Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6

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Kürassiere des Regiments im Juli und August 1809
Offizier des Regiments 1813
Schulterklappen mit dem kyrillischen N, darüber die Zarenkrone
Oberst Alfred Bonaventura von Rauch als Kommandeur des Brandenburgischen Kürassier-Regiments; Ölgemälde von Theodor Schloepke (1869)

Das Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6 war eine Kavallerieverband der Preußischen Armee.

Verbandszugehörigkeit 1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

6. Division in Brandenburg – Kommandeur: Generalleutnant Sigismund von Förster
6. Kavallerie-Brigade in Brandenburg - Kommandeur: Generalmajor Egon von Schmettow

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kürassier-Kaserne in Brandenburg um 1881

Nach der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt war die Preußische Armee 1806 nahezu vernichtet und musste völlig neu formiert werden. Am 16. Oktober 1807 (Stiftungstag) stellte man in Tilsit eine sogenannte Kürassier-Brigade zusammen und verwendete:

Im Jahre 1808 erhielt die neugebildete Verband die Bezeichnung Brandenburgisches Kürassier-Regiment und wurde in Labiau und Insterburg stationiert.

Im Jahre 1809 verlegte das Regiment in die Markgrafschaft Brandenburg und wurde eskadronsweise in Spandau, Nauen, Oranienburg, Wusterhausen und Rathenow untergebracht. 1850 wechselte das Regiment in seine endgültige Garnison nach Brandenburg an der Havel.

Im Laufe der Zeit wechselte das Regiment mehrfach seinen Namen:

  • am 5. November 1816 in 3. Kürassier-Regiment (Brandenburgisches)
  • am 27. Mai 1819 in 6. Kürassier-Regiment (Brandenburgisches) „Großfürst Nikolaus
  • am 18. Januar 1826 in 6. Kürassier-Regiment (genannt Kaiser von Russland)
  • am 18. März 1855 in 6. Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Russland)
  • am 4. Juli 1860 in Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Russland)
  • am 27. Januar 1889 in Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6

Befreiungskriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Befreiungskriegen war der Verband an der Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 beteiligt und kämpfte später im Korps des Generalfeldmarschalls Blücher in Frankreich. Am 13. Oktober 1813 nahm das Regiment am Reitergefecht von Liebertwolkwitz teil, wobei der Leutnant Leopold Freiherr von Gillern (vormals Gens d’armes) aus diesem Regiment das Gefecht mit seinem Zug eröffnete.

Deutsch-Dänischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Dänemark 1864 wurde das Regiment mobilisiert und im Patrouillen- und Ordnungsdienst eingesetzt.

Deutscher Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Österreich marschierte das Regiment 1866 in Böhmen ein und nahm an der Schlacht bei Königgrätz teil.

Deutsch-Französischer Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 kämpfte das Regiment zunächst bei Spichern und am 16. August 1870 in der Schlacht von Mars-la-Tour. Hierbei musste die deutsche Kavallerie mehrfach zur Entlastung der Infanterie in die Schlacht eingreifen. Es war hier auch die Kavallerie, die den ersten Angriff gegen die Rheinarmee ausführte, und damit die Schlacht begann. Das Kürassier-Regiment nahm in dieser Schlacht auch noch am letzten Angriff in der Abenddämmerung teil, in dem eine Anhöhe südlich von Rezonville endgültig erobert wurde. Das Regiment nahm danach noch an der Schlacht bei Gravelotte teil, die zur endgültigen Einschließung der französischen Armee in Metz führte.

Im September und Oktober waren die Kürassiere an der Belagerung von Paris beteiligt und leisteten ab Ende November 1870 Aufklärungsdienst gegen die französische Loirearmee. Hierbei führte sie der Krieg über Orléans bis zur Entscheidenden Schlacht von Le Mans. Es war im Dezember 1870 und Januar 1871 insbesondere die deutsche Kavallerie, die in vielen kleinen Treffen gegen versprengte französische Verbände und Franc-tireur kämpfen musste. In diesen Kämpfen mussten die einzelnen Eskadrons des Regiments oftmals selbstständig operieren und waren entsprechend in den Gefechten auf sich allein gestellt.

