Maghemit

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Maghemit
Maghemit aus Gara Djebilet, Algerien, Nordafrika
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2018 s.p.[1]

IMA-Symbol

Mgh[2]

Chemische Formel
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/C.04c
IV/C.06-010

4.BB.15
04.03.07.01
Ähnliche Minerale Hämatit, Magnetit
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol pentagon-ikositetraedrisch; 432
Raumgruppe P4332 (Nr. 212)Vorlage:Raumgruppe/212 oder P4132 (Nr. 213)Vorlage:Raumgruppe/213[6]
Gitterparameter a = 8,35 Å[6]
Formeleinheiten Z = 8[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5[5]
Dichte (g/cm3) berechnet: 4,86 (synthetisch)[5]
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität spröde
Farbe braun, bläulichschwarz
Strichfarbe braun
Transparenz undurchsichtig, durchscheinend in dünnen Splittern[5]
Glanz Metallglanz, matt
Magnetismus stark magnetisch[5]

Maghemit (Maghämit) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung (Fe3+0,670,33)Fe3+2O4[3] und damit ein naher Verwandter des Eisen(II,III)-oxids Magnetit (Fe3O4). Allerdings sind beim Maghemit bis zu einem Sechstel der Strukturplätze des Eisens nicht besetzt, was in der Formel mit einem Kästchen für die entsprechenden Leerstellen symbolisiert wird.

Maghemit kristallisiert im kubischen Kristallsystem und findet sich meist in Form von kugeligen bis derben Aggregate von brauner bis bläulichschwarzer Farbe. Selten entwickelt er aber auch winzige, oktaedrische Kristalle oder bildet nadelige Überwachsungen und Verwitterungskrusten auf Magnetit.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Maghemit setzt sich aus den beiden ersten Silben der Minerale Magnetit und dem englischen Wort hematite für Hämatit (Blutstein) zusammen, in Anlehnung an seine chemische Zusammensetzung und seinen Magnetismus.

Erstmals beschrieben wurde Maghemit 1927 durch Percy A. Wagner. Als Typlokalität gelten die „Iron Mountain Mine“ im Shasta County im US-Bundesstaat Kalifornien[7] und der Bushveld-Komplex in Südafrika.[8]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die aktuelle Klassifikation der International Mineralogical Association (IMA) zählt den Maghemit zur Spinell-Supergruppe, wo er zusammen mit Chromit, Cochromit, Coulsonit, Cuprospinell, Dellagiustait, Deltalumit, Franklinit, Gahnit, Galaxit, Guit, Hausmannit, Hercynit, Hetaerolith, Jakobsit, Magnesiochromit, Magnesiocoulsonit, Magnesioferrit, Magnetit, Manganochromit, Spinell, Thermaerogenit, Titanomaghemit, Trevorit, Vuorelainenit und Zincochromit die Spinell-Untergruppe innerhalb der Oxispinelle bildet.[9] Ebenfalls in diese Gruppe gehören die nach 2018 beschriebenen Oxispinelle Chihmingit[10] und Chukochenit[11] sowie der Nichromit, dessen Name von der CNMNC der IMA noch nicht anerkannt worden ist.[12]

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Maghemit zur Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „[Verbindungen mit] M2O3- und verwandte Verbindungen“, wo er zusammen mit Nigerit (Mineralgruppe) und Titanomaghemit die „γ-Korund-Reihe“ mit der System-Nr. IV/C.04c innerhalb der „Korund-Ilmenit-Gruppe“ (IV/C.04) bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/C.06-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Oxide mit dem [Stoffmengen]Verhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3 (M2O3 & Verbindungen)“, wo Maghemit zusammen mit Luogufengit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[4]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Maghemit dagegen in die Abteilung der „Oxide mit Metall : Sauerstoff = 3 : 4 und vergleichbare“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Titanomaghemit die „Maghemitgruppe“ mit der System-Nr. 4.BB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Maghemit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Bixbyit-(Mn) in der unbenannten Gruppe 04.03.07 innerhalb der Unterabteilung der „Einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maghemit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe P4332 (Raumgruppen-Nr. 212)Vorlage:Raumgruppe/212 oder P4132 (Nr. 213)Vorlage:Raumgruppe/213 mit dem Gitterparameter a = 8,35 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maghemit aus Gancedo, Provinz Chaco, Argentinien

