Mi Teleférico

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Línea Amarilla

Mi Teleférico (deutsch: meine Seilbahn) ist mit derzeit zehn Linien und 30,431 Kilometern Gesamtlänge das weltweit größte städtische Seilbahnnetz. Die Gondelbahnen erschließen den bolivianischen Regierungssitz La Paz und die Nachbarstadt El Alto und befördern täglich mehr als 300.000 Fahrgäste. Die erste Linie wurde 2014 eröffnet, derzeit befindet sich das Netz weiterhin im Ausbau. Betrieben wird es von der staatlichen Betreibergesellschaft Mi Teleférico.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Netzplan (2019)

Der öffentliche Personennahverkehr in La Paz und El Alto bestand hauptsächlich aus Minibussen. Aufgrund von Verkehrsstaus, die auf die topographisch bedingt schmalen Straßen sowie die dichte Bebauung der beiden Städte zurückzuführen sind, verkehren diese aber zumeist unpünktlich.[1] Zudem bestehen oftmals Hygiene- und Sicherheitsmängel. Der Bau von Trassen für Gleise ist aufgrund der Topographie teilweise nicht möglich.[2] Daher wurde die Errichtung von Luftseilbahnen als Verkehrsmittel zum Personentransport bereits lange in Erwägung gezogen, bevor die Regierung Boliviens im Jahr 2012 das österreichische Seilbahnbauunternehmen Doppelmayr mit dem Bau von zunächst drei Linien zu einem Preis von kolportierten 234,6 Millionen US-Dollar beauftragte.[3] Die Finanzierung erfolgte aus der Staatskasse.[4] Am 30. Mai 2014 eröffnete der damalige bolivianische Präsident Evo Morales die Línea Roja und damit die erste Linie des Netzes für den öffentlichen Betrieb. Sie führt von der Bergstation Jach’a Qhathu in El Alto über die Zwischenstation Ajayuni in La Paz nahe dem städtischen Friedhof zur Talstation Taypi Uta. Die Linie ist 2349 Meter lang, die Fahrt dauert etwa elf Minuten.[5] Am 15. September 2014 wurde mit der Línea Amarilla die zweite Linie eröffnet. Mit 3737 Metern Länge war sie bis zum Bau der Línea Azul die längste. Am 4. Dezember 2014 ging die dritte Linie (Línea Verde) in Betrieb. Die Línea Verde hat eine Länge von 3706 Metern.[6] Damit endete die erste Bauphase des Projekts Mi Teleférico.[7]

Am 3. März 2017 wurde mit der Línea Azul die erste Seilbahn der zweiten Bauphase eröffnet. Der finanzielle Umfang dieser zweiten Bauphase wurde von südamerikanischen Medien auf 560 Millionen US-Dollar geschätzt. Mit dem Bau hatte man bereits 2015 erneut die Firma Doppelmayr beauftragt,[8] für die sich das Projekt Mi Teleférico damit zu einem der größten der Unternehmensgeschichte entwickelte.[7] Geplant waren zunächst fünf weitere Linien, die sich zum Zeitpunkt der Eröffnung der Línea Azul zu einem Großteil bereits in Bau befanden. Die Línea Azul liegt vollständig in El Alto. Durch den Anschluss an die Línea Roja werden weitere Teile der Stadt mit La Paz verbunden. Die Linie ist mit 4893 Metern Länge die längste im gesamten Netz.[9] Am 29. September 2017 folgte mit der Línea Naranja die fünfte Linie.[10] Im Verlauf des Jahres 2018 wurden am 24. März die Línea Blanca[11] sowie der erste Abschnitt der Línea Celeste,[12] am 14. Juli der zweite Abschnitt der Línea Celeste[12] und Ende September die Línea Morada in den öffentlichen Betrieb genommen.[13] Nach Eröffnung der Línea Café am 20. Dezember 2018[14] erfolgte im März 2019 die Inbetriebnahme der Línea Plateada. Diese verbindet Línea Roja, Línea Azul, Línea Morada und Línea Amarilla und schließt damit das letzte Segment des städtischen Seilbahnrings.[15] Mit der Línea Dorada soll eine elfte Linie eröffnet werden.[14] Zudem ist eine Verlängerung der Línea Café um eine weitere Station beabsichtigt, um den Ortsteil Pampahasi in La Paz zu erschließen.[16]

Liniennetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zehn Linien des Mi Teleférico haben eine Gesamtlänge von 30,431 Kilometern und umfassen insgesamt 36 Stationen. Dabei werden Kreuzungsstationen mit der Anzahl der zu ihnen verkehrenden Linien gezählt. Die einzelnen Linien, die durch die Farben ihrer Gondeln unterschieden werden, haben zwischen zwei und fünf Stationen. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt fünf bis sechs Meter pro Sekunde. Die Betriebszeiten sind von Montag bis Samstag zwischen 6 und 23 Uhr und am Sonntag zwischen 7 und 21 Uhr. Die Linien haben grundsätzlich eine Förderleistung von 3000 Personen pro Stunde und Richtung. Eine Ausnahme bilden die Línea Café (2000 Pers./h/Rtg.) und die Línea Celeste (4000 Pers./h/Rtg.). Auf der Línea Morada divergiert die Förderleistung zwischen einzelnen Sektionen von 3000 bis 4000 Personen pro Stunde und Richtung. Im Einsatz sind insgesamt rund 1400 Gondeln mit Platz für jeweils zehn Personen. Die Einseilumlaufbahnen sind kuppelbar, das heißt, dass die Gondeln an den Stationen vom Seil genommen und so für den Ein- und Ausstieg verlangsamt werden.[15]