Nach dem Waffenstillstand wurde das Regiment der Besatzungstruppe zugeteilt und kehrte erst am 6. März 1873 in seine Friedensgarnison zurück.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs nahm das Regiment am Einmarsch in das neutrale Belgien teil und kämpfte bei Lüttich und Namur. Anschließend folgte die Teilnahme an der Marneschlacht sowie der Rückzug hinter die Aisne. Ab Herbst 1914 Verlegung an die Ostfront mit kavalleristischen Einsätzen in Russisch-Polen und Russland bis zum Sommer 1915. Danach Teilung in 1. und 2. Halb-Regiment.

1. Halb-Regiment (1. und 2. Eskadron): Es befand sich bis zum Kriegsende im Osten und wurde in Serbien, Litauen, Kurland und gegen die Kerenski-Offensive eingesetzt. 1918 kämpfte es noch gegen bolschewistische Verbände.

2. Halb-Regiment (3. und 4. Eskadron): Im Sommer 1915 erfolgte die Verlegung in den Westen. Nach Abgabe der Pferde kämpften die ehemaligen Kavalleristen in der Schlacht um Verdun sowie im Verband der 7. Kavallerie-Schützendivision im Stellungskrieg und bis November 1918 in den Abwehrschlachten in Nordfrankreich.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende trafen die Eskadronen bis Dezember 1918 einzeln in Brandenburg ein, wo das Regiment demobilisiert und schließlich aufgelöst wurde. Im Januar 1919 begann man aus den Resten zwei Freiwilligen-Eskadronen aufzustellen, die im „Grenzschutz Ost“ an den Kämpfen gegen die polnischen Insurgenten teilnahmen. Nach ihrer Rückkehr im Januar 1920 wurden sie zu einer Eskadron vereinigt und ging in das Reichswehr-Kavallerie-Regiments 103 der Vorläufigen Reichswehr auf.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 1. Eskadron des 3. (Preußisches) Reiter-Regiments in Rathenow.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[1]
Major Karl Ludwig von Kunow 16. Oktober 1807 bis 13. April 1809
Major/Oberstleutnant/Oberst Friedrich Adolf Ludwig von Bismarck 29. April 1809 bis 4. Dezember 1811
Major/Oberstleutnant/Oberst Georg Leopold Gustav August von Hake 04. Dezember 1811 bis 18. März 1815
Oberstleutnant/Oberst Karl Georg von Loebell 17. Mai 1815 bis 7. November 1816
Oberstleutnant Wilhelm Ludwig von Zollikofer 10. Dezember 1816 bis 3. September 1830
Oberstleutnant Joachim Gottfried von Brandenstein 04. September 1830 bis 9. Februar 1832 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Joachim Gottfried von Brandenstein 10. Februar 1832 bis 7. März 1836
Major Hans Ludwig von Hanneken 30. März 1836 bis 13. Januar 1837 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Hans Ludwig von Hanneken 14. Januar 1837 bis 15. Mai 1844
Major Wilhelm Ferdinand von Berg 16. Mai 1844 bis 13. Januar 1845 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Wilhelm Ferdinand von Berg 14. Januar 1845 bis 10. März 1852
Oberst Ferdinand von Schlippenbach 11. März 1852 bis 12. Juli 1854
Oberstleutnant Karl Georg von Hanneken 13. Juli 1854 bis 13. Juni 1859
Major/Oberstleutnant Wilhelm zu Mecklenburg 14. Juni 1859 bis 11. Mai 1860 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm zu Mecklenburg 12. Mai 1860 bis 24. Juni 1864
Oberstleutnant/Oberst Alfred Bonaventura von Rauch 25. Juni 1864 bis 17. Juni 1869
Major Hermann Albert zu Lynar 18. Juni bis 20. Oktober 1869 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant Hermann Albert zu Lynar 21. Oktober 1869 bis 23. Juni 1871
Oberstleutnant Eugen von Ostau 26. August 1871 bis 11. Dezember 1872
Major/Oberstleutnant Friedrich von Möllendorff 12. Dezember 1872 bis 1. September 1873 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Friedrich von Möllendorff 02. September 1873 bis 14. November 1881
Oberstleutnant Emmo von Buddenbrock-Hettersdorf 15. November 1881 bis 11. Februar 1884
Major Friedrich von Maltzan 12. Februar bis 5. August 1884 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Friedrich von Maltzan 06. August 1884 bis 1. April 1889
Oberstleutnant/Oberst Bernhard von Bredow 02. April 1889 bis 19. Mai 1893
Oberstleutnant/Oberst Egbert Hoyer von der Asseburg 20. Mai 1893 bis 26. Januar 1897
Oberstleutnant Paul von Toll 27. Januar 1897 bis 15. Februar 1901
Oberstleutnant Paul von Seeler 16. Februar 1901 bis 21. April 1902
Oberstleutnant/Oberst Karl von Schwerin 22. April 1902 bis 21. Mai 1907
Oberstleutnant/Oberst Ernst von Schimmelmann 22. Mai 1907 bis 13. März 1912
Oberstleutnant/Oberst Alexander von Poten 14. März 1912 bis 19. Februar 1917
Major Peter Yorck von Wartemburg 20. Februar 1917 bis 2. August 1918
Major Hans von Einem 03. August 1918 bis 14. Februar 1919
Major Hans von Viereck 15. Februar bis 30. September 1919

