Mercury Marquis

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Mercury Marquis
Produktionszeitraum: 1968–1986
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet

Der Mercury Marquis ist ein PKW-Modell, das der US-amerikanische Automobilkonzern Ford von 1966 bis 1985 baute und unter der Konzernmarke Mercury verkaufte. Der Marquis ging aus Mercurys damaligem Spitzenmodell Park Lane hervor, das er 1969 vollständig ablöste. Bis 1974 war der baugleiche, aber schwächer ausgestattete Monterey ein Schwestermodell des Marquis. Der Marquis gehörte nach amerikanischen Maßstäben bis 1981 zur Full-Size-Klasse und danach zur Mittelklasse (sog. Intermediates).

Modellgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1966 bildete Mercurys Baureihe Park Lane das Spitzenmodell der Marke. Die Reihe umfasste zuletzt zwei- und viertürige geschlossene Fahrzeuge sowie ein zweitüriges Cabriolet. Im Herbst 1966 führte Mercury als Flaggschiff den Marquis ein, der in den ersten beiden Jahren nur als zweitüriges Hardtop-Coupé erhältlich war. Er war oberhalb der Park Lanes positioniert. Eine dem Marquis entsprechende viertürige Variante wurde 1967 unter der Bezeichnung Mercury Park Lane Brougham verkauft. Die erste Baureihe des Marquis blieb nur zwei Jahre lang im Programm. Zum Modelljahr 1969 erschien die zweite Generation des Marquis, die in verschiedenen offenen und geschlossenen Versionen mit zwei und vier Türen erhältlich war. Damit verbunden war eine Neuordnung des Mercury-Programms: 1969 gab Mercury im Full-Size-Segment die Linien Montclair und Park Lane auf. Der Monterey blieb auch weiterhin die Basisversion. Die mittlere Linie hieß statt Montclair nun Monterey Custom, und an die Stelle des bisherigen Spitzenmodells Park Lane trat ab 1969 der Marquis. Im Laufe der 1970er-Jahre gab Mercury die Schwestermodelle Montclair und Monterey auf; stattdessen wurde dem Marquis zeitweise der besonders hochwertig ausgestattete Grand Marquis zur Seite gestellt.

Die einzelnen Baureihen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1967 und 1968[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1967/68
Daten für MJ 1968
Mercury Marquis (1968)
Mercury Marquis (1968)

Mercury Marquis (1968)

Produktionszeitraum: 1967–1968
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: Ottomotoren:
6,4–7,0 Liter
(235–268 kW)
Länge: 5591 mm
Breite: 1985 mm
Höhe: 1400 mm
Radstand: 3124 mm
Leergewicht: 1810 kg

Der Mercury Marquis hat ein separates Chassis, das dem des Park Lane und – abgesehen vom Radstand – auch dem des Ford Galaxie 500 und seines Ablegers LTD entspricht. Er teilt sich die Karosserie unter anderem mit Fords zweitürigem LTD Hardtop Coupé, einem Semi-Fließheckcoupé, das eine breitere C-Säule und ein schmaleres hinteres Seitenfenster hat als die zweitürigen Park-Lane-Versionen. Die Frontpartie ist den zeitgenössischen Lincoln-Modellen nachgebildet. Die Ausstattung des Marquis war hochwertiger als die des Park Lane. Sie umfasste ein serienmäßiges Vinyldach, Echtholzeinlagen im Innenraum sowie – aufpreispflichtig – Lederbezüge für die Sitze. Ein besonderes Ausstattungsmerkmal war die sogenannte Twin Comfort Lounge Bench, eine im Verhältnis 50 zu 50 geteilte Sitzbank, die im Gegensatz zu den üblichen Sitzbänken auf Fahrer- und Beifahrerseite partiell ausgeformte Sitzflächen hatte.