Linie Stationen Länge
(m)
Höhenunter-
schied (m)
Fahrzeit
(min)
Anzahl
Kabinen
Anzahl
Stationen
Línea Roja
(Rot)
Jach’a Qhathu – Ajayuni – Taypi Uta 2349 412 10,77 109 3
Línea Amarilla
(Gelb)
Qhana Pata – Quta Uma – Supu Kachi – Chuqui Apu 3737 666 16,84 169 4
Línea Verde
(Grün)
Chuqui Apu – Pata Obrajes – Aynacha Obrajes – Irpawi 3706 130 16,84 169 4
Línea Azul
(Blau)
Waña Jawira – Yatina Uta – Suma Qamaña – Qhana Thaki – Jach’a Qhathu 4893 61 20,79 208 5
Línea Naranja
(Orange)
Taypi Uta – Riosinho Pampa – Apachita – Inalmama 2567 307 12,60 126 4
Línea Blanca
(Weiß)
Inalmama – Qhuirwa Uma – Kimsachata – Arce 2847 216 13,14 131 4
Línea Celeste
(Hellblau)
Chuqui Apu – Arce – Cancha Zapata – Prado 2596 180 11,52 152 4
Línea Morada
(Violett)
Jach’a Thaki – Tiquira – Utjawi 4302 490 16,21 190 3
Línea Café
(Braun)
Qhuirwa Uma – Pallqa Thaki 714 20 3,80 26 2
Línea Plateada
(Silber)
Jach’a Qhathu – Tiquira – Qhana Pata 2720 34 11,62 117 3
Línea Dorada
(Golden)
Irpavi  –Achumani – Cota Cota UMSA

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Teleférico La Paz - El Alto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Video: Teleférico: Das dichteste städtische Seilbahnnetz der Welt. (Video) In: W wie Wissen. Das Erste, 28. Oktober 2017, abgerufen am 15. Februar 2020.
  2. Ivo Marusczyk: Seilbahn statt U-Bahn. tagesschau.de, 11. Mai 2019, abgerufen am 15. Februar 2020.
  3. Tobias Käufer: Per Gondel in die City. Stuttgarter Nachrichten, 2. November 2014, abgerufen am 15. Februar 2020.
  4. Erdgas-Millionen für Skilift-Gondeln aus Europa. Welt, 22. Juli 2015, abgerufen am 18. Februar 2020.
  5. Doppelmayr: Doppelmayr baut in La Paz, Bolivien das größte urbane Seilbahnnetz der Welt. Wirtschaftszeit, 9. Juli 2014, abgerufen am 15. Februar 2020.
  6. Bolivien: Größtes urbanes Seilbahnnetz ist in Betrieb. Pressemitteilung von Doppelmayr, 5. Dezember 2014, abgerufen am 15. Februar 2020.
  7. a b Doppelmayr baut Seilbahnnetz in La Paz weiter aus. Kurier, 7. März 2017, abgerufen am 15. Februar 2020.
  8. Elmar Hillebrand: Doppelmayr erhält nächsten Großauftrag aus Bolivien. Wirtschaftsblatt, 6. März 2015, archiviert vom Original am 9. März 2016; abgerufen am 18. Februar 2020.
  9. Doppelmayr: Nächster Meilenstein im weltgrößten urbanen Seilbahnnetz von Doppelmayr: Boliviens Vizepräsident García Linera eröffnet Línea Azul. Wirtschaftszeit, 7. März 2017, abgerufen am 18. Februar 2020.
  10. Präsident Morales eröffnet Línea Naranja in Bolivien. Pressemitteilung von Doppelmayr, 3. Oktober 2017, abgerufen am 18. Februar 2020.
  11. Mi Teleférico inaugura operaciones de emblemática Línea Blanca. La Razón, 24. März 2018, abgerufen am 18. Februar 2020 (spanisch).
  12. a b Suspenden servicio de primera sección de la Línea Celeste del teleférico por cinco días. LA Razón, 2. Juni 2018, abgerufen am 18. Februar 2020 (spanisch).
  13. Doppelmayr baute achte Seilbahnlinie in La Paz. Vorarlberg ORF, 2. Oktober 2018, abgerufen am 18. Februar 2020.
  14. a b La Paz’s Brown Line Prepares to Receive First Passenger. The Gondola Project, 18. Dezember 2018, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  15. a b Doppelmayr vervollständigt weltgrößtes urbanes Seilbahnnetz. Pressemitteilung von Doppelmayr, 12. März 2019, abgerufen am 14. Februar 2020.
  16. Línea Café de Mi Teleférico arrancará operaciones en enero de 2019. Infodiez, 22. November 2018, abgerufen am 20. Februar 2020 (spanisch).