Uniform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Farbschema der Uniform des Kürassier-Regiments Nr. 6 (1890)

Bis 1912 wurde auch im Felde ein weißer Koller und weiße Stiefelhosen getragen. Offiziere trugen zur Parade Epauletten, Unteroffiziere und Mannschaften waren auch hier nur mit Schulterklappen ausgestattet. Auf beiden befand sich ein kyrillisches N (für Nikolai), darüber die stilisierte Zarenkrone. Dazu kamen schwarze Kürassierstiefel (sogenannte Kanonenstiefel) und der Kürassierhelm aus poliertem Metall mit Verzierungen aus Messing, sowie ein weißes Bandelier mit schwarzer Kartusche. Die Abzeichenfarbe des Koller war russisch-blau. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Küraß angelegt. Zum normalen Dienst trugen die Kürassiere einen dunkelblauer Waffenrock. Als Gesellschaftsuniform war dieser bei Offizieren mit Epauletten und Fransen ausgestattet. Dazu gehörte eine weiße Schirmmütze mit russischblauem Besatzstreifen.

Tressen, Knöpfe und Kollerborte waren goldfarbig. Zur Friedensuniform führten die Unteroffiziere und Mannschaften eine Stahlrohrlanze mit schwarz-weißer Lanzenflagge.

Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/10 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmals durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Baron Digeon von Monteton: Geschichte des Königlich Preußischen Sechsten Kürassier-Regiments gen. Kaiser von Rußland. Adolph Müller, Brandenburg 1842. Digitalisat
  • L. Schneider: Das sechste Cürassier-Regiment (Kaiser von Russland). Für die illustrirte Stamm-, Rang- und Quartier-Liste der königlich preussischen Armee. Nach der Geschichte des Regiments vom Major von Monteton und Mittheilungen des Regiments-Adjutanten Lieutenants von Rauch I. Verlag von Alexander Duncker Berlin 1854. Digitalisat
  • Hein (Oberleutnant): Das kleine Buch vom Deutschen Heere. Ein Hand- und Nachschlagebuch zur Belehrung über die deutsche Kriegsmacht. Nach den neuesten Bestimmungen. Lipsius & Tischer Verlag, Leipzig 1901. DNB
  • Otto von Schwerin: Brandenburgisches Kürassier-Regiment Nr. 6 : nach den amtlichen Kriegstagebüchern. in: Ehemals preußische Truppenteile in Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, Band 2, Stalling-Verlag, Oldenburg 1922. urn:nbn:de:101:1-201308254615 Digitalisat
  • Erich Graf Schack: Geschichte des königlich Preussischen Kürassier=Regiments Kaiser Nikolaus I. von Rußland Brandenburgischen Nr. 6, Hrsg. Freiherr Hans Erik v. Eckardstein, 358 S., zzgl. Bildern und Tafeln, Gersbuchdruck Brandenburg (Havel), 1932. KVK
  • Hugo F. W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914. Weltbild Verlag, Augsburg 1992. ISBN 3-89350-343-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 3: Die Stellenbesetzung der aktiven Regimenter, Bataillone und Abteilungen von der Stiftung bzw. Aufstellung bis zum 26. August 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1993, S. 25–26. ISBN 3-7648-2413-1.