Klaus Stimeder

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Klaus Josef Stimeder (Künstlername JM Stim[1]; * 17. März 1975 in Schärding/Inn) ist ein österreichischer Autor und Journalist, der in den USA (New York und Glassell Park[2], Los Angeles) lebt. In Österreich und Deutschland wurde der ehemalige Außenpolitikreporter als Gründer und Herausgeber des Monatsmagazins Datum sowie als Mitverfasser der Biografie „Trotzdem. Die Oscar Bronner Story“ bekannt.

Klaus Stimeder in Toronto 2012

Jugend und Journalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klaus Stimeder wuchs im oberösterreichischen Grenzdorf Obernberg am Inn in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf.[3] Von klein auf übte sein in Salzburg lebender Onkel mütterlicherseits großen Einfluss auf ihn aus, der Lehrer und Hobbyschriftsteller Franz Martin, den er als Teenager regelmäßig besuchte. In Martins damaligen Wohnungen (er lebte unter anderem im Schloss Freisaal) verkehrten seit dessen Studienzeit in den frühen Siebzigern zahlreiche zeitgenössische Künstler und Schriftsteller, deren Werke und Lebensstile Stimeder nachhaltig beeindruckten (u. a. HC Artmann, für dessen Lesungen Martin seit Ende der Sechzigerjahre die musikalische Untermalung lieferte, Thomas Bernhard, Peter Handke, Lucas Suppin sowie die Malerin Kiki Kogelnik).

Nach der Matura und den Studien der Geschichte, Politikwissenschaften und Amerikanistik an der Universität Wien begann Klaus Stimeder seine journalistische Karriere im Außenpolitikressort der 1998 gegründeten Wochenzeitschrift Format, wo er sich vor allem der Kriegs- und Krisenberichterstattung widmete.

Ende 1999 kündigte er bei Format und zog in die USA, wo er zunächst für die New Yorker Staatszeitung und schließlich als freier Journalist arbeitete.[3] Nach dem Vorbild des „Code of Ethics“[4] der New York Times, die er in seiner Zeit in New York kennengelernt hatte, verfasste er später die ersten verschriftlichen redaktionellen Richtlinien[5] für ein Medium in Österreich.

Nachdem er Ende 2000 nach Wien zurückgekehrt war, begann er bei der Stadtzeitung Falter im Ressort „Stadtleben“ zu schreiben. Zugleich arbeitete er – immer wieder unterbrochen durch Aufenthalte in Kriegs- und Krisengebieten (zwischen 1998 und 2003 unter anderem Kosovo, Afghanistan[6][7], Israel, Nordirland und Irak) – als Online-Redakteur mit den wechselnden Schwerpunkten Außenpolitik, Kultur und schließlich Panorama bei derstandard.at, der Website der Wiener Tageszeitung Der Standard, sowie als Autor für Magazine und Zeitungen im deutschsprachigen Raum.

Ende 2002 kehrte Stimeder nach einem Intermezzo in Berlin als Mitarbeiter im Lokalressort des Tagesspiegels[8] zu Format zurück, verließ das Blatt aber nach einem Jahr wieder. Im Anschluss arbeitete er ein Jahr als Sportredakteur beim Standard, bei dem er sich vor allem der Fußballberichterstattung widmete.

Mediengründer und Verleger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende 2003 gründete er noch während seines „Standard“-Engagements gemeinsam mit dem Finanzberater Johannes Weyringer in Wien das Monatsmagazin Datum – Seiten der Zeit, dessen Nullnummer im Mai 2004 präsentiert wurde. Ziel von Datum war es, langfristig zum österreichischen Äquivalent von Zeitschriften wie dem „New Yorker“ und Die Zeit, Hamburg, zu werden.[9]

Als Herausgeber und Chefredakteur (2003–2009) konnte Stimeder den Künstler Günter Brus und den Philosophen Franz Schuh als Kolumnisten gewinnen. Unter Stimeders Leitung erhielt Datum mehrere österreichische und ausländische Preise[10]. Im September 2005 bezeichnete Tyler Brûlé in der Financial Times das Magazin Datum als „International best news magazine“.[11][12]

Seit 2000 tritt Stimeder als Gastlektor an Universitäten und Hochschulen auf, u. a. an der Fachhochschule Wien, Studiengang Journalismus[13], am German Department der Northwestern University,[14] dem Deutschen Haus an der New York University,[15] der University of Minnesota,[16] der Universität Ottawa[17] und dem Connecticut Council of Language Teachers.[18]

Für seine Arbeit mit jungen Journalisten wurde er vom Branchenblatt Der österreichische Journalist als Leiter der „besten Journalistenschule Österreichs“[19] bezeichnet.

