Fellows: Yigael Yadin. British Academy, abgerufen am 24. August 2020.
VorgängerAmtNachfolger
Jaʿaqov DoriGeneralstabschef der israelischen Streitkräfte
1949–1952
Mordechai Maklef