Maghemit bildet sich durch Oxidation bei niedrigen Temperaturen aus eisenhaltigen Mineralen wie beispielsweise Magnetit. Als Begleitminerale treten Magnetit unter anderem noch Anatas, Goethit, Ilmenit, Lepidokrokit, Markasit und Pyrit auf.[5]

Als eher seltene Mineralbildung kann Maghemit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 240 Fundstellen für Maghemit bekannt (Stand: 2021).[14] Neben seiner Typlokalität „Iron Mountain Mine“ trat Maghemit in Kalifornien unter anderem noch an mehreren Stellen bei Lebec im Kern County auf. In Südafrika konnte das Mineral außer im Bushveld-Komplex noch bei Onverwacht in der Provinz Limpopo und in der „Vergenoeg Mine“ bei Vergenoeg in der Gemeinde Tsantsabane gefunden werden.

In Deutschland trat das Mineral unter anderem an mehreren Stellen bei Sinsheim und am Katzenbuckel in Baden-Württemberg, am Zeilberg in Bayern sowie bei Mendig und Kruft in der Eifel in Rheinland-Pfalz auf.

In Österreich fand sich Maghemit bisher nur am Untersberg in Salzburg (Österreich) und vom „Glücksgrat“ am Habicht in Tirol.

In der Schweiz konnte das Mineral bei Buechbüel (Gemeinde Neuhausen am Rheinfall) und Hasenberg (Gemeinde Neunkirch) im Kanton Schaffhausen und am Irchel im Kanton Zürich gefunden werden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Brasilien, Chile, China, Dominikanischen Republik, Indien, Israel, Italien, Japan, Kamerun, Kanada, Kolumbien, Kuba, Madagaskar, Mazedonien, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Neukaledonien, Neuseeland, Nicaragua, Nigeria, Norwegen, Portugal, Russland, Saudi-Arabien, Schweden, der Slowakei, Spanien, Tschechien, der Türkei, im Vereinigten Königreich und vielen weiteren Stellen in den Vereinigten Staaten von Amerika.[15]

Vorkommen in der Biologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Maghemit dient zusammen mit Magnetit in Nervenzellen von Tauben zur Orientierung im Erdmagnetfeld.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Percy A. Wagner: Changes in the oxidation of iron in magnetite. In: Economic Geology. Band 22, 1927, S. 845–846 (englisch, rruff.info [PDF; 46 kB; abgerufen am 28. September 2021]).
  • J. F. Schairer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 14, 1929, S. 387–388 (englisch, rruff.info [PDF; 172 kB; abgerufen am 28. September 2021]).
  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 401.
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 515–516 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maghemite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2021. (PDF; 3,52 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2021, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e f Maghemite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 70 kB; abgerufen am 28. September 2021]).
  6. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 190 (Verhältnisangabe in der Formel Fe3+,□)3O4 ist falsch).
  7. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 515 (Erstausgabe: 1891).
  8. Mineralienatlas:Maghemit
  9. Ferdinando Bosi, Cristian Biagioni, Marco Pasero: Nomenclature and classification of the spinel supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 31, Nr. 1, 12. September 2018, S. 183–192, doi:10.1127/ejm/2019/0031-2788 (englisch).
  10. S.-L. Hwang, P. Shen, T.-F. Yui, H.-T. Chu, Y. Iizuka, H.-P. Schertl, and D. Spengler: Chihmingite, IMA 2022-010. In: CNMNC Newsletter 67, European Journal of Mineralogy. Band 34, 2022, S. 015601 (ejm.copernicus.org [abgerufen am 21. Januar 2024]).
  11. Can Rao, Xiangping Gu, Rucheng Wang, Qunke Xia, Yuanfeng Cai, Chuanwan Dong, Frédéric Hatert, Yantao Hao: Chukochenite, (Li0.5Al0.5)Al2O4, a new lithium oxyspinel mineral from the Xianghualing skarn, Hunan Province, China. In: American Mineralogiste. Band 107 (5), 2022, S. 842–847, doi:10.2138/am-2021-7932.
  12. Cristian Biagioni, Marco Pasero: The systematics of the spinel-type minerals: An overview. In: American Mineralogist. Band 99, Nr. 7, 2014, S. 1254–1264, doi:10.2138/am.2014.4816 (Vorabversion online [PDF]).
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  14. Localities for Maghemite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).
  15. Maghemite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 28. September 2021 (englisch).