Als Antrieb kamen ausschließlich große Achtzylinder-V-Motoren aus der FE-Serie zum Einsatz. Standardmotorisierung war im ersten Modelljahr eine 410 cui (6717 cm³) große und 330 SAE-PS (brutto) starke Version der FE-Serie. Sie entfiel 1968; an ihre Stelle trat ein der 390 cui (6390 cm³) großer Motor mit einer Leistung von 315 SAE-PS. Gegen Aufpreis erhältlich war in beiden Jahren der 428 cui (7013 cm³) große Super Marauder V8 mit einer Höchstleistung von 345 SAE-PS. Als Kraftübertragung wurde in beiden Modelljahren serienmäßig eine Dreigangautomatik eingebaut; ein handgeschaltetes Vierganggetriebe war alternativ ohne Aufpreis erhältlich.

Im Modelljahr 1967 war der Marquis mit einem Listenpreis von 3989 $ das teuerste Modell im Mercury-Programm; der viertürige Park Lane Brougham war in diesem Jahr 3 $ günstiger. Im Modelljahr 1968 senkte Mercury den Listenpreis des Marquis auf 3685 $.1967 wurden 6510 Autos gefertigt, im Modelljahr 1968 entstanden 3965 Marquis.[1]

Modelljahre 1969–1972[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1969–1972
Mercury Marquis Brougham 2 Door Hardtop Coupé (1972)
Mercury Marquis Brougham 2 Door Hardtop Coupé (1972)

Mercury Marquis Brougham 2 Door Hardtop Coupé (1972)

Produktionszeitraum: 1968–1972
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet
Motoren: Ottomotoren:
7,0–7,5 Liter
(155–279 kW)
Länge: 5613–5715 mm
Breite: 2015 mm
Höhe: 1350–1445 mm
Radstand:
Leergewicht: 1779–2074 kg

Zum Modelljahr 1969 erschien eine neue Generation der großen Mercurys. Weil Mercury mit Ablauf des Modelljahrs 1968 die Baureihe Park Lane, zu der auch große Limousinen und Cabriolets gehört hatten, eingestellt hatte, wurde das Marquis-Programm um zwei Limousinen, ein Cabriolet und einen Colony Park genannten Kombi erweitert. Die Marquis-Serie stellte seitdem die Spitzenbaureihe der Marke Mercury dar, unter ihr rangierten der Mercury Monterey, der Monterey Custom und die Sportversion Marauder.

Technisch entspricht der Marquis dieser Generation dem zeitgenössischen Ford LTD, hat aber einen zwei Zoll längeren Radstand. Das Chassis stimmt weitgehend mit dem Marquis der Jahrgänge 1967 und 1968 überein. Der Basismotor im Marquis war nun 7 Liter groß. 1970 erschien der Marquis Brougham als noch teurere und opulenter ausgestattete Baureihe über dem Marquis; zum selben Zeitpunkt wurde das Cabrio aus dem Angebot genommen. Bis 1972 erfolgten lediglich Detailänderungen.

Bis 1972 entstanden von dieser Marquis-Generation insgesamt 412.693 Exemplare.

Modelljahre 1973–1978[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1973–1978
Mercury Marquis MJ 1973/78
Mercury Marquis MJ 1973/78

Mercury Marquis MJ 1973/78

Produktionszeitraum: 1972–1978
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Coupé
Motoren: Ottomotoren:
5,8–7,5 Liter
(112–199 kW)
Länge: 5652–5817 mm
Breite: 2022–2027 mm
Höhe: 1364–1445 mm
Radstand: 3075–3150 mm
Leergewicht: 1945–2295 kg

Ab Herbst 1972 besaßen die großen Ford- und Mercury-Modelle auf unverändertem Radstand neue, 5 Zentimeter kürzere Karosserien. Bei Mercury gab es neben dem Monterey weiterhin Marquis und Grand Marquis als Coupé, Limousine und Colony Park-Kombi mit Siebenliter- oder 7,5-Liter-V8. Letzter war ab Modelljahr 1974 in den Marquis-Modellen serienmäßig. 1975 entfielen Monterey und Monterey Custom, d. h. alle full size-Mercurys hießen von nun an Marquis/Marquis Brougham; über diesen beiden Modellen rangierte nun als neues Spitzenmodell der Grand Marquis. Der Basismotor schrumpfte 1975 auf 6,6 und 1977 auf 5,8 Liter Hubraum, der 7,5-Liter blieb auf Wunsch lieferbar. Bis 1978 erfolgten jährlich kleinere Änderungen an Kühlergrill und Chromschmuck. U. a. waren per Druckluft regulierbare Stoßdämpfer für die Hinterachse zur Niveauregulierung und Fahrwerksmodulation erhältlich („Air Supply“).