2007 ko-initiierte er eine Literaturveranstaltungsreihe im Wiener Rabenhof-Theater, im Rahmen derer Autoren wie Chuck Palahniuk, Ian Rankin, Robert Menasse, Sven Regener, Juli Zeh, und Manuel Andrack auftraten.

2008 veröffentlichte er gemeinsam mit Eva Weissenberger die Biografie „Trotzdem. Die Oscar Bronner Story“ (Ueberreuter), die Geschichte des Gründers der Magazine trend und profil, der Tageszeitung „Der Standard“ sowie des Online-Portals „derstandard.at“. „Trotzdem“ wurde von der Kritik positiv aufgenommen,[20] beim Verkauf blieb das Buch aber hinter den Erwartungen zurück. Das Buch ist mittlerweile in englischer Übersetzung erschienen: „Despite Everything. The Oscar Bronner Story“[21] wurde im Mai 2013 in New York bei einer Podiumsdiskussion mit dem Autor, Oscar Bronner, John R. MacArthur und Ex-Wiener Frederic Morton vorgestellt.[22]

Auslandskorrespondent und Autor[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zuge der Datum-Expansion nach Deutschland, wo die Zeitschrift seit Sommer 2009 an großen Verkaufsstellen wie Flughäfen und Bahnhöfen erhältlich ist, übersiedelte Stimeder von Wien nach Berlin.[23] Neben seiner Tätigkeit für Datum trat er dort als Gastgeber der von ihm ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Salon A“[24] in Erscheinung, des „Österreichischen Kultursalons in Berlin“.

Im Sommer 2010 verkaufte Stimeder seine Anteile an Datum an Johannes Weyringer und wanderte in die USA aus, wo er seitdem unter dem Namen Joseph Martin Stim[25] als freier Journalist und Autor lebt.[26][27]

Klaus Stimeder (links) bei einer Lesung von „Hier ist Berlin“ in Washington, D.C. im Oktober 2012 (mit Tim Mohr)

Sein 2011 veröffentlichtes Buch „Hier ist Berlin“[28], ein Essay über die deutsche Hauptstadt, wurde in Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch übersetzt[29] und führte ihn auf eine Lesereise durch die USA[30][16], Kanada[17] Deutschland, Österreich und Spanien.[31]

2015 veröffentlichte er den Band „Stories 1995–2015“, eine Auswahl seiner journalistischen Arbeiten aus den vergangenen 20 Jahren. Das Vorwort schrieb Michael Frank, die Titel-Illustration stammt von Nicolas Mahler.[32]

Im Jahr 2021 veröffentlichte er den Kriminalroman „Malta Transfer“, der auf der Mittelmeerinsel Malta vor dem Hintergrund der europäischen Flüchtlingskrise 2015 spielt.[33][34][35][36]

Zwischen 2010 und 2021 arbeitete Stimeder als US-Korrespondent der Wiener Zeitung, die damals älteste noch erscheinende Zeitung der Welt. Im März 2022 überquerte er zu Fuß die polnisch-ukrainische Grenze[37], um über die russische Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 zu berichten. Seitdem berichtet er unter anderem für die Tageszeitung Der Standard aus Odessa und der Südwest-Ukraine.[38][39]

Von 2019 bis 2021 studierte Stimeder Internationale Entwicklung und Migration an der University of California Los Angeles, wo er Phi Beta Kappa abschloss.[40] Er besitzt außerdem einen Master-Abschluss in Migration Studies von der University of Oxford.

