Liste der historischen Staaten in Italien

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Die Liste historischer Staaten in Italien zählt die zahlreichen unabhängigen territorialen Einheiten auf, die auf dem Gebiet des heutigen Italien oder im angrenzenden italienischen Sprachraum existierten.

Das Konzept des Staates entwickelte sich im italienischen politischen Denken ab dem 15. Jahrhundert, dank der Arbeit von Literaten wie Niccolò Machiavelli, und fand erst nach der Französischen Revolution vollständige Anwendung. So kann man für die vorangegangenen Epochen nicht von Staaten im modernen Sinne sprechen. Vom 10. Jahrhundert bis zum napoleonischen Zeitalter waren beispielsweise fast alle Staaten Mittel- und Norditaliens formal Vasallen des Heiligen Römischen Reiches, auch wenn die meisten von ihnen faktisch unabhängig waren. Im Gegensatz dazu war der Kirchenstaat, der von Rechts wegen voll souverän war, vor dem 17. Jahrhundert nicht in der Lage, eine wirkliche und dauerhafte Kontrolle über sein gesamtes Gebiet auszuüben.

Im Folgenden sind die Staaten nach Zeitepoche geordnet, von der Antike bis zur Einigung Italiens und darüber hinaus. In Klammern ist angegeben, wann diese existierten. Unter Umständen können einzelne Staaten mehrfach vorkommen, falls sie über mehrere Epochen hinweg bestanden.

Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Römische Reich um 180

Die Geschichte der Italienischen Halbinsel in der Antike ist vom Aufstieg der Stadt Rom zu einem mächtigen Reich geprägt. Dabei erlangten die Latiner die Vorherrschaft über die weiteren dort lebenden Völker, indem sie sich zuerst von der Herrschaft der Etrusker befreiten und anschließend nach und nach Gebiete eroberten. Dazu gehören insbesondere die griechischen Kolonien von Magna Graecia im Süden.

Nach der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers stand die Italienische Halbinsel formal unter der Oberhoheit der Ostkaiser, die an ihrer Stelle germanische Herrscher regieren ließen. Tatsächlich war diese Unterwerfung nur formal, und wie im übrigen römischen Westen bildeten sich auch in Italien römisch-germanische Königreiche:

Frühmittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Zeit des Langobardenreichs

Teilung der Halbinsel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Gotenkrieg kam die Halbinsel vollständig unter die Kontrolle des Byzantinischen Reiches, zuerst als Prätorianerpräfektur, danach als Exarchat. Kurze Zeit später fielen die Langobarden ein, denen es aber nicht gelang, die ganze Halbinsel zu erobern.

Italien war zur Zeit der Karolinger und daran anschließend wie folgt aufgeteilt:[1]

Byzantinische Oberhoheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sarazenen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die muslimischen Sarazenen besaßen im 9. und 10. Jahrhundert verschiedene militärische Stützpunkte entlang der Küste. Von diesen aus unternahmen sie Raubzüge ins Landesinnere, ehe sie 915 nach der Schlacht am Garigliano endgültig von der Halbinsel vertrieben wurden.[2]

Vermutlich gab es in Ligurien zwischen Genua und Nizza noch weitere, schwer zu identifizierende und kleine Befestigungen. Sie waren eher temporäre Anlandungen, die im Laufe der Zeit mehrmals wiederverwendet wurden, oder kleine semi-permanente Stützpunkte. Es ist nicht davon auszugehen, dass es sich dabei um dauerhafte Siedlungen handelte.

Hochmittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien um das Jahr 1000
Süditalien im Jahr 1112

Im Hochmittelalter unterstanden zahlreiche Territorien in Nord- und Mittelitalien nominell der Herrschaft des Heiligen Römischen Reiches, waren aber faktisch weitestgehend unabhängig. Dasselbe gilt auch für Süditalien, wo sich verschiedene Kleinstaaten allmählich vollständig von der byzantinischen Oberhoheit lösten.

Territorien des Heiligen Römischen Reiches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Territorien in Süditalien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Judikate auf Sardinien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Judikate Sardiniens

Die Judikate waren Territorien auf Sardinien, die zwar nominell dem Byzantinischen Reich unterstanden, faktisch aber weitestgehend unabhängig waren und jeweils von einem Richter (sardisch: judike) regiert wurden. Ihre Unabhängigkeit endete mit der Eroberung durch Aragonien.

