Mercedes MGP W01

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Mercedes MGP W01
Michael Schumacher im Mercedes MGP W01 beim Großen Preis von Kanada 2010

Michael Schumacher im Mercedes MGP W01 beim Großen Preis von Kanada 2010

Konstrukteur: Deutschland Mercedes
Designer: Ross Brawn (Technischer Direktor)
Craig Wilson (Chefingenieur)
John Owen (Chefdesigner)
Loïc Bigois (Chefaerodynamiker)
Vorgänger: Mercedes-Benz W 196
Brawn BGP 001
Nachfolger: Mercedes MGP W02
Technische Spezifikationen
Motor: Mercedes-Benz FO 108X 2,4 l V8
Länge: 4890 mm
Breite: 1800 mm
Höhe: 900 mm
Gewicht: 620 kg (inkl. Fahrer)
Reifen: Bridgestone
Statistik
Fahrer: 3. Deutschland Michael Schumacher
4. Deutschland Nico Rosberg
Erster Start: Großer Preis von Bahrain 2010
Letzter Start: Großer Preis von Abu Dhabi 2010
Starts Siege Poles SR
19
WM-Punkte: 214
Podestplätze: 3
Führungsrunden: 17 über 92,667 km
Stand: Saisonende 2010

Der Mercedes MGP W01 war der Formel-1-Rennwagen des Mercedes-Werksteams für die Formel-1-Weltmeisterschaft 2010, die erste Saison nach dem Wiedereinstieg als Werksteam in die Formel 1. Der unter technischer Gesamtverantwortung von Ross Brawn konstruierte W01 war der erste Formel-1-Wagen von Mercedes seit dem Mercedes-Benz W 196 der Saisons 1954 und 1955, wenn auch die Entwicklung bereits vor der Übernahme des Teams im Dezember 2009 startete. Die Bezeichnung MGP W01 steht für Mercedes Grand Prix und das bei Mercedes-Benz traditionell nummerierte W für Wagen.

Das Farbdesign des Mercedes MGP W01 wurde am 25. Januar 2010 im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart an einem Brawn BGP 001 präsentiert.[1] Das eigentliche Fahrzeug war erstmals am 1. Februar 2010 bei Testfahrten in Valencia zu sehen.

Angetrieben wurde der Rennwagen von einem 2,4-Liter-V8-Motor des Werkslieferanten Mercedes-Benz HPE aus dem britischen Brixworth, jedoch ohne KERS, da sich die Teams vor Saisonbeginn gegen einen Einsatz der Energierückgewinnung aussprachen.[2]

Technik und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wiedereinstieg 2010 bedeutete die erstmalige Teilnahme der Marke Mercedes-Benz an der Formel-1-Weltmeisterschaft und dem internationalen Grand-Prix-Sport als Werksteam mit eigens konstruierten Rennwagen seit der Saison 1955.

Der W01 wurde im Wesentlichen von Chefdesigner John Owen und Chefaerodynamiker Loïc Bigois unter technischer Gesamtverantwortung des als Teamchef und Technischem Direktor in Personalunion auftretenden Ross Brawn. Der Wagen verfügte über keine nennenswerten äußerlichen Innovationen und stellte eine Evolution des erfolgreichen Vorgängers BGP 001 dar. Der dort verbaute und revolutionäre Doppeldiffusor wurde für 2010 verboten. Infolge des Verbots von Tankstopps mussten die Tanks vergrößert und das Mindestgewicht der Rennwagen auf 625 kg angepasst werden. Per Reglement entfielen zudem die Radkappen und dir Raddimensionen änderten sich.

Wie alle Formel-1-Fahrzeuge des Jahrgangs 2010 ist der MGP W01 ein hinterradangetriebener Monoposto mit einem Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK). Neben dem Monocoque bestehen viele weitere Teile des Fahrzeugs, darunter die Verkleidung und Flügel aus CFK. Auch die Bremsscheiben sind aus einem hitzebeständigen kohlenstofffaserverstärktem Verbundmaterial. Die Einsatzreifen während der Saison 2010 stammten von Einheitslieferant Bridgestone. Da bereits 2011 der Wechsel zum neuen Einheitslieferanten Pirelli folgte, blieb der W01 bis heute der einzige Formel-1-Mercedes mit Bridgestone-Bereifung.

Aufgrund verschiedener Testtermine mit unterschiedlichen Teilnehmern war die Prognose des Kräfteverhältnisses zu Saisonbeginn schwierig. Nach eigener Einschätzung sah sich das Team zum Saisonstart nicht siegfähig, auch wenn für Bahrain noch ein Upgradepaket geplant war.[3]

Beim Großen Preis von Spanien in Barcelona brachte das Team ein größeres Upgradepaket an den W01, welches Änderungen an der Airbox und Motorhaube sowie zwecks optimierter Gewichtsverteilung einen gestreckten Radstand enthielt.