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stories 1995-2015, redelsteiner dahimene edition, Vienna 2015, ISBN 978-3-9503359-8-9
  • Hier ist Berlin, Rokko’s Adventures, Wien 2012, ISBN 3-200-02476-3
  • Trotzdem. Die Oscar-Bronner-Story (mit Eva Weissenberger), Ueberreuter, Wien, 2008, ISBN 3-8000-3888-9 (in der Auflage 2013 bei rde verwendete er seinen Künstlernamen JM Stim)
  • The Original Kings Of Comedy, in: Andreas Ungerböck und Gunnar Landsgesell (Hrsg.): Spike Lee. Bertz + Fischer, Wien, 2006, ISBN 3-929470-87-X
  • Pushing an elephant up the stairs, in: Christl, Reinhard: Wie werde ich Journalist/in? Wege in den Traumberuf, LIT, Wien, 2007, ISBN 3-8258-0466-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Verwendung des Pseudonyms etwa als Buchautor und bei öffentlichen Auftritten.
  2. Twitter-Profil des Autors.
  3. a b Claudia Werner: "Der ewige Werker"; Porträt in Der österreichische Journalist vom 24. Februar 2006, S. 28
  4. Code of ethics der New York Times
  5. Redaktionelle Richtlinien von Datum (Memento vom 26. Juli 2015 im Internet Archive) (PDF; 137 kB)
  6. Autoren – Impressum – FOCUS Online intern. In: FOCUS Online. Abgerufen am 14. Oktober 2015.
  7. Article by Klaus Stimeder. In: derStandard.at. Abgerufen am 14. Oktober 2015.
  8. Article by Klaus Stimeder. In: www.tagesspiegel.de. Abgerufen am 14. Oktober 2015.
  9. Martina Stemmer: "Die Qualitätsstreber", in: Falter" vom 22. Juni 2005, S. 21
  10. Liste der Auszeichnungen auf datum.at (Memento vom 20. Oktober 2011 im Internet Archive)
  11. Ones to watch, read, listen and drink to (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), FT.com, 10. September 2005
  12. Columnists: Tyler Brûlé, FT.com
  13. Lehrende am Institut für Journalismus (Memento vom 8. September 2010 im Internet Archive)
  14. Kurzportrait auf derstandard.at
  15. Gespräch mit Florian Reischauer und Eric Jarosinski
  16. a b Programm der University of Minnesota
  17. a b Ankündigung (Memento vom 16. Oktober 2015 im Webarchiv archive.today) des österreichischen Außenministeriums
  18. Tagungsprogramm 2012 (Memento des Originals vom 31. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ctcolt.org, S. 11
  19. www.journalist.at
  20. Pressespiegel auf datum.at (Memento vom 2. Dezember 2011 im Internet Archive)
  21. ebook bei amazon.com
  22. Book Presentation: Despite Everything. The Oscar Bronner Story. In: www.wherevent.com. Abgerufen am 14. Oktober 2015.
  23. Der österreichische Journalist, 25. Jänner / Januar 2009, Seite 30
  24. Salon A (Memento vom 17. Juni 2010 im Internet Archive)
  25. About/Work. In: „JM Stim“. Archiviert vom Original am 13. Juli 2011; abgerufen am 5. November 2012: „In the wake of Datum’s expansion to Germany, in the spring of 2009 Stim moved to Berlin, where he lived until the fall of 2010. For personal reasons, he sold his stakes in the magazine and moved to New York City.“
  26. "War im Hirn nie Verleger" – derstandard.at
  27. “Falter” Nr. 29/10 vom 21. Juli 2010, S. 21. (Online auf derbernold.at)
  28. http://www.rokkosadventures.at/hereisberlin/
  29. Liste der Übersetzungen auf www.barnesandnoble.com
  30. Lesung am Deutschen Haus der NYU
  31. Informationen über die Lesungen in Spanien: [1], [2] [3]
  32. http://www.rdedition.com/stories.html
  33. Article by Doris Kraus In: Die Presse, 3. Dezember 2021. Abgerufen am 14. August 2021 
  34. Article by Philipp Wilhelmer In: Kurier, 7. November 2021. Abgerufen am 14. Oktober 2021 
  35. Article by Ingeborg Sperl In: Der Standard, 10. Oktober 2021. Abgerufen am 9. November 2021 
  36. Article by Walter Haemmerle In: Wiener Zeitung, 13. November 2021. Abgerufen am 28. November 2021 
  37. Article by UCLA International Institute In: UCLA International News, 3. April 2022. Abgerufen am 23. April 2022 
  38. Universität Tübingen Institut für Medienwissenschaft, 20. April 2023. Abgerufen am 28. September 2023 
  39. Klaus Stimeder wird neuer STANDARD-Korrespondent in der Ukraine In: Der Standard, 1. August 2022. Abgerufen am 18. Oktober 2023 
  40. UCLA Phi Beta Kappa Eta Chapter 2021, Scholarship Center, 13. November 2021. Abgerufen am 28. Dezember 2022