Von der letzten Marquis-Baureihe in der traditionellen Größe wurden in 6 Jahren rund 692.000 Stück gebaut.

Der Marquis als zweitüriges Coupé

Modelljahre 1979–1982[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1979–1982
Mercury Marquis Coupé 1979
Mercury Marquis Coupé 1979

Mercury Marquis Coupé 1979

Produktionszeitraum: 1978–1982
Karosserieversionen: Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet
Motoren: Ottomotoren:
4,2–5,8 Liter
(86–108 kW)
Länge: 5392–5537 mm
Breite: 1969–2014 mm
Höhe: 1400–1453 mm
Radstand:
Leergewicht: 1563–1762 kg

Zum Modelljahr 1979 lancierte Mercury einen kleineren und leichteren Marquis. Vom gleichzeitig vorgestellten Schwestermodell Ford LTD unterschied er sich nur in Details. Zur Auswahl standen nach wie vor Coupé, Limousine und Kombi mit den Bezeichnungen Marquis, Marquis Brougham und Grand Marquis. Dem Antrieb dienten jetzt V8-Motoren von 4,9 oder 5,8 Liter Hubraum. Ein Dreigang-Automatikgetriebe war stets serienmäßig. 1981 bildete ein kleinerer 4,2-Liter-V8 die Basismotorisierung, die beiden größeren Achtzylinder blieben im Angebot. 1982 entfielen die Lüftungsschlitzattrappen an den vorderen Kotflügeln und der 5,8-Liter war nur noch in den speziellen Polizei-Versionen zu haben.

Der große Mercury wurde ab Modelljahr 1983 praktisch unverändert unter der Bezeichnung Grand Marquis weitergeführt. Von 1978 bis 1982 entstanden 333.923 Stück.

In Venezuela dagegen wurde das Modell von der Grupo Consorcio 1390 S.A. im Auftrag Fords montiert. Dort wurde das Modell als Ford Conquistador vertrieben.

Modelljahre 1983–1986[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Modelljahre 1983–1986
Mercury Marquis 1983
Mercury Marquis 1983

Mercury Marquis 1983

Produktionszeitraum: 1982–1986
Karosserieversionen: Limousine, Kombi
Motoren: Ottomotoren:
2,3–3,8 Liter
(65–90 kW)
Länge: 4991 mm
Breite: 1803 mm
Höhe: 1367–1382 mm
Radstand: 2680 mm
Leergewicht: 1248–1359 kg

Im Herbst 1982 nahm Mercury einen neuen, wiederum kleineren Marquis mit Hinterradantrieb in die Produktion, das Parallelmodell des neuen Ford LTD, das auf der Fox-Plattform des Ford Fairmont aufbaute.

Angeboten wurden eine viertürige Limousine und ein fünftüriger Kombi in den Ausstattungsstufen Marquis und Marquis Brougham, lieferbar jeweils mit 2,3-Liter-Vierzylinder, 3,3-Liter-Reihensechszylinder oder 3,8-Liter-V6 und Viergang-Schaltgetriebe oder Viergang-Automatik ausgerüstet. 1984 entfielen das Schaltgetriebe und der Reihensechszylinder. In der Folge gab es nur minimale Änderungen.

1986 lief die Marquis-Produktion nach 307.950 Exemplaren aus; Nachfolger des Marquis war der Mercury Sable.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • James M. Flammang, Ron Kowalke: Standard Catalog of American Cars 1976–1999. Krause Publication, Iola 1999. ISBN 0-87341-755-0, S. 629–670.
  • John Gunnell: Standard Catalog of American Cars 1946–1975. Krause Publication, Iola 2002. ISBN 0-87349-461-X, S. 529–547.
  • Richard M. Langworth: Encyclopedia of American Cars 1930–1980. New York (Beekman House) 1984. ISBN 0-517-42462-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mercury Marquis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard M. Langworth: Encyclopedia of American Cars 1930–1980. New York (Beekman House) 1984. ISBN 0-517-42462-2, S. 461.