Die, verglichen mit dem Brawn der Vorsaison, mangelnde Performance des W01 war unter anderem eine Folge davon, dass Honda nach dem eigenen werksseitigen Ausstieg aus der Formel 1 Ende 2008, Investments in den Rennstall im Wesentlichen stoppte und das chronisch unterfinanzierte Brawn GP-Team während der Weltmeisterschaft 2009 alle notwendigen Ressourcen in die Bewältigung der laufenden Saison stecken musste. So wurde die rechtzeitige Entwicklung des 2010er Autos verzögert und die Weiterentwicklung der Infrastruktur in der Fabrik in Brackley lange Zeit vernachlässigt. Ross Brawn bezeichnete den MGP W01 später infolge unzureichender Entwicklung als viel zu konservativ hinsichtlich Gewicht, Schwerpunkt und Aufhängung.[4] Bei einer Reihe von aerodynamischen Innovationen, die das Modelljahr 2010 prägten, wie verlängerter Radstände zur Erhöhung der aerodynamischen Nutzfläche, F-Schacht und Flatterflügel oder dem Zusammenspiel von Auspuffabgasen und Diffusor, war Mercedes keine treibende Kraft.[5]

Lackierung und Sponsoring[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mercedes MGP W01 war in Anlehnung an die Mercedes-Silberpfeile überwiegend silberfarbig. Die Seitenkästen sowie Teile des Front- und Heckflügels waren wegen des Hauptsponsors Petronas cyanfarben lackiert, die Fahrzeugnase und Teile der Motorenabdeckung schwarz.[6] Hier befanden sich silberne Aufkleber der Daimler AG (mit der Marke Mercedes-Benz), dazu waren Werbeschriftzüge von Aabar Investments, Autonomy, Bridgestone, Deutsche Post AG und MIG Bank auf dem Fahrzeug angebracht.

Fahrer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einsatzfahrer im Mercedes MGP W01 waren Michael Schumacher, der zuletzt beim Brasilien-GP 2006 ein Formel-1-Rennen bestritten und danach seine Karriere in der Formel 1 eigentlich bereits beendet hatte, sowie Nico Rosberg, der die vier Saisons zuvor für das Williams-Team gefahren war.

Test- und Ersatzfahrer war Nick Heidfeld, der im Vorjahr noch für BMW Sauber F1 an den Start gegangen war. Gegen Saisonmitte wurde Heidfeld jedoch freigestellt, um als Testfahrer zum Reifenhersteller Pirelli zu wechseln. Darüber hinaus blieb Sam Bird erhalten.

Saisonverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rosberg gefolgt von Schumacher beim Japan-GP mit dem überarbeiteten W01

Am 14. März 2010 startete Mercedes-Benz beim Großen Preis von Bahrain erstmals seit 55 Jahren wieder im Rahmen der Formel-1-Weltmeisterschaft. Von den Positionen 5 und 7 gestartet, beendete das Team mit einem fünften und sechsten Rang auch das Rennen im Verfolgerfeld, wobei Rosberg Schumacher schlagen konnte. Diese Position im vorderen Mittelfeld verfestigte sich im Verlauf der Saison.

Dem neu formierten Werksteam gelangen in der Premierensaison keine Pole-Position oder schnellste Rennrunde. Dank konstanter Punktplatzierungen und verglichen mit der Konkurrenz guter Zuverlässigkeit, belegte das Team den vierten Rang der Konstrukteursmeisterschaft. Der vorherige Partner McLaren präsentierte sich in der ersten Saison nach der Trennung zunächst konkurrenzfähiger und erreichte fünf Rennsiege sowie Rang 2 in der Konstrukteurs-WM.

Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahrer Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 Punkte Rang
Formel-1-Saison 2010 214 4.
Deutschland M. Schumacher 3 6 10 DNF 10 4 12 4 11 15 9 9 11 7 9 13 6 4 7 DNF
Deutschland N. Rosberg 4 5 5 3 3 13 7 5 6 10 3 8 DNF 6 5 5 *17* DNF 6 4
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
  keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mercedes MGP W01 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. MGP W01. In: mercedesamgf1.com. Abgerufen am 29. September 2020.
  2. Christian Nimmervoll, Dieter Rencken: Kehrt KERS 2011 in die Formel 1 zurück? motorsport-total.com, 28. Juli 2009, abgerufen am 22. Februar 2024.
  3. F1 2010: Pre season testing round-up. racecar-engineering.com, abgerufen am 29. Mai 2023.
  4. Schlegelmilch/Lehbrink: Mercedes Sport, Potsdam, ISBN 978-3-8427-0266-0, S. 214.
  5. Michael Schmidt: Technik-Neuheiten 2010. In: Formel-1-Rückblick, die Saison 2010. Auto Motor und Sport Extra.
  6. „Petronas macht bei Mercedes mit“ ( Kicker Online am 21. Dezember 2009).