Max Sachs

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Max Sachs (* 23. September 1883 in Breslau; † 5. Oktober 1935 im KZ Sachsenburg) war ein deutscher Journalist, Redakteur und Abgeordneter des Sächsischen Landtags (SPD).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Sachs Grabstein auf dem Grabfeld für politisch Verfolgte auf dem Sennefriedhof

Nach seiner schulischen und einer kaufmännischen Ausbildung zum Handlungsgehilfen in Breslau studierte er 1902 bis 1904 Handelswirtschaft an der Leipziger Handelshochschule und legte sein Diplom in Staatswissenschaften an der Universität Tübingen ab, wo er 1907 mit einer Arbeit über „Das Krankenkassenwesen in Stuttgart bis 1904“ zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. 1906 trat er der SPD bei und nahm vorrangig journalistische Tätigkeiten für die Partei wahr. Er war vom Dezember 1906 bis März 1907 Berichterstatter der „Mainzer Volkszeitung“ und des „Offenbacher Abendblatts“. Von April 1907 bis Dezember 1910 arbeitete er als Redakteur der „Volkswacht“ in Bielefeld. Dort lernte er seine Frau Maria Meyer (um 1880–1963) kennen und heiratete 1910. Als Journalist arbeitete er an mehreren Zeitungen, bis er 1911 die Wirtschaftsredaktion der Dresdner Volkszeitung übernahm. In Dresden engagierte sich Sachs zunehmend politisch. 1920 nahm er am SPD-Parteitag in Kassel teil. Er war bis 1922 Gemeindevertreter von Briesnitz, gehörte von 1922 bis 1924 zur Stadtverordnetenfraktion der Dresdner SPD und war während der 2. Wahlperiode (1922 bis 1926) Mitglied der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag.

Nach Hitlers Machtantritt 1933 rieten die Genossen Sachs dringend aus Deutschland zu emigrieren, er war der Sohn eines jüdischen Bankiers. Sachs blieb und wurde im März 1933 mit anderen Redakteuren der Dresdner Volkszeitung, z. B. Kurt Heilbut, von den Nationalsozialisten verhaftet. Kurze Zeit kam er frei, bis er am 23. September 1935 erneut wegen Verdachts staatsfeindlicher Betätigung verhaftet und zwei Tage später in das KZ Sachsenburg überführt wurde. Dort starb er während mehrtägiger, schwerer Misshandlungen am 5. Oktober 1935. Sein Leichnam wurde am 11. Oktober 1935 im Krematorium Dresden-Tolkewitz eingeäschert und am 12. Oktober 1935 in Bielefeld beerdigt.

Max Sachs Stolperstein in Dresden (Liste der Stolpersteine in Dresden)

Seine beiden Töchter Edith verh. Kaufmann (* 1912) und Klara (* 1916, genannt Clair) konnte 1935 nach Holland flüchten. Später gelangten sie über Frankreich, wo Clair 1939 den Juristen und Politikwissenschaftler Heinrich Ehrmann heiratete, sowie über Portugal und Spanien in die USA. Seine Ehefrau Maria lebte bis zum Kriegsende in Bielefeld, bis sie 1948 in einem Gerichtsverfahren das enteignete Haus zurückbekam und wieder nach Dresden zog, wo sie auch kurzzeitig lebte.[1]