Weitere Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spätmittelalter und Renaissance[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien im Jahr 1454 (nach dem Frieden von Lodi)
Italien im Jahr 1494, kurz vor den Italienischen Kriegen

Das Heilige Römische Reich war im ausgehenden Mittelalter immer weniger in der Lage, seine Herrschaft durchzusetzen, weshalb das Gebiet Reichsitaliens in zahlreiche Lehen zerfiel. Allerdings behielt das Reich zumindest nominell die Oberhoheit bei. Die eigentliche Macht lag bei lokalen Adelsgeschlechtern, während in den zahlreichen Kommunen Ober- und Mittelitaliens die Signorie regierten.[3]

Feudalherrschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchliche Territorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Gebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Italienischen Kriegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien im Jahr 1559 nach dem Frieden von Cateau-Cambrésis

Gemäß den Bedingungen des Friedens von Cateau-Cambrésis im Jahr 1559, am Ende der seit 1494 andauernden Italienischen Kriege, standen Sardinien, das Königreich Sizilien, das Königreich Neapel (einschließlich des Stato dei Presidi) und das Herzogtum Mailand unter direkter Kontrolle des habsburgischen Spaniens. Damit wurde das Haus Habsburg zur wichtigsten ausländischen Macht auf der Italienischen Halbinsel.[4]

Bedeutende Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kleinstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien im 18. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien im Jahr 1789
Italien im Jahr 1796

Nach den europäischen Erbfolgekriegen des frühen 18. Jahrhunderts herrschte das österreichische Haus Habsburg-Lothringen über verschiedene Staaten im zentralen und nördlichen Italien. Das südliche Italien ging an eine Zweiglinie des spanischen Hauses Bourbon über.

Napoleonische Ära[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien im Jahr 1810

Schwesterrepubliken Frankreichs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personalunion mit Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klientelstaaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitalter der Restauration[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Wiener Kongress 1815
Italien im Jahr 1843

Italienische Nationalisten riefen nach 1830 im Zuge von Aufständen verschiedene kurzlebige Republiken aus:

Nach dem Risorgimento[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien von 1860 bis 1866

Als Risorgimento („Wiedererstehung“) wird die Vereinigung der zahlreichen eigenstaatlichen Territorien und Regionen zu einem Nationalstaat während der italienischen Unabhängigkeitskriege bezeichnet. Sie konnte 1861 mit der Ausrufung des Königreichs Italien durchgesetzt und 1870 mit der Annektierung der noch verbliebenen Teile des Kirchenstaats weitgehend vollendet werden. Die heute zu Italien gehörenden Gebiete Trentino und Südtirol kamen nach dem Ersten Weltkrieg hinzu. San Marino blieb unabhängig, während die Vatikanstadt 1929 durch die Lateranverträge entstand.

Unabhängige Staaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abhängige Gebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mikronationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Partisanenrepubliken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die italienischen Partisanenrepubliken (italienisch Repubbliche partigiane) waren provisorische Staatsgebilde, die 1944 während des Zweiten Weltkriegs durch die Resistenza von der deutschen Besatzung befreit wurden. Sie waren fast alle durchwegs kurzlebig, da sie innerhalb weniger Wochen nach der formellen Gründung von der Wehrmacht zurückerobert und wieder in die Italienische Sozialrepublik eingegliedert wurden.[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. AA. VV: I percorsi della storia – atlant. Istituto Geografico De Agostini, Mailand 1997, S. 317.
  2. Ekkehart Rotter: Abendland und Sarazenen. De Gruyter, 1986, ISBN 978-3-11-009880-8.
  3. Roland Pauler: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert. Von Heinrich VII. bis Karl IV. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, ISBN 3-534-13148-7.
  4. Peace of Cateau-Cambrésis. Encyclopædia Britannica, 2021, abgerufen am 11. Juni 2021 (englisch).
  5. L'Estate della Libertà. 1944 – le repubbliche partigiane, 2021, abgerufen am 11. Juni 2021 (italienisch).