Massaker von Lippach

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Das Massaker von Lippach war ein Kriegsverbrechen der US Army, das sich am 22. April 1945 in Lippach (heute zur Gemeinde Westhausen gehörig) in der Nähe von Aalen (Württemberg) ereignete und 36 Todesopfer der Waffen-SS forderte, die einem Ellwanger Ausbildungs-und-Ersatz-Bataillon angehörten.

Ablauf der Ereignisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. April 1945 kam es in Lippach zu geringfügigen Kampfhandlungen zwischen deutschen und amerikanischen Einheiten (der 12th Armored Division „Hellcats“[1]), die nach kurzer Zeit mit dem Abzug des größten Teils der deutschen Truppen endeten. Eine Gruppe deutscher Soldaten, als junger Ersatz ohne Kampferfahrung beschrieben, begab sich in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde nach der Entwaffnung teils erschossen, teils durch das Dorf getrieben und sukzessive mit dem Gewehrkolben erschlagen („Mann für Mann wurden ihnen die Schädel eingeschlagen oder das Genick durchschossen“[2]). Zehn Tote konnten nicht identifiziert werden; die anderen 26 sind namentlich bekannt, da ein Anwohner die Ausweise und Erkennungsmarken bergen konnte. Die Toten wurden in einem Massengrab beigesetzt; die Gräberliste ist im Landesarchiv einzusehen.[3] Mit Ausnahme eines erwachsenen Soldaten (geboren 1909) betrug das Durchschnittsalter der namentlich bekannten Opfer 16 Jahre (siehe Gräberliste). Neben dem Massaker kam es zu etlichen Vergewaltigungen von Dorfbewohnerinnen. Der örtliche Pfarrer konnte einige Vergewaltigungen verhindern, indem er Frauen versteckte. Die damaligen Ereignisse sind in einer Ortschronik,[4] einigen regionalen Zeitungsartikeln[5][6][7][8] und in einem Buch von Veeh[9] dargestellt worden. Eine Darstellung eines amerikanischen Autors mit Verweis auf weitere amerikanische Quellen findet sich bei Fritz.[10]

Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im August 1986 fand auf Initiative des amerikanischen Generals Raymond Haddock (später Kommandant des amerikanischen Sektors von Berlin) eine Gedenkfeier statt, auf der er die Vorfälle bestätigte, mit Zeitzeugen sprach und „über Gräber hinweg um Freundschaft“ bat.[2][11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hellcat News, Vol. 44, No. 8, April 1991
  2. a b Peter Henkel: Eine deutsch-amerikanische Tragödie. In: Frankfurter Rundschau. 16. August 1986, S. 4.
  3. landesarchiv-bw.de
  4. Winfried Kießling: 850 Jahre Lippach. Förderverein 850 Jahre Lippach, 2003.
  5. Schwäbische Post, 8. August 1977
  6. Schwäbische Post, 23. August 1977
  7. Schwäbische Post, 20. April 1985
  8. Schwäbische Post, 27. April 1985
  9. Helmut Veeh: Die Kriegsfurie über Franken 1945 und das Ende in den Alpen. 3. Auflage. Selbstverlag, Bad Windsheim 1998, ISBN 3-00-003624-5
  10. Stephen G. Fritz: Endkampf: Soldiers, Civilians, and the Death of the Third Reich. University Press of Kentucky, Lexington 2004, ISBN 0-8131-2325-9
  11. Stuttgarter Zeitung, 16. August 1986