Der Leichnam von Max Sachs wurde nach dem Krieg auf das Sondergrabfeld für politische Verfolgte auf dem Sennefriedhof in Bielefeld umgebettet.[2]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Krankenkassenwesen in Stuttgart bis 1904 Dissertation Max Sachs, Max Bielefeld; A. Gerisch & Co.; 1907; 141 S.
  • Rassenhygiene, in: Arbeiter-Jugend 6/1914, H. 13, S. 194f.
  • Die Triebkräfte der Geschichte, in: Arbeiter-Jugend 8/1916, H. 6, S. 46f.
  • Die Ernährungsnot, in: Arbeiter-Jugend 10/1918, H. 3/4, S. 21f.
  • Kriegskapitalismus, in: Arbeiter-Jugend 10/1918, H. 12, S. 89f.
  • Sozialdemokratie und Staat, in: Arbeiter-Jugend H. 17, S. 129f.
  • Das Volksvermögen im Kriege, in: Arbeiter-Jugend H. 21, S. 162f.
  • Die Valutav, in: Arbeiter-Jugend 11/1919, H. 14, S. 102f.
  • Teuerung und Geldentwertung, Dresden 1919;
  • Die Notwendigkeit eines Arbeitsprogramms, in: Die Neue Zeit 2/1920, H. 39, S. 491–497, H. 40, S. 512–518;
  • Die kapitalistische Gesellschaftsordnung, in: Arbeiter-Jugend 12/1920, H. 7/8, S. 74f.
  • Kapitalismus und Sozialismus, in: Arbeiter-Jugend, H. 12, S. 126f.
  • Die kapitalistische Wirtschaft, in: Arbeiter-Jugend H. 24, S. 271f.
  • Der schaffende Mensch in der kapitalistischen und in der sozialistischen Gesellschaft, in: Arbeiter-Jugend 13/1921, H. 6, S. 189–191
  • Arbeiterjugend und Wiedergutmachung, in: Arbeiter-Jugend H. 9, S. 294–296
  • Planwirtschaft und Sozialisierung, in: Die Neue Zeit 3/1921, H. 39, S. 448–453
  • Arbeitsbeschaffung durch Konsumgüterproduktion, in: Die Arbeit 10/1933, H. 2, S. 95–97.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Festschrift zur 250jährigen Jubelfeier des Gymnasiums zu St. Maria Magdalena zu Breslau am 30. April 1893, Breslau 1893, S. 109;
  • Handbuch des öffentlichen Lebens, M. Müller-Jabusch (Hg.), Leipzig 1925, S. 534
  • Dr. Max Sachs tot, in: Neuer Vorwärts 20. Oktober 1935, S. 2
  • Neue Blutschuld des Systems, in: Neuer Vorwärts 1. März 1936, S. 1
  • Mord im Lager Sachsenburg, in: Neuer Vorwärts 6. Juni 1937, S. 4
  • Die SPD-Linke in der Weimarer Republik, D. Klenke, Bd. 1, Münster 1983, S. 560f.
  • Konzentrationslager, J. Tuchel, Boppard 1991, S. 200;
  • Demokratie und Emanzipation zwischen Saale und Elbe, Koblenz 1993, S. 147–170
  • Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933, W. H. Schröder, Düsseldorf 1995, S. 692
  • Spurensuche. Juden in Dresden, hrsg. von Hatikva e.V. Dresden, Hamburg 1995, S. 94, 115;
  • Geschichte der Sozialdemokratie im Sächsischen Landtag, M. Schmeitzner/M. Rudloff, Dresden 1997, S. 123f., 212f.
  • Sächsische Lebensbilder, M. Altner, Radebeul 2001, S. 136
  • Erziehung zur „Volksgemeinschaft“?, C. Baganz, Berlin 2005, S. 58, 275, 285;
  • Dresdner Gedenkort für die Opfer des NS-Regimes, H. Goldhammer/K. Jeschke, Dresden 2006, S. 46, 92f.
  • Buch der Erinnerung, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e.V., Dresden 2006, S. 313;
  • Errichtung der NS-Herrschaft, G. Ulbricht, in: H. Starke (Hg.), Geschichte der Stadt Dresden, Bd. 3, Stuttgart 2006, S. 413–424;
  • Von Macht und Ohnmacht, M. Schmeitzner/A. Wagner (Hg.), Beucha 2006, S. 58, 174, 200, 316;
  • DDR-Justiz und NS-Verbrechen, C. F. Rüter (Hg.), Bd. 5, München 2004, S. 565–570, Bd. 13, München 2009, S. 281–295;
  • Die Zukunft der Weimarer Republik, R. Graf, München 2008, S. 302. – DBA III; DBE 8, S. 488;
  • Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Bd. 1, Hannover 1960, S. 258–259. (P).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biographisches Lexikon des Sozialismus Band I Verlag J.H.W. Dietz Nachf. GmbH Hannover
  2. 12. September 1948: Enthüllung des Gedenksteines für politisch Verfolgte auf dem Sennefriedhof Dagmar Giesecke, Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek, 1. September 2013