Katholisch-Theologische Fakultät Münster

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Fakultätsgebäude in der Johannisstraße

Die Katholisch-Theologische Fakultät Münster ist eine Fakultät der Universität Münster. Die Ursprünge der Fakultät liegen bereits im 16. Jahrhundert. Sie ist die größte theologische Einrichtung an einer staatlichen Hochschule in Europa[1] und mit 2400 Studierenden zahlenmäßig eine der größten theologischen Fakultäten der Welt.[2] An ihr lehren mehr als zwanzig Professoren sowie ca. 150 wissenschaftliche Mitarbeiter.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge der Fakultät[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Niedergang des Wiedertäuferreiches konnte 1535/36 erneut eine katholische Kirchenverfassung für Münster durchgesetzt werden. Dennoch bestand innerhalb der Bevölkerung noch über mehrere Jahrzehnte eine konfessionelle Spaltung. Im Jahr 1585 wurde Ernst von Bayern zum Fürstbischof gewählt und war ein Unterstützer der katholischen Gegenreformation. Er förderte insbesondere den Jesuitenorden. So wurde im Jahr 1588, gegen den Widerstand des Stadtrates, ein Jesuitenkolleg in Münster gegründet.[3] Die Jesuiten übernahmen die Leitung des Paulinums und betätigten sich in der Ausbildung von angehenden Lehrern sowie Priestern. Schon 1624 bestand am Kolleg ein vollständiger philosophischer und theologischer Kursus.[4] Dieses Jesuitenkolleg bildet gewissermaßen die Vorgänger-Einrichtung der Katholisch-Theologischen Fakultät.

Eingliederung in die Universität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1773 wurde der Jesuitenorden auf Druck der Könige von Frankreich, Spanien und Portugal durch den Papst aufgehoben. Dadurch kam es auch zum Niedergang des Kollegs in Münster. Der Politiker Franz von Fürstenberg strebte zur selben Zeit danach eine Universität in Münster zu gründen.[5] Im Jahr 1773 wurden durch Papst Clemens XIV. und Kaiser Joseph II. die dafür notwendigen Privilegien ausgestellt und die Lehre der Theologie und Philosophie an der entstehenden Universität entsprechend fortgeführt. Am 16. April 1780 wurde die Universität feierlich konstituiert.[6] Dies stellte gleichermaßen auch den Stiftungsakt der Katholisch-Theologischen Fakultät dar.

Zeitraum bis zur Gründung der Westfälischen Wilhelms-Universität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 25. Mai 1818 wurde die Universität Münster zugunsten der Gründung einer Universität in Bonn durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. aufgehoben. Es verblieb eine philosophisch-theologische Ausbildungsanstalt, welche die münsterischen Geistlichen ausbildete.[7] Diese wurde allerdings 1820, im Zuge von Streitigkeiten zwischen preußischer Landesregierung und Bistum, vorübergehend aufgelöst.[8] 1832 erteilte Friedrich Wilhelm III. die Statuten für die Akademische Lehranstalt, welche fortan Gymnasiallehrer sowie katholische Geistliche ausbildete. Die Theologische Fakultät besaß überdies ein Promotions- sowie Habilitationsrecht. 1843 wurde der Name in „Königlich Theologische und Philosophische Akademie“ geändert.[9]

Im Zuge des Kulturkampfes war die Theologische Fakultät zeitweise von der Auflösung bedroht. Der Münsteraner Bischof, Johannes Bernhard Brinkmann, wurde vom Staatsgerichtshof für abgesetzt erklärt und begab sich ins Exil in die Niederlande. Da er ein Mitbestimmungsrecht für die Ernennung von Professoren besaß, konnten frei gewordene Lehrstühle nicht neu besetzt werden.[10] Der Lehrbetrieb in dieser Zeit wurde vor allem von Privatdozenten sowie Extraordinarien aufrechterhalten. Seit 1880 konnten die freien Lehrstühle wieder besetzt werden.[11]

Durch die Wiedererrichtung einer juristischen Fakultät an der Akademie, wurde diese von Kaiser Wilhelm II. am 1. Juli 1902 wieder in den Stand einer Universität erhoben, welche bis heute besteht.

Die Priesterausbildung an der theologischen Fakultät Münster wird von der Seite des Heiligen Stuhls als Teil der Universität Münster im Artikel 12 des Preußenkonkordats vom 14. Juni 1929 festgeschrieben, das noch heute in diesem Punkt Gültigkeit hat.

Lehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Professuren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biblische Exegese und Theologie

Historische Theologie

Systematische Theologie

  • Institut für Christliche Sozialwissenschaften: Marianne Heimbach-Steins
  • Institut für Missionswissenschaft und außereuropäische Theologien: Norbert Hintersteiner

Praktische Theologie

Philosophie

  • Philosophische Grundfragen der Theologie: Thomas Hanke (Lehrstuhlvertretung)

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen-Wilhelms Universität gibt es neben den klassischen Lehreinheiten drei Arbeitsstellen. Die Forschungsstelle Origenes wird vom Kirchenhistoriker Alfons Fürst betreut. Dort werden eine zweisprachige Edition der Werke Origenes’ sowie eine Reihe zu diversen Themen rundum seine Person erarbeitet und herausgegeben. Die Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddiaktik wurde im Jahr 1998 von Reinhard Hoeps gegründet und beschäftigt sich mit interdisziplinären Fragen der Bildtheologie. Aktuell wird die Arbeitsstelle von Norbert Köster geleitet. Seit 1986 besteht eine Arbeitsstelle für feministische Theologie. 2018 wurde sie in Arbeitsstelle für Theologische Genderforschung umbenannt und wird derzeit von den Professorinnen Judith Könemann sowie Marianne Heimbach-Steins geleitet.[12]

Berühmte Fakultätsangehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Rahner und Johann Baptist Metz (1971)
Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.) war von 1963 bis 1966 Professor für Dogmatik und Dogmen­geschichte

Ehemalige Professoren (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrendoktoren (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Herzlich Willkommen an der größten theologischen Fakultät Europas... In: Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Abgerufen am 28. November 2022.
  2. Die Katholisch-Theologische Fakultät an der WWU Münster. In: katholische-theologie.info. Abgerufen am 28. November 2022.
  3. Gerd Dethlefs: Die Jesuiten. In: Hans Galen (Hrsg.): Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster. Aschendorff, Münster 1989, S. 74.
  4. Eine Fakultät mit einer langen Geschichte. In: Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Abgerufen am 28. November 2022.
  5. Udo Grote: Franz von Fürstenberg und seine Zeit. In: Hans Galen (Hrsg.): Geschichte der Stadt Münster im Stadtmuseum Münster. Aschendorff, Münster 1989, S. 122.
  6. Geschichte der Universität Münster. In: Website der Universität Münster. Abgerufen am 28. November 2022.
  7. Wilhelm Ribhegge: Geschichte der Universität Münster. In Europa. Regensberg, Münster 1985, S. 83–84.
  8. Eine Fakultät mit einer langen Geschichte. In: Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Abgerufen am 29. November 2022.
  9. Geschichte der Universität Münster. In: Website der Universität Münster. Abgerufen am 29. November 2022.
  10. Wilhelm Ribhegge: Geschichte der Universität Münster. In Europa. Regensberg, Münster 1985, S. 112.
  11. Eine Fakultät mit einer langen Geschichte. In: Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Abgerufen am 29. November 2022.
  12. Einzigartige Seminare, Institute, Arbeits- und Forschungsstellen. In: Website der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Abgerufen am 29